Quelle
Quelle: Leo Baeck Institute, Elisabeth Lunau Collection, AR 6461.
Zu den ersten Opfern des neuen NS-Regimes gehörten die politischen Gegner der NSDAP. Bereits kurz nach der Machtübernahme begannen das Regime und dessen Parteiorgane damit, Sozialisten und Kommunisten und insbesondere die politischen Führungspersonen der SPD und KPD zu verhaften. Linke Aktivisten wurden in „wilden“ Gefängnissen festgehalten, wo sie geschlagen, gefoltert und in einigen Fällen ermordet wurden. Während einige entlassen wurden und zu ihren Familien zurückkehrten, oft mit Anzeichen schwerer Misshandlung, wurde andere in die neu entstehenden Konzentrationslager verschleppt, wo politische Gefangene anfangs den Großteil der Häftlinge ausmachten. Dabei handelte es sich nicht um Vernichtungslager, obwohl einige Häftlinge dort während ihrer Haft starben.
Zu diesen politischen Gefangenen zählte auch Ludwig Marum, ein bekanntes SPD-Mitglied, der 1914 in die Partei eingetreten war und in der Weimarer Republik als Abgeordneter im Reichstag saß. Als offener Gegner des NS-Regimes wurde Marum am 10. Mai 1933 in Karlsruhe verhaftet. Zwei Monate später wurde er gemeinsam mit anderen SPD-Mitgliedern in das KZ Kislau deportiert, wo er 1934 ermordet wurde. Auf diesem Bild eines unbekannten Fotografen ist Marum auf einem Lastwagen zwischen SS-Männern zu sehen. Das NS-Regime machte aus Marums Verhaftung und KZ-Haft ein öffentliches Spektakel, um zu demonstrieren, dass es in der Lage war, sein Versprechen, die „öffentliche Ordnung“ wiederherzustellen, zu halten, nämlich indem es diejenigen verfolgte, denen es vorwarf, Deutschland ins Chaos gestürzt zu haben. Auf dem Bild sitzt Marum hinten auf dem Lastwagen und blickt nach außen. Diese bewusste Inszenierung stellte ihn zur Schau, um ihn und andere Sozialisten zu demütigen; gleichzeitig sollte es auch einschüchternd auf andere Regimegegner wirken, um sie zum Schweigen zu bringen.
Quelle: Leo Baeck Institute, Elisabeth Lunau Collection, AR 6461.