Quelle
Quelle: Foto, 1957. Fotograf/in: Siegert. © Bundesarchiv Bild 183-43545-0010
Im Gegensatz zur BRD wurden die Themen Flucht und Vertreibung im
öffentlichen Diskurs der DDR unterdrückt. In der SED-Diktion hießen
Flüchtlinge und Vertriebene „Umsiedler“, Vertriebenenorganisationen
waren als revanchistisch verboten. Zwar hatte die SED-Regierung 1950 ein
sozialpolitisch orientiertes „Umsiedlergesetz“ erlassen, das bis 1953 in
Kraft blieb und finanzielle Unterstützung für „Umsiedler“ bot, doch
bestand die Realität eher in Assimilationszwang als tatsächlicher
Integration. Zudem standen die aus Osteuropa Geflüchteten und
Vertriebenen wegen ihrer oft kritischen Haltung gegenüber der
Sowjetunion häufig unter Beobachtung durch die Stasi. Die DDR-Propaganda
versuchte, mit „Erfolgsgeschichten“ wie der hier wiedergegebenen, dieser
Realität entgegenzuwirken.
Das Foto stammt aus dem Bestand der
offiziellen DDR-Bilderagentur Zentralbild, die sämtliche ostdeutschen
Medien belieferte. Die Originalbildunterschrift lautet: „Umsiedler aus
der CSR fand neue Heimat in der DDR. Ganz im Gegensatz zur
Adenauer-Regierung, wo gewissenlose Politiker alles daransetzen, das
Lebensniveau der Umsiedler so tief wie möglich zu halten, um sie für
ihre Revanchepolitik mißbrauchen zu können, ist die Regierung der DDR
ständig bemüht, diesen Menschen eine neue Heimat zu geben. Der jetzt
28jährige Erhard Schmidt siedelte vor einigen Jahren aus der CSR in die
DDR über und arbeitete in der Landwirtschaft. 1950 begann er seine
Arbeit als Richthelfer im Stahl- und Walzwerk Riesa und legte später
seine Prüfung als Profilwalzer ab. Dieses Ziel konnte er durch den
Besuch der Betriebsvolkshochschule erreichen. Durch gute Arbeit und
seine Zuverlässigkeit wurde er dann als Betriebskontrolleur eingesetzt.
Für mehrere Verbesserungsvorschläge, die er einbrachte, wurde er bereits
2 Mal als Aktivist ausgezeichnet. So fand der ehemalige Umsiedler, der
mit seiner Familie heute ein Haus der Arbeiterwohnungsbau-Genossenschaft
mit Garten bewohnt, eine neue Heimat und eine gesicherte Existenz in der
Deutschen Demokratischen Republik. UBz: Abends hilft Erhard Schmidt
oftmals noch seiner Tochter Elvira bei den Hausaufgaben.“
Quelle: Foto, 1957. Fotograf/in: Siegert. © Bundesarchiv Bild 183-43545-0010