Quelle
Quelle: Otto Helmut, Volk in Gefahr: der Geburtenrückgang und seine Folgen für Deutschlands Zukunft. München: J. F. Lehmanns Verlag, 1934, S. 29.
Otto Spatz (1900–1989) war ein deutscher Buchhändler, Verleger, und Autor, der unter dem Pseudonym Otto Helmut veröffentlichte. Er war zudem aktives Mitglied der Gesellschaft für Rassenhygiene. Nachdem die Gesellschaft sich 1937 mit der NSDAP vereinte, wurde Spatz aktives Parteimitglied. Als Rassenhygieniker glaubte Spatz, dass die „arische Rasse“ sich in ständiger Bedrohung befand. Diese Illustration stammt aus seinem 1934 veröffentlichten Buch Volk in Gefahr und beschreibt die vermeintliche Bedrohung. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung erlebte Deutschland eine sinkende Geburtenrate, ein Problem, mit dem sich die meisten westeuropäischen Länder seit dem Ende des Ersten Weltkriegs konfrontiert sahen. Die Nationalsozialisten sahen in der sinkenden Geburtenrate allerdings eine Bedrohung der „arischen Rasse“. Spatz behauptet hier, dass nicht nur Juden und Sinti und Roma mehr Nachwuchs zeugten als die vom Regime erwünschten „arischen“ Familien. Auch Familien von kriminell vorbestraften Männern oder solche, in denen die Väter nicht präsent waren sowie Familien mit behinderten Kindern vermehrten sich angeblich stärker als die klassische deutsche Familie, was eine Bedrohung für die deutsche „Rasse“ darstelle.
Statistiken wie diese dienten dazu, eine Reihe von Verfolgungsmaßnahmen zu rechtfertigen, so z.B. die Zwangssterilisation unerwünschter Bevölkerungsmitglieder. Gleichzeitig führte das NS-Regime Darlehen für junge Paare ein und zwang verheiratete Frauen, sogenannte Doppelverdiener, ihre Erwerbstätigkeit aufzugeben, um so die „idealen“ Paare zu Heirat und Kinderzeugung zu bewegen. Für diejenigen Bevölkerungsmitglieder, die als wertvoll angesehen wurden, vertrat das Regime eine extrem pronatalistische Politik; für die als wertlos erachteten hingegen eine Politik der Verfolgung und der Ausgrenzung.
Quelle: Otto Helmut, Volk in Gefahr: der Geburtenrückgang und seine Folgen für Deutschlands Zukunft. München: J. F. Lehmanns Verlag, 1934, S. 29.