Quelle
Heide mit Kino-Orgel: Der Film, „Grün ist die Heide“
Ein paar Augenblicke kann man in diesem Film meinen, er werde der Schönheit und der Melancholie der Heidelandschaft gerecht. Da gibt es mitunter Bilder, die auch im Farblichen etwas von ihrem verhangenen Reiz, ihrer Ferne und Einsamkeit verspüren lassen. Aber dann kommt der Postkartenkitsch, und die Kino-Orgel beginnt zu wimmern, und aus ist‘s mit der freundlichen Vision. Der Vorspann mit den Namen schon ist sinnigerweise wie auf Birkenholz geschnitzt; und was wäre schließlich die Heide ohne Hermann Löns! So wird er zu Gitarrengezupf eifrig hergenommen: „Grün ist die Heide“ und die Rosemarie, nach der sieben Jahre das Herz schrie, gehen einem nicht mehr aus den Ohren. Und es gibt Volksfeste mit Trachten, und auch die Heimatvertriebenen spielen eine Rolle und dürfen ein Lied aus dem Riesengebirge singen. Fix und eifrig hat das Drehbuch alles zu verarbeiten gewußt: die Sehnsucht des vertriebenen Gutsbesitzers nach dem verlorenen Grund und Boden, die Jagdleidenschaft, die ihn zum Wildern bringt, und so nebenbei die ganze Flüchtlingsproblematik, mit Haut und Haaren. Daß das so mit „Herzeleid“ und Singsang vor sich geht (am erfreulichsten sind die drei Strolche, die auch mitspielen), macht die Sache so ärgerlich; vermutlich aber, nach alter Erfahrung, nur für wenige. Die Menge wird ergriffen wie stets, ihre Lieblinge wiederzusehen: Willy Fritsch und Rudolf Prack, Sonja Ziemann, Maria Holst, Otto Gebühr, Hans Richter, Ernst Waldow und wie sie sonst heißen. (Regie: Hans Deppe.) Was wollen Sie denn? Es ist doch so schön!
Quelle: „Heide mit Kino-Orgel: Der Film ‚Grün ist die Heide‘“, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19. November 1951, S. 4.