Kurzbeschreibung

Am 10. November 1989, einen  Tag nach der Maueröffnung, veranstaltete der West-Berliner Senat spontan eine Kundgebung, um das Ereignis zu feiern. Auch Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) reiste nach Berlin und sprach bei der Kundgebung vor dem Rathaus Schöneberg. Er erinnerte an die Opfer, die ihr Leben an der Mauer lassen mussten und mahnte zu Geduld und Besonnenheit, was die nächsten Schritte in den deutsch-deutschen Beziehungen angeht.  Neben Kohl sprachen auf der Kundgebung auch Berlins Regierender Bürgermeister Walter Momper, Alt-Kanzler Willy Brandt (beide SPD), sowie Außenminister Hans-Dietrich Genscher (FDP). Dieser Clip aus der Tagesschau zeigt kurze Ausschnitte der Reden Mompers, Brandts und Kohls.

Der Tag nach der Maueröffnung: Kundgebung vor dem Schöneberger Rathaus (10. November 1989)

Quelle

/Momper: Unsere ganze Stadt  und alle ihre Bürgerinnen und Bürger werden diesen 9. November 1989 nie mehr vergessen. Das war der Moment, auf den wir so lange gewartet haben. 28 Jahre lang, seit dem Bau der Mauer am 13. August 1961, haben wir diesen Tag herbeigesehnt und herbeigehofft. Wir Deutschen sind jetzt das glücklichste Volk auf der Welt.

Dieses Kapitel der Geschichte, das wird vom Volk der DDR selbst geschrieben. Wir beglückwünschen die Bürgerinnen und Bürger der DDR zu ihrer friedlichen und demokratischen Revolution. Gestern war nicht der Tag der Wiedervereinigung, sondern der Tag des Wiedersehens in unserer Stadt.

 

/Brandt: Es ist sicher, dass nichts im anderen Teil Deutschlands wieder so werden wird wie es war. Die Winde der Veränderung, die seit einiger Zeit über Europa ziehen, haben an Deutschland nicht vorbeiziehen können. Meine Überzeugung war es immer, dass die betonierte Teilung und dass die Teilung durch Stacheldraht und Todesstreifen gegen den Strom der Geschichte standen.

Berlin wird leben und die Mauer wird fallen.

 

/Kohl: Wer wie wir, die wir gerade aus Warschau hergekommen sind, dort empfunden hat, was der Reformprozess in Ungarn und in Polen möglich gemacht hat, der weiß, dass es jetzt gilt, mit Bedachtsamkeit Schritt für Schritt den Weg in die gemeinsame Zukunft zu finden. Denn es geht um unsere gemeinsame Zukunft, es geht um die Freiheit für uns alle und vor allem für unsere Landsleute drüben in der DDR, in allen Bereichen ihres Lebens.

[. . .] Geben Sie den Weg frei für die Willensbildung des Volkes durch das Volk und für das Volk.

Quelle: Tagesschau, 10. November 1989. tagesschau.de
https://www.tagesschau.de/multimedia/video/video-ts-134792.html

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