Kurzbeschreibung
Die deutsche Romantik unterschied sich in ihren theoretischen und ästhetischen Belangen wesentlich von ihren französischen und britischen Gegenstücken. Es gab jedoch ein gemeinsames Thema, das in der Epoche der Romantik einen Großteil des europäischen künstlerischen Schaffens vereinte: ein überzeugtes Engagement für die politische Meinungsäußerung (man denke z.B. an Delacroix' oder Byrons Einsatz für die türkische Unabhängigkeit oder an Gericaults kontroverses Gemälde Das Floß der Medusa). Seit den späten 1700er Jahren wandten sich die Maler bei der Themenwahl zunehmend der Zeitgeschichte zu. Im Jahr 1815 hatte Preußen gerade eine Phase großer Unruhen hinter sich. Die Befreiungskriege gegen Napoleon kamen zu einem Ende, und die Hoffnungen auf eine nationale Wiedergeburt Deutschlands waren groß. Georg Friedrich Kerstings (1785–1847) Gemälde Auf Vorposten stellt diejenigen Figuren dar, welche diese Hoffnungen am meisten symbolisierten – die Freiheitskrieger. Die Freiheitskrieger gehörten zu einer Freiwilligen-Miliz, die auf eigene Kosten gegen die französische Herrschaft kämpften. Wie Kersting selbst auch, waren die drei hier dargestellten Männer Freiwillige des Lützowschen Freikorps. Auf dem Gemälde sind (von links nach rechts) zu sehen: der Jurastudent Heinrich Hartmann, Karl Friedrich Friesen, einer der Begründer der deutschen Turnerbewegung, sowie der Dichter und Dramatiker Theodor Körner. Kerstings Gemälde von 1815 entstand im Gedenken an seine gefallenen Freunde, die alle während der Kämpfe 1813–14 fielen. Während ein französischer Maler die drei Figuren vielleicht in einem Wirbelsturm heroischer Taten dargestellt hätte, wählte Kersting einen ruhigen Moment, der im Ton eher an seine Biedermeier-Interieurs erinnert. Als einige Jahre später zusehends deutlich wurde, dass es der patriotischen Bewegung nicht gelungen war, die ersehnten politischen Reformen herbeizuschaffen, portraitierte der mit Kersting befreundete Caspar David Friedrich Veteranen der Befreiungskriege und stellte sie mit der Melancholie und Verlorenheit einer enttäuschten Generation dar.