Kurzbeschreibung

Im November 2006 wurde der Hauptgefreite Björn Uwe Schulz einer von rund 9.000 Soldaten, die im Auftrag der Bundeswehr im Ausland tätig waren. Ein Reporter der Wochenzeitung Die Zeit begleitete ihn in den drei Monaten, in denen er sich auf seinen Auslandseinsatz in Afghanistan vorbereitete.

Der Auslandseinsatz (2. November 2006)

  • Henning Sußebach

Quelle

Schulz zieht in den Krieg

Wie ein 20-jähriger Hauptgefreiter aus Berlin auf die Mission in Afghanistan vorbereitet wird – eine Geschichte aus einer Armee, für die Auslandseinsätze Alltag geworden sind.

Am Ende wird er aufstehen und seinen Helm nehmen, wie er es in Gedanken schon so oft getan hat. Er wird in eine Reihe von Soldaten treten, von denen vielen die Jungenhaftigkeit noch ins Gesicht geschrieben steht, und wird, wie immer, aus der Menge ragen, blass wie der Mond, die Haare rot, die Linien weich, ums Kinn ein dünner Bart. Der Hauptgefreite Björn Uwe Schulz, 20 Jahre alt, Versorger im Panzergrenadierbataillon 421, ehedem stationiert in Brandenburg an der Havel, nun abkommandiert auf den Flughafen von Köln-Wahn, wird schließlich – am 10. November um acht Uhr früh – in den grauen Airbus draußen auf dem Rollfeld steigen; das Flugziel ist Usbekistan. Von dort wird Schulz in einer Transall der Bundeswehr nach Afghanistan gebracht, nach Kabul. Zum Schluss im steilen Sinkflug, um möglichem Beschuss zu entgehen. Vier Monate wird Schulz der ISAF angehören, der International Security Assistance Force, einer Armee aus 37 Nationen, die Afghanistan Frieden bringen soll. Und sei es mit Waffen.

Seine Mutter wird wieder weinen beim Abschied, und Schulz wird wieder sagen, sie solle aufhören damit, wie ein Teenager, dem seine Eltern ein wenig peinlich sind. So ist das seit Wochen zwischen Mutter und Sohn. Ein stilles Familienleiden hinter den Nachrichten, die immer verworrener werden.

Vierzig Jahre lang war die Bundeswehr im deutschen Alltag kaum zu sehen, sie saß im Wald die Zeit ab, bis der Kalte Krieg zu Ende ging, ohne dass ein Schuss fiel. Doch nun steht da Schulz, Jahrgang 1986, schwer beladen mit Marschgepäck und Verantwortung. Schulz, ein deutscher Jedermann. Schulz wie Müller, Meier, Schmidt. Einer von fast 200.000 jungen Deutschen, die mittlerweile Dienst im Ausland geleistet haben. 9000 Bundeswehrsoldaten sind an dem Tag, da Schulz ins Flugzeug steigt, unterwegs, in Afghanistan und Bosnien, im Kosovo und Kongo, vor der Küste des Libanons und am Horn von Afrika, als Beobachter in Georgien, Eritrea, dem Sudan. Ihre Aufträge haben sperrige Namen, ISAF, KFor, EUFor, Unifil, Unmee, Unomig, Kürzel, so kompliziert wie die Welt mit ihren schmutzigen Konflikten, die die Bundeswehr beenden soll. Die Politik hat, wie es ihre Art ist, schönere Begriffe gefunden, sie spricht von „humanitären“, „friedenssichernden“ und „friedenserzwingenden“ Einsätzen, immer öfter auch von „robusten Mandaten“, zumal in Afghanistan, wo die Bundeswehr in der neuen Zeit der kleinen, heißen Kriege 21 von 63 Soldaten verloren hat. Es ist, als hätten wir einen Augenblick nicht hingesehen, währenddessen sind Losziehen, Schlichten, Schützen, Sich-in-Gefahr-Begeben zu einem deutschen Alltagsmotiv geworden. Und mittendrin steht Schulz. Wie ist er dorthin geraten?

Bei der ersten Begegnung ist Schulz nicht mehr als ein Name und ein noch sehr kurzer Lebenslauf aus der Schublade seines Kompaniekommandanten: Schulz, Björn Uwe; geboren am 23. Mai 1986 in Berlin/West, ledig, mittlere Reife, Sohn eines Tankstellenpächters, Einzelhandelskaufmann mit Fachrichtung Mineral- und Schmierstoffe, Führerscheine B, C1, C, Hobby: Feinmechanik. Und er ist derjenige, der sich bereit erklärt hat, sich auf seinem Weg nach Afghanistan von der ZEIT begleiten zu lassen, drei Monate lang, bis zum Abflug.

Es ist August, das Land, noch schwarz-rot-gold geschmückt und weltmeisterschaftsbeglückt, ereifert sich über das späte SS-Geständnis des Günter Grass. Die Meldung, dass Bundeswehrsoldaten im Kongo in heftige Schusswechsel geraten sind, kommt gegen diese Aufwallung nicht an.

Schulz und seine Kompanie haben in Sachsen-Anhalt Quartier bezogen, in Klietz an der Elbe, in einer Kaserne, weiß und schön wie ein Museumsdorf. Am Schwarzen Brett jedoch warnen böse Nachrichten: Die Elbländische Terrororganisation ETO, heißt es da, gewinne an Macht, begünstigt durch Drogenhandel. Elbländische Warlords haben das Land unter sich aufgeteilt, Frauen werden unterdrückt, Männer hingerichtet, immer wieder gibt es Anschläge auf Bundeswehrpatrouillen. Die Soldaten hätten eigentlich nur die Hauptstadt Stendal unter Kontrolle.

Seit dem Morgen läuft Schulz auf einer „Infanteriebahn“ durch dieses Fantasie-Afghanistan, in dem es von der Küche her nach Gulasch riecht. Seine Ausbilder haben vier Stationen aufgebaut, einen Testlauf für den Terrorkampf, mit Stoppuhren stehen sie unter Birken. Schulz muss Gewehre zusammensetzen und einen verletzten Soldaten bergen. Er muss den Satz „Ich stehe 500 Meter südlich des Gefechtsstandes und habe zwei feindliche Schützen aufgeklärt“ für den Funk verschlüsseln und danach ein militärisches Quiz lösen: Wie viel Strich hat der Marschkompass? Wie viele Patronen passen ins P8-Magazin? Wie lautet der Kampfschrei der 1. Kompanie? Was heißt PAGNAAPPF? In Afghanistan wird keine Zeit für lange Worte sein. Schulz muss rennen, rennen, rennen, seine Füße platschen beim Laufen, er hat riesige Schuhe, Größe 49/50. Auf seinem Rücken schlenkert das Gewehr, der Sommer hat seinen Nacken gerötet. Man sieht, dass es ihm Spaß macht hier.

„Draußen ist jeder für sich, da ist Gleichgültigkeit“, sagt Schulz während einer Pause auf die Frage, warum er sich für die Bundeswehr entschieden hat. „Draußen ist jeder für sich“ – das ist einer seiner ersten Sätze, gesprochen in einem kehligen Berliner Tonfall. Schulz sitzt auf einer Bank in der Sonne, ringt noch nach Luft. Seine Stimme ist überraschend leise für seinen großen Körper. Elf Monate ist er jetzt beim Militär, einer, der vor seinen Kameraden das Wort „Angst“ hinter einem Schutzwall aus Begriffen wie „Respekt“ und „Aufmerksamkeit“ versteckt und seine Entscheidung für den Einsatz zunächst nur sehr lakonisch kommentiert. „Ob das jetzt Afghanistan, Usbekistan oder Iran ist, ist mir eigentlich egal.“ Schulz spricht über sich, als sähe er sich selbst in einem Film, dessen weitere Handlung ihn unweigerlich nach Kabul führt, das fällt gleich auf, bei ihm, bei allen jungen Soldaten hier, die in der Mittagspause den Dreck aus ihren Stiefeln treten, als kämen sie gerade von einem Fußballplatz.

Man kann in Schulz’ Kompanie tagelang nach Sorgen fragen, niemand gibt ein Echo. Wer die deutsche Diskursgesellschaft verlässt und die Bundeswehr besucht, die direkt Beteiligten am neuen Weltszenario, die unteren Ränge, macht eine Reise in eine Kultur demonstrativer Gleichgültigkeit. Wahrscheinlich wird man nur so Soldat. Wahrscheinlich kann man nur so Soldat bleiben. Allerdings keimt auch eine erste Ahnung, dass die Armee für manchen Schutz vor dem ist, was Schulz „da draußen“ nennt.

Schulz steht auf, er muss wieder los. Die nächste Übung heißt „Hubschrauber einweisen“. Mit den Armen rudernd, steht Schulz auf einer Wiese. Er weiß zu diesem Zeitpunkt, dass er in Kabul für Camp Warehouse eingeteilt ist, das internationale ISAF-Feldlager. Seine Vorgesetzten haben ihn in der Materialgruppe eingeplant: neue Waffen rein, alte Waffen raus. Schulz soll eine Materialschlacht für den Frieden schlagen, während seine Kameraden auf Patrouille gehen, Polizisten ausbilden, Entwicklungshelfer schützen. Schulz wird mit seinem gepanzerten Fuchs-Transporter auf der Route Violet zwischen Feldlager und Flughafen pendeln, 20 Minuten von einem Wachtturm des Westens zum anderen Wachtturm des Westens, dazwischen: Afghanistan.

Schulz ist am Computer mit GoogleEarth mal hingeflogen und auf ein wirres Geschachtel von Häusern hinabgestürzt. Sein Major sagt, dass es im November in Kabul eiskalt sein wird, auf 1800 Meter Höhe. Schulz kniet da gerade in flirrendem Baumschatten. Die Tage in Klietz wirken wie ein Sportfest. Am Ende wird Schulz in seiner Gruppe Neunter von vierzehn. In den Bäumen singen die Vögel, Schulz ist umgeben vom Soundtrack des Friedens. Der Einsatz ist noch fern wie ein Gewitter.

Unterdessen gehen in einem Waldstück 80 Kilometer weiter östlich, im Einsatzführungskommando der Bundeswehr bei Potsdam, wo hohe Militärs aus einer abhörsicheren Kommandozentrale heraus die weltweiten Einsätze koordinieren, besorgniserregende Nachrichten ein: In Afghanistan wird der Takt der Attentate immer schneller. Die Taliban sind zurück. In den Lageberichten ist das Land nicht mit der Farbe Grün gekennzeichnet wie Bosnien, auch nicht gelb wie der Kosovo. Afghanistan ist rot, und Rot bedeutet: „Lage nicht sicher, nicht stabil.“

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Als Schulz erzählt, wie er in diese Kaserne geraten ist, in seine Stube, in seine Uniform, dann klingt das so, als habe er sich seit 1989 zielstrebig hierher verirrt. In einem deutschen Vorort wie Lichtenrade konnte man die Welt leicht unterschätzen. „Das Leben war Party“, sagt Schulz mit einem schüchternen Lächeln, das verrät, dass ihm das heute etwas unangenehm ist. Doch damals war Politik nur Schulstoff, war Vergangenheit oder fernes, absurdes Welttheater, „im Nahen Osten zum Beispiel: Attentäter hier und Attentäter da“. Schulz erinnert sich an Kriege, die im Fernsehen nicht bedrohlich aussahen: „Erst wird ein amerikanischer Kampfjet von einem Flugzeugträger katapultiert – und dann kommt er wieder.“ In sein Bewusstsein schlug das Weltgeschehen erst ein, als er vor fünf Jahren aus der Schule kam und Raumschiff Enterprise sehen wollte, dann aber auf RTL den ersten Turm einstürzen sah und dachte, als der zweite fiel, er sehe in Zeitlupe wieder den ersten. Schulz spürte am 11.September 2001 zum ersten Mal, „dass die Welt echt böse ist“. Ein halbes Jahrhundert Wohlstandsruhe und Weltstillstand waren zu Ende.

In den Medien machte das Wort „Globalisierung“ Karriere, in der Schule hörte Schulz, wie wenig Jobs es draußen gebe. Die Politik sprach von der Bundeswehr als „Interventionsarmee“, Schulz rückte zum Grundwehrdienst ein. Als er am 1. Oktober 2005 Rekrut wurde, war Deutschland längst in einen Weltwettkampf geraten, nicht nur wirtschaftlich, auch politisch, demografisch, militärisch.

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Drei Wochen vor dem Abflug fällt im Panzergrenadierbataillon 421 das Wort „Afghanistan“ so oft, dass alle nur noch „Afga“ sagen. Es ist Mitte Oktober. Schulz schiebt einen Einkaufswagen durch die Kaserne. Er muss zur Einkleidung, er hat einen Laufzettel bekommen, auf dem steht, dass er „zwei Feldjacken, Tropen“ und „zwei Paar Kampfschuhe heiß/trocken“ erhält. In einer Halle warten Frauen in Kittelschürzen vor deckenhohen Regalen voller Stiefel, Helme, Hosen. Mit engen Augen blicken sie über ihre Brillen, schätzen Schulz ab wie früher die Verkäuferinnen bei C&A, verschwinden und kommen mit einem Stapel Uniformen wieder.

Schulz tauscht an diesem Tag den alten dunkelgrünen „Fleckentarn“ der Bundeswehr gegen den neuen sandgrauen „Wüstentarn“. Es sind die Farben des Staubes und der Hitze, die er über seinen blassen Körper zieht, die Farben der Golfkriege. Die Bundeswehr trägt nicht mehr das Grün des deutschen Waldes, sie trägt die Farben des Weltkrisenherdes. Bundeswehr – wie alt der Name plötzlich klingt.

Schulz ist sehr müde in letzter Zeit. Er geht um neun ins Bett und träumt dann Träume, die er früher nicht kannte: Er steht mitten in einer Party. Er besucht seine Eltern zu Hause. Er träumt Normalität. Und er liest im Koran. Er will nichts falsch machen. Er hat gelernt, mit der P1 zu schießen, mit der P8, dem G36 und dem MG3. Er hat gelernt, sich mit Laub zu tarnen, zu funken und Lkw zu fahren. Er kann einen Satz Pashtu: „Melgäro Mellatuna – Dreesch, ka ne se dasee kawum!«, lautmalerisch für: „Vereinte Nationen – stehen bleiben, oder ich schieße!“

Er hat wie ein Schüler in der „Landeskunde Afghanistan“ gesessen, auf dass er ein politisch korrekter Soldat werde, falls das möglich ist. Er hat gelernt, dass Afghanistan ein „Land der Distanzunterschreitung“ ist, in dem ihm Kinder sehr nahe rücken werden. Er hat gelernt, dass er bei einem Unfall keine verletzte Frau berühren darf, auch wenn sie vor seinen Augen stirbt. Dass ein Topf am Straßenrand auch eine Bombe sein kann. Und dass der Moment, in dem er beim Blick aus seinem Wagen sieht, dass er gefilmt wird, der Augenblick seines Todes sein könnte, weil al-Qaida ihre Attentate filmt.

Manchmal schreckt er auf. „Was, wenn ich ein Schaf überfahre? Ein Kind?“ Er wird nicht viel sehen durch die Luken seines Panzerwagens. Schulz hat so viel gehört, gelesen, geübt, doch am Ende wird sein Leben auch vom Zufall abhängen. Ob er einen Meter weiter links oder rechts fährt, ob der Topf am Straßenrand wirklich nur ein Topf ist, ob er zur falschen Zeit am falschen Ort ist. Ist das Krieg?

Schulz weiß jetzt, dass er Tankstellenpächter werden möchte wie sein Vater, wenn er zurück ist. Aber er muss da jetzt durch, er möchte es auch, „ich will zeigen, mir ist die Welt nicht scheißegal“. Das kann nicht jeder Besserwisser mit Abitur von sich behaupten.

Am nächsten Morgen marschiert Schulz mit zweihundert Mann durch einen lichten Nebel zum Abschiedsappell. Die erste Kälte des Winters ist da. Atemwolken stehen vor den Gesichtern der Soldaten. Zweihundert Silhouetten stehen stramm, eine von ihnen ist Schulz, allein mit seinen Gedanken. Er hat sein Testament geschrieben. Alles geht an seine Schwester. Vorn sagt ein Oberst: „…ist der Auslandseinsatz ein nicht ungefährlicher Einschnitt in das Leben unserer Soldaten … im Auftrag des deutschen Volkes…“ Ein Marsch wird gespielt. Den Jahresbeitrag für den Modellbauverein hat er schon überwiesen. Er muss noch Weihnachtsgeschenke für seine Eltern kaufen, sein Auto abmelden. In seiner Lebensversicherung sind aktives und passives Kriegsrisiko abgesichert. Jetzt tritt die Oberbürgermeisterin nach vorn, eine kleine Frau auf hohen Absätzen, und überreicht ein Ortsschild der Stadt Brandenburg.

Als die Nationalhymne verhallt, beginnen für die Soldaten die „Kuschelwochen“, verordneter Abschiedsurlaub in den Familien.

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In den Tagen vor dem Abflug treibt Schulz in einem Ozean aus Zeit. Er fährt mit seinem Vater zum Hochseefischen nach Heiligenhafen, doch sie brechen ab, die Wellen sind zwei Meter hoch. Schenkt seiner Mutter eine Brosche. Lässt Fotos von sich und der Schwester machen. Trifft so viele Freunde, wie er kann. Was Alltag war, ist nun Leben.

Plötzlich liegen an der Tankstelle des Vaters diese Zeitungen aus: Soldaten in Wüstentarn, Soldaten mit Totenschädeln, Soldaten wie Hooligans. In Afghanistan eilen Bundeswehrmajore in die Moscheen und bitten die Imame, ihre Freitagsgebete nicht zu wütend zu gestalten. Das Verteidigungsministerium will Panzer nach Masar-i-Scharif verlegen, falls Evakuierungen nötig sein sollten. Martina Schulz schreibt eine E-Mail an die Bild-Zeitung mit dem Wunsch, ihren Sohn durch neue Fotos nicht noch mehr zu gefährden; die Antwort liegt am nächsten Tag am Kiosk. Die Medien rufen „Schock!“ und „Skandal!“ Der Minister spricht erstmals von „Rückzug“, wenn auch aus Bosnien.

Schulz lackiert noch ein U-Boot-Modell.

Er will jetzt keine Angst haben. In wenigen Tagen wird er am Flughafen sein, auf seinem Weg aus kindlicher Geschichtsgeborgenheit in die Brutalitäten der Welt. In seinem Rucksack der erste Teil des Herrn der Ringe. In seinem Kopf die flehentliche Bitte der Mutter: Mach dich unsichtbar. Auf seinem Helm die guten Wünsche seiner Freunde und Familie. „Ich vermisse Dich jetzt schon“, „Komm wieder“, „Big sister is watching you … Anica.“ So wird er dort warten, Björn Uwe Schulz, 20 Jahre alt, ein Soldat aus Deutschland. Trotz seiner Angst vor Spritzen geimpft gegen Polio, Diphtherie, Hepatitis, Meningokokken, Masern, Mumps, Röteln, Influenza, Tetanus, Typhus und Tollwut.

Am Freitag, dem 10. November, kurz vor neun Uhr, wird sein Flugzeug abheben und bald im Herbsthimmel über Köln verschwunden sein. Es wird keine Meldung in den Nachrichten geben. Doch seine Mutter hat das Radio eingeschaltet.

Quelle: Henning Sußebach, „Schulz zieht in den Krieg. Wie ein 20-jähriger Hauptgefreiter aus Berlin auf die Mission in Afghanistan vorbereitet wird – eine Geschichte aus einer Armee, für die Auslandseinsätze Alltag geworden sind“, Die Zeit, Nr. 45, 2. November 2006.