Kurzbeschreibung

Am Tag bevor die Ausstellung „Entartete Kunst“ begann, eröffnete Hitler in München die „Große Deutsche Kunstausstellung“ im neuen, von Paul Ludwig Troost (1873–1934) entworfenen Haus der Deutschen Kunst. Es war die erste von insgesamt acht jährlich organisierten Ausstellungen, in denen definiert und demonstriert werden sollte, was „deutsche Kunst“ ist. Die gezeigten Werke wurden in einem öffentlichen Wettbewerb ausgewählt; die Jury aus regimetreuen Künstlern wie Adolf Ziegler, Arno Breker und Karl Albiker wurde jedoch noch einige Wochen vor Ausstellungsbeginn von Hitler durch seinen persönlichen Fotografen Heinrich Hoffmann ersetzt. Zu sehen waren ca. 900 Arbeiten, die sich aus Akt- und Genrebildern, Stillleben, idealisierten Landschaften, mythologischen Szenen, Arbeiter- und Heldenbildern und vor allem Bildnissen des „artreinen“, „arischen“ Menschen zusammensetzten. In seiner programmatischen Eröffnungsrede über die NS-Kunstpolitik und deren Verständnis von „deutscher Kunst“ macht Hitler deutlich, dass innerhalb des NS-Regimes nur propagandataugliche Kunst einen Platz finden wird. Jegliche mit der NS-Ideologie nicht zu vereinbarenden Werke hingegen werden als „entartet“ diffamiert und aus den Museen verbannt.

Hitlers Eröffnungsrede für das Haus der Deutschen Kunst in München (18. Juli 1937)

  • Adolf Hitler

Quelle

Als vor vier Jahren die feierliche Grundsteinlegung dieses Baues stattfand, waren wir uns alle bewußt, daß nicht nur der Stein für ein neues Haus gesetzt, sondern der Grund gelegt werden mußte für eine neue und wahre deutsche Kunst. Es galt, eine Wende herbeizuführen in der Entwicklung des gesamten deutschen kulturellen Schaffens.

Vielen war es schwer gefallen, das Wort „Münchener Glaspalast“ zu verlieren und diesem Neubau auch einen neuen Namen zu geben. Trotzdem fanden wir es damals für richtig, das Haus, das in seinen Räumen die Fortsetzung jener einst berühmtesten deutschen Kunstausstellung erfahren sollte, nicht als neuen Glaspalast, sondern als das „Haus der Deutschen Kunst“ zu proklamieren. Denn gerade dadurch war auch die Frage, ob es denn noch überhaupt eine deutsche Kunst gebe, zu prüfen und zu beantworten.

Der Zusammenbruch und allgemeine Verfall Deutschlands war – wie wir wissen – nicht nur ein wirtschaftlicher oder politischer, sondern ein in vielleicht noch viel größerem Ausmaße kultureller gewesen. Dabei war auch dieser Vorgang nicht durch die Tatsache des verlorenen Krieges allein zu erklären. Solche Katastrophen haben Völker und Staaten sehr oft heimgesucht, und gerade sie sind dann nicht selten der Ansporn für ihre Läuterung und damit innere Erhebung gewesen. Jene Flut von Schlamm und Unrat, die aber das Jahr 1918 an die Oberfläche unseres Lebens gespien hatte, war nicht durch den Verlust des Krieges entstanden, sondern durch ihn nur frei geworden. Ein an sich schon durch und durch verdorbener Körper erfuhr erst durch die Niederlage den ganzen Umfang seiner inneren Zersetzung. Nun, nach dem Zusammenbruch der scheinbar noch in Ordnung befindlichen früheren gesellschaftlichen, staatlichen und kulturellen Formen, begann die darunter schon längst vorhanden gewesene Gemeinheit zu triumphieren, und zwar auf allen Gebieten unseres Lebens.

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Es ist oft die Frage gestellt worden, was denn nun „deutsch sein“ eigentlich heiße. Unter allen Definitionen, die in Jahrhunderten und von vielen Männern darüber aufgestellt worden sind, scheint mir jene wohl am würdigsten zu sein, die es überhaupt nicht versucht, in erster Linie eine Erklärung abzugeben als vielmehr ein Gesetz aufzustellen. Das schönste Gesetz aber, das ich mir für mein Volk auf dieser Welt als Aufgabe seines Lebens vorzustellen vermag, hat schon ein großer Deutscher einst ausgesprochen: „Deutsch sein, heißt klar sein.“ Das aber würde besagen, daß deutsch sein damit logisch und vor allem auch wahr sein heißt. []

Die tiefinnere Sehnsucht nun nach einer solchen wahren deutschen Kunst, die in sich die Züge dieses Gesetzes der Klarheit trägt, hat in unserem Volke immer gelebt. Sie hat unsere großen Maler, unsere Bildhauer, die Gestalter unserer Architekturen, unsere Denker und Dichter, und am allerhöchsten wohl unsere Musiker erfüllt. Als an jenem unglücklichen 6. Juni 1931 der alte Glaspalast in Feuer und Flammen aufging, da verbrannte in ihm ein unsterblicher Schatz einer so wahrhaften deutschen Kunst. Romantiker hießen sie und waren dabei doch nur die schönsten Vertreter jenes deutschen Suchens nach der wirklichen und wahrhaften Art unseres Volkes und nach einem aufrichtigen und anständigen Ausdruck dieses innerlich geahnten Lebensgesetzes.

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In den langen Jahren der Planung und damit der geistigen Aufrichtung und Gestaltung eines neuen Reiches beschäftigte ich mich oft mit den Aufgaben, die uns die Wiedergeburt der Nation besonders auf dem Gebiet ihrer kulturellen Säuberung auferlegen würde. Denn Deutschland sollte ja nicht nur politisch oder wirtschaftlich, sondern in erster Linie auch kulturell wiedererstehen. Ja, ich war und ich bin überzeugt, daß der letzteren für die Zukunft eine noch viel größere Bedeutung zukommen wird als den beiden ersteren. Ich habe immer die Meinung unserer kleinen Geister der Novemberzeit bekämpft und abgelehnt, die jeden großen kulturellen Plan, ja jede große Bauaufgabe schon einfach damit abtaten, daß sich nach ihrer Erklärung ein politisch sowie wirtschaftlich ruiniertes Volk mit solchen Projekten überhaupt nicht belasten dürfte.

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Unter den vielen und zahlreichen Plänen, die mir im Kriege und in der Zeit nach dem Zusammenbruche vorschwebten, befand sich auch der, in München, der Stadt mit der weitaus größten künstlerischen Ausstellungstradition – angesichts des gänzlich unwürdigen Zustandes des alten Gebäudes –, einen neuen großen Ausstellungspalast für die deutsche Kunst zu errichten. Auch an den nunmehr gewählten Platz dachte ich schon vor vielen Jahren. Als aber plötzlich der alte Glaspalast auf so furchtbare Weise sein Ende fand, drohte zu all dem Schmerz über den unersetzlichen Verlust höchster deutscher Kulturwerte auch noch die Gefahr, daß nun durch die Vertreter der schlimmsten Kunstverderbung in Deutschland am Ende eine Aufgabe vorweggenommen würde, die ich so viele Jahre früher schon als eine der notwendigsten gerade dem neuen Reich zugedacht hatte.

Denn die Machtübernahme durch den Nationalsozialismus lag 1931 noch in so unbestimmter Ferne, daß ja kaum eine Aussicht bestand, diesem Dritten Reich den Bau des neuen Ausstellungspalastes vorzubehalten.

Tatsächlich schien es ja auch eine gewisse Zeitlang so zu kommen, als ob die November-Männer der Münchener Kunstausstellung ein Gebäude bescheren wollten, das mit deutscher Kunst ebensowenig zu tun hatte, wie es umgekehrt den bolschewistischen Um- und Zuständen ihrer Zeit entsprochen haben würde. Manche von Ihnen kennen vielleicht noch die Pläne des Hauses, das damals für den jetzt so wunderbar gestalteten Alten Botanischen Garten vorgesehen war. Ein sehr schwer zu definierendes Objekt. Ein Gebäude, das ebensogut eine sächsische Zwirnfabrik wie die Markthalle einer mittleren Stadt, oder unter Umständen auch ein Bahnhof, ebensogut allerdings auch ein Schwimmbad hätte sein können. Ich brauche Ihnen nicht zu versichern, wie ich damals litt bei dem Gedanken, daß zu dem ersten Unglück nun noch außerdem ein zweites kommen würde. Und daß ich daher gerade in diesem Fall aufrichtig erfreut, ja glücklich war über die kleinmütige Entschlußlosigkeit meiner damaligen politischen Gegner. Lag doch in ihr vielleicht die einzige Aussicht, am Ende den Neubau eines Münchener Kunstausstellungspalastes vielleicht doch noch dem Dritten Reich als erste große Aufgabe retten zu können.

Sie werden es nun alle verstehen, wenn mich in diesen Tagen ein wahrhaft schmerzlicher Kummer erfüllt darüber, daß es die Vorsehung nicht gestattet hat, den heutigen Tag mit dem Manne zu erleben, der mir sofort nach der Übernahme der Macht als einer der größten deutschen Baumeister die Pläne auch für dieses Werk entworfen hat. Als ich mich an den bereits die Parteibauten bearbeitenden Professor Ludwig Troost wendete, mit der Bitte, ein Kunstausstellungsgebäude auf diesem Platz zu errichten, da hatte dieser seltene Mann eine Anzahl großgedachter Skizzen bereits ausgeführt für ein solches Gebäude – entsprechend den damaligen Ausschreibungen – auf dem Gelände des Alten Botanischen Gartens. Auch diese Pläne zeigten seine Meisterhand!

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So ist hier ein Haus entstanden, würdig genug, um den höchsten Leistungen der Kunst eine Gelegenheit zu geben, sich dem deutschen Volk zu zeigen. Und so sollte der Bau dieses Hause zugleich mit einen Wendepunkt darstellen und das chaotische Baustümpern, das hinter uns lag, beenden. Ein erster Neubau, der sich würdig einreihen soll in die unsterblichen Leistungen unseres deutschen kunstgeschichtlichen Lebens.

Sie werden aber nun auch verstehen, daß es nicht genügen darf, der bildenden deutschen Kunst dieses Haus zu geben, das so anständig, klar und wahrhaftig ist, so daß wir es schon mit Recht als ein „Haus der Deutschen Kunst“ bezeichnen dürfen, sondern daß nunmehr auch die Ausstellung selbst eine Wende bringen muß gegenüber dem erlebten künstlerischen, bildhauerischen und malerischen Verfall.

Wenn ich mir nun anmaße, hier ein Urteil abzugeben, meine Auffassungen zu äußern und entsprechend diesen Erkenntnissen zu handeln, dann nehme ich zunächst das Recht hierzu in Anspruch nicht nur aus meiner Einstellung zur deutschen Kunst überhaupt, sondern vor allem auch aus meinem eigenen Beitrag, den ich für die Wiederherstellung der deutschen Kunst geleistet habe.

Denn dieser heutige Staat, den ich mit meinen Kampfgefährten in einem langen und schweren Ringen gegen eine Welt von Widersachern erkämpft und aufgerichtet habe, hat auch der deutschen Kunst allein die großen Voraussetzungen für eine neue und starke Blüte gegeben.

Nicht bolschewistische Kunstsammler oder ihre literarischen Trabanten haben die Grundlagen für den Bestand einer neuen Kunst geschaffen oder auch nur den Fortbestand der Kunst in Deutschland sichergestellt, sondern wir, die wir diesen Staat ins Leben riefen und seitdem gewaltige Mittel der deutschen Kunst zur Verfügung stellen, die sie zu ihrer Existenz und zu ihrem Schaffen benötigt, und vor allem: Wir deshalb, weil wir der Kunst selbst neue große Aufgaben zugewiesen haben.

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Denn die Kunst ist nun einmal keine Mode. So wenig wie sich das Wesen und das Blut unseres Volkes ändert, muß auch die Kunst den Charakter des Vergänglichen verlieren, um statt dessen in ihren sich fortgesetzt steigernden Schöpfungen ein bildhaft würdiger Ausdruck des Lebensverlaufs unseres Volkes zu sein. Kubismus, Dadaismus, Futurismus, Impressionismus usw. haben mit unserem deutschen Volke nichts zu tun. Denn alle diese Begriffe sind weder alt noch sind sie modern, sondern sie sind einfach das gekünstelte Gestammel von Menschen, denen Gott die Gnade einer wahrhaft künstlerischen Begabung versagt und dafür die Gabe des Schwätzens oder der Täuschung verliehen hat. Ich will daher in dieser Stunde bekennen, daß es mein unabänderlicher Entschluß ist, genauso wie auf dem Gebiete der politischen Verwirrung nunmehr auch hier mit den Phrasen im deutschen Kunstleben aufzuräumen.

„Kunstwerke“, die an sich nicht verstanden werden können, sondern als Daseinsberechtigung erst eine schwulstige Gebrauchsanweisung benötigen, um endlich jenen Verschüchterten zu finden, der einen so dummen oder frechen Unsinn geduldig aufnimmt, werden von jetzt ab den Weg zum deutschen Volke nicht mehr finden!

Alle diese Schlagworte wie: „inneres Erleben“, „eine starke Gesinnung“, „kraftvolles Wollen“, „zukunftsträchtige Empfindung“, „heroische Haltung“, „bedeutsames Einfühlen“, „erlebte Zeitordnung“, „ursprüngliche Primitivität“ usw., alle diese dummen, verlogenen Ausreden, Phrasen oder Schwätzereien werden keine Entschuldigung oder gar Empfehlung für an sich wertlose, weil einfach ungekonnte Erzeugnisse mehr abgeben. Ob jemand ein starkes Wollen hat oder ein inneres Erleben, das mag er durch sein Werk und nicht durch schwatzharte Worte beweisen. Überhaupt interessiert uns alle viel weniger das sogenannte Wollen als das Können.

Es muß daher ein Künstler, der damit rechnet, in diesem Haus zur Ausstellung zu kommen oder überhaupt noch in Zukunft in Deutschland aufzutreten, über ein Können verfügen. Das Wollen ist doch wohl von vornherein selbstverständlich! Denn es wäre schon das Allerhöchste, wenn ein Mensch seine Mitbürger mit Arbeiten belästigte, in denen er am Ende nicht einmal was wollte. Wenn diese Schwätzer nun aber ihre Werke dadurch schmackhaft zu machen versuchen, daß sie sie eben als den Ausdruck einer neuen Zeit hinstellen, so kann ihnen nur gesagt werden, daß nicht die Kunst neue Zeiten schafft, sondern daß sich das allgemeine Leben der Völker neu gestaltet und daher oft auch nach einem neuen Ausdruck sucht. Allein das, was in den letzten Jahrzehnten in Deutschland von neuer Kunst redete, hat die neue deutsche Zeit jedenfalls nicht begriffen. Denn nicht Literaten sind die Gestalter einer neuen Epoche, sondern die Kämpfer, d. h. die wirklich gestaltenden, völkerführenden und damit geschichtemachenden Erscheinungen. Dazu werden sich aber diese armseligen, verworrenen Pinsler oder Skribenten wohl kaum rechnen. Außerdem ist es entweder eine unverfrorene Frechheit oder eine schwer begreifliche Dummheit, ausgerechnet unserer heutigen Zeit Werke vorzusetzen, die vielleicht vor zehn- oder zwanzigtausend Jahren von einem Steinzeitler hätten gemacht werden können.

Sie reden von einer Primitivität der Kunst, und sie vergessen dabei ganz, daß es nicht die Aufgabe der Kunst ist, sich von der Entwicklung eines Volkes nach rückwärts zu entfernen, sondern daß es nur ihre Aufgabe sein kann, diese lebendige Entwicklung zu symbolisieren.

Die heutige neue Zeit arbeitet an einem neuen Menschentyp. Ungeheure Anstrengungen werden auf unzähligen Gebieten des Lebens vollbracht, um das Volk zu heben, um unsere Männer, Knaben und Jünglinge, die Mädchen und Frauen gesünder und damit kraftvoller und schöner zu gestalten. Und aus dieser Kraft und aus dieser Schönheit strömen ein neues Lebensgefühl, eine neue Lebensfreude!

Niemals war die Menschheit im Aussehen und in ihrer Empfindung der Antike näher als heute.

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Dieser Menschentyp, den wir erst im vergangenen Jahr in den Olympischen Spielen in seiner strahlenden, stolzen, körperlichen Kraft und Gesundheit vor der ganzen Welt in Erscheinung treten sahen, dieser Menschentyp, meine Herren prähistorischen Kunststotterer, ist der Typ der neuen Zeit, und was fabrizieren Sie? Mißgestaltete Krüppel und Kretins, Frauen, die nur abscheuerregend wirken können, Männer, die Tieren näher sind als Menschen, Kinder, die, wenn sie so leben würden, geradezu als Fluch Gottes empfunden werden müßten! Und das wagen diese grausamsten Dilettanten unserer heutigen Mitwelt als die Kunst unserer Zeit vorzustellen, d. h. als den Ausdruck dessen, was die heutige Zeit gestaltet und ihr den Stempel aufprägt.

Man sage nur ja nicht, daß diese Künstler das eben so sehen. Ich habe hier unter den eingeschickten Bildern manche Arbeiten beobachtet, bei denen tatsächlich angenommen werden muß, daß gewissen Menschen das Auge die Dinge anders zeigt als sie sind, d. h. daß es wirklich Männer gibt, die die heutigen Gestalten unseres Volkes nur als verkommene Kretins sehen, die grundsätzlich Wiesen blau, Himmel grün, Wolken schwefelgelb usw. empfinden oder, wie sie vielleicht sagen, erleben. Ich will mich nicht in einen Streit darüber einlassen, ob diese Betreffenden das nun wirklich so sehen und empfinden oder nicht, sondern ich möchte im Namen des deutschen Volkes es nur verbieten, daß so bedauerliche Unglückliche, die ersichtlich am Sehvermögen leiden, die Ergebnisse ihrer Fehlbetrachtungen der Mitwelt mit Gewalt als Wirklichkeit aufzuschwätzen versuchen, oder ihr gar als „Kunst“ vorsetzen wollen.

Nein, hier gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder diese sogenannten „Künstler“ sehen die Dinge wirklich so und glauben daher an das, was sie darstellen, dann wäre nur zu untersuchen, ob ihre Augenfehler entweder auf mechanische Weise oder durch Vererbung zustande gekommen sind. Im einen Fall tief bedauerlich für diese Unglücklichen, im zweiten wichtig für das Reichsinnenministerium, das sich dann mit der Frage zu beschäftigen hätte, wenigstens eine weitere Vererbung derartiger grauenhafter Sehstörungen zu unterbinden. Oder aber sie glauben selbst nicht an die Wirklichkeit solcher Eindrücke, sondern sie bemühen sich aus anderen Gründen, die Nation mit diesem Humbug zu belästigen, dann fällt so ein Vorgehen in das Gebiet der Strafrechtspflege.

Dieses Haus ist jedenfalls für die Arbeiten einer solchen Sorte von Nichtskönnern oder Kunstmißhandlern weder geplant noch gebaut worden.

Hier wurde vor allem aber auch nicht viereinhalb Jahre lang gearbeitet, hier wurden nicht von tausend Arbeitern Höchstleistungen gefordert, um dann Erzeugnisse von Menschen auszustellen, die zu allem Übermaß auch noch faul genug waren, in fünf Stunden eine Leinwand zu beklecksen in der überzeugten Hoffnung, daß die Kühnheit der Anpreisung als genialische Blitzgeburt eines solchen Genies hier schon den notwendigen Eindruck nicht verfehlen und die Voraussetzung für eine Aufnahme schaffen wird. Nein, dem Fleiß der Erbauer dieses Hauses und dem Fleiß seiner Mitarbeiter hat auch der Fleiß jener zu entsprechen, die sich in diesem Hause repräsentieren wollen. Es interessiert mich dabei auch gar nicht im geringsten, ob sich diese Auch-Künstler die von ihnen gelegten Eier dann gegenseitig begackern und damit begutachten oder nicht!

Denn der Künstler schafft nicht für den Künstler, sondern er schafft genauso wie alle anderen für das Volk! Und wir werden dafür Sorge tragen, daß gerade das Volk von jetzt ab wieder zum Richter über seine Kunst aufgerufen wird.

Denn man sage nur ja nicht, daß etwa das Volk für eine wirkliche wertvolle Bereicherung seines kulturellen Lebens kein Verständnis besitze. Längst, ehe die Kritiker dem Genius eines Richard Wagner gerecht wurden, hatte er das Volk auf seiner Seite. Das Volk hat aber umgekehrt in diesen letzten Jahren mit der ihm vorgesetzten sogenannten modernen Kunst überhaupt nichts mehr zu tun gehabt. Es besaß keinerlei Beziehung zu ihr. Die große Masse, sie ging durch unsere Kunstausstellungen gänzlich uninteressiert, oder sie blieb ihnen überhaupt fern. Sie sah in ihrem gesunden Empfinden alle diese Schmierereien als das, was sie sind, als Ausgeburt einer frechen, unverschämten Anmaßung oder einer einfach erschreckenden Unzulänglichkeit. Millionen dieses Volkes haben es instinktiv ganz sicher empfunden, daß das Kunstgestammel dieser letzten Jahrzehnte, das den ungefügen Leistungen von etwa acht- bis zehnjährigen, untalentierten Kindern entsprach, auch unter keinen Umständen etwa als Ausdruck unserer heutigen Zeit oder gar der deutschen Zukunft gewertet werden kann.

Wenn wir heute wissen, daß sich in jedem einzelnen Menschen die Entwicklung von Jahrmillionen in wenige Jahrzehnte zusammengerafft wiederholt, dann sehen wir darin nur den Beweis, daß eine Kunstproduktion, die die Höhe der Leistung von achtjährigen Kindern nicht überschreitet, nicht „modern“ oder gar „zukunftsträchtig“, sondern im Gegenteil höchst altertümlich ist. Denn sie liegt wahrscheinlich noch zurück hinter der Periode, in der steinzeitliche Menschen auf Höhlenwänden ihre geschaute Umgebung einkratzten. Nicht modern also sind diese Stümper, sondern uralte, bedauerlich Zurückgebliebene, für die in dieser modernen Zeit heute kein Platz mehr ist.

Ich weiß daher auch, daß, wenn das deutsche Volk nun durch diese Räume gehen wird, es mich auch hier als seinen Sprecher und Ratgeber anerkennen wird, denn es wird feststellen, daß hier zum erstenmal seit vielen Jahrzehnten nicht der künstlerische Betrug, sondern die ehrliche künstlerische Leistung ihre Würdigung erfahren hat.

So, wie es schon heute seine Zustimmung gibt zu unseren Bauten, so wird es auch innerlich aufatmend sein freudiges Einverständnis ausdrücken zu dieser Reinigung der Kunst.

Und das ist entscheidend: Denn eine Kunst, die nicht auf die freudigste und innigste Zustimmung der gesunden breiten Massen des Volkes rechnen kann, sondern sich nur auf kleine – teils interessierte, teils blasierte – Cliquen stützt, ist unerträglich. Sie versucht das gesunde, instinktsichere Gefühl eines Volkes zu verwirren, statt es freudig zu unterstützen.

Sie schafft daher nur Ärger und Verdruß, und es mögen sich daher diese kläglichen Wichte ja nicht darauf berufen, daß auch die großen Meister der Vergangenheit zu ihrer Zeit ebenfalls nicht verstanden worden seien. Nein, im Gegenteil. Es waren höchstens Kritikaster, also auch wieder Literaten, die als Quäler und Peiniger dieser Genies außerhalb ihres Volkes standen. Wir aber sind jedenfalls der Überzeugung, dass das deutsche Volk seinen kommenden wirklichen großen deutschen Künstlern einst wieder mit vollem und freudigem Verständnis gegenüberstehen wird. Es soll aber vor allem wieder werten die anständige Arbeit und den redlichen Fleiß sowie das Bemühen, aus tiefstem deutschem Herzensgrund unserem Volk und seinem Gemüt entgegenzukommen und ihm zu dienen. Und dies ist auch eine Aufgabe unserer Künstler. Sie können sich nicht abseits von ihrem Volke halten, wenn sie nicht in kurzer Zeit ihr Weg in eine Vereinsamung führen muß.

So ist diese Ausstellung heute ein Anfang. Allein wie ich überzeugt bin, der notwendige und erfolgversprechende Anfang, um auch auf diesem Gebiet jene segensreiche Wendung herbeizuführen, wie sie uns auf so vielen anderen Gebieten schon gelang. Denn darüber möge sich niemand täuschen: Der Nationalsozialismus hat es sich nun einmal zur Aufgabe gestellt, das Deutsche Reich und damit unser Volk und sein Leben von all jenen Einflüssen zu befreien, die für unser Dasein verderblich sind. Und wenn auch diese Säuberung nicht an einem Tage erfolgen kann, so soll sich doch keine Erscheinung, die an dieser Verderbung teilnimmt, darüber täuschen, daß auch für sie früher oder später die Stunde der Beseitigung schlägt.

Mit der Eröffnung dieser Ausstellung aber hat das Ende der deutschen Kunstvernarrung und damit der Kulturvernichtung unseres Volkes begonnen.

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Allein das Haus der Deutschen Kunst zu München ist gebaut vom deutschen Volk für seine deutsche Kunst.

Ich kann heute zu meiner großen Freude feststellen, daß sich aber schon jetzt neben den vielen anständigen, bisher terrorisierten und unterdrückten, aber im tiefsten Grund immer deutsch geblichenen älteren Künstlern auch neue Meister in unserer Jugend ankündigen. Ein Gang durch diese Ausstellung wird Sie vieles finden lassen, was Sie wieder als schön und vor allem als anständig anspricht und was Sie als gut empfinden werden. Ganz besonders war das Niveau der eingeschickten graphischen Arbeiten von vornherein ein durchschnittlich außerordentlich hohes und damit befriedigendes.

Viele unserer jungen Künstler aber werden aus dem Gebotenen nunmehr den Weg, den sie zu gehen haben, erkennen, vielleicht aber auch neue Anregungen aus der Größe der Zeit, in der wir alle leben, empfangen und vor allem den Mut erhalten zu einer wirklich fleißigen und damit am Ende auch gekonnten Arbeit.

Und wenn erst einmal auf diesem Gebiet wieder die heilige Gewissenhaftigkeit zu ihrem Rechte kommt, dann wird, daran zweifle ich nicht, der Allmächtige aus der Masse dieser anständigen Kunstschaffenden wieder einzelne emporheben zum ewigen Sternenhimmel der unvergänglichen gottbegnadeten Künstler großer Zeiten. Denn wir glauben nicht, daß etwa mit den großen Männern vergangener Jahrhunderte die Zeit der schöpferischen Kraft begnadeter einzelner beendet und statt dessen in Zukunft eine solche der kollektiven breiigen Masse treten wird! Nein! Wir glauben, daß gerade heute, da auf so vielen Gebieten höchste Einzelleistungen sich bewähren, auch auf dem Gebiet der Kunst der höchste Wert der Persönlichkeit wieder sieghaft in Erscheinung treten wird.

Ich kann daher auch keinen anderen Wunsch aussprechen in diesem Augenblick, als den, daß es dem neuen Haus vergönnt sein möge, in seinen Hallen in den kommenden Jahrhunderten wieder viele Werke großer Künstler dem deutschen Volk offenbaren zu können, um so nicht nur beizutragen zum Ruhm dieser wahrhaften Kunststadt, sondern zur Ehre und Stellung der ganzen deutschen Nation.

Ich erkläre damit die große deutsche Kunstausstellung 1937 zu München für eröffnet!

Quelle: Hitlers Rede zur Eröffnung der „Großen Deutschen Kunstausstellung“ im Haus der Kunst, München, Völkischer Beobachter, 19. Juli 1937, S. 1ff. Auszüge aus dieser Rede befinden sich in Max Domarus, Hitler: Reden und Proklamationen 19321945, Band I: Zweiter Halbband (1935–1938). R. Löwit: Wiesbaden, 1973, S. 706–10.