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15. KAPITEL
WIE ICH ANTISEMIT WURDE
Im Winter 1885 wohnte ich dem Reichsgründungskommers des V. d. St. (Vereins Deutscher Studenten) in Leipzig bei. Hofprediger Adolf Stöcker war der Festredner. Er begann: „Liebe junge Freunde! Wie Sie hören, bin ich stockheiser. Ich kann nur noch krächzen. Aber ich will krächzen wie die Raben vom Kyffhäuser von des Reiches Herrlichkeit!“ Diese ersten Worte, die aus Stöckers Munde kamen, blieben eingemeißelt in mein junges Gehirn. Waren sie doch für mich das erste Zeugnis von einer Redegabe, wie sie seit Lassalle in Deutschland nicht wieder aufgetreten war. Wie unerhört bildhaft konnte dieser Mann sprechen! Als der Pfarrer an der Berliner Sophienkirche, Walter Burckhardt, im Alter von 27 Jahren gestorben war, hielt ihm Stöcker die Leichenrede. Burckhardt, schön wie ein junger Gott und hochbegabt, war der Lieblingsschüler des von ihm schwärmerisch verehrten Meisters gewesen. Stöcker, der kinderlose Mann, richtete den Blick auf den Sarg: „Er war mir wie ein Sohn, in meiner Arbeit meine rechte Hand. Die ist nun abgehauen.“ Da brach dem harten Mann die Stimme. Der ganzen Versammlung stand das Herz still und gingen die Augen über. Redegabe ist bekanntlich selten in Deutschland. Stöcker besaß sie in ihrer wertvollsten Ausprägung: immer in der dem Milieu angepaßten Form sprechen zu können. Auf der Kanzel oder beim Festmahl, am Grabe oder am Taufbecken, in der Synode oder im Parlament, in der von Gegnern gefüllten Volksversammlung oder vor den getreuen Schäflein eines Missionsvereins – stets war seine Rede der Hörerschaft adäquat.
Vielfach wurde behauptet, Stöcker habe bei einem großen Schauspieler Unterricht in der Redekunst genommen. Bei ihm war nämlich in der Tat alles in Einklang: Inhalt der Rede, Haltung, Geste, Miene, Stimme. Aber das war kein Kunstprodukt. Dieser Mann brauchte keine rednerische Unterweisung. Alles war Natur, beherrschte Natur. Darum wirkte es überwältigend, daß selbst im skeptischen Parlament alles wie gebannt an seinem Munde hing.
Man konnte Stöcker hassen, man konnte ihn lieben, gleichgültig konnte ihm gegenüber niemand bleiben. Ein Jahrzehnt hindurch habe ich ihn geliebt. Immer, wenn ich wankend zu werden begann, schlug mich die Betörung seiner Rede wieder in Bann. Wenn ich noch so sehr an einer seiner politischen Kundgebungen Anstoß genommen hatte, – saß ich dann am Sonntag unter seiner Kanzel in der Stadtmissionskirche, so wurden meine Sinne wie benebelt. Verzaubert blieb ich im Zauberberg.
Sonntag abend aber wußte Stöcker das Letzte, was sich an Zweifel im Laufe der Woche bei seinen Anhängern eingestellt hatte, zu zerstören. Er, der durch seine Heirat ein reicher Mann geworden war, hatte ein offenes Haus. Sonntag abend pflegte er an einer reich, wenn auch nicht üppig besetzten Tafel 20 bis 30 seiner Freunde um sich zu sammeln. Namentlich die Jugend war stark vertreten, dazu die Gesinnungsgenossen aus dem Reich, die gerade in Berlin weilten. Dann wurden die Tagesfragen durchgesprochen.
Stöcker war kein Causeur im Stil des Fürsten Bülow, aber ein Erzähler von faszinierendem Reiz, manchmal von drastischer Derbheit, immer von scheinbar grenzenloser Offenherzigkeit. Wir hatten das Gefühl, von ihm in alle möglichen Geheimnisse hinter den Kulissen eingeweiht zu werden. Nichts aber schmeichelt einem jungen Menschen mehr, als wenn er von einer Größe des öffentlichen Lebens ins Vertrauen gezogen zu werden glaubt. Als Redakteur seiner Tageszeitung „Das Volk“, als Vorsitzender der Christlich-Sozialen Partei des 6. Berliner Wahlkreises, als sein Wahlmacher in Siegen, hatte ich alle paar Tage mit Stöcker zu tun. Er hielt mich für ein brauchbares Werkzeug, wie ich oft von Freunden aus dem Lande hörte, die mir von schmeichelhaften Äußerungen Stöckers über mich berichteten. Meine Eitelkeit wurde bedenklich genährt, als ich von einer Unterhaltung mit meinem Großonkel Philipp Kühne in Wanzleben Kenntnis erhielt. Der hatte mich verspottet: „Das ist ein Weltbeglücker mit einem Vogel.“ Worauf ihm Stöcker erwiderte: „Hat er einen Vogel, so ist es ein Adler.“
Mit grenzenloser Hingabe hing ich an Stöcker. Was mich noch besonders an ihn fesselte, war die Maßlosigkeit der Angriffe, die gegen ihn gerade in Fällen gerichtet wurden, wo er nach meiner Kenntnis der Dinge ganz im Recht war.
Da war die Affäre mit dem „Scheiterhaufenbrief“, der als Abgrund der Verworfenheit in der ganzen Linkspresse hingestellt worden war. Es war ein Brief, in dem Stöcker seinem Freunde von Hammerstein auseinandersetzte, wie er die „Kreuzzeitung“ redigieren solle, um den jungen Kaiser von Bismarck und der 1887 inaugurierten Politik des konservativ-nationalliberalen Kartells abzubringen und für eine reine Rechtspolitik zu gewinnen. Gewiß, mit der Vorschrift der Bibel: „Deine Rede sei ja, ja, nein, nein, was darüber ist, ist vom Übel“, war der Brief nicht in Einklang zu bringen. Aber er war doch nur die Empfehlung einer bestimmten Taktik, und ohne Taktik ist Politik überhaupt nicht möglich. Ehrenrührig war der Brief bestimmt nicht.
Vor allem jedoch empörte mich, daß Stöcker als „Meineidspastor“ beschimpft wurde, weil er in einem Prozeß geschworen hatte, einen Mann nie gesehen zu haben, von dem sich herausstellte, daß er einmal in einer Versammlung Stöcker entgegengetreten war. Natürlich war der Eid objektiv falsch. Aber subjektiv daraus Stöcker einen Strick zu drehen, schien mir infam. Wer selbst in hunderten von Versammlungen gesprochen hat, weiß, wie leicht einem die Erinnerung an nebensächliche Diskussionsreden verloren gehen kann.
Was mich allmählich an Stöcker irremachte und später in offenen Gegensatz zu ihm trieb, waren ganz andere Dinge. Er war ein Demagoge, freilich ein Demagoge hohen Ranges, aber eben doch bereit, die agitatorische Wirkung über die Sache selbst zu stellen. Seine neue Partei hatte er unter dem Namen Christlich-Soziale Arbeiterpartei ins Leben gerufen, um die Arbeiter der Sozialdemokratie zu entreißen. Bei den proletarischen Massen versagte seine Beredsamkeit, bei dem proletarisierten Mittelstand zündete sie. Und zwar zündeten bei diesen Handwerkern und Kleinkaufleuten besonders seine, erst nur beiläufigen kritischen Bemerkungen über das Judentum, während seine sozialen Ausführungen meist über die Köpfe hinweggingen.
Da stellte er sich um. Immer breiteren Raum nahm der Antisemitismus in seinen Reden ein, ohne daß er dabei je angeben konnte, was er eigentlich gegen die Juden getan wissen wollte.
Als orthodoxer Christ war er nämlich ein erklärter Gegner des Rassestandpunktes. Viele Jahre hindurch habe ich Stöcker für einen ehrlichen Sozialpolitiker gehalten. Das war es ja gerade, was mich innerlich mit ihm zusammenband. Aber allmählich wurde ich in diesem Punkte an ihm irre. Er war nicht dazu zu bringen, gegen das Sozialistengesetz Stellung zu nehmen, obwohl es doch schreiendste Ungerechtigkeit gegen die Arbeiter war. Er spielte mit dem Gedanken eines Ersatzes des allgemeinen Wahlrechts durch irgendein nebelhaftes Ständewahlrecht. Er weigerte sich, den Kampf gegen das Greuel der Dreiklassenwahl in Preußen aufzunehmen. Er lehnte es vor allem strikte ab, auch nur einen Schritt zugunsten der Landarbeiter zu tun. Für die Mäntelnäherinnen fand er stärkste Worte. Da konnte er ja so gut gleichzeitig die Instinkte der Zuhörer gegen die „jüdischen Konfektionäre“ aufpeitschen. Aber die Landproletarier, die noch viel rechtloser und erbärmlicher dastanden, – o rühret, rühret nicht daran! Das hätten doch die Junker übel vermerken müssen!
Immer schielte er nach oben. Der Traum seines Lebens war, „das eroberte Berlin den Hohenzollern zu Füßen zu legen“. Die Massen wollte er gewinnen, aber dabei die Gunst des Hofes und der Aristokratie um keinen Preis verlieren. Um seine Stellung als Hofprediger behalten zu können, machte er Kaiser und Kirchenbehörden würdelose Konzessionen. Die Spenden der frommen Edelfrauen brauchte er für seine Stadtmission. Darum durfte er ihre Männer nicht durch Eintreten für die Landarbeiter oder gegen das Sozialistengesetz verstimmen. – Er versuchte, auf jeder Schulter je eine Last zu tragen, die für beide zusammen fast zu schwer gewesen wäre. Das brachte selbst dieser Hüne mit der eisernen Gesundheit und der ehernen Stirn nicht zuwege.
Wo es nur ein Entweder-Oder gab, da erstrebte er ein Sowohl- als auch. Daran ist er gescheitert. „An unglücklicher Liebe zu den Mächtigen des Oben zerbrach dies Volkstribunat“, so faßt sein ihm mit stärkster Zuneigung gegenüberstehender Biograph Walter Frank Stöckers Lebensschicksal zusammen.
Vielleicht gerade, weil er von unten kam, als Sohn eines Wachtmeisters in einer Kaserne aufgewachsen war, konnte er sich dem eigenartigen Reiz des Hofes nicht entziehen. Wenn ihn die jungen und alten Gräfinnen anbetend umschwärmten, wenn ihn die Prinzen zu Taufen oder Heiraten auf ihre Schlösser luden, wenn ihm der Regent von Braunschweig vertrauliche Briefe schrieb, wenn ihn gar die Kaiserin zu einem intimen Vortrag befahl, da war er ganz glücklich.
Glücklich war er natürlich auch, wenn ihn der Beifall der Volksversammlung umbrauste. Wenn er aber vor die Entscheidung gestellt wurde: Oben oder Unten? Für die Herren oder für die Knechte? – dann wich er aus.
Unvereinbares suchte er zu vereinbaren, bis ihm schließlich fast niemand mehr traute. Sein Biograph nimmt ihn gegen den Vorwurf der Doppelzüngigkeit in Schutz. Was so geschienen habe, sei nur die Folge seiner zwei Seelen gewesen. Das eine ergab jedoch das andere.
Als mir im Sommer 1896 von dem Verlag des „Volk“ gekündigt wurde, schrieb ich einen sehr bestürzten Brief an Stöcker. Er antwortete mir mit der alten Herzlichkeit, daß er zwar in einigen Punkten mit meiner Redaktionsführung nicht einverstanden gewesen sei, aber an meiner Kündigung keine Schuld trage und sie aufs tiefste bedaure.
Ein paar Monate nach der Kündigung erzählte mir ein Herr Ebert vom Stadtmissionskomitee in aller Unschuld, daß Stöcker schon im März dem Komitee versprochen habe, für meine Entfernung aus der Redaktion zu sorgen und mich durch eine konservative Persönlichkeit zu ersetzen. Als ich nunmehr der Sache nachging, wurde mir das von verschiedenen Seiten bestätigt. Stöcker hatte mich belogen.
Hätte er mir geschrieben, daß er wegen sachlicher Differenzen sich von mir trennen müsse, so wäre ich sehr traurig gewesen, hätte mich aber in das Unabänderliche gefügt und ihm ein warmes Andenken an zahllose Stunden erhebender Gemeinschaftsarbeit bewahrt. So aber fiel Dunkel auf sein Bild. Er hatte mich als Redakteur loswerden, aber als Anhänger behalten wollen. Darum schob er als schuldig an dem Bruch den ihm blind ergebenen Eigentümer des „Volk“ vor und diskreditierte damit diesen mir befreundeten Mann, einen Regierungsassessor Bresges, in meinen Augen. Er selbst hatte nicht den Mut, die Verantwortung für etwas zu übernehmen, wofür er allein verantwortlich war.
Im Januar 1896 hatte er unter dem Einfluß von uns Jungen die offizielle Trennung von den Konservativen vollzogen. Im Sommer 1896 gab er meinem Nachfolger von Örtzen die Instruktion für die Redaktion des „Volk“: „Schreiben Sie konservativer als konservativ und rechtser als rechts. “
16. KAPITEL
BEGINN DER VERWANDLUNG
Oft habe ich im Geiste Stöcker und Naumann, die mir beide gleich nahegestanden haben, miteinander verglichen. Beide waren überzeugte Christen. Aber Stöcker hatte die ganze Unduldsamkeit des starren Orthodoxen, Naumann die allumfassende Liebe des Nazareners.
Beide waren von stärksten sozialen Impulsen getrieben. Aber für Stöcker waren die Massen nur Objekt, Naumann wollte sie zum Subjekt machen. Beide waren Politiker mit Leib und Seele. Aber für Stöcker war die Politik nur das Mittel, ihn an die Macht zu bringen, für Naumann das Mittel, der Demokratie zur Macht zu verhelfen.
Beide wollten Hohes. Aber während Naumann sein Leben lang nach der Wahrheit suchte, glaubte Stöcker in ihrem Besitz zu sein. Naumann blieb bis zu seinem Tode ein Werdender, Stöcker fühlte sich schon in jungen Jahren als ein Fertiger.
Naumann rang mit Zweifeln, Stöcker sagte einem von religiösen Gewissensqualen gepeinigten jungen Theologen: „Lieber Bruder, Zweifel kommt vom Teufel. Gewisse Gedanken muß man totschlagen können.“
Naumann hat Samen ausgestreut, der noch in hundert Jahren Früchte tragen kann. Stöckers Werk war schon vor seinem Tode fast zu nichts zerronnen.
Stöcker war der größere Redner. Naumann war der größere Mensch.
Bis zu meinem dreißigsten Lebensjahr bin ich Antisemit gewesen; erst instinktiv, dann aus Überzeugung, dann von kritischen Zweifeln geplagt.
Jeder Mensch ist zunächst das Produkt seiner Umgebung und Erziehung. Wer in einem stockkonservativen Schloß des konservativsten Wahlkreises Preußens aufwuchs, von dem konnte nicht gut die Mentalität des Vereins zur Abwehr des Antisemitismus erwartet werden. Als Kind bekam ich Juden nur in Gestalt von Fell- und Bündel-Juden zu Gesicht, die auf unseren Hof zum Kaufen und Verkaufen kamen. Das waren arme Teufel von peinlicher Unterwürfigkeit, jener Typ, der, vorne hinausgeworfen, hinten wieder hineinkommt. Niemand haßte sie, aber man verachtete sie. Minderwertige Rasse!
Das war überhaupt die Vorstellung, in der ich erzogen wurde: Die Juden sind anders als wir, und stehen tiefer als wir. Arbeiten wollen sie nicht, nur schachern. Sie kennen keine andere Moral als die des Geldverdienens um jeden Preis. Darum soll man sich vor ihnen in acht nehmen. Am besten tut man, wenn man ihnen aus dem Wege geht. Denn: Qui mange du juif en meurt.
Nach diesem Rezept verfuhr ich auf dem Gymnasium. Wir hatten höchstens ein halbes Dutzend jüdischer Mitschüler. Wir verprügelten sie nicht. Die „rauhen Kämpfer“ sind erst das Erzeugnis Hitlerscher Geistigkeit. Aber wir schnitten sie. Die paar harmlosen jüdischen Kameraden wurden von uns gewissermaßen in ein geistig-gesellschaftliches Ghetto eingesperrt. Verstandesmäßiger Antisemit, falls man diesen Ausdruck gebrauchen kann, bin ich erst durch die Erziehung im Verein deutscher Studenten geworden. Diesem Verein trat ich bei, um schon auf der Universität Gelegenheit zu politischer Betätigung zu finden. „Politik, dir leb’ ich, Politik, dir sterb’ ich“, schrieb ich damals in einem Brief an meine Mutter, den sie sorgfältig aufgehoben hat. Die einzigen studentischen Verbindungen, die sich in den achtziger Jahren mit Politik abgaben, waren der Verein deutscher Studenten rechts und die Freie wissenschaftliche Vereinigung links. Für mich als Junker kam natürlich die Rechtsorganisation in Frage.
Besonders lockte mich zum „V. d. St.“, daß man dort Ausbildung im Reden genoß. Die Passion an der freien Rede hatte in mir der Cours d’Improvisation in Genf geweckt. Nun fand ich im „V. d. St.“ die „Redehalle“ vor. Jede Woche hielt er einen freien Diskussionsabend ab. An ihm beteiligte ich mich mit einem solchen Eifer, daß ich schon im zweiten Semester zum Leiter der Redehalle gewählt wurde. Da wir alle so ziemlich derselben politischen Ansicht waren, hätten die Debatten bald sehr eintönig werden müssen. Ich bestimmte deshalb jedesmal einen Korreferenten, der als Advocatus Diaboli die Argumente der Gegner als eigene Überzeugung vorzutragen und sie zu verteidigen hatte. Das belebte unsere Abende außerordentlich.
Der „V. d. St.“ war antisemitisch, weil man das Judentum für undeutsch – Rassentheorie –, für unpatriotisch – die Juden standen fast ausnahmslos im Lager der Opposition – und für unsozial – sie galten als Säulen des Manchestertums – hielt. Hofprediger Stöcker und Professor von Treitschke waren die beiden Götter des V. d. St. Durch meine rednerische Betätigung im V.d.St. kam ich schon als ganz junger Mensch in persönliche Berührung mit den führenden Antisemiten. Besonders auch mit einem, der heute völlig vergessen ist, aber in den achtziger Jahren eine gewaltige Rolle spielte, mit Otto Glagau. Er war Handelsredakteur an liberalen Blättern wie der „Nationalzeitung“ gewesen. Er hatte sich ein paar tausend Mark erspart. Als nach 1871 der Segen der französischen Tributzahlungen die Gründerzeit entfesselte, verfiel auch Glagau dem allgemeinen Taumel. Er kaufte sich Aktien des oberfaulen Linden-Bau-Vereins und war damit seine Ersparnisse los. Aber wenn so sein Gold zu Wasser geworden war, so wußte er aus diesem schmutzigen Wasser wieder Gold zu gewinnen. Er schrieb ein Buch „Der Börsen- und Gründungsschwindel in Deutschland“, das ungeheures Aufsehen erregte. Diesem Buch ließ er weitere folgen. Der pekuniäre Erfolg gestattete ihm, eine eigene Zeitschrift herauszugeben, die er den „Kulturkämpfer“ nannte. Sie war in blendendem Stil geschrieben und enthielt so viel interessantes Material, besonders in Personalfragen, wie später etwa Hardens „Zukunft“.
Aus rein persönlichen Gründen war Glagau Antisemit geworden: An den faulen Gründungen, durch die er mühelos hatte reich werden wollen, waren Juden hervorragend beteiligt. In anderen, mindestens ebenso faulen Gründungen hatten hohe Aristokraten (wie der Fürst Putbus) und hochkonservative Germanen (wie der Geheimrat Hermann Wagener) an der Spitze gestanden. Aber mit beneidenswerter Einseitigkeit sah Glagau hinter allem nur den Juden. Für ihn waren die Juden die Verführer, die Arier die Verführten. So schuf er die Plattform für eine populäre und finanziell einträgliche Position. Sein Schlagwort lautete: „Die soziale Frage ist die Judenfrage“. – Die soziale Frage stand für mich im Vordergrund des Interesses. Glagau hatte eine Patentmedizin zu ihrer Lösung erfunden: Los von den Juden, und die soziale Frage ist gelöst! Also ging ich zu ihm, um die soziale Weisheit an der Quelle einzunehmen.
Überhaupt – darüber bin ich mir später klar geworden – blieb ich nur deshalb beinahe 30 Jahre im Bann des Antisemitismus, weil alle hervorragenden Antisemiten mich mit Vertrauen und Freundschaft beehrten. „Unser Kronprinz“ hörte ich immer wieder. Liebermann von Sonnenberg, damals unbestritten der Führer der Antisemiten, widmete mir einen Band seiner Gedichte und bot mir, als ich gerade 26 geworden war, einen freigewordenen antisemitischen Reichstagssitz an. Liebermann von Sonnenberg, wegen Schulden entlassener Rittmeister, wußte nichts, konnte aber viel. Er war einer der wirkungsvollsten Versammlungsredner, der mir in meinem Leben vorgekommen ist. Mit blendendem Witz verband er jenes hohe Pathos, hinter dessen Hohlheit der junge Mensch nicht ohne weiteres kommt. Dazu war er ein Organisator und ein Gesellschafter von hohen Graden. Jeder Wahlkreis, den er in Spezialbearbeitung nahm, konnte von vornherein als erobert gelten. Und jede Nachversammlung, die er arrangierte, war ein Gaudium ohne gleichen. Dichten, singen und saufen konnte er gleich gut. Wenn er seine selbstgefertigten antijüdischen Schnadahüpfeln vortrug: „Schlaf, Jüdchen, schlaf“ oder „Im Parlament sitzt Eugen Ri-Ra-Richter“, so schwamm alles in Wonne. Auch ich konnte mich jahrelang dem Zauber dieser urwüchsigen Persönlichkeit nicht entziehen.
Mein Antisemitismus bekam gerade durch Liebermann von Sonnenberg den ersten starken Stoß. Nach irgendeinem Wahlsieg saßen wir zusammen. Ich war in einer Versammlung peinlich davon berührt gewesen, daß ich auf die Frage eines Diskussionsredners, was eigentlich das wissenschaftliche Programm der Antisemiten sei, mich nur mit faulen Redensarten über das Fehlen eines solchen Programms hatte herausreden können. Von meinen Gewissensschmerzen gab ich Liebermann Kunde.
Er aber mit seiner Unbekümmertheit rief lachend: „Lieber Freund, darüber lassen Sie sich keine grauen Haare wachsen. Erst wollen wir eine politische Macht werden. Dann wollen wir uns die wissenschaftliche Grundlage für den Antisemitismus suchen.“
Ich war erschüttert. Die Wissenschaft war mir immer als das höchste erschienen. Mit heißem Bemühen hatte ich Karl Marx und Rodbertus und Adam Smith und Schopenhauer und Darwin und Dühring studiert, war von Zweifelsqualen geplagt. Nun aber sagte mir unser Führer: Erst Macht, dann Wissenschaft! Meine Augen begannen sich zu öffnen. Bald sah ich ringsum im antisemitischen Lager die grauenhafte wissenschaftliche Öde. Man eroberte einen Wahlkreis nach dem andern und wußte doch eigentlich nicht, wofür. Bei den Reichstagswahlen von 1893 hatten die Antisemiten 16 Sitze davongetragen. Aber als sie nun in Fraktionsstärke im Reichstag saßen und ich von ihnen Taten erwartete, da erlebte ich nur persönliche Zänkereien und Eifersüchteleien. Jeder von ihnen, Liebermann von Sonnenberg, Zimmermann, Dr. Böckel, Paul Förster, Ahlwardt, Köhler usw. war eigentlich eine Partei für sich. Der eine war Mittelständler, der andere Arbeiterfreund, der eine Aristokrat, der andere Demokrat. Der eine rief zum Kampf gegen Juden und Junker auf, der andere ging mit den Großagrariern durch Dick und Dünn. Bei jeder Abstimmung fiel die Fraktion auseinander. Kein einziger wesentlicher Antrag wurde eingebracht, vor allem keiner auf dem Gebiet, das die Grundlage der Agitation gebildet hatte: in der Judenfrage. Es stellte sich nämlich in der Fraktion heraus, daß man kein Antijudengesetz vorlegen konnte, weil man sich über den Begriff „Jude“ zu einigen nicht imstande war. Alle stimmten darüber überein:
„Was er glaubt, ist einerlei,
In der Rasse liegt die
Schweinerei.“
Auf die Konfession kam es also nicht an, nur auf die Rasse. Aber wie den Begriff Rasse gesetzgeberisch fassen? Dies Pentagramm hat schon den größten Geistern Pein gemacht. Und in der antisemitischen Fraktion saßen nur ganz kleine Geister. Weil man sich nicht darüber einigen konnte, was ein Jude sei, schimpfte man zwar weiter auf die Juden, brachte aber kein Gesetz gegen sie ein.
Ebenso groß wie meine intellektuelle Enttäuschung an den Antisemiten war meine ethische. In den Volksversammlungen wetterten die Herren gegen die „jüdische Unmoral“. Die Verführer der germanischen Jungfrauen, die Zerstörer der deutschen Familie, die Träger der orientalischen Lüsternheit wurden unter dem Jubel der Versammelten an den Pranger gestellt. War die Versammlung aus, so zog man zum deutschen Männertrunk in die antisemitische Weiberkneipe des Herrn Rieprich. Bald hatte jeder der deutschen Tugendwächter eine oder noch lieber zwei Kellnerinnen um sich oder auf sich, wozu dann, mit leichter Variante, das Westfalen-Lied angestimmt wurde:
„Glückselig, wessen Arm umspannt,
Zwei Mägdlein aus
Westfalenland.“
Als ich erst angefangen hatte, kritisch dem Antisemitismus gegenüber zu werden, entdeckte ich auf Schritt und Tritt faule Stellen in seinem Fleische.
Einer seiner lautesten Rufer war Dr. Paul Liman, erst Leitartikler der „Dresdener Nachrichten“, dann der „Leipziger Neuesten Nachrichten“. Mein damaliger Freund Wolf von Dallwitz stellte aus dem Kirchenbuch fest, daß erst Limans Vater vom Judentum zum Christentum übergetreten war. Als Liman daraufhin vorgehalten wurde, daß er eigentlich nicht gerade zum Vorkämpfer des Rassenantisemitismus qualifiziert sei, suchte er sich herauszulügen: „Sein Vater habe ihm erzählt, er sei italienischen Ursprungs und deshalb so schwarz und wollig.“
Ahlwardt war Jahre hindurch der gefeiertste Redner der Antisemiten. In Neustettin, im dunkelsten Hinterpommern, war er in den Reichstag gewählt worden, gegen einen Konservativen. Mit seinem Sekretär hatte er systematisch die Bauernhöfe besucht und jeden Bauern gefragt, wieviel Morgen Landes er habe und wieviel Vieh. Dann wandte er sich zu dem Sekretär, der ein Riesennotizbuch zückte, und diktierte ihm: „Notieren Sie! Gussow hat 30 Morgen, 5 Kühe, 4 Schweine, müßte haben: 60 Morgen, 12 Kühe, 10 Schweine.“ In ganz Deutschland berühmt geworden war er durch seine Bücher „Judenflinten“ und „Eid eines Juden“. Die Grundlagen dieser Bücher schienen meinem Freund Dallwitz und mir sehr unsicher, deshalb ging Dallwitz, selbst feurigster Antisemit, zu ihm, um die Beweise einzusehen. Ahlwardt wies einen Haufen Akten vor, fand sich in ihnen aber nicht zurecht. Als Dallwitz dringender wurde, brach Ahlwardt die Unterhaltung mit den Worten ab: „Wenn ich etwas nicht beweisen kann, behaupte ich es eben.“
Unter den antisemitischen Führern habe ich nur wenig wirklich anständige Leute kennen gelernt, und die, deren Charakter ohne Makel war, waren wissenschaftlich so ungebildet, daß mich jungen Menschen die Empörung packte, als ich Gelegenheit hatte, sie aus der Nähe zu beobachten. Demagogen waren sie alle, die einen wider besseres Wissen, die andern infolge mangelnden Wissens.
Vom Antisemitismus haben mich weniger die Juden als die Antisemiten abgebracht.
Als ich 1903 mit Liebermann von Sonnenberg wieder im Reichstag zusammentraf, benutzte er eine Rede, um mich, seinen verlorenen „Kronprinzen“, zu vermöbeln. Ich beschränkte mich auf eine kurze, persönliche Bemerkung mit dem Zitat:
„Die durch Irrtum zur Wahrheit reisen,
das sind die
Weisen.
Die im Irrtum beharren,
das sind die
Narren.“
Da ich bei den letzten Worten eine Geste zu Liebermann hin machte, ergriff der Präsident die Glocke, um mich zur Ordnung zu rufen. Er setzte sich wieder hin, weil ihm doch Bedenken kamen, ob er den alten Rückert zur Ordnung rufen dürfe.
Durch meine praktischen Erfahrungen bin ich gründlich vom Antisemitismus abgekommen. Vielleicht ist nur der ganz immun gegen ihn, der diese Kinderkrankheit selber durchgemacht hat! Der Antisemitismus meiner ersten 30 Lebensjahre war in erster Linie darin begründet: Ich kannte kaum einen einzigen Juden. Was sollte ich mich mit den Vertretern einer minderwertigen Rasse abgeben? Zumal diese Leute zwar moralisch unter pari, intellektuell aber leider über pari notierten, so daß man beim Verkehr mit ihnen leicht unter den Schlitten kommen konnte. Beruhte nicht die ganze Macht des ziffernmäßig so unbeträchtlichen Fremdvolkes auf dieser Kombination von Gerissenheit und moralischer Unbedenklichkeit?
So hörte ich es täglich im „Verein Deutscher Studenten“ und bei meinen Standesgenossen und in den antisemitischen Versammlungen. So las ich es vor allem in den Rechtszeitungen, – „Judenblätter“ nahm ich natürlich nicht in die Hand. Dazu kam die in unsern Kreisen verbreitete Literatur.
Für mich, der ich sozusagen keinen Juden kannte, stand das Bild des Judentums umso sicherer fest: ein Volk des krassen Materialismus, nur auf Geldverdienen aus, harte Arbeit scheuend, unproduktiv, weil nur dem Handel ergeben, vorurteilslos in seinen Mitteln und darum besonders stark in der Kriminal-Statistik vertreten, destruktiv, nicht konstruktiv veranlagt, zynisch, lüstern, im ganzen so ein Volk gewordener Mephisto.
Freilich kamen mir ziemlich bald Zweifel. Zwar trug ich in meiner Jugend die Scheuklappen des Milieus, aber diese Scheuklappen waren mir doch nicht angewachsen.
Ich schwärmte für Heinrich Heine, in dessen Ironie ich Wonnebäder nahm, während mir die von meinen Gesinnungsgenossen angepriesenen deutschen Dichter entsetzlich ledern vorkamen. Ich staunte über das Lebenswerk von Karl Marx, das mir in höchstem Maße konstruktiv erschien. Ich begeisterte mich für die Reden von Lassalle, in denen mir Gipfel der deutschen Sprache erklommen schienen. Ich bewunderte den Idealismus von Eduard Bernstein, der lieber das harte Brot des Exils als den süßen Kuchen der Unterwerfung aß. Ich sah, daß Leute, die garnicht genug über die Juden zu schimpfen wußten, doch unfehlbar den Weg zur jüdischen Kapazität fanden, wenn es ihnen ums Leben ging.
Und dann hatte ich das Glück, mit klugen konservativen Männern, die nicht antisemitisch fühlten, in enge persönliche Beziehung zu treten. Adolph Wagner und der Hofprediger Frommel und der Klosterprobst Freiherr von Liliencron erzählten mir aus ihren Erfahrungen heraus von großen Juden, die sie als große Menschen und große Deutsche kennengelernt hätten.
Ich begann, mich mit der Geschichte des Judentums über den Antisemiten-Katechismus hinaus zu beschäftigen.
Warum wurden die Anwälte nur Anwälte und fast nie Richter? Doch nur, weil die paar Juden, die überhaupt in den Richterstand hineinkommen konnten, unfehlbar auf den untersten Stufen stecken blieben.
Warum waren die Juden so unkriegerisch? Weil ihnen in Preußen nicht nur die Offizierslaufbahn verschlossen war, sondern sie nicht einmal Reserveoffizier werden konnten.
Warum waren so wenig Juden Handwerker? Weil sie bis zur Judenemanzipation von den Zünften ausgeschlossen waren.
Warum waren sie nicht Ackerbauer? Weil sie bis 1812 keinen Landbesitz erwerben durften.
Warum befaßten sich so viele von ihnen mit Geldgeschäften? Weil unter der Geltung des kanonischen Rechtes nur sie Geldgeschäfte betreiben dürfen.
Alles dies hätte ich natürlich wissen können und wissen sollen, ehe ich zur Judenfrage Stellung nahm. Aber weiß es heute etwa Adolf Hitler?
Das Studium der Judenfrage machte in mir natürlich den Wunsch rege, endlich einige Juden selbst kennen zu lernen. Von entscheidender Bedeutung wurde für mich die Bekanntschaft mit Charles L. Hallgarten in Frankfurt a.M. Hallgarten hatte als Bankier in New York ein sehr großes Vermögen erworben und war amerikanischer Staatsbürger geworden. Noch in den besten Mannesjahren kehrte er nach seiner Vaterstadt Frankfurt zurück, weil ihm das Geldverdienen nicht Selbstzweck, sondern nur Mittel zum Zweck war. Die zweite Hälfte seines Lebens wollte er ausschließlich der Nutzbarmachung seines Vermögens für Werke der Humanität widmen.
Nach seinem Tode erzählte mir ein Bekannter, in Frankfurt sei die Steuerbehörde sehr überrascht gewesen, statt der von ihr erwarteten Erbschaftsmasse von 80 Millionen nur 8 Millionen vorzufinden. Mich hätte das gar nicht überrascht, hatte mir doch einst Hallgarten gesagt: „Jeder Vater soll für seine Kinder sorgen, so weit er das kann. Ist er reich, soll er ihnen soviel hinterlassen, daß sie auch nach ihm ein sorgenfreies Leben führen können. Aber er handelt ihnen gegenüber unrecht, wenn er ihnen einen Überfluß sichert, der sie zum Drohnendasein verführt. Unsere Gesellschaftsordnung gestattet die unbegrenzte Anhäufung von Millionen. Unsere Ethik sollte gebieten, das zuviel erworbene Geld, das schließlich aus der Allgemeinheit stammt, wieder der Allgemeinheit zuzuführen. Darum habe ich mir vorgenommen, jedem meiner Kinder eine Million zu hinterlassen. Was ich mehr habe, will ich bei Lebzeiten für die Zwecke ausgeben, die mir am menschenwürdigsten scheinen.“
So sprach er. So handelte er. Seine Hand war weit geöffnet für alle menschenfreundlichen Ziele überkonfessioneller Art. Sogar für Streiks gab er große Summen, wenn ihm die Arbeiter im Recht zu sein schienen.
Manchen seiner Verhandlungen habe ich selbst beigewohnt. Er war unendlich freigebig; aber er gab nie Geld, ohne sich vorher genau über die geschäftliche Grundlage unterrichtet zu haben. Kam jemand für einen noch so guten Zweck, aber nur mit allgemeinen Plänen und Redensarten, so wies er ihn ab. Legte ihm ein anderer einen genauen Rentabilitäts- und Kostenanschlag vor, so prüfte er ihn ins einzelne; schien ihm die Sache Hand und Fuß zu haben, so zog er sein Scheckbuch und sagte: „Ihre Berechnung scheint mir zu stimmen. Es fehlt Ihnen danach noch 30.000 Mark. Hier haben Sie sie.“
Natürlich wurde ein solcher Mann von zahllosen Vereinen und Anstalten als Vorsitzender gewünscht. Um allen solchen Wünschen ein begründetes Nein entgegenzusetzen, erwarb er absichtlich die deutsche Reichsangehörigkeit nicht wieder. Immer hatte ich gehört, die Juden drängten sich in den Vordergrund. Hallgarten drängte sich in den Hintergrund.
Zu gleicher Zeit mit Herrn Hallgarten traf ein anderer Frankfurter Jude, Herr Merton, mit riesenhaften Stiftungen für gemeinnützige Zwecke in die Erscheinung. Hatte je einer unserer Schwerindustriellen mit ihren Dutzenden von Millionen, hatte je einer unserer Magnaten mit ihren Zehntausenden Hektaren Landes von seinem Überflusse eine irgendwie erhebliche Stiftung zum Nutzen des Gemeinwohls gemacht? Wie Schnee vor der Sonne schwand mein Irrglaube von dem Idealismus als Monopol der Arier und dem Materialismus als Stigma der Semiten. Noch 1892 hatte ich auf dem Tivoli-Parteitage der Konservativen dem Redner zugejubelt, der in den Saal rief: „Lieber zehn Ahlwardts als ein Freisinniger!“ Wenige Jahre später stand für mich fest: Lieber zehn Juden als ein Antisemit!
Quelle: Hellmuth von Gerlach, Von rechts nach links, herausgegeben von E. Ludwig. Zürich, 1937; Kapitel 15, „Wie ich Antisemit wurde,“ und Kapitel 16, „Beginn der Verwandlung,“ S. 102–18.