Kurzbeschreibung

In den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts nahmen die Anzeichen für Religiosität deutlich ab: Die protestantischen Kirchen verloren 3,5 Millionen Mitglieder; die Zahl der Taufen und Eheschließungen sank um die Hälfte. Der katholischen Kirche gelang es zwar, eine vergleichbare Reduzierung ihrer Mitgliederzahl abzuwehren, doch auch sie musste einen gravierenden Rückgang bei Taufen, Eheschließungen und Gottesdienstteilnahmen hinnehmen.

Rückgang der Religiosität bei Katholiken und Protestanten (1960–1989)

Quelle

I. Katholische Kirche

Am Jahresende 1989 lebten rund 26,7 Mill. Katholiken im früheren Bundesgebiet. Ihr Anteil an der Bevölkerung betrug damit rund 43 %. Dieser Anteil ist seit 1950 nahezu gleich groß geblieben. Die Katholikenzahl war von 1974 bis 1988 rückläufig, ist seit 1988 jedoch wieder steigend. Der Zuzug katholischer Ausländer – meist Gastarbeiter und deren Familienangehörige – hatte bis dahin die rückläufigen Taufzahlen und die zu Beginn der 70er Jahre steigende Zahl der Kirchenaustritte (1970: 69 000) mehr als kompensiert. 1989 lag die Zahl der Kirchenaustritte bei 93 010.

Die katholische Kirche im früheren Bundesgebiet ist in 22 Bistümer (5 Erzbistümer und 17 Bistümer) gegliedert. Die Zahl der Pfarreien und sonstiger Seelsorgestellen betrug 12 436 (1989). In der Pfarrseelsorge waren 1979 rund 12 200 Weltpriester und Ordensgeistliche tätig; ein Pfarrseelsorger betreut im Durchschnitt 2 200 Gläubige. Wegen akutem Priestermangel können jedoch nicht alle Kirchengemeinden mit einem Priester besetzt werden. Weitere 7 300 Priester waren in anderen Arbeitsfeldern tätig.

Die Grundstrukturen des kirchlichen Lebens zeigt die untere Tabelle. Die Teilnahme an den sonntäglichen Eucharistiefeiern nahm zwischen 1960 und 1989 um 5,8 Mill. Besucher oder um fast 49 % ab. 1989 besuchten durchschnittlich 23 % aller Katholiken die Sonntagsmesse. An Feiertagen oder an den Hochfesten der Kirche nehmen weit mehr an den Eucharistiefeiern teil.

Katholische Kirche im früheren Bundesgebiet

Jahr

Katholiken
(1 000)

Taufen
(1 000)

Trauungen
(1 000)

Kirchliche Beerdigungen
(1 000)

Teilnehmer sonntägliche Eucharistiefeier
(1 000)

1960

24 710

473

214

262

11 895

1970

27 192

370

164

296

10 159

1980

26 720

258

125

288

7 769

1985

26 308

254

113

286

6 800

1987

26 306

270

114

278

6 430

1989

26 746

282

113

281

6 092

[Angaben: Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz – Referat Statistik, Bonn.]

II. Evangelische Kirche

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) umfaßte Ende 1989 25,1 Mill. Mitglieder; dies entspricht einem Anteil an der Gesamtbevölkerung von rund 40 % und einem solchen an der deutschen Bevölkerung von rund 44 %. Bei der Volkszählung im Jahre 1950 lagen diese Anteile noch bei jeweils rund 51 %.

Evangelische Kirche im früheren Bundesgebiet

Jahr

Mitglieder
(1 000)

Taufen
(1 000)

Trauungen
(1 000)

Bestattungen
(1 000)

Abendmahlsgäste
(1 000)

1963

28 796

476

204

335

7 727

1970

28 480

346

156

369

6 813

1980

26 104

222

94

347

9 056

1987

25 413

239

97

324

9 669

1989

25 132

252

101

321

9 319

[Angaben der Evangelischen Kirche in Deutschland, Hannover. Ohne evangelische Freikirchen.]

Quelle: Statistisches Bundesamt, Hrsg., Datenreport 1992. Zahlen und Fakten über die Bundesrepublik Deutschland. Bonn, 1992, S. 190–91.