Kurzbeschreibung

In diesem Stück stellt Ludwig Thoma (1867–1921) die Lebenswelt eines kleinen bayerischen Dorfes und dessen Erfahrungen mit der Mobilmachung für den Krieg nach. Weitab von den politischen und wirtschaftlichen Machtzentren steht die Sorge der Dorfbewohner im Gegensatz zu der Begeisterung vieler Städter.

Ludwig Thoma, Der erste August (1915)

  • Ludwig Thoma

Quelle

Personen:

Gschwendtner, Bauer
Gschwendtnerin, sein Weib
Hans, beider Sohn
Loni, Magd
Martin, Knecht
Seppl, Dienstbub
Bürgermeister
Ein Bursche
Die alte Weberin
Bauernburschen, Reserveleute usw.

Reinliche altbayrische Bauernstube. In der rechten Ecke der Herrgottswinkel. Hier steht der schwere viereckige Tisch; an der Innenseite laufen Bänke, die in der Wand eingelassen sind. Die Rückenwand hat zwei niedrige Fenster, die rechte Seitenwand eines. An den Fenstern kleine Geranienstöcke, Heiligenbilder; Gedenkblatt an die Militärzeit, ein Diplom des landwirtschaftlichen Vereins hängen an den Wänden. Eine Tür rechts, die zum Flötz, eine links, die in die Schlafkammer führt.

[]

Man hört von sehr weit her einen Juchzer, dann noch einen. Alle horchen auf, und Gschwendtner dreht gleichzeitig den Kopf gegen das Fenster zu.

Gschwendtner
No! Was is denn dös für a Gaudi mitt'n in der Arndt?

Martin
Weil's halt morg'n Sunnta is . . .

Gschwendtner
G'hört si aba net; zum Juchezen is Zeit, wann's Sach glickli herin is. Ja, wia'r i's sag, du kunnst an Schmid Lenz frag'n, Martl, ob er net aushelfa mag . . . und [zu Hans] mir zwoa schaug'n nacha an Schimmi o, und wann's weita fehlt, Seppl . . . na dischkrieren wir no a Wortl mitanand.

Ein gellender Juchzer ganz nahe ertönt. Alle schauen zum Fenster hin.

Gschwendtnerin
Was na dös grad is?

Gschwendtner
An U'furm is, ma moanet scho, es waar Kirta.

Gschwendtnerin [ängstlich]
J woaß net . . . [Hastig mit dem Kopf gegen das Fenster hin.] Da steht ja wer draußt! [Sie steht halb vom Stuhl auf.]

Gschwendtner
Geh, was hast denn? [Es klopft stark ans Fenster.] Wirkli! [Er steht auf und öffnet das Fenster, in dessen Rahmen der Bürgermeister erscheint.]

Bürgermeister
Gschwendtner, is dei Hans dahoam?

Hans
[frisch und militärisch, mit starker Stimme]
Hier! [Er drängt aus der Bank heraus.]

Bürgermeister
A Telegramm hon i für di! Du muaßt heut Nacht no furt!

Alle haben sich erhoben und sind vor den Tisch getreten, Hans geht rasch ans Fenster. Der Bürgermeister reicht ihm einen Zettel hin.

Gschwendtnerin [erschrocken]
Jessas!

Bürgermeister [ernst]
Ja, Leut! Kriag gibt's! D' Mobilmachung is befohl'n, [zu Hans] du werst heut no auf d' Station ummi müass'n. [Hans hat den Zettel gelesen und stößt einen gellenden Juhschrei aus.]

Gschwendtnerin
Bua! Bua! Wia koscht'n do no juchezen!

Hans
Woana wer i do net! Jetzt geht's scho dahi. [Zum Bürgermeister] I wer's bald ham, Burgermoasta. [Er wendet sich zum Gehen nach links.]

Gschwendtnerin [faßt nach seiner Hand]
Du werst do net glei auf und davo laufa?

Hans [gut]
Grad firti macha, Muatta. Danach nimm i scho pfüat Good! [Nach links ab.]

Die Dorfglocke hat mit vollem Klang eingesetzt und läutet nun feierlich.

Bürgermeister
Ja, Leut, wer hätt si dös denkt? Jetzt is do so weit ganga! Hamm ma oft g'redt davo und hat's koana recht glaabt!

Gschwendtner
Und mitt'n bei der Arndt!

Martin
Wia selbigsmal. Und wieda der Franzos und allaweil wieda.

Bürgermeister
Russ'n und Serb'n und Franzos'n und woaß der Teufi wer no . . .

Gschwendtner
[in Zorn ausbrechend]
Was hamm eahna mir toa? Was hamm eahna mir woll'n? Hamm mir net oan Tag für den andern g'schafft? San z'fried'n g'wen mit der Arbet und hamm nix woll'n als wia d' Arbet? Und jetzt kam der nächstbest und schmeißat an Zaun nieda! Weg da! I will dei Sach hamm!

Bürgermeister
Es werd was gut sei dafür!

Gschwendtner
Es werd was guat sei, ja, und z'erscht müaßt da letzt hi sei, vor er si's aus de Fäust reiß'n laßt . . . Herrgottsakrament.

Gschwendtnerin
Geh Burgermoasta, kimm eina!

Bürgermeister
Es geht it, Bäuerin, hörst a so, wia's umgeht in Dorf, und i muaß no a paar de Botschaft bringa.

Gschwendtnerin
O mei! Was werd dös wern?

Bürgermeister
Von mir müass'n zwoa furt, bei'n Lenzbauern glei gar drei.

Gschwendtner
Und mitt'n in der Arndt!

Bürgermeister
Ja, es werd an Händ fehl'n. De Zeit wern mir ins lang mirka . . . aba jetzt pfüat enk Good, Leut! [Ab vom Fenster.]

Gschwendtner
Pfüat di Good, Burgamoasta!

Sepp und Loni haben sich schon während der letzten Szene durch die Türe rechts entfernt. Die Glocken hören auf zu läuten.

Martin
I schaug aa a wengl außi. An Hans sag i scho no pfüat Gott! [Rechts ab.]

Die Szene verdunkelt sich. Die Gschwendtnerin setzt sich auf einen Stuhl und fährt sich mit dem Schürzenzipfel öfter an die Augen und weint still, doch nicht deftig vor sich hin. Der Gschwendtner hat sich ans Fenster gestellt und schaut hinaus. Von fern hört man wieder einen oder zwei Juhschreie. Er wendet sich um und schaut zu seiner Bäuerin hin.

Gschwendtner [gut]
Geh, Muatta, muaßt it woana!

Gschwendtnerin
Da hat ma si plagt und kümmert, bis ma'r a Kind auf'zog'n hat, und na muaß 's a so furt!

Gschwendtner
Er werd wieda kemma.

Gschwendtnerin
De Leut müass'n it wiss'n, was dös is für a Muatta, a Kind aufziag'n, sinst taaten s' wol koan Kriag net führn.

Gschwendtner [seufzt]
Ja, ja! . . .

Gschwendtnerin
De Freud, wo ma hat, wann's no amal über des ärgste nüber is, daß s' amal steh und geh kinnan . . . und wann s' herwachs'n und ma denkt si, jetzt hat ma dös seinige to und hat do alleweil no a hoamliche Angst bei an jed'n Huast'n . . . und na muaßt er a so z'grund g'richt wern . . .

Gschwendtner
Es geht oan wia den andern, schau . . .

Gschwendtnerin
Ja . . . A Muatta denkt net an die andern . . .

Gschwendtner
Freili net . . .

Er wendet sich vom Fenster ab, nimmt von einem Wandgestell den Kerzenleuchter, stellt ihn auf den Tisch und zündet das Licht an. Dann nimmt er einen Stuhl und setzt sich neben seine Bäuerin. Beide sind gerade gegen den Zuschauerraum gewendet.

Gschwendtner [gut]
Geh, Alte, es werd it so weit g'feit sei . . .

Er faßt nach ihrer Hand, sie nimmt die Schürze von den Augen.

Gschwendtnerin
[mehr vor sich hin]
Jetzt hat ma si all's a so ausg'rech'nt g'habt, bal er no aa paar Jahrln mitg'holf'n hätt und na hätt er a richtige Person g'heirat . . .

Gschwendtner
[auch nachdenklich]
Ja . . . ja . . .

Gschwendtnerin
Und na hätt'n mir zwoa ins zu da Ruah begeb'n . . .

Gschwendtner
Und hätt'n g'wißt, daß insa Sach in richtige Händ is . . . [Seufzt, dann wieder frischer.] Und a richtiger Bauer wurd der Hans, hat mi von kloa g'freut, der Kamerad. Wia'r a des erstmal auf'n Gaul g'hockt is und is außi g'fahr'n mit'n Heuwag'n, sagt der Martl zu mir: Bauer, der werd amal — —

Gschwendtnerin
[eifrig einfallend]
Und wia'r a jed's Roß im Dorf beim Nama g'wißt hat und hat's vo weit'n kennt, wem's g'hört, daß i oft g'sagt hab, ja Bua, wia ko'st da du dös all's mirka! Na hat er g'lacht und g'sagt, des kenn i von selm, Muatta!

Gschwendtner
Dös muaß oana drinn hamm, dös kann ma oan it lerna.

Gschwendtnerin
Über's ganz G'sicht hat er g'lacht und sagt a: Dös kenn i von selm, Muatta!

Gschwendtner
Und a Freud zu der Arbet und a jede Arbet richtig o'greif'n und g'schwind und a G'lenk und a Schneid. A Bua scho, daß ma scho oan sucha muaß.

Gschwendtnerin
Und a guats G'müat und brav . . .

Gschwendtner
[ihre Hand tätschelnd]
Da hast scho was richtigs auf d' Welt bracht Muatta. Da hast ma scho a große Freud g'macht . . .

Gschwendtnerin
Ja, und na wurd's oan a so z'Grund g'richt, und woaßt it warum und für was . . .

Gschwendtner
[faßt sie ruhig bei der Hand]
Dös muaßt it sag'n, Muatta!

Gschwendtnerin
Is do wahr aa! Was hamm denn mir z' toan mit de G'schicht'n? Inseroans will do nix als wia sei Ruah zu der Arbet?

Gschwendtner
[ruhig und ohne Pathos]
Aba dö andern woll'n ins de Ruah net lass'n.

Gschwendtnerin
Was wissen denn de von ins?

Gschwendtner [grimmig]
Nix oder z'weni. Sunst fangat'n s' mit ins net o. [Wieder gütig.] Na, Muatta, mir wissen guat, warum unsere Buam fort müass'n. [Steht auf.] Es geht um viel oder um all's.

Gschwendtnerin [seufzend]
Daß so was auf oamal daherkaam?

Gschwendtner
Über dös könna mir it nachdenka. Aber dös wiss'n ma, daß mir koane schlecht'n Tropf'n san, dene ma 's Leben nimmt oder laßt. Und an Bod'n geb'n ma it her, an dem s' g'arbet ham, de wo vor uns da warn, und mir aa, und an Boden lass'n ma net verschandeln, in dem Vatta und Muatta begrab'n san und in dem mir aa'r a mal lieg'n woll'n . . . ehrbar und mit Fried'n . . . [In Zorn ausbrechend] Herrgott, bal ma si so was denkt, daß schlechte Händ nach dem g'langa, was uns des Bescht is, und bloß mit Muatwill'n, weil mir eahna z' gring san . . . [Schreit.] Moanst, i schaug zua und bleib hintern Ofa? Moanst, i waar scho z' alt, daß i net aa no d' Büchs nahm? . . .

Bei den letzten Worten ist Hans von links eingetreten in der blauen Leiberuniform, die Mütze etwas schief aufgesetzt, in der rechten Hand trägt er einen kleinen Koffer.

Hans [frisch]
Häh, Vater, ruckst d' glei gar mit mir ei?

Gschwendtner
[halb lachend, halb noch erregt]
War ma nix liaber.

Gschwendtnerin
Und 's Sach kunnt dawei z' Grund geh.

Gschwendtner
[wieder ruhig und ernst]
Du woaßt guat, daß ma dös tuat, was recht is . . . [Er tritt zu Hans hin, der den Koffer niederderstellt und die Mütze abnimmt, er gibt ihm die Hand und schüttelt sie herzhaft.] Hätt ma's it denkt, daß mir anand auf dö Weis pfüat Good sag'n müass'n.

Hans
Jetzt is halt a so, Vata . . .

Gschwendtner
Und . . . und weil's d' gehst, derf i dir's scho sag'n, daß d' a richtiger Mensch g'wen bischt, und i sag dir dank schö aa für dös, daß d' a so zuagriff'n hast . . . jetzt in Urlaub . . .

Hans
[kämpft seine Rührung nieder]
Na . . . na! 's dank schö sag'n, dös muaß scho i . . . und . . . und . . . i bitt Vater und Muatta
. . . um Verzeihung . . . bald ich . . . sie betrübt habe . . . und . . .

Gschwendtnerin
[weint in die Schürze hinein]
Mei Bua!

Gschwendtner
[fährt sich mit dem Handrücken über die Augen und gibt sich Mühe, seine Rührung zu unterdrücken]
Geh zua, Muatta! Mir derf'n eahm 's Furtgehn it so hart macha . . . [Zu Hans, der in den Boden hinein schaut und sich mit der Hand die Stirn reibt] Du werst draußt dei Schuldigkeit scho toa, Hans, und . . . und müaß ma halt hoff'n, daß mir uns gesund wiedersehg'n . . .

Hans
[wieder frisch]
Da werd nix fei'n, Vater! . . .

Gschwendtnerin
Und it daß d' moanst, du muaßt überall'n der erst sei.

Hans
[lächelt gutmütig]
Na . . . na . . . Muatta!

Gschwendtnerin
Ja . . . du moanst scho, du ko'scht all's alloa z'reiß'n, und so einbilderisch bischt scho, daß d' überall vorn dro sei muaßt.

Gschwendtner
Der Letzt is er amal g'wiß net. [Er geht zum Wandschrank.]

Gschwendtnerin
Red eahm du aa no zua! Du bischt grad so oana . . . [Zu Hans] Und was is nacha, wenn . . . wenn . . . [Sie hält wieder die Schürze vor die Augen und weint.]

Hans
[tritt näher zu ihr, faßt sie bei der Hand, so daß sie die Schürze fallen läßt.]
Geh, Muatterl! Du muaßt it so woan!

Gschwendtnerin
Ja . . . du! [Etwas lebhafter.] Und bei 'n Ei'pack'n hätt'st d' mi do scho helf'n lass'n kinna . . . Host g'wiß wieder all's vagess'n?

Hans
I hab all's, und gar so viel geht in Tornista net eini.

Gschwendtnerin
Aba warme Söck'ln werst do ham und an g'strickt'n Janka, bal d' Nächt kalt wer'n.

Hans
I han all's, was i brauch, Muatta, und dös ander könnt's ma ja schicka . . .

Gschwendtnerin
Und a wollas Tüachei um an Hals umma . . . und a weng'l a G'selchts sollst do scho mitnehma.

Hans
Is scho recht, Muatta . . .

Gschwendtner
[ist hinzugetreten und drückt Hans einen Zuggeldbeutel in die Hand.]
Da hast a Geld, Hans, du werst es wohl braucha kinna.

Hans
[lacht gutmütig, indem er den Geldbeutel einsteckt.]
Dös faßt ma oiwei gern . . . und i sag halt vergelt's Gott! [Man hört aus der Entfernung von der Dorfstraße herein die Klänge einer Ziehharmonika und das Lied: „Franzosen müssen retarieren . . . die Franzosen müssen sehen, daß wir deutsche Sieger sein!“ Hans richtet sich straff zusammen.] Aba i muaß mi jetzt auf'n Weg macha . . .

Gschwendtnerin
Geh, daß d' gar so schleunst!

Hans
I muaß ja an letzt'n Zug no derwisch'n . . . schau . . .

Gschwendtner
Mir derf'n eahm net aufhalt'n, Muatta!

Gschwendtnerin
[wischt sich nochmal über die Augen, seufzt]
Wann 's scho sei muaß . . . [Still und beinah verlegen] . . . Geh, buck di a weng, Bua . . .

Hans beugt den Kopf nieder, und seine Mutter macht ihm das Zeichen des Kreuzes auf Stirne, Mund und Brust mit den Worten: „Im Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes . . . Amen!" Hans faßt ihre Hand und beide schauen in den Boden hinein, dann läßt sie Hans seine Hand los, und der Gschwendtner schüttelt sie fest.

Gschwendtner
All's Glück auf'n Weg — und all's Guate . . .

Man hört von der Dorfstraße herein immer näher die Klänge der Ziehharmonika und die Stimmen der Burschen, die nun singen . . . „Die Vöglein im Walde . . . sie singen so wunder-wunderschön . . . In der Heimat . . . in der Heimat, ja da gibt's ein Wiedersehn!“

Hans
[zum Vater]
Pfüad Good nomal . . . [Er richtet sich nun straff zusammen und nimmt seinen Koffer auf.] Und muaßt halt jetzt selm schaug'n, Vata, was an Schimmi feit und sollst eahm heut no Umschläg macha . . .

Gschwendtner
I schaug scho . . .
[Laute Stimmen am Fenster.]

Ein Bursche
[schaut herein und ruft fröhlich und laut]
Was is denn, Hans? Gehst du net mit ummi auf d' Station?

Hans [frisch]
Freili, i bin scho g'richt!

Von rechts kommen ein paar Bauern und etliche Weiber und Mädeln herein, darunter die alte Weberin, eine gebückte Greisin, etwa siebzig Jahre alt. Die Gschwendtnerin tritt zu ihnen, Gschwendtner geht ans Fenster, in dessen Rahmen eine Anzahl Burschen, einige in Uniform, die andern in Zivil, die Hüte mit Sträußeln geschmückt, stehen.

Gschwendtner
[laut und frisch]
Jetza, Buam . . . habt's a Schneid?

Einige
[sehr laut]
Dös glaabst! Schneid g'nua!

Ein paar andere [ebenso]
Jetzt hau'n ma s' umanand, daß d' Stiefisteckeln aufdrah'n . . .

Einer singt
„Und drei Radi, drei Ruab'n
Und drei boarische Buam,
Und de san scho so rass',
Daß s' koa Deifi net fraß!“
[Er setzt einen gellenden Juchzer darauf, in den alle einstimmen.]

Gschwendtner
So is recht! Jetzt hat d' Lustigkeit an recht'n Wert. Und kemmt's no g'sund wieda!

Viele
Dank schö! Feit si nix!

Einer
Os müaßt ins scho wieda ham, da gibt's koan Radi!
[Alle lachen fröhlich.]

Ein anderer
Aba hoamzua fahr ma! Da spann ma etla Russ'n ei!

Ein anderer
Und Franzos'n!

Einige
Da kemma mir nobi hoam!

Ein Bursche
Hans, mach zua!

Hans
I bin scho da! [Er geht stramm zur Türe, dreht sich noch einmal um und ruft] Pfüat Good, Muatta! Adjes, Vater! [Dann ab.]

Ein Bursche
[ahmt den Pfiff einer Lokomotive nach und ruft wie ein Schaffner.]
Einsteig'n! Alles einsteig'n! Zum Schnellzug nach Paris! [Alle lachen.]

Ein anderer
Auf geht's!

Ein dritter
[kommandiert]
Ganzes Batallion! Vorwärts marsch . . . [Die Ziehharmonika setzt mit der Melodie: „Ich hatt' einen Kameraden“ ein . . . ein paar Juchzer . . . dann setzen sich die Burschen in Marsch.]

Gschwendtner
[ist ans Fenster geeilt und ruft hinaus]
Und schreib fei recht oft . . . wia's da geht . . .

Die Burschen sind mit Gesang abgezogen . . . „Ich hatt' einen Kameraden“ . . . ihr Gesang verliert sich rasch in der Ferne . . .

Gschwendtnerin [seufzt]
Jetzt is er furt . . .

Die alte Weberin
De viel'n Buam! De viel'n frisch'n Buam!

Vorhang

Quelle: Ludwig Thoma, Der erste August; Christnacht 1914. Zwei Einakter. Albert Langen: München, 1915, S. 24–43.

Ludwig Thoma, Der erste August (1915), veröffentlicht in: German History in Documents and Images, <https://germanhistorydocs.org/de/das-wilhelminische-kaiserreich-und-der-erste-weltkrieg-1890-1918/ghdi:document-818> [26.09.2025].