Am Tag bevor die Ausstellung „Entartete Kunst“ begann, eröffnete
Hitler in München die „Große Deutsche Kunstausstellung“ im neuen, von
Paul Ludwig Troost (1873-1934) entworfenen Haus der Deutschen Kunst. Es
war die erste von insgesamt acht jährlich organisierten Ausstellungen,
in denen definiert und demonstriert werden sollte, was „deutsche Kunst“
ist. Die gezeigten Werke wurden in einem öffentlichen Wettbewerb
ausgewählt; die Jury aus regimetreuen Künstlern wie Adolf Ziegler, Arno
Breker und Karl Albiker wurde jedoch noch einige Wochen vor
Ausstellungsbeginn von Hitler durch seinen persönlichen Fotografen
Heinrich Hoffmann ersetzt. Zu sehen waren ca. 900 Arbeiten, die sich aus
Akt- und Genrebildern, Stillleben, idealisierten Landschaften,
mythologischen Szenen, Arbeiter- und Heldenbildern und vor allem
Bildnissen des „artreinen“, „arischen“ Menschen zusammensetzten.
Der folgende illustrierte Bericht über die „Große Deutsche
Kunstausstellung“ erschien am 22. Juli 1937 in der
Berliner Illustrirten Zeitung. Wie
die Überschrift andeutet, sollten die abgebildeten Werke, die allesamt
in der Ausstellung gezeigt wurden, „richtunggebend für die deutsche
Kunst“ sein. Jede Abbildung ist von einer Bildunterschrift begleitet,
die das Kunstwerk gemäß nationalsozialistischer Ästhetik und
Weltanschauung lobt. Hinsichtlich der Besucherzahlen war die „Große
Deutsche Kunstausstellung“ längst nicht so erfolgreich wie die
Ausstellung „Entartete Kunst“: während seiner viermonatigen Laufzeit zog
sie pro Tag durchschnittlich 3.200 Besucher an, während die
„Schmähausstellung“ in München durchschnittlich mehr als 20.000 Besucher
pro Tag anzog.
Abbildungen und Bildunterschriften
Linke Seite:
„Taunuslandschaft” von Hermann Gradl=Nürnberg (links)
Der
unterfränkische Künstler begann seine Laufbahn als Kunstgewerbler, und
aus dem Kunsthandwerk brachte er den Sinn für handwerkliches Können,
Schlichtheit und Fleiß mit. Das im Haus der Deutschen Kunst
ausgestellten Gemälde „Taunuslandschaft“ ist ein Beispiel bester
deutscher Landschaftsmalerei.
„Bauerngruppe” von Adolf Wissel=Hannover (rechts oben)
Ein Maler
des deutschen Menschen, der – im Sinne der alten Meister arbeitend – uns
innig vom Geheimnis des deutschen Antlitzes erzählt. Der
Reichsbauernführer Walther Darré ist Besitzer mehrerer Bilder des
Künstlers.
„Terpsichore” von Adolf Ziegler (rechts unten)
Das Gemälde des
Präsidenten der Reichskammer der bildenden Künste ist eine für den
Künstler charakteristische Arbeit, die seinen starken Willen zu klarer
Form betont.
Rechte Seite:
„Segler” von Karl Leipold=Berlin (links oben)
Ihn zog die
Unendlichkeit des Meeres schon früh in die Welt hinaus. Er erlebte das
Meer als schöpferisches Weltenwasser, man nennt ihn den „Wikinger mit
dem Pinsel“.
„Die letzte Handgranate” von Elk Eber=München (links
unten)
Erschütternd erzählt dieser Kopf im Stahlhelm, wie der
Künstler die große Schule des Weltkrieges, aus der so viele führende
Männer des neuen Deutschland hervorgegangen sind, erlebt, bestanden und
zuletzt in großartiger Vision gestaltet hat.
„Der Führer” von Heinrich Knirr=München (rechts oben)
Der über
70-jährige Künstler hat hier ein Beispiel seiner Bildnismalerei gegeben,
die die gute alte Münchener Porträtkunst charakterisiert. Das Gemälde
ist aus Bildnisstudien im Zusammensein mit dem Führer entstanden und
befindet sich im Besitz des Reichkriegsministers.
„Erwachen” von Richard Klein=München (rechts unten)
Wie in
seinen Plaketten, von denen der Führer aus seinem Privatbesitz mehrere
Stücke zur Ausstellung in das Haus der Deutschen Kunst kommen ließ,
zeigt sich Professor Klein auch in diesem Gemälde als ein Meister in
beherrschter Formgestaltung.