Quelle
I. Rede vor der Presse über die Errichtung des Reichspropagandaministeriums (15. März 1933)
Ich sehe in der Einrichtung des neuen Ministeriums für Volksaufklärung und Propaganda insofern eine revolutionäre Regierungstat, als die neue Regierung nicht mehr die Absicht hat, das Volk sich selbst zu überlassen. Diese Regierung ist im wahrsten Sinne des Wortes eine Volksregierung. Sie ist aus dem Volke hervorgegangen und wird immer die Vollstreckerin des Volkswillens sein. Ich verwahre mich auf das leidenschaftlichste dagegen, daß diese Regierung der Ausdruck irgendeines reaktionären Wollens sei, daß wir Reaktionäre wären. […] Wir wollen vielmehr dem Volke geben, was dem Volke gebührt, allerdings in einer anderen Form, als es im demokratischen Parlamentarismus geschah.
In dem neueingerichteten Ministerium für Volksaufklärung und Propaganda sehe ich die Verbindung zwischen Regierung und Volk, den lebendigen Kontakt zwischen der nationalen Regierung als der Ausdrucksform des Volkswillens und dem Volke selbst. Wie wir in den vergangenen Wochen erlebt haben, daß sich in steigendem Maße eine politische Gleichschaltung zwischen der Reichspolitik und der Länderpolitik vollzogen hat, so sehe ich die erste Aufgabe des neuen Ministeriums darin, nunmehr eine Gleichschaltung zwischen der Regierung und dem ganzen Volke herzustellen. Ich glaube nicht, daß wir unser Ziel mit einer 52prozentigen parlamentarischen Mehrheit erreicht haben würden. Eine Regierung, die so große, einschneidende Maßnahmen treffen muß wie die unsrige, könnte auf die Dauer im Volke nicht die Rückendeckung finden, deren sie für diese einschneidenden Maßnahmen bedarf, wenn sie sich damit zufriedengeben wollte. Sie muß vielmehr alle propagandistischen Vorbereitungen treffen, um das ganze Volk auf ihre Seite zu ziehen. Wenn diese Regierung entschlossen ist, niemals zu weichen, niemals, nimmer und unter keinen Umständen, dann braucht sie sich nicht der toten Macht der Bajonette zu bedienen, dann wird sie auf die Dauer nicht damit zufrieden sein können, 52 Prozent hinter sich zu wissen, um damit die übrigbleibenden 48 Prozent zu terrorisieren, sondern sie wird ihre nächste Aufgabe darin sehen, die übrigbleibenden 48 Prozent für sich zu gewinnen.
[…]
Es genügt nicht, die Menschen mit unserem Regiment mehr oder weniger auszusöhnen, sie zu bewegen, uns neutral gegenüberzustehen, sondern wir wollen die Menschen so lange bearbeiten, bis sie uns verfallen sind, bis sie auch ideenmäßig einsehen, daß das, was sich heute in Deutschland abspielt, nicht nur hingenommen werden muß, sondern auch hingenommen werden kann.
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Denn Propaganda ist nicht Selbstzweck, sondern Mittel zum Zweck. Wenn nun mit diesem Mittel der Zweck erreicht worden ist, dann ist das Mittel gut; ob es in jedem Falle nun scharfen ästhetischen Forderungen entspricht oder nicht, ist dabei gleichgültig. Wenn dieser Zweck aber nicht erreicht worden ist, dann ist dieses Mittel eben schlecht gewesen. Der Zweck unserer Bewegung war, Menschen zu mobilisieren, Menschen zu organisieren und für die nationalrevolutionäre Idee zu gewinnen. Dieser Zweck – das kann niemand, auch der Böswilligste nicht bestreiten – ist erreicht worden, und damit ist das Urteil über unsere propagandistischen Methoden ausgesprochen worden. Das neue Ministerium hat keinen anderen Zweck, als die Nation geschlossen hinter die Idee der nationalen Revolution zu stellen. Wird der Zweck erreicht, dann mag man über meine Methoden den Stab brechen; das wäre vollkommen gleichgültig, denn das Ministerium hat dann mit seinen Arbeiten den Zweck erreicht. Wird aber der Zweck nicht erreicht, dann könnte ich zwar beweisen, daß meine Propagandamethoden allen ästhetischen Gesetzen genügen, aber dann hätte ich lieber Theaterregisseur oder Direktor einer Kunst-Akademie werden sollen, aber nicht Minister eines Ministeriums für Volksaufklärung und Propaganda.
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Die wichtigsten Aufgaben dieses Ministeriums müssen folgende sein: Zunächst müssen alle propagandistischen Unternehmungen und alle volksaufklärenden Institutionen des Reiches und der Länder zentral in einer Hand vereinigt werden. Es muß ferner unsere Aufgabe sein, diesen propagandistischen Einrichtungen einen modernen Impuls einzuhauchen und sie mit der Jetztzeit in Übereinstimmung zu bringen. Es darf der Technik nicht überlassen bleiben, dem Reich voranzulaufen, sondern das Reich muß mit der Technik gehen. Das Modernste ist gerade gut genug. Wir leben nun einmal in dem Zeitalter, wo Massen hinter einer Politik stehen müssen. […] Die modernen Volksführer müssen moderne Volkskönige sein, sie müssen die Masse verstehen, brauchen der Masse aber nicht nach dem Munde zu reden. Sie haben die Pflicht, der Masse zu sagen, was sie wollen, und der Masse das so klarzumachen, daß diese es auch versteht. […]
Quelle: Rede vor der Presse über die Errichtung des Reichspropagandaministeriums (15. März 1933), in Joseph Goebbels, Revolution der Deutschen: 14 Jahre Nationalsozialismus. Oldenburg, 1933, S. 135–50.
II. Ansprache an die Intendanten und Direktoren der Rundfunkgesellschaften, Berlin, Haus des Rundfunks (25. März 1993)
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Das Ministerium hat die Aufgabe, in Deutschland eine geistige Mobilmachung zu vollziehen. Es ist also auf dem Gebiet des Geistes dasselbe, was das Wehrministerium auf dem Gebiet der Wache ist. Deshalb wird dieses Ministerium auch Geld beanspruchen, wird auch Geld bekommen, denn das sieht jetzt jedermann in der Regierung ein: daß die geistige Mobilmachung ebenso nötig, vielleicht noch nötiger ist als die materielle Wehrhaftmachung des Volkes. Beweis: Wir waren 1914 materiell wehrhaft gemacht wie kein anderes Volk, – was uns fehlte, das war die die materielle Wehrhaftmachung, grundierende geistige Mobilmachung im Lande und in den anderen Ländern. Wir haben nicht den Krieg verloren, weil unsere Kanonen versagt hätten, sondern weil unsere geistigen Gewehre nicht schossen. Weil man Männer mit der Aufklärung der Welt über Deutschland beschäftigt hat, die davon gar nichts verstanden. Weil man glaubte, das könnte irgendein Geheimrat machen, ohne damit innere Verbindlichkeit zur Zeit selbst zu haben. Nein, das müssen Männer machen, die aus dem Volke hervorgegangen sind und die das Volk verstehen.
[…]
Ich halte den Rundfunk für das allermodernste und für das allerwichtigste Massenbeeinflussungsinstrument, das es überhaupt gibt. Ich bin auch der Meinung, daß – man soll das nicht laut sagen –, ich bin der Meinung, daß der Rundfunk auf die Dauer die Zeitung verdrängen wird.
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Erstes Gesetz: Nur nicht langweilig werden. Das stelle ich allem anderen voraus.
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Also glauben Sie nicht, daß Sie nun die Aufgabe haben, Gesinnung zu machen, in Patriotismus zu tuen, Märsche herunterschmettern zu lassen und nationale Gedichte vortragen zu lassen, – nein, das ist nicht der Sinn dieser Umstellung. Sondern Sie müssen mithelfen, eine nationalistische Kunst und Kultur ans Licht der Welt zu bringen, die wirklich auch dem modernen Tempo und dem modernen Zeitempfinden entspricht. Gesinnung muß sein, aber Gesinnung braucht nicht Langeweile zu bedeuten. Und es ist Ihnen damit, daß Sie die Aufgabe haben, national sich zu betätigen, nicht ein Freibrief für die Langeweile mitgegeben. Das muß nun die Phantasie machen, – die Phantasie, die sich nun auf diesem Boden bewegt und nun all die Mittel und Methoden in Anspruch nimmt, um die neue Gesinnung modern und aktuell und interessant und ansprechend den breiten Massen zu Gehör zu bringen: interessant, lehrreich, aber nicht belehrend. Der Rundfunk soll niemals an dem Wort kranken: Man merkt die Absicht, und man wird verstimmt.
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Ich lege Ihnen eine große Verantwortung in Ihre Hand, denn Sie halten in dieser Hand das modernste Massenbeeinflussungsinstrument, was es überhaupt gibt. Mit diesem Instrument machen Sie öffentliche Meinung. Machen Sie das gut, dann werden wir das Volk gewinnen, und machen Sie das schlecht, dann wird das Volk am Ende von uns wieder weglaufen.
[…]
Quelle: Deutsches Rundfunk Archiv (DRA), Nr. C 1117 (77’ 50”); abgedruckt in Helmut Heiber, Hrsg., Goebbels-Reden. Bd. I, 1931–1939. Düsseldorf, 1971, S. 90, 94, 95, 106–07.