Kurzbeschreibung

Johann Wilhelm Ludowici (1896–1983) war gelernter Ziegelmacher, NSDAP-Funktionär und Stellvertreter des Chefideologen der Nazi-Partei, Alfred Rosenberg. Er war ebenfalls Mitglied des Kampfbundes für deutsche Kultur, einer nationalistischen politischen Gesellschaft aus der Weimarer Zeit, die bis in die NS-Zeit bestand. Diese Karte aus Das Deutsche Siedlungswerk, Ludowicis Buch von 1936 über Bevölkerungswachstum und die Ansiedlung des deutschen Volkes im Osten, zeigt das frühe Interesse des Regimes an Bevölkerungstransfers und Umsiedlungen. Die Karte zeigt Deutschland als umgeben von bedrohlichen und minderwertigen Rassen. Diese multirassische Front bestand aus Afrikanern, die Deutsche aus dem Süden „bedrohten“, Slawen aus dem Osten und Mongolen aus dem Fernen Osten.

Schon früh war das NS-Regime bestrebt, Europa nach rassischen Gesichtspunkten neu zu ordnen, mit dem Ziel, mehr „Lebensraum“ für die deutsche Rasse zu schaffen. Diese Landkarte mit eingezeichneten „Rassenfronten“ zeigt die Gebiete, in denen Nazi-Deutschland potenziellen Lebensraum sah. Bemerkenswert ist auch die Tatsache, dass Ludowicis Karte rassische Bedrohungen für Deutschland weiter entfernt als Osteuropa wahrnahm – nämlich auch in Asien und Afrika. Dies macht deutlich, dass der Blick der Nazis auch über den europäischen Kontinent hinausging.

Karte der ,,Rassen-Fronten“ (1936)

Quelle

Quelle: J. W. Ludowici, Das deutsche Siedlungswerk. 2. Aufl., Heidelberg: Carl Winter’s Universitätsbuchhandlung, 1937, S. 18