Kurzbeschreibung

In der frühen Neuzeit kam es zu ausgedehnten Hexenverfolgungen, einem verstörenden und brutalen Phänomen, das durch die religiösen, politischen und wirtschaftlichen Umwälzungen der frühen Neuzeit angefacht wurde. Die im Zuge der Hexenverfolgung entstandenen Pamphlete prägten, informierten und spiegelten, ähnlich wie ihre Vorgänger während der Reformation, die Ängste der Öffentlichkeit sowie die gesellschaftlichen und religiösen Vorstellungen über Hexen und die sehr reale Angst vor dem leibhaftigen christlichen Teufel in der Welt wider. Dieser Einblattdruck aus der Zeit um 1630 spiegelt mehrere Tropen wider, die in diesem Genre üblich waren, und illustriert den Volksglauben über Hexen. Das Bild und viele andere ähnliche Bilder stellten Hexen bei einem teuflischen Hexensabbat als Beherrscherinnen der Natur und der Tierwelt dar, die sich nackt zu dämonischen und sexuellen Zwecken versammelten, um dem Teufel zu dienen. Das Bild offenbart gängige Vorstellungen über die vermeintlichen Fähigkeiten und Machenschaften der Hexen, darunter Fliegen, Beherrschung des Wetters, Kochen von Menschenkindern und sexuelle Beziehungen mit dem Teufel und seinen Schergen.

Hexenverfolgung: „Sih, wie die Teufflich hexen rott“ (ca. 1630)

Quelle

Sih, wie die Teüfflisch hexen rott,

Nach dem sie hatt verleügnet Gott,

Gantz schräcklich bey nächtlicher zeit,

Suchet hie ein elende freüdt,

Bald auff ein berg, bald in ein thal,

In öden ortern überal,

Da ihn der Teüffel sampt den seinen,

So schröcklich, scheützlich thut erscheinen

 

Das man sich billich förchten solt,

Und solchem Spiel werden abhold,

Seind ihr doch viel, Ja gantze scharen,

So ungestümm zusammen fahren,

Etlich auff gablen in der lufft

Fahr’n über hohe berg und klufft,

Andre kommen daher auff Drachen,

Etlich auffm Bock sich reüffend machen,

 

Eine die ander lockt herbey

Da man sie lehrt die Zauberey

Diese lehret das gifft bereiten,

Eine andere die Zeichen deüten,

Etliche bringen zu die nacht,

Mit fressen, sauffen übermacht

Ja andre sein so gar verrücht,

Treiben mit dem Teüffel unzucht,

 

Die übrige sein bey den reyen,

Und sich mit tantzen thuen erfreiven,

Bey ihnen auch stetig auffwart

Scheützlicher thier mancherley art,

Als katzen, schlangen, krotten und eül,

So machen ein schröcklich geheül,

Solchs ist ihr lust, biß sie nach Jahrn,

Zur hellen mit dem Teüffel fahren.

Quelle: Einblattdruck, anonym, Radierung nach Nicolaes de Clerck, ca. 1630. British Museum 1880,0710.574, https://www.britishmuseum.org/collection/object/P_1880-0710-574

British Museum

Doris Gruber, “Der Hexensabbat: Zeitgenössische Darstellungen auf illustrierten Flugblättern,” MA Thesis, der Karl-Franzens-Universität Graz, Institut für Kunstegeschichte (Graz, 2013).

Andrew Cunningham and Ole Peter Grell. The Four Horsemen of the Apocalypse: Religion, War, Famine, and Death in Reformation Europe. Cambridge, UK: Cambridge University Press, 2000. 

Abaigéal Warfield, “The media representation of the crime of witchcraft in early modern Germany:  an examination of non-periodical news-sheets and pamphlets, 1533-1669,” PhD thesis for National University of Ireland Maynooth, Department of History, 2013. 

Levack, Brian P. The Witch-Hunt in Early Modern Europe. Fourth edition. London : Routledge, Taylor & Francis, 2016.

Hexenverfolgung: „Sih, wie die Teufflich hexen rott“ (ca. 1630), veröffentlicht in: German History in Documents and Images, <https://germanhistorydocs.org/de/von-den-reformationen-bis-zum-dreissigjaehrigen-krieg-1500-1648/ghdi:image-5355> [28.03.2025].