Quelle
Quelle: Warenzeichenblatt des kaiserlichen Patentamts (WZB) 1899: 140, reg. no. 35469.
Im Jahr 1898 beschlagnahmte Deutschland das Gebiet um die Kiautschou-Bucht (Jiaozhou), das daraufhin de facto zu einer deutschen Kolonie an der chinesischen Küste wurde. Dieses Gebiet, zu dem auch die Stadt Tsingtao (Qingdao) gehörte, wurde Deutschland angeblich als Entschädigung für die Ermordung von zwei deutschen katholischen Missionaren im Jahr zuvor übergeben. Tatsächlich war die Beschlagnahme von der deutschen Marine von langer Hand geplant worden, die Ermordung der Missionare lieferte lediglich den Vorwand.
Auf dieser für den deutschen Markt bestimmten Werbung der Berliner Brennerei Louis Ackermann Jr. wird der Erwerb der Küstenkolonie mit einem neuen „Deutsch-Chinesischen Verbrüderungslikör“ gefeiert. Tsung-li-Yamen war der Name des damaligen chinesischen Außenministeriums, und das Wort „Verbrüderung“ auf dem Etikett suggeriert einen friedlichen kulturellen Austausch.
Doch das Bildmotiv zeigt eine andere Art der Beziehung: Drei feiernde deutsche Matrosen, die gerade von einem Kriegsschiff an Land kommen, begutachten eine chinesische Bedienung, die ihnen Schnaps bringt. Sie wird als von der Aufmerksamkeit der Matrosen geschmeichelt dargestellt, doch die bedrohlichen Untertöne der Illustration – in der Kolonialismus auch als sexuelle Eroberung dargestellt wird – sollten nicht übersehen werden.
Quelle: Warenzeichenblatt des kaiserlichen Patentamts (WZB) 1899: 140, reg. no. 35469.
David Ciarlo, Advertising Empire: Race and Visual Culture in Imperial Germany. Harvard University Press, 2011.