Kurzbeschreibung

Bis zum Jahr 1917 war Papier extrem knapp geworden und normalerweise offiziellen Publikationen vorbehalten. Doch stellten die deutschen Regierungs- und Militärbehörden populären Zeitschriften Papier zur Verfügung, damit diese weiterhin erscheinen konnten – solange sie den Krieg weiter uneingeschränkt unterstützten. Die Bereitstellung des rationierten Papiers bezeugt, dass die Militärbehörden die Zeitschriften für zentral dabei hielten, die Moral an der Heimatfront zu erhalten.

Dieses Bild aus einer Ausgabe des Simplicissimus von 1917 mit dem Titel „Bestärkung“ zeigt ernsthafte Soldaten, die entschlossen zur Front marschieren. Die Augen der Männer sind unter dem Schatten der Stahlhelme verborgen, die seit 1916 zur Ausrüstung gehörten. Doch kann die Entschlossenheit der Soldaten an ihrer aufrechten Haltung sowie ihren Gesichtszügen abgelesen werden. Dieses Bild unterscheidet sich deutlich von den heiter anmutenden Szenen eines schnellen Sieges aus dem Jahr 1914. Im Hintergrund steht hier eine düstere Willenskraft: in dieser Darstellung wird der ernsthafte Mangel an Truppennachschub des Jahres 1917 zu einem Bild unbeirrbarer Entschlossenheit umgemünzt.

Die Illustration wird von einem Kriegsgedicht eines Soldaten begleitet.

„Bestärkung” (August 1917)

Quelle

Durchwühlt von bangen Fragen
Marschieren wir in schwerem Schritt
Ein fernes Rollen schreitet mit,
als würd‘ ein Kreuz geschlagen.

Das nachthell übersternte
Gezelt des Himmels brennt und loht.
Wir fühlen uns wie Saat vorm Tod,
die unreif ist zur Ernte.

Da schrickt’s durch Nacht und Sorgen
Wie heißer Mut von Mann zu Mann,
Da springt uns neu ein Glaube an:
Wir sind das Volk von morgen!

In Sturm und Todgegrolle
Verbläst uns doch kein Sterbewind,
Weil wir nicht Saat und Blüte sind,
Nein, Grund und Ackerscholle.

                        Hans Bauer (Champagne)

Quelle: Simplicissimus, Jg. 22 Heft 20, 14. August 1917, S. 252. http://www.simplicissimus.info/uploads/tx_lombkswjournaldb/pdf/1/22/22_20.pdf