Kurzbeschreibung

Dies ist ein typisches Beispiel für die chauvinistischen Lieder, die in den ersten Jahren des Ersten Weltkriegs weit verbreitet waren. Basierend auf dem populären Lied „Die Männer sind alle Verbrecher“ aus Walter Kollos erfolgreicher Operette Wie einst im Mai (1913) beginnt der Text mit einer Zeile, die auf das patriotische Lied „Die Wacht am Rhein“ Bezug nimmt, und verspottet dann Russland, Frankreich und England, während Serbien für den Ausbruch des Krieges verantwortlich gemacht wird. Unterdessen besiegt Deutschland, das als kulturell und militärisch überlegen gepriesen wird, alle anderen Mächte. Eine ähnliche Version des Liedes, in der „Serben“ durch „Russen“ im Titel ersetzt wurde, kursierte ebenfalls und wurde auch auf Propagandapostkarten gedruckt. Der Text ist jedoch nicht nur ein Beispiel für nationalistische und chauvinistische Kriegspropaganda, sondern spiegelt auch den Antislawismus wider, der sich bereits vor dem Krieg unter der Herrschaft Wilhelms II. auszubreiten begann.

Kriegslied Die Serben sind alle Verbrecher (1915)

Quelle

Es rauscht ein Ruf wie Donnerhall
denn Feinde gibt es überall.
Beim Russ‘ und beim Franzos‘
da ist der Deiwel los.
Das schöne, stolze Engeland
ist schon vor Angst auߑr Rand und Band.
Das alles hat der Welt
der Serbe angestellt.
Ein Küken ward‘ ein Ei
Drum sag ich frank und frei:

Refrain:

Die Serben sind alle Verbrecher,
Ihr Land ist ein finsteres Loch,
Die anderen sind noch viel frecher,
Aber Dresche, aber Dresche kriegen sie doch

Es wird auf dieser großen Welt
So gern Kultur sehr schlecht gestellt.
Nur unser Deutsches Reich
da kommt mir keines gleich.
Nun kommt sogleich eine Horde an
Die weiter nichts als morden kann
Der Russe und der Brit,
das ist dasselbe Lied.
Nun kommt auch noch der Franzmann an,
der hat ja kaum noch Stiebel an

Refrain:

Die Serben sind alle Verbrecher,
Ihr Land ist ein finsteres Loch,
Die anderen sind noch viel frecher,
Aber Dresche, aber Dresche kriegen sie doch.

Quelle: Die Serben sind alle Verbrecher, Musik: Walter Kollo, Text: unbekannter Autor. Gesang: Hermann Wehling, 1915. Stiftung Deutsches Rundfunkarchiv

DRA

Kriegslied Die Serben sind alle Verbrecher (1915), veröffentlicht in: German History in Documents and Images, <https://germanhistorydocs.org/de/das-wilhelminische-kaiserreich-und-der-erste-weltkrieg-1890-1918/ghdi:audio-5140> [26.09.2025].