Kurzbeschreibung

Diese unsentimentale Darlegung der Ansichten des derben, schlauen und herrschsüchtigen Friedrich Wilhelm über sein Herrschaftsgebiet und wie er es zu regieren gedachte schrieb er nieder, als sein Sohn, der zukünftige Friedrich der Große, gerade zehn Jahre alt war. Es sollte nach dem Tod des Verfassers gelesen werden, der erst 18 Jahre später eintrat. Die tiefe Religiosität des Preußenkönigs zieht sich durch den gesamten Text, aber auch seine religiöse Bigotterie gegen Katholiken und Juden. Ebenso vermittelt der Text seine Vorurteile gegenüber den regierenden Eliten, sowohl im aristokratischen Ostpreußen als auch in seinen westlichen, eher bürgerlichen Provinzen. Seine Abneigung gegen Krieg und diplomatische Abenteuer zugunsten des von ihm so betrachteten produktiven Zusammenspiels von Armee und Gesellschaft lassen erkennen, inwiefern er seinem Ruf als Soldatenkönig gerecht wurde. Bemerkenswert ist, dass dieser Text keine Überlegungen zu den Zuständen der einfachen Leute anstellt, seien es dörfliche Bauern oder städtische Handwerker. Die einzigen Untertanen, mit denen er sich befasst, sind seine „Vasallen“.

Politisches Testament Friedrich Wilhelms I. (des „Soldatenkönigs“) (17. Februar 1722)

Quelle

Instruckcion wie sich mein Successor von der Kron Preussen nach mein toht sich zu richten hat und die Informacion vom Gantzen Etat der Armeé Laender darin zu finden hat habe es in Potsdam den 22. Jan: 1722. aufgesetzet.

Weill ich wohll abnehme das mit meine gesundtheit von zeit zu zeit schlegter wierdt und menschlich weiße nicht lange bestandt haben wierdt so habe ich diese Instruccion aufgesetzet das mein lieber Successor sich danach richten kan.

Ich fange in etl: wenigen stücken von meinen lehbenslauf zu beschreiben. Mit Gott dem allerhöchsten stehe ich wohll. und habe vom 20ten jahres meines alters mein gantzen vertrauen auf Gott feste gesetzet, den ich steh(t)s umb genedige erhörung angeruhfen habe und hat auch mein. Gehbet bestendigst erhöhret und bin versicherdt durch die genade Jesus Kristij umb sein bitteres leiden und sterben sehlig zu werden alle grohbe und innerliche sünden die Ich begangen habe sindt mir von hertzen leidt und bitte Gott das er sie mir vergehben wolle umb Jesu Kristij ich habe steh(t)s gearbeittet mir zu beßern und ein Gottsehl: lehben und wandell zu führen soviell als ich als Menschl: mögl: gewehsen und werde mit Gottes hülfe beharren biß an mein sehliches ende dazu verhelfe mir der Heilige Geist

durch Jesum Kristum Amen

Mein lieber Suxessor sey wohll versichert das alle glückl: Regenten die Gott für die Augen haben und keine Metressen es beßer zu Nennen Huhren haben und ein Gottsehliches lehben führen diße Regenten wirdt Gott mit allen weldtl: und geistl: sehgen beschütten als bitte ich Meinen lieben Successor ein Gottsehliges Reines lehben und wandellen zu führen und seinen Lande und Armeé mit guhten excempell vorgehhen nicht Sauffen und freßen davon ein unzüchtiges lehben herrkommet, Mein lieber Succesor mus auch nicht zugehben das in seine Lender und Prowincen keine Komedien Operas Balletes Masckerahden Redutten gehalten werden und ein greul: davor haben weil es Gottlohse und Teuffelichts ist da der Sahtanas sein tempell und reich vermehret werden

also sollen wier wahrhaftige Kristen des Satans (Tempel) verstöhren also ist das ein Gottsehl: Regenten und beßer zu sagen euer werck des des (!) Satanas Tempell zu sagen Metressen operas Komedien Redutten Ballets Masquerahden zu unterdruhcken und nicht zu dulden und nicht selber so ein Gottlohses lehben anzufangen die in Unsern hauße niemahlen geduldet worden und von Johann Si(gi)smundo Im Brandenburgischen Hauße Keine dergleichen Sünden im schwange gegangen ist lehset die Historie von unsern hause da werdet Ihr finden das dieses der wahrheit gemehs ist und dehrowehgen Gott unser haus es bestendigst gesegenet hat. seidt versicherdt das der sehgen der noch bestendigst auf unser haus ist herrühret von unsehre Gotsehl: vorfahren also bitte ich mein(en) lieben Successor habet Keine Metressen noch solche obige Schandalöhse Plesirs und haßet sie und leidets es nit in euer Lender und Prowincen das das (!) solche greuliche sünden im schwange gehen aber strafet sie, also Ermahne ich euch darinnen mein Exempell zu folgen und bitte euch (betreffend) die verfaßungs meines Landes und Armeé (zu bedenken) das ich stehts mit Gott angefangen habe da Ihr Gottes sehgen haben müßet zu Reussieren und follzustrecken, so müßet Ihr vor Gott aufrichtig wandellen

tuet Ihr das so wierdt euch Gott gewiss sehgenen und euch nicht verlaßen und wie er mir auch nicht verlaßen und mit macht und Kraft bestendigst beygestanden hat.

Hühtet euch für die flatteurs oder schmeichelers die seindt euer feinde die euch alles nach dem munde rehden und euch zu allen böhsen KahPahble sein zu verführen Ihr müßet sie nicht anhöhren sondern Plat abweißen den(n) (sie) durch Ihre Insensible flatterien zu viellen Böhsenden [!] sünden (verführen) die euer sehlige und zeitl: wohlfahrt an Lender und Armeé schaden können den(n) die flateurs sindt eure grösten feinde die euch aber die wahrheit sagen sindt eure freunde und die euch lieb haben das seit versichert []

[Der Autor vertieft sich danach in bestimmte Haushaltsdetails und empfiehlt, an den Gehältern aller Staatsdiener, angefangen bei denen der Minister, zu sparen. Danach fährt er fort:]

Euer finnancen müßet Ihr selber und allein tracktieren und das Komando der Armeé selber und allein bestellen und die zwei haup(t) sachen allein disponiren dadurch werdet Ihr die ottoritet in der Armeé durchs Komando und die liebe wehgen das Ihr den Knop auf den Beuttell allein habet von eure officir und ciwillbedinte haben und von der gantzen weldt Respectieret und admiriret werden das Ihr so ein Kluger und Brahwer Regent seidt dazu verhelfe euch Gott der Almechtige Amen

Mein lieben Successor bitte instendigst das er von die Regimenter oberofficir unterofficir und gemeine soldahten von Ihren tracktamenter und zulagen nic(h)ts decurtieren und (bei) die gantze verflegung es so bestendigst laßen so wie Ihr sie werdet nach meinen toht finden. woferne Ihr das tuht so gehbe ich meinen lieben Successor mein sehgen das Gott Ihm wolle es laßen wohllgehen alle seine anschlege gerahten und sein haus fordidable machen und das Gott Ihm mehr sehgen gehbe als er hat an Sahlomon getahn woferne er aber da dergegen agieret werdet und die verflegung Retranchieret so ziehe meinen vetterl: sehgen von euch ab und gehbe euch den fluch den Gott an König fahrao gegehben hat das es euch so gehhe wie Absalom. []

[Dem folgt eine Auflistung der Regimenter Friedrich Wilhelms sowie deren Besoldung und die Herkunft der dafür notwendigen Gelder. Dieser Abschnitt endet folgendermaßen: ]

Mein lieber Successor was wierdt die weldt sagen von der Augmentacion der Armeé im aufsteigendt zum trohne das Ihr als ein formidable Pu(i)ssance seidt vor eure feinde die unser haus sehr vielle hat euere f(r)eunde werden euch vor einen Klugen und verstendiegen Regenten halten dazu verhelfe der allerhögste Gott da(s) wünsche ich von hertzen

Amen.

Mein lieben Successor mus ich Connessance gehben von allen meinen Provincen an Lender und Leutte.

Preussen ist ein sehr schönes und grohßes Landt und sehr fruchtbahr die leutte seindt guht zu amPlogiren den(n) sie viel verstant haben aber mein Successor mus das auge auf sie haben den(n) die Nacion fals(ch) undt listig sein

aber mit ein guht wohrt Ihr mit sie machen könnet was Ihr wollet was die haushaltung oder economie (betrifft, so) verstehen sie nicht also müßet Ihr sie darin nicht amPlogiren

aber unter die Armeé und zu Negociacions zu die Kollegia der Justitz sein sie vortrefl: zu amplogiren, meine bißherige Domen(en) einrichtung hat nichts gedauget aber dieses Jahr habe das werck mit force angegriffen und habe anfangen zu Bauen und zu verbeßern wen(n) damit 4. a 5. Jahr continuiret wierdt so ist gewis das die Domen Revenus Alterum tantum steigen werden, Gott Gehbe seinen sehgen und erhalte Göhren den(n) dießer es aus den fundament verstehet die einrichtung und verbeßerung der Domenen wofernen das er solte zu sterben kommen kahn(n) mein Successor Keine beßer finden als den geheimeraht tihle und Rocho,

was die contribucion anlanget mus mein Successor nicht steigern sondern es beim gennerahlhubenschos lassen und bey leibe den alten landesKasten nicht einführen den(n) es mir sehr viell mühe gekostet es so weit zu bringen als es itzo ist den(n) es ein grohs quewehrstreich ist gegen die Privilegia des landes die den landesobrigkeit hö(ch)st schedtl: sein und der Landesherr vom adell dependiret hat und itzo alleine von mir alles dependieret sonder Resonniren, ist das nicht beßer(?)

was Königsberg anlanget da mus mein Successor den berlinischen accißetarif einführen an diesen lande fehlets an kleine stette die mein Succeßor in Littauen Neue anlegen mus, und in die Preussische stette Keine Manifacturen sein den(n) Manifacturen das rechte gerum gerendarum eines Landes und eines Landesherren ist also mus mein Successor in Preussen und in alle seine übrige Prowincen wo Keine Manifacturen sein welche anzulehgen (suchen) absonderl: wollene Manifacturen dehrowehgen mus mein Successor alle fremde wollene wahren in Preussen und in allen Prowincen verbitten das Keine herringeführet werden bey hab und guht confisckaci(o)n alles Ihriges (–) kommen sie zum zweitten mahll ewig in die Karre mein Successor mus auch auf mein Edict halten das keinne wolle unverarbeit(et) aus alle Prowincen ausgefahren werden bey leib und lehbenstrafe und mein Successor mus die Manifa(c)turen Protegiren in alle seine Prowincen alsdann wierdt Ihr sehen wie euer Revenüen zunehmen werden und euere Lender und leutte in florissanten stande kommen werde(n) das gehbe Gott werdet Ihr es so anfangen wierdts gewis gesche(he)n Was der adell anlanget haht er vor dießen (Zeiten) grohße Priwilegia gehat die der Kurfürst friderich wilhelm durch die Suwerenitet unterBrochen hat und ich anno 1715. durch den gennerahllhubenschos genstl: unter den gehorsam gebracht habe, Wen(n) mein Successor sich in Preussen wierdt huldigen lassen mus er es heiml: an den Ilgen und Kniphaußen sagen das sie euch in Preußen huldigen laßen in der geschwindichkeit das Kein Polnischer Magnat dabey erscheine und die huldigung so abgehe als wie ich bin gehuldiget worden sondern ist ein Polnischer Magnaht dabey ist eine schlimme consequance das werdet Ihr im archiff finden laßet aufsuchen die huldigung von mein Vatter und grohsvatter da werdet Ihr sehen was das vor eine importance ist und nicht eine ceremonie ist. In Preussen ist auch ein großer adell der gravenstandt der considerabelste ist auf die finckische und Donaische familie mus mein Successor ein wachsahmes auge hahben sonsten sie mit mein Successor mit Regiren werden und die beide fammilien die alte Preussische Polnische Privilegia noch im hertzen hehgen das seit versichert Mein Successor mus das vor eine Politicke halten und sich dahin zu bearbeiten (suchen) das aus alle seine Prowinzen und in Species Preussen die von adell und graffen in die armeé amplogieren und die Kinder unter die Kadets geseßet werden ist formidable vor sein Dienst und armeé und ruhiger in seinen Lender mein Successor mus auch sehr wenigen Permettieren in fremde lender zu Reissen den(n) sie vorhero schon in eure Dinsten ste(he)n müßen wen(n) sie aber würkl. in euer Dinsten sein und Ihr nicht in Krig seit alsden Ihr etl: in fremde lender reißen laßen könnet ist guht mein lieber Successor wierdt den fortell haben das der gantze adell im eure dinsten von Jugent auf darinnen erzohgen werden und Keinen herren kennen als Gott und den Köhnig von Preussen wo aber mein Successor es nicht so machet und hauffen auslender als oberofficir in sein dinst nimet so wierdt er durch die auslendische officier nicht so guht gedienet werden und seine wassallen werden außer lande dienen den(n) die dar außer lande dienen seit versicherdt das sie bestendigst Nies Post walla sein und Ihren landesherren tahliter qualiter Respectieren wen(n) Ihr lautter officier habet aus eure landesKinder so seidt versicherdt das das eine bestendige Armeé ist und bestendige Brafe officier an sie haben werdet und kein Pottentaht das (besser) hat. mit den semtlichen adell aus alle Prowincen müßet Ihr obligant genedig umbgehen und die guhten von den schlimmen vor ausziehen und die treuen distingiren alsden Ihr liebe und furcht euch erwerben wierdt.

Was Vor und hinter Pomern anlanget ist es ein guht ferthil Landt was die Domenen anlanget (sind sie) in beßere Economie als (in) Preussen und ist nichts wühste aber sie Kan in vihlen verbeßert werden und wen(n) Ihr eine Neue verPachtung und verbeßerung der economie machet die Domenen 50. a 70 000. th. Jerl: die Kamer Revenus in Pommern augmentieren, der von Göhren thile Rocho mus mein Successor dazu amplogiren und einne andehre eckononie [!] und einrichtung machen lassen die Pommersche wassallen seindt getreue wie goldt sie Resonniren wohll bißweillen aber wen mein Successor saget es soll sein und das Ihr sie mit guhten zurehdet so wierdt Keiner sich dawieder Moviren gegen eure befehlle.

Wahs die Neuemarck anlanget ist in allen stücken wie die Pommern was die Domenen anlanget ist sehr viell zu verbeßern aber Klagen tuhn die wassallen stetigl: absonderlich der Kroßensche Kreis aber Ihr müßet auf die Neue Merquer Klagen keine Reflexion machen den(n) sie seindt meisten(s) ohne fundament es ist aber so Ihre landesgewonheit.

Wahs die Mittell und Ucker Marck betrift sein die wassallen die getreueste von allen und wahs Ihr werdet befehlen willigst und gerne eueren befehl Pahriren was die Domenen in der gantzen Kurmercksche Kammer (anlangt) ist in zimlichen stande aber ist eine Revision von Amt zu Amt hö(c)hst Nöthig den(n) ein gahr großes und mehr als 100 000. th verbeßerung zu machen ist Jerlich was das forstwehsen ist da müßet Ihr eine comission setzen die es gründlt: untersuchen und die alle accidencien absetzen und wegen den holtzverkauff eine Bessere Reglement machen das die holender und Hamburger Kaufleutte das holdtz beßerer und teuerer betzahlen als itzo da ist viell zu machen und sticket hauffen bedrigerey von die iägerey die Altmerckische Vassallen sein schlimme ungehorsame leutte die dar nichts mit guhten tuhn sondern Reweche sein und rechte leichtfertige leutte gegen Ihren Landesherren sein Mein lieber Successor mus sie den Daum(en) auf die augen halten und mit Ihnen nicht guht umbgehen den(n) sie gahr zu leichtfertige gemühter unter sie sein wen(n) Ihr was befehlet von Inportantz oder Bagattelle an die Landtrehte und die landtrehte Pariren nicht und Ressonniren dagegen und in der Mittell Marck ist die ordre Parriret so müßet Ihr die Altemerckische Landtrehte die dar nicht order Pariret haben geleich cassieren und selber neue aus der Prowince machen sondern das die Ritterschaft welche wehlet dieses wierdt Ihnen weißen das Ihr her(r) sein wollen und sie wassallen sein müßen und nicht condominaht haben müssen die Schullenburgische Alvenslehbensche Bismarck(sche) familien sein die vornehmeste undt schlimmste kein alte Merker müßet Ihr in die alte Marck amptshauP(t)manschaft gehben wohl aber in Pommern und Preussen aber in Magdeburg nicht den(n) (in) Magdeburg viell connexion mit die alte Mercker ist die Knese(beck)sche familie ist eine schlimme auch die Prigenitz(sch)e wassallen sein viell beßer und so ein schlack wie die Neuemercker.

Das Magdeburgische ist ein schöhnes landt und stette die wassallen wie die alte Mercker fast noch schlimmer Ihr müßet Keinen Magdeburger im Magdeburgischen halberstetschen Keine Amtshaup(t)Manschaft gehben in die alte Marck auch nit wohl aber in Preussen Pommern Mittelmarck Minden Klewe was die Domenen anlanget sein (sie) in sehr guhte ordre verbeßerung ist zu ma(c)hen aber wo viell ist 30. a 40 000. th auf das allerhögste (Mehrertrag).

das Halbe(r)stettische Hohensteinnische (betreffend, so) sein die vaßallen wie Magdeburger wegen amtshaup(t)manschaften müßet Ihr nicht mit Halberstetter und Magdeburger besetzen sondern von die andehre Prowintzen was die economie anlanget sehr guht aber ist noch viell da zu verbeßeren absonderl: im Hohensteinischen.

im Magdeburgischen saltzwercke und bergwercke (betreffend) sein die Saltzwercke in guhten stande mein Successor mus arbeitten und Mittel finden ein beßern debit zu schaffen alsden sie sehr guht sein was die steinKohlenbergwercke (von) Wettin anlanget bekome Jerl: 20 000. th wen(n) Ihr es recht examiniren lasset mus es 10 000. th. Jerl: über die 20 000. th Jerl: davon haben (das) ist gewiß.

was Minden Rawensberg tecklenburg Lingen (betrifft) sein die wassallen dum und opiniatre die Ihr nicht zu viehll amplogiren Könnnet weiln sie zu Komode sein zu dienen aber (sie) sein nicht so schlim wie die Altemerck(ischen) den(n) (wenn) Ihr mit ein genedige aceull und mine (ihnen begegnet) tuhen sie was Ihr haben wollet die Domenen sein in guhter ordre Revision ist nöhtig den(n) noch eine 20 000. th wohl hier und da zu verbeßern ist Jerlich

Wahs Klewe graf(s)chaft Marck ist sein die wassalle dume oxen aber Malicieus wie der deuffel auf Ihre Privilegia sein sie sehr gesteuret aber indeßen tuhn sie was mein Successor von sie haben und verlangen wierdt wegen die Amtshaup(t)manschaften sollet Ihrs so machen wie mit die Altemercker die Nacion ist sehr intrigandt und fals(ch) dabey und sauffen wie die bester mehr wißen sie nichts wen(n) ein Klewer sehr guhng von hauße Kommet und in Berlin erzogen wierdt alsden Brave guhte geschickte Kerrels daraus werden die mein Successor wohl gebrauchen Kahn vor Ihren Particullie(r)s sein sie schlegte wierte den(n) sie mehr verceren als Ihre Revenus tragen was die Domen(en) seindt sie in rechten guhten stande aber eine verbeßerung und Jerl: revenühs von 40 000. th gewiß zu machen ist wo nicht mehr

Wahs die Mörsische Landt und gelders (betrifft) sein Mörs wie die Klewer aber sehr guht Hollendisch wie auch die Klewer beßer Hollendis und Keiserlich sein als Preussis bey die Domenen im Mörsischen eine Jerl: rewenus und verbeßerung von 5. a 6000. th sein Kan was geldern (ist) sein die vaßallen gantz und gahr Keiserl: Der Marquis de Honsbrug mus mein Successor den daum auf das auge halten ein gotlohsen Kehrrell gegen sein landesherren ist und geleich sich unter Keiserl: Bohtschaft begehben würde wen(n) nur gelehgenheit sich fünde und nur auf occasion wahrtet was die Domenen (betrifft) ist wohll zu verbeßern Jerliche Revenus a 10 000. th. ist also bin ich alle Prowincen Gennerahliter und das hauP(t)wergck durchgangen und habe dieses Geschrieben (um) mein Successor eine gennerahle Ides von seinen Reich zu machen

Mein lieber Succeßor mus seine lender und Prowincen jerlich bereißen wie ich getahn habe da wierdt er seine Regimenter und Armée officiers Lender und leutte Kennen lernen und wierdt selber sehen das in alle seine Prowincen schöne verbeßerungen in den Domenen aller Prowincen sein und wohll Jerl: 6. a 800 000. th. mehre Jerl: Revenus o(h)ne drückung der untertahnen zu schaf(f)en sein durch guhte indüstrie und economie die augmentacion der Domen(en) Revenuen gewiß gesche(he)n Können woferne Mein lieber Successor ambicion hat und fleißig zu Gohtt behtet und fleißig selber Arbeitet so wierdt es gewiß angehen dazu verhelfe Ihm der Almechtige Gott amen

[]

Wahs die finnancen anlanget mus mein lieber Succeßor nach meinen toht nicht die alten sachen aufsuchen ob dießer oder iener mir bestohlen den(n) dadurch Ihr euch amusiret mit das alte, und das Neue euch in gröhße(ste) confuhsion gerahten werde und indeßen Ihr euch amusiren werdet mit das alte eure bedinte euch werden bestehlen den(n) so habe ichts gemachet und habe mir sehr wohl befunden, aber eure bedinte werden euch sahgen dieser hat den sehl(igen) Köhnig 10 000. a 20 000. th gestohlen das sie euch suchen zu amusiren in die alte sachen und das sie euch werden wollen abhalten von eure eigene afferen ist darumb das sie eure afferen in desordre Kommen (lassen wollen) als in trühben waßer guht fischen ist

[]

es ist wahr das ich euch ein trehsohr laße da eine hüpsche Summe geldt darinnen ist aber es ist vor ein Regent eine Nohtwendige sache Bahres geldt zu haben den(n) da euch Gott vor Krig Peste vor bewahr (wenn) etl: Prowincen gandtz ausfallen der Krig schreckl: geldt weg nimmet wen(n) Ihr aber ein Braven gesPicten tresor habet Ihr diese ungelühcke Sutteniren (könnt) also müßet Ihr Jerl: zum itzigen tresor zum wenigsten 500 000. th beylehgen den(n) eine formidable Armeé und ein großen tresor die Armeé in Zeit von Noht Mobihle zu machen kahn euch ein grohs respeck(t) in die weldt gehben und (Ihr) ein wordt wie andehre Pu(i)ssancen mit rehden Könnet. []

Wahs die Religion anlanget so bin ich und werde mit Gottes hülfe Reformiret sehlich sterben indeßen bin versicherdt das ein Lutterischer der dar Gottsehlich wandelt eben so guht sehlich werde als die Reformirte und der unter(sch)eidt nur herrühre von die Prediger Zenckereien haltet dehrowegen Reformirte und Lutterahner in geleiche würde tuet sie alle beide Religionen geleiche guht und machet keine differance davor wierdt euch Gott sehgen(en) und werdet dadurch bey alle beide liebe euch erwerben [] tuet die Armen guht und laßet in euren Lande keinen armen Noht leiden und helfet so viell als Ihr Könnet davor wierdt euch Gott 10 000. feltig wiedergehben.

[]

Mein lieber Successor mus die Prediger in beyden Religionen nicht laßen sich in weldtliche afferen mischen den(n) sie gerne in weldtliche sachen sich mischen und müßen kurtz gehalten werden den(n) die herren geistliche gerne Bepste in unße(r)n glauben agiren wolten den(n) beim Babstum die Paffen alles zu sagen haben.

[]

[Katholiken müssen gemäß den internationalen Vereinbarungen – dem Westfälischen Frieden und dem Vertrag von Wehlau – toleriert werden] aber []

Jesuwitter müßet Ihr in eure lender nicht dulden sein deuffels die dar KaPable zu viellen Böhses und schedtl: gegen euch und gegen landt und leuthe also müßet Ihr sie nicht dulden unter was Pretex(t) sie sich auch wolten einnistellen in euer lender

[]

Was die francosen oder Refugirte betrift mus mein Succeßor die Privilegia die Kurfürst friderich Wilhelm gegehben confirmiren aber von denen 44 000. th Pensionen die Ihr ich aus der finantz Kassa gehbe Jerl: mit guhten gewißen 22 000. th retra[n]chieren und Menagiren den(n) die dar von die 44 000. th Pensiones bekommen sehr vielle sein die dar von sich sehr schöne Mittell haben und recht unnöhtig ausgegehben werden Indeßen sein die francosen sehr Industrieuße leutte die unsehre lender in species der stette unser Nacion Kabable gemachet zu Manifacturen den(n) vor vor eine etl: 40. Jahr in unßese lender Keine feine tücher strümpfe allerhandt Kreppe etamine und allerhandt wollene wahre fabriciret worden und wier vor dießen haben es Kommen laßen aus Engellandt Franckreich Hollandt itzo wierdt aus unsern lande sehr viell in gandtz teut(sch)landt debittieret

[]

Was die Juden betrift sein leider sehr viell in unsere lender die von mir Keine schutzbriffe haben die müßet Ihr aus dem lande Jagen den(n) die Juden heuschrechen einnes landes ist und Ruiniren die Kristen ich bitte euch gehbet keine Neue schutzbriffe wen(n) sie euch auch wolten viell geldes gehben den(n) es euer gröste schade ist und euer untertahnen Ruin []

Mein lieber Successor bitte ich euch umb Gottes willen die Armeé wohll zu conserviren und sie mehr und mehr zu verstercken und sie formidabeler zu machen und sie nicht zu separriren so wie Mein Vatter friderich König in Preussen im letzten frantzösischen Krig getahn hat sondern eure Armeé steh(t)s zusammen behalten alsden werdet Ihr sehen wie von allen Pu(i)ssancen der weldt Ihr recherchiret werden wierdt und werdet in eurohPa die Ballance halten könnet den(n) es von euch dependieret den(n) wehr die Ballance in die weldt halten kahn ist ümer was dabey zu Profittieren vor eure lender und Respectable vor eure freunde und formidable vor eure feinde ist.

Mein lieber Successor mus sein dahge nicht seine schöne Armeé ceparriren und keine truppen vor geld und Subsidieen an Keißer Engelandt Hollandt gehben sondern müßet Ihr die Pü(i)ssancen zur antwordt gehben so wie ich es getahn habe(:) wollet Ihr trouppen haben so will ich selber mit meine gantze Armeé Marchieren aber nicht vor Subsidien aber gehbet mir landt und leutte was meine conniventz ist alsden Marschiere aber bevor nicht Paing de Pais Poing de Prussien ist vor euer und Landes beste und wohlfahrdt und gloire den Bogen müßet Ihr hoch spannen haben sie euch nöhtig so müßen sie euch gehben was Ihr verlanget haben sie euch nicht nöhtig so sitzet Ihr mit eurer armeé stille und wartet guhte occasion ab den(n) euere afferen stehen Ja guht was hahbet Ihr vor eine Bagatelle euer Armeé und euch vor die Kahle Engellender Keißer Hollender zu Sacrificiren das wehr Ja die gröste tohrheit von der weldt aber Ihr habet zu viell verstandt so ein Pas de Kleck zu thun, Euer Rei(ch)scontinge(n)t bestehet aus 14000. Man. (Die) müßet Ihr gehben aber nicht von euer armeé aber Ihr müßet fremde truppen von Kleine teutsche fürsten vor jerliche Subsidien von Gotta Dormstat Bareit ansbach Eisenach 10. esqua: 10. Batt: (anwerben) die müßen vor die 14 000. Man passieren ein vor euer gennerahls müßet Ihr mit zum Komandeur mitschiecken. Die Ministris werden aber alles anwenden euer Armeé zu Separriren aber folget mein raht der ist guht ich habe alles selber aus die erfahrung und was will das sagen warumb sollet Ihr euer Armeé Sacrificieren laßen, geldt Kriget Ihr ümmer wieder aber wen(n) euer landt depeubliret ist das hellet schwehr wieder zu Krigen die wohlfahrdt ein(es) Regendt ist das wen(n) sein landt guht Peupliret ist das ist der rechte reichtuhm eines landes wen(n) euer Armeé außer landes Marchieret so werden die accissen nicht das 3. te teill so viell tragen als wen(n) die Armeé im lande die Rerum Precium werden fallen alsden die emter nicht Ihre Pacht werden richtig abgehben Können ist ein totall Ruin

Mein lieber Succeßor bitte ich umb Gottes willen kein ungerechten krihg anzufangen und nicht ein agressör sein den(n) Gott die ungerechte Krige verbohten und Ihr iemahls müßet rechenschaft gehben von jeden Menschen der dar in ein ungerechten Krig gebliben ist bedenk[t] was Gottes gericht scharf ist lehset die Historie da werdet Ihr sehen das die ungerechte Krige nicht guht abgelauffen sein als da habet Ihr Ludewig der 14. König in franckreich der König August aus Pohlen den Kurfürsten zu Bairen zum exempell und noch mehr die beyde letztere sein von landt und leutten verJaget und darzu detroniret worden den(n) sie ein ungerechten Krig anGefangen, seidt versicherdt das Gott das hertz der Armeé giebet und nimmets auch weg von den soldahten den(n) der König Augusto ein sehr ungerechten Krig angefangen hatte da wahren seine Sexische Armeé so furchtsahm vor die schwehden das in viellen Battallien und Rancontern wen(n) die Saxen auch noch einmahl so stark gewehsen als die schweden doch von Ihre feinde geschlagen worden den(n) eine furcht unter die Saxen steh(t)s in den ungerechten Krig gewehsen das sie nicht haben stehen wollen und fechten da Kan mein lieber Successor sehen die handt Gottes die Saxen sein sonsten Brafe leutte die dar in Brabandt und im reich bestendig als Braffe leutte gedienet aber sobaldt Ihr Köhnig im ungerechten Krig wahr da wahr Ihr hertze fordt, also bitte ich mein lieber Successor nicht ein ungerechten Krig anzufangen alsden der liebe Gott euch und eure Armeé bestendigen sehgen und Bravur gehben wierdt Ihr seidt zwahr ein grohser herre auf erden aber Ihr müßet von allen unrechtmeßigen Krig und Bluht das Ihr vergißen laßet vor Gott rechenschaft tuhn (das) ist eine harte sache also bitte ich euch haltet rein gewißen vor Gott alsden Ihr eine glückliche Regirung führen werdet.

Mitt euer Alliancen die Ihr mit grohsse herren zu machen habet müßet Ihr sehr mit rahr sein und nichts versprechen als was Ihr halten Könnet und nicht was gegen Gottes wohrdt ist und gegen euer Landesinterreße []

[An dieser Stelle folgen Ratschläge, wie der Nachfolger die Beziehungen zu den anderen Mächten gestalten soll: eine enge Freundschaft mit Russland, gute Beziehungen zu Polen – aber es müsse alles dafür getan werden, dass es eine Republik bleibt. „Seien Sie immer auf der Hut vor dem Haus Österreich und dem Kaiser, der voller Neid ist gegen Preußen und seine Armee“ etc. Bei entsprechender Belohnung würde sich Friedrich Wilhelm nicht gegen Brandenburgs Entsendung von Truppen nach Frankreich aussprechen, „jedoch nicht nach Ungarn und Italien, dies ist gegen Ihr Interesse, der vollständige Ruin Ihrer Armee und zu weit entfernt von Ihrem eigenen Lande.]

Mein lieber Succeßor bitte ich in stah(t)ssachen nichtes zu Resolviren bevor Ihr alles wohll mit eure Ministris des affere Ettrangehre wohll überlehget hahbet den(n) wen(n) Ihr mit die Ministris ein Jahr höhret von afferen sprechen und vortragen Ihr es baldt lernen und begreiffen könnet und Ihr euere Interreße kennen lernen [werdet].

Mein allerliebster Succeßor wierdt gedencken und sahgen warumb hat mein sehliger Vatter nicht alles so getahn als hier drin stehet geschriben, die ursache ist dieße da mein sehliger Vatter gestorben 1713. [fand] ich [daß] das landt Preußen von der menschen Pest und viehe Pest fast ausgestorben ist alle Domennen im gantzen lande [oder die] meisten verpfendet und in Er(b)pacht wahren die ich alle wieder ausgelöhsen habe und die finnance in solchen schlegten stande wahren das ein Banckruht nahe wahr die Armeé in solchen schlegten [Zustand] und Kleine Zahll wahr das ich alle gewehsene unrichtigkeit nicht genug Kan beschreiben ist gewiß ein recht Meisterstück [daß] in 9. Jahr biß anno 1722 ich die afferen alles wieder so in eine guhte ordre und verfassung gebracht und Ihr auf eure Domenen nichts schuldig seidt euere Armeé und Artollerie in solchen stande als eine mit in eurohpa ist und versicher euch das ich habe von meine bedinte wenige assistentz gehat wohl aber von Ihnen bin directe und indirecte conterKarriret worden also habe ich in die 9. verflossene Jahr nichts mehr tuhn können, aber alles wahs hier, in die instruckcion drin stehet mein lieber Succeßor nach meinen toht gewis kahn zum stande kommen werden dazu ich mein lieben Succeßor allen glück und sehgen von Gott dazu wünsche sollte Gott mir noch etl: Jhar das lehben gehben so werde ich noch selber viell im stande bringen wie hier darin stehet wo ich solte noch lenger lehben werde zu die instruccion ein anhang machen indeßen stelle Gott alles anheim und bitte euch es öfters mit nachdenken und attencion durchzulehsen ich bin Persuadieret Ihr werdets es guht finden und mir folgen den(n) ich es alles selber durch erfahrung habe und mein dage selber viell Probiret.

Mein lieber Succeßor wo Ihr mir in meinen lehben lieb gehabet hat so Könnet Ihr eure liebe zu mir nach meinen toht mir die liebe darin beweißen das er mein Regime(n)t des Königs Regime(n)t zu euren Regiment mache(t) und es bey den itzigen tracktament laße(t) und es umb meinethalben distingiere(t) zum andern [bitte ich] die staht Potsdam continuiren größer zu erBauen und sie den nahmen gehben von wilhelms(t)at davor Gott seinen sehgen gehben wierdt

indeßen befehle ich Gott meine sehle und gehbe euch hiemit noch einmal meinen Vetterlichen sehgen und wünsche euch das er möge Gott für die augen haben mit gerecht[igkeit] und Gottesfürchtig seine lender Regiren und das er mag s(t)eh(t)s getr(e)ue diener und gehorsahme untertahnen haben und ein starcken arm und eine sighaftige Armeé gegen alle seine feinde habe und das es euch mein lieber Succeßor und eure nachKommen an der Krohn und Kuhr wohl[er]gehen biß ans ende der weldt und das seine Prowincen floriren möhge(n) von stundt zu stunde dazu verhelfe euch der allmechtige Gott durch Jesum Kristum Amen

[Euer] getreuer Vatter biß am tohde

Botsdam den 17. fewer 1722.

F Wilhelm

Quelle: Georg Küntzel und Martin Hass, Hg. Die Politischen Testamente der Hohenzollern: Nebst ergänzenden Aktenstücken. Band I. Leipzig und Berlin: Teubner, 1911, S. 69-94.

Politisches Testament Friedrich Wilhelms I. (des „Soldatenkönigs“) (17. Februar 1722), veröffentlicht in: German History in Documents and Images, <https://germanhistorydocs.org/de/das-heilige-roemische-reich-1648-1815/ghdi:document-3544> [01.10.2024].