Kurzbeschreibung

Oskar Barnack (1879–1936), ein Erfinder, der als Optikingenieur bei der Firma Leitz arbeitete, ist vor allem dafür bekannt, 1913 die erste kommerziell erfolgreiche Kamera (genannt Leica, kurz für Leitz-Kamera) erfunden zu haben. Er benutzte außerdem eine selbstgebaute Filmkamera, um Ereignisse in der Umgebung von Wetzlar in Hessen (wo die Firma Leitz bis heute ihren Sitz hat) festzuhalten. Neben öffentlichen Veranstaltungen, Festen und Sportveranstaltungen sowie einer großen Überschwemmung drehte Barnack auch einige Aufnahmen in der Leitz-Fabrik. Diese Aufnahmen von Arbeiter/innen und Angestellten, welche die Fabrik verlassen, waren sehr wahrscheinlich eine Anspielung auf die Brüder Lumière, die 1895 Arbeiter beim Verlassen ihrer Fabrik in Lyon gefilmt hatten. Da dieser Film als erste wahre Filmaufnahme gilt, kann man davon ausgehen, dass der filmbegeisterte Barnack den Film der Lumières gesehen hatte. In seinen Aufnahmen kontrolliert der kleine Ausgang der Leitz-Fabrik den Ein- und Ausgang der zahlreichen Beschäftigten, die am Ende ihres Arbeitstages dieses Tor passieren. Die soziale Schicht und der Beruf der Beschäftigten lassen sich an ihrer Kleidung erkennen: Angestellte und Büroangestellte der Mittelschicht tragen Anzug und Krawatte bzw. Kleider, Arbeiter/innen tragen Mützen und einfachere (und schmutzigere) Kleidung. Ihr Alter reicht von jung bis sehr alt. Einige wenige tragen abgetragene Militäruniformen (und scheinen zu humpeln, als hätten sie alte Verletzungen). Wir sehen ein paar Fahrräder und einige Zigarettenraucher. (Zigaretten waren in Deutschland erst seit einigen Jahrzehnten verbreitet: Die kürzere Rauchzeit im Vergleich zu Zigarren oder Pfeifen machte sie besonders geeignet für die kurzen Pausen des modernen Industriealltags.) Die meisten Beschäftigten sind sich der Kamera sehr bewusst und ringen sich ein Lächeln ab.

Beschäftigte verlassen das Leitzwerk (1915)

Quelle

Quelle: Oskar Barnack, Arbeiter verlassen das Leitzwerk, 1915. Deutsches Filminstitut Filmmuseum 

DFF