Kurzbeschreibung

1901 wurde Hedwig Lachmanns deutsche Übersetzung von Oscar Wildes skandalösem Einakter Salomé (1893) von Max Reinhardt in Berlin inszeniert. Richard Strauss sah das Stück 1902 und ließ sich von seiner schockierenden Handlung, die Themen wie Besessenheit, Inzest, sexuelle Belästigung, Blasphemie, Gewalt, Mord und sogar einen Hauch von Nekrophilie beinhaltet, kreativ inspirieren. Zu dieser Zeit war Strauss der angesehene Chefdirigent der Berliner Hofoper und beschloss, das Stück als Oper zu adaptieren, wobei ihm Lachmanns Übersetzung als Libretto diente.

Die Handlung besteht in einer Neuinterpretation der biblischen Geschichte von Salomé, der Stieftochter des Königs Herodes. Besessen von dem gefangen gehaltenen Propheten Jochanaan (Johannes dem Täufer), der ihre Avancen zurückweist, wird Salomé von Begierde und Rachegelüsten getrieben. Herodes, der seinerseits Salomé begehrt, verspricht ihr alles, wenn sie für ihn tanzt. Sie führt den berüchtigten „Tanz der sieben Schleier“ auf, bei dem sie einen Schleier nach dem anderen ablegt und schließlich nackt dasteht. Als Belohnung verlangt sie Jochanaans Kopf auf einem Silbertablett. Herodes ist entsetzt, willigt aber schließlich widerstrebend ein. Das Stück endet damit, dass Salomé in einem Moment makabren Triumphes den abgetrennten Kopf küsst, nur um auf Befehl des entsetzten Herodes hingerichtet zu werden. Die Oper unterstreicht somit die zerstörerische Kraft von Begierde und Besessenheit.

Die Uraufführung der Oper fand 1905 jedoch nicht wie ursprünglich von Strauss erhofft in Berlin oder Wien statt, da die Zensur eine Aufführung in beiden Städten verhinderte. Stattdessen wurde die Oper im Königlichen Opernhaus in Dresden uraufgeführt. Sie wurde sofort zu einem Erfolg, der Strauss nicht nur internationale Berühmtheit, sondern auch finanziellen Wohlstand einbrachte. Zahlreiche Städte zensierten die Aufführungen oder verboten die Oper gänzlich, was ihrer Popularität jedoch keinen Abbruch tat. Strauss verwendete für seine Oper eine groß angelegte, typisch spätromantische Orchestrierung, doch die dissonanten Harmonien, die er in die Partitur schrieb, zeugten gleichzeitig von seiner modernistischen Sensibilität. Hier zu hören ist der berühmt-berüchtigte „Tanz der sieben Schleier” der Titelfigur.

Richard Strauss, Salomé (1905)

Quelle

Quelle: Richard Strauss, Tanz der sieben Schleier aus Salomé, 1905. New York Philharmonic Orchestra, Dirigent: Leonard Bernstein, Columbia Masterworks, 1966. 

Internet Archive

Richard Strauss, Salomé (1905), veröffentlicht in: German History in Documents and Images, <https://germanhistorydocs.org/de/das-wilhelminische-kaiserreich-und-der-erste-weltkrieg-1890-1918/ghdi:audio-5114> [26.09.2025].