Kurzbeschreibung

Die Reaktionen der Kritiker auf Heimatfilme waren oft unterschiedlich, wie diese Rezension in der westdeutschen Frankfurter Allgemeinen Zeitung zeigt: Sie lobt das Drehbuch für seine kurzweilige und enthusiastische Behandlung der Themen und lobt, der Film werde für einige Momente der Schönheit und Melancholie der Heidelandschaft gerecht, doch kritisiert der Autor anschließend, der Film rutsche schnell in „Postkartenkitsch“ ab und argumentiert, der Film sei letztlich ärgerlich und auf Massenwirkung ausgelegt. Die heutige Beurteilung des Genres ist im Allgemeinen in zwei Lager geteilt: ein kritisches Lager, das dem Genre ähnliche Kritikpunkte wie Eskapismus, Verleugnung und Kitsch vorwirft, und ein Lager, das argumentiert, die zahlreichen Filme des Genres versuchten, eine sich verändernde Landschaft zwischen Modernität und Tradition zu verhandeln. In dieser Rezension wird erwähnt, dass ein Teil des Films vor der Kulisse des Sudetengebirges spielt, was ein wichtiges Thema des Heimatfilms hervorhebt: Berglandschaften waren für das Genre von zentraler Bedeutung. Berge boten dem Publikum ein Bild von unberührter, intakter Heimat, die eine traditionelle Ordnung und einen geistigen Zufluchtsort vor der Realität darstellte, aber auch an die Bergfilme der 1920er Jahre erinnerte, in denen Berge zum Synonym für unberührte Natur wurden.

„Postkartenkitsch“: Kritik des Films Grün ist die Heide (19. November 1951)

Quelle

Heide mit Kino-Orgel: Der Film, „Grün ist die Heide“

Ein paar Augenblicke kann man in diesem Film meinen, er werde der Schönheit und der Melancholie der Heidelandschaft gerecht. Da gibt es mitunter Bilder, die auch im Farblichen etwas von ihrem verhangenen Reiz, ihrer Ferne und Einsamkeit verspüren lassen. Aber dann kommt der Postkartenkitsch, und die Kino-Orgel beginnt zu wimmern, und aus ist‘s mit der freundlichen Vision. Der Vorspann mit den Namen schon ist sinnigerweise wie auf Birkenholz geschnitzt; und was wäre schließlich die Heide ohne Hermann Löns! So wird er zu Gitarrengezupf eifrig hergenommen: „Grün ist die Heide“ und die Rosemarie, nach der sieben Jahre das Herz schrie, gehen einem nicht mehr aus den Ohren. Und es gibt Volksfeste mit Trachten, und auch die Heimatvertriebenen spielen eine Rolle und dürfen ein Lied aus dem Riesengebirge singen. Fix und eifrig hat das Drehbuch alles zu verarbeiten gewußt: die Sehnsucht des vertriebenen Gutsbesitzers nach dem verlorenen Grund und Boden, die Jagdleidenschaft, die ihn zum Wildern bringt, und so nebenbei die ganze Flüchtlingsproblematik, mit Haut und Haaren. Daß das so mit „Herzeleid“ und Singsang vor sich geht (am erfreulichsten sind die drei Strolche, die auch mitspielen), macht die Sache so ärgerlich; vermutlich aber, nach alter Erfahrung, nur für wenige. Die Menge wird ergriffen wie stets, ihre Lieblinge wiederzusehen: Willy Fritsch und Rudolf Prack, Sonja Ziemann, Maria Holst, Otto Gebühr, Hans Richter, Ernst Waldow und wie sie sonst heißen. (Regie: Hans Deppe.) Was wollen Sie denn? Es ist doch so schön!

Quelle: „Heide mit Kino-Orgel: Der Film ‚Grün ist die Heide‘“, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19. November 1951, S. 4.