Kurzbeschreibung
Dieses Gemälde zeigt den Ausblick aus einem rückwärtigen Fenster in Carl Blechens (1798–1840) Wohnung in der Berliner Kochstraße. Die Szene ist nicht zuletzt deshalb interessant, weil sie die ungleiche Natur der städtischen Entwicklung Berlins dokumentiert. Die Kochstraße lag nur wenige Häuserblöcke südlich von Schinkels berühmtem Schauspielhaus am Gendarmenmarkt. Ihre Nähe zu den Repräsentativbauten Berlins zeigt sich im linken Bildhintergrund, wo die Rückseiten der prachtvollen Bauten zu sehen sind, welche sich entlang der Friedrichstraße zogen. Der Stadtteil, in dem die Kochstraße lag, war jedoch wesentlich bescheidener und hauptsächlich von Handwerkern und anderen Facharbeitern bewohnt. Obwohl Blechen eine Professur für Landschaftsmalerei an der Berliner Akademie innehatte und die Unterstützung kultureller Größen wie Bettina von Arnim genoss, erzielten seine Gemälde keine besonders hohen Preise und verkauften sich schlechter als er es für angemessen hielt. In den 1880er Jahren wurde Blechen durch eine Retrospektive in der Berliner Nationalgalerie aus der Vergessenheit geholt.
Wie Adolf von Menzel, wurde auch Blechen später von Kritikern und Künstlern gelobt, deren modernistischer Kunstgeschmack sie nur einen begrenzten Teil des großen Schaffens dieses Malers schätzen ließ. Diese Ansicht von Dächern und Gärten wäre von ihnen beispielsweise für den groben Pinselstrich, das einfache, alltägliche Thema und den willkürlichen Bildausschnitt gelobt worden. Wie auch Menzels Balkonzimmer, das mehr als ein Jahrzehnt später entstand, scheint der Blick auf Dächer und Gärten aus dem reinen Festhalten des Künstlers seiner persönlichen Wahrnehmung der engsten Umgebung hervorgegangen zu sein. Die Vorstellung, dass ein Kunstwerk in erster Linie als Ausdruck der einzigartigen, subjektiven Idee des Künstlers geschätzt werden sollte—nicht als Darstellung einer Geschichte, einer Form des Lobes Gottes oder der Monarchie oder der Darstellung eines schönen Anblicks—ist natürlich auf die Romantik zurückzuführen.