Quelle
Da kommet der Karren mit dem Geld: Freu dich! auf! du verarmte Welt. Man hat / seither der Fried in Teutschland wiederkommen / nichts mehr / als diese Sag und Klag und Frag vernommen: Wir haben lang auf ihn gehoffet und geharrt / und nun was nutzt er uns? der Fried hat uns genarrt. Poeten hörte man in bösen Zeiten singen und sagen: Güldner Fried / du wirst uns wiederbringen Gold / Geld und guldne Zeit. Ja / sehet / wie sichs find! Es bleibet nun wohl wahr: Poeten Lügner sind. So klaget jederman / im Dorff und zwischen Mauren. Die Bauren sonderlich / die abgefeimten Lauren / sind schällig auf den Fried. Sie hatten nun so wohl dem Lanzknecht abgelernt / wie man die Strassen soll belauren / und die Leut berauben und ermorden: davon sie wurden reich, sie waren ärger worden als die Merode-Pursch. Izt haben sie verspielt den Beutel zu dem Geld / weil Korn und Frucht nichts gilt. Die Bürger klagen auch / die Kauff- und Handwerksleute. Zur Krieges Zeit es gab noch etwan eine Beute: Sie führten der Armee / Hüt / Koller / Stiefeln / Schuh / Roß / Rüstung / Kraut und Loht / Taback und Bivres zu / und was deß Plunders mehr. Da kond man von dein Kriegen auch aus der Druckerey Avisen lassen flügen: Die trugen wacker Geld / ob sie nit waren wahr / dergleichen itzt geschieht mit der Calender Waar. Ists wunder / daß hierob die Unterthanen klagen? will doch manch Obern selbst der Friede nicht behagen Der lieber hette Krieg / so geb es auch mehr Geld: Ohn Steuer / Zoll / Accis / man izund nit viel zehlt. Manch Priester klaget auch: weil sicher sind die Strassen / mög keiner geben Geld und vor sich bitten lassen / der reiset über Land. Vor andern/ der Soldat schalt auf dem Fried bisher, der nichts zu leben hat und garten muste gehn / ja hüten gar der Schweine / wie der verlohrne Sohn: Herr Leutenant / nehmt meine nehmt meine Sau auch mir! so rieffe manche Gret im Dorffe / wann man ist das Vieh austreiben thät. Ist das die gute Zeit? ist das der güldne Friede? Komm wieder / Krieg! wir sind des armen Friedens müde: So sagte mancher izt. Ihr ungedultgen Leut! Kondt ihrs erwarten nicht? Was gestern nicht / kommt heut. Gut Ding / will haben weil. Der Gold und Silber Wagen / weil er beladen schwer und grosse Säck muss tragen / geht etwas sachte fort / und kommet langsam an. Nun kommt er endlich doch (laufft / laufft / wer immer kan!) Der Karren mit dem Geld / auf den man lang geharret. Sage nun nit mehr / daß euch hab ein Poet genarret und vorgelogen viel: Hier bringen sie die Frucht der güldnen Friedenszeit / die ihr so lang gesucht Hier Geld / wer Geld bedarff! Viel Millionen Gulden die kommen hier / daß man bezahlt die alten Schulden / die Zins und Capital, daß man die Pfande löß, Das Briefe werden gut / die vormals waren böß. Lasst ab nun / euer Gut den Juden zuzutragen / zu kauffen Geld davor. Kommt her zu diesem Wagen / wer durstig ist / wer gern / die Gurgel wäscht / und nascht: seht / daß ihr / einen Sack drey Schäffel weit / erhascht / ihr zehret lang davon. Ihr Alamodo-Praler / auf / kommt hieher / und greifft nach 6 paar Secklein thaler / sie sind gar wolfeil hier : so habt ihr Zeug zum Kleid / zu Hosen / und am Hembd zu Ermeln Ellen-breit / zu 12 paar duzet Band; so könnet ihr braviren / und (das nur der kan thun / der Pfennig hat) spendiren; so könnet ihr nur Glück gehn auf die Löffeley / und zum Spaziren Ritt Pferd‘ halten auff der Streu: und was euch mehr beliebt. Und ihr / ihr Löffelhäute / ihr Jungfern / die ihr zwar seit kitzelichte Leute / doch nit gar jung und schön: Kommt her und holet Geld / das wird euch haben bald an einen Mann vermählt / der gar nit hölzern ist, und wären eure Wangen mit schwarzem Runzel Flor schon um und an behangen, Wer gerne hätt ein Ampt / der hole hier nur Geld: so schmiret er sich durch / so wird man ihne hold. Kommt hieher, nehmt euch Geld / Ihr Herren und Magnaten durch Geld euch bässer wird / als durch 12 Räht / gerahten / wie / ihr solt euren Staat befasten / und mit Sieg. das Gott im Frieden ist / viel besser als der Krieg. Hier Geld / hier komme her / wer vor Gericht muß kriegen: Geld ist das beste Recht und lässet nicht erligen. Kommt her / wer Geld bedarff / kommt her und holet Geld / und freut euch / daß bey uns das Geld nun Einzug hält. Verzeiht nur / daß ich teusch. Es sind gemahlte Thaler; Diß Geld / ist nur Papier; Papier / ist heut Bezahler. Begehrt ihr bessre Münz / und eine güldne Zeit: so guldet euer Herz / und werdet bessre Leut. So ein gemahltes Geld füll eure leere Kisten: Weil ihr auch ins gemein seit nur getünchte Christen / das Herz ist nicht im Mund. Pflanzt Gottes Reich in euch: so werdet ihr / allhier und dorten / werden reich. Zu finden bei Paulus Fürsten / Kunsthändler in Nürnberg.
Quelle: Andreas Kohl, Da kommet der Karren mit dem Geld: Freu dich!
auf! Du verarmte Welt, Flugblatt, ca. 1655.
Herzog August
Bibliothek
Wolfenbüttel
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