Kurzbeschreibung

Schwarzwaldmädel war ein großer Erfolg des Heimatfilm-Genres, der innerhalb des ersten Jahres nach seinem Erscheinen zwischen vierzehn und sechzehn Millionen Zuschauer in die Kinos lockte; es war der erfolgreichste Film der Nachkriegszeit. Der Film gilt als Anfangspunkt der Dominanz des Heimatfilms an den Kinokassen des folgenden Jahrzehnts. Einer der Gründe für die Popularität des Films und die Popularität des Heimatfilmgenres im Allgemeinen lag in den neuen Möglichkeiten des Farbfilms. Schwarzwaldmädel legte großen Wert auf Farbe, und wie in der Rezension erwähnt, verwendeten die Filmemacher Szenen, die speziell darauf ausgerichtet waren, Farbe zu zeigen – Szenen von rauschenden Bällen und Eisrevuen, aber auch Aufnahmen des Schwarzwaldes in voller Blüte. Die Farbgestaltung in diesem Film und im Genre des Heimatfilms im Allgemeinen betonte die natürliche Schönheit der deutschen Landschaft und formte das Genre zu dem eskapistischen Genre, als das es bekannt wurde.

Filmkritik zu Schwarzwaldmädel (13. September 1950)

Quelle

Neue Filme: „Schwarzwaldmädel“

Der erste deutsche Farbfilm nach dem Kriege, mit Spannung erwartet und nun im Turm-Palast gestartet. Den Stoff gab Neidhart-Jessels gleichnamige Operette, die anno 1917 die Gemüter unserer Mütter in angenehme Wallungen brachte. Gemüt ist auch heute noch Trumpf bei dieser Leinwandübertragung, trotz aller turbulenten Erweiterungen, die sich Bobby E. Lüdtge einfallen ließ—und die „Mädle aus dem Schwarzen Wald“ behaupten sich siegreich gegen alle musikalischen Aktualisierungen von Frank Fox. Treibende Kraft bei diesem Film aber scheint weder Stoff noch Musik gewesen zu sein, sondern die Farbe, Farbe um jeden Preis. Eisrevue, Bühnenball, Spielbankszenen in Baden-Baden, schwäbisches Volksfest—der farbigen Möglichkeiten hat man eine schier übermäßige Fülle geschaffen. Die Farben aber sind—leider muß das gesagt werden—noch nicht so, daß man sie als natürlich empfindet, und das Bild-Nacheinander wird noch nicht zum nahtlosen filmischen Ablauf, wie er in der Ueberblendungs-Technik des Schwarz-Weiß-Films Selbstverständlichkeit geworden ist. Trotzdem gibt es Prachtszenen, den Festzug etwa mit dem großen Trachtenaufgebot sowie eine Fülle von intimen Interieurs. Die technischen Schwierigkeiten sind groß, man sieht es an diesem Film. Weder Hans Deppe als Regisseur, noch die Schauspieler konnten sie vergessen machen. Ihnen allen, Sonja Ziemann, Rudolf Prack, selbst so ausgeprägten Typen wie Hörbiger, Kampers und Richter, haftet etwas Schemenhaftes an, gegen das sich einzig Gretl Schörg und der unverwüstliche Ernst Waldow stemmen können. Aber Schwierigkeiten sind da, um überwunden zu werden—lassen wir uns von dem zweiten deutschen Farbfilm überraschen!

Quelle: „Neue Filme ‚Schwarzwaldmädel‘“, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13. September 1950, S. 10.