Kurzbeschreibung

Ein zum Christentum konvertierter Herero erklärt hier die Entstehung des Aufstands. Seine Worte wurden von einem Missionar der Vereinigten Evangelischen Mission (VEM) Wuppertal am 8. November 1907 aufgezeichnet.

Ein Herero über die Ursprünge des Krieges (1907)

Quelle

Der Krieg ist von ganz kleinen Dingen gekommen, und hätte nicht [zu] kommen brauchen. Einmal waren es die „Stuurmann“ [Kaufleute] mit ihrem schrecklichen Wucher und eigenmächtigem, gewaltsamen Eintreiben. Für 1 sh Schuld wollten sie nach Jahresfrist 5 sh und für 1 L [Pfund] nach 12 Monaten 5 L Zinsen haben, und wer nicht zahlen wollte oder konnte, den verfolgten und plagten sie. Dann ist es der Branntwein gewesen, der die Leute schlecht und gewissenlos gemacht hat. Wenn jemand trinkt, dann ist es ihm gleich, was er tut. Aber das schlimmste Übel ist, was viel böses Blut und Streit hervorgerufen hat, die Vergewaltigung unserer Frauen durch Weiße. Manche Männer sind totgeschossen [worden] wie Hunde, wenn sie sich weigerten, ihre Frauen und Töchter preiszugeben und drohten, sie mit der Waffe in der Hand zu verteidigen. Wären solche Dinge nicht geschehen, wäre kein Krieg gekommen, aber er ist bei solchen Vergewaltigungen ausgebrochen. Er war mit einem Male da, und da war kein Halten mehr, jeder rächte sich, und es war, als sei kein Verstand mehr unter den Massen.

Quelle: Missionar Joh. Neitz, Die Herero betreffend. Reise zu Sameuel Herero, 8.11.1907, Archiv der Vereinigten Evangelischen Mission Wuppertal: A/k 5. Zitiert nach Horst Gründer, „da und dort ein junges Deutschland gründen.“ Rassismus, Kolonien und kolonialer Gedanke von 16. bis zum 20. Jahrhundert. München, 1999, S. 153.

Ein Herero über die Ursprünge des Krieges (1907), veröffentlicht in: German History in Documents and Images, <https://germanhistorydocs.org/de/das-wilhelminische-kaiserreich-und-der-erste-weltkrieg-1890-1918/ghdi:document-5476> [26.09.2025].