Das NS-Regime nutzte häufig aktiv die Vergangenheit der eigenen Bewegung, um ein Gefühl des Nationalstolzes zu fördern. Den Führern des Regimes war es wichtig, dass die Bewegung als eine dynamische und jugendliche Kraft wahrgenommen wurde, die über ihre Feinde triumphierte. Daher nahmen viele kulturelle Artefakte dieser Zeit Bezug auf wichtige Ereignisse aus der Geschichte der Partei. Die hier abgebildeten Briefmarken stellen den Hitler-Putsch vom 9. November 1923 dar, einen geplanten Versuch, die republikanische Regierung zu stürzen. Von München aus wollten die Nazis einen Angriff auf die Regierung in Berlin starten, in der Hoffnung, Mussolinis Marsch auf Rom nachzuahmen. Der Putsch scheiterte, und seine Anführer, darunter Adolf Hitler, wurden verhaftet und wegen Hochverrats angeklagt. Trotz des Scheiterns des Putsches blieb das Ereignis für die NSDAP von entscheidender Bedeutung: Sogar die „Blutfahne“ – das rote Banner, auf dem das Hakenkreuz prangte – geht auf dieses Ereignis zurück, da das Blut einiger verwundeter Nazis die Fahne, die sie getragen hatten, befleckte. Diese Briefmarken sollten die Deutschen also an die vermeintlichen „heroischen Märtyrer“ von 1923 erinnern.

Bedeutungsvoll war auch der Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung im Jahr 1943. Zwanzig Jahre nach dem Putsch und vier Jahre nach Beginn eines brutalen Krieges suchte das Regime nach Wegen, um Vorstellungen vom Sieg zu verbreiten. Die Bedeutung dieser Briefmarken liegt jedoch auch in der subtilen Art und Weise, in der sie ihre Botschaft vermittelten. Auch heute noch erinnern Briefmarken die Bürgerinnen und Bürger an ein historisches Ereignis oder eine Persönlichkeit, wenn sie einen Brief verschicken wollen. Indem sie eine Erinnerung an die frühen Kämpfe der Partei mit dem Alltag des Jahres 1943 verbanden, dienten diese Briefmarken dazu, die Hoffnung auf den Sieg und das hartnäckige Beharren auf einen deutschen Sieg, zu vermitteln.