Kurzbeschreibung

Für die nationalsozialistischen Ideologen musste die Wissenschaft einen gewaltigen Wandel durchmachen, eine Art Metamorphose, in der die Erforschung von Naturphänomenen mit der Verpflichtung auf Geist, Erfahrung und Intuition einhergehen sollte. Der Mediziner Dr. Hanns Löhr von der Universität Heidelberg – einer der ältesten und renommiertesten Universitäten Deutschlands – lotete in seinem Essay die Möglichkeiten aus, die eine solche Transformation für die deutsche Medizin bedeuten könnte. Löhr kritisierte die damalige medizinische Ausbildung, die seiner Meinung nach zu sehr darauf ausgerichtet sei, den Ärzten eine Besessenheit von objektiven Fakten zu vermitteln. Er machte dafür die Aufnahmeverfahren der medizinischen Fakultäten verantwortlich, die seiner Meinung nach „rassisch minderwertige“ Studenten bevorzugten. Insbesondere machte er „jüdische“ Ärzte für die angebliche Entmenschlichung der Medizin verantwortlich, da jüdische Ärzte angeblich einen „mechanischen“ Ansatz in der Medizin verfolgten, indem sie Patienten als „Fälle“ behandelten, mit denen sie ihre persönliche Karriere vorantreiben wollten.

„Der Arzt hat sich mit dem Irrationellen auseinanderzusetzen“ – Abhandlung eines Heidelberger Medizinprofessors (1935)

Quelle

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Wir Nationalsozialisten meinen, daß fernab vom hohen Kothurn der Universitätsklinik sich der Arzt erst einmal in enger Volksverbundenheit mit dem „Irrationellen“ auseinanderzusetzen hat, das die Brücke zwischen Arzt und Mensch schließt, wenn der Kranke nicht nur der „Fall“ oder das „Material“ sein soll.

Es kommt dem nationalsozialistischen Staate also gar nicht darauf an, den Studenten der Medizin mit einer Unmasse von Einzeltatsachen, z. T. doch recht blutleeren Wissensstoffen, vollzupfropfen, die er ad hoc, d. h. nur zum Examen auswendig lernt und nach vier Wochen wieder vergessen hat, sondern ihm aus der Kenntnis der großen biologischen Zusammenhänge heraus Ehrfurcht vor dem Leben beizubringen. []

Wir wenden uns also keineswegs gegen die Wissenschaft, sondern verlangen vielmehr vom kommenden Arzte ein hohes Maß wissenschaftlichen Denkens, das aber nur in einer Verlebendigung des Unterrichts durch eine wesentlich stärkere Beziehung zur menschlichen Biologie zu erreichen ist, als dieses bisher vielfach durch Vermittlung rein abstrakten und toten Lehrstoffes geschieht. Hier hat eine wirklich rationelle Studienreform einzusetzen.

Mit Recht macht Johs. Stein geltend, daß der Mediziner viel zu spät mit dem lebenden Menschen, also mit dem Kranken, in Berührung kommt. Wenn er erst nach dem Physikum an das Krankenbett tritt, so steht häufig zwischen ihm und dem Kranken eine Fülle von Regeln und vorgefaßten Meinungen. Man mißverstehe uns nicht, wir wollen weder Medizinschulen, noch die französische Erziehungsmethodik der Medizinstudierenden nachahmen, die sofort von Anbeginn an den Studenten an das Krankenbett bringt und ihm entscheidend nur ärztliche Technik und Methodik beibringt und das theoretische Wissen für den Durchschnittsmediziner nicht so sehr in den Vordergrund stellt.

Wir glauben aber, daß es allerdings zweckmäßig ist, sofort vor dem Studium Dienst als Krankenpfleger zu verlangen. Beim selbstlosen Dienen am Nächsten wird dem jungen Studenten es schon aufgehen, ob er den richtigen Beruf erwählt hat[1].

„Man muß der Stimme des Leides und der Not auf Schritt und Tritt begegnet sein, um zu erfahren, ob man dazu taugt, dem Leidenden zu helfen und der Not zu steuern“ (Johs. Stein).

Dieser praktische Krankenpflegerdienst, der von dem einzelnen Opferbereitschaft und Selbstverleugnung verlangt, gibt uns auch andererseits die Möglichkeit einer strengen Auslese. Ein Ausleseprinzip, das am Ende der Schulausbildung von den Lehrern nur auf Grund intellektueller Fälligkeiten getätigt wird, ist unbedingt falsch und ganz und gar abzulehnen. Wieviel hochbedeutenden Männern ist von ihren Gymnasiallehrern aber auch jede Befähigung abgesprochen worden. Die Auslese darf auch mit der einmal ausgestellten Qualifikation zum Hochschulstudium für den Beruf als Arzt nicht beendet sein. Das Arbeitsdienstjahr und das weitere Halbjahr in praktischer Krankenpflege erlauben ein weit sichres Urteil über die charakterlichen Veranlagungen eines jungen Mannes. Aber auch noch während des Studiums, das von Grund auf für das Fach der Medizin umgeändert werden wird, wobei das Schwergewicht von der „Schau“ der Krankheiten aus dem Hörsaal hinweg an das Krankenbett selbst verlegt werden muß, soll am Semesterschluß anstatt der üblichen „Erschlagung des Praktikantenscheins“ der Medizinbeflissene immer wieder beurteilt werden. Es ist selbstverständlich, daß dieses bei Massenbetrieben unmöglich erscheint. Hier hat aber jeder Dozent und jeder Stationsarzt von Kliniken und Krankenhäusern eine überaus wichtige Aufgabe, von der nicht zuletzt seine Eignung zum Hochschullehrer abhängt.

„Auf die Hochschule gehört nur, wer sich mit seinem ganzen Wesen dem Volke verpflichtet und nichts für sich selber und seinen Nutzen sucht. Wer zum Studium und zu akademischer Tätigkeit berufen ist, wird nicht aus großen Worten, sondern aus Tat und Leistung im Dienste der Volksgemeinschaft erkannt. Der nationalsozialistische Wissensbegriff und die neu bestimmte Aufgabe der Hochschule haben den strengen geistigen Anspruch der Hochschule nicht gemindert, sondern so erhöht, daß ihm nur in schärfster geistiger Zucht genügt werden kann. Wenn der deutsche Student aus der tiefsten Hingabe an den Nationalsozialismus seine Kräfte zieht, wird er seine Pflicht so tun, wie das Volk es von ihm erwarten kann“ (Frick: „Student im Volk“, 1934).

Durch die geradezu inflationsartig steigende Zahl der Medizinstudierenden, insbesondere aber auch durch den Zugang von solchen Individuen, die weder rassisch noch ethisch, noch weltanschaulich für den Arztberuf geeignet waren (Reiter), sank immer mehr eine früher vorhanden gewesene Auslese. So mußte auch jedes persönliche Verhältnis zwischen Lehrer und Schüler verlorengehen und damit naturgemäß auch das lebende Vorbild des Führertums. Je größer der Massenandrang wurde, desto geringer die Einzelleistung. Hinzu kam, daß jüdische Dozenten die Lehrstühle der Medizin beherrschten und die Heilkunst entseelten. „Sie haben Generation um Generation der jüngeren Ärzte mit mechanistischem Geiste durchtränkt." (Reichsärzteführer Wagner im „Aufruf an die Deutsche Ärzteschaft“, 1933.)

In der jetzt endgültig überwundenen liberalistischen Zeit herrschte nur das Bildungsideal. Man verzichtete vollkommen auf die charakterliche Erziehung des einzelnen.

Es muß daher wieder die charakterlich-menschliche Schulung durch unsere Lehrer im Vordergrunde stehen, neben der wissenschaftlichen Ausbildung ist dieses dem akademischen Lehrer als Hauptaufgabe anvertraut. Nur so werden wir zu der Ethik und dem sittlichen Hochstande der alten Ärztegeneration zurückkehren (man lese einmal den „Hippokratischen Eid“), die weltanschaulich feststellt und fachlich nicht zu schlagen ist. []

Von den Feinden des Nationalsozialismus wird seit Jahren immer wieder die Unwahrheit ausgestreut. daß der Nationalsozialismus in seinem Wesen eine geistesfeindliche Grundhaltung bedeute. Er habe überhaupt kein Verständnis für die Eigenart echt wissenschaftlicher Forschung. Die nationalsozialistische Bewegung sei somit geistesfeindlich und amusisch. Man wolle der Wissenschaft ihre überlieferte Wertschätzung rauben und derart alles wissenschaftliche Denken einschränken, daß die „stolzen Höhenzüge ehemaliger deutscher Kultur sich in Niederungen umwandeln, die eine Zufluchtsstätte bilden würden für geistige Kastraten” (zitiert nach Heinrich Hasse).

Besonders stellen dieses die literarischen Emigranten so dar, als ob in Deutschland heute alle Zivilisation und Kultur bedroht würde, als ob eine Horde losgelassener Wilder die Ideale der Menschheit bedrohe. []

Der im liberalistischen Zeitalter entstandene Begriff einer „voraussetzungslosen“ und „objektiven“ Wissenschaft mit dem Ziele der „absoluten Wahrheit“, die auf einer reinen Vernunft begründet war, hat heute ihre Daseinsberechtigung völlig verloren, nachdem man erkennen lernte, daß eine Wirklichkeitswissenschaft stets an persönliche zeitgeschichtliche Voraussetzung gebunden ist. Nur aus dem Strome der jeweiligen Gegenwart heraus kann die Wissenschaft in die Wirklichkeit eingreifen. Volksgemeinschaft und Wissenschaft stehen nicht zueinander in einem Gegensatz. Der Begriff Volksgemeinschaft, bisher nur als politischer Begriff betrachtet, wird nunmehr auch zum wissenschaftlichen Grundprinzip (R. Höhn). []

Da, wie oben eingehend dargelegt, die letzten Vorgänge des Lebens durch kausal-mechanische Analysen nur wenig zu klären sind, so ergibt sich die Frage, ob neben der auf naturwissenschaftlicher Methodik beruhenden Diagnostik dem Arzte noch andere Erkenntnismittel zu Gebote stehen. Sofort werden einem jedem Begriffe wie Erfahrungswissen, Ganzheitsbetrachtung und Intuition lebendig.

Ganz fraglos kann der Arzt sein Erfahrungswissen nicht entbehren, doch Erfahrung ist, wie Hippokrates sagt, trügerisch. Manche nur auf Erfahrung beruhende Kenntnisse, auch wenn sie wer weiß wie lange Zeit hindurch als sicher galten, erscheinen eines Tages als grundlegende Irrtümer.

Eine weitere Frage ist es, ob die Intuition wirklich eine neue Art der Erkenntnis ist, daß zwischen dem genialen, rein gefühlsmäßigen Erfassen und dem gewöhnlichen Denken doch ein Unterschied besteht. Intuition ohne wissenschaftliche Grundlagen, ohne eingehende Kenntnisse der großen biologischen Zusammenhänge, dürfte es in der Heilkunde wohl kaum geben. Dadurch unterscheidet sich aber der wirklich geniale, und intuitiv denkende Forscher von seinem Durchschnittskollegen, daß er ganz plötzlich bahnbrechende Einfälle hat, auf die der andere niemals kommen würde. Nach Bumke ist Intuition eine sehr große Konzentration, ist der Blick „für das Wesentliche, der nicht bloß sehr viele Einzelbeobachtungen und zahlreiche Erinnerungen in ein Bild, sondern zugleich sehr große Zusammenhänge in einen Gedanken zu fassen vermag“.

Es ist selbstverständlich, daß wir unsere Schüler nicht zur Genialität erziehen können, sondern daß nach wie vor eine grundlegende Durchbildung in der Zusammenschau großer biologischer Zusammenhänge gefordert werden muß, denn wer da glaubt, jeder wissenschaftlichen Kenntnis und ärztlichen Bildung zu entraten und nur aus Intuition heraus Krankheiten diagnostizieren will, der würde sehr bald in seiner ärztlichen Diagnostik und Therapie Schiffbruch erleiden.

Wir wollen gerne zugeben, daß es von jeher auch unter den „Heilpraktikern“ Leute mit großem ärztlichen Blick, also mit Intuition gegeben hat. Aber auch diese Laienbehandler stellen niemals ganz blitzartig aus sich heraus Diagnosen, sondern letzten Endes verfügen sie auch über einen Erfahrungsschatz empirischen Könnens. Denn unwillkürlich beschäftigt sich jeder Mensch schon aus Liebhaberei oder Leidenschaft mit dem Gebiete, für das er besonders begabt ist. Wie häufig habe ich beispielsweise unter den allereinfachsten ganz ungebildeten Schichten Männer angetroffen, die eine geradezu souveräne Beherrschung in züchterischen Fragen (Vogelliebhaber, Hundezüchter, Schmetterlingssammler usw.) aufwiesen, ohne daß sie dieses studiert hatten. Selbstredend befassen sich solche Männer mit diesen ihren Lieblingsbeschäftigungen. Es wird aber jeder zugeben müssen, daß man auch dort Intuition sieht. —

Ein weiterer Grund zur Verzerrung des Arztbegriffes in neuester Zeit war ganz fraglos, wie oben erwähnt, die starke Verjudung unseres Standes[2]. Jüdische Kollegen wurden sehr bald die Leiter der Standesvereine und Ärztekammern. „Sie verfälschten den ärztlichen Ehrbegriff und untergruben arteigne Ethik und Moral” (Gerhard Wagner im „Aufruf an die Deutsche Ärzteschaft" 1933). Wer einmal aufmerksam die Zahlen über die Überfremdung des ärztlichen Berufes durch Juden, wobei sogar nur nach religiösen und nicht nach rassischen Grundsätzen verfahren wurde, in unseren Großstädten nachliest, der wird die nationalsozialistische Gegenreaktion durchaus würdigen. Der Reichsärzteführer Gerhard Wagner gab in seinem groß angelegten Vortrag auf dem Reichsparteilag 1931 über „Rasse und Volksgesundheit" davon Kenntnis, daß im Februar 1931, also ein Jahr nach der nationalsozialistischen Revolution unter den Berliner Kassenärzten noch 46,8% zugelassener Juden gezählt wurden. In den Großstädten verhält es sich nicht wesentlich anders. Ich glaube, daß man da von brutaler Verfolgung und Vernichtung des Judentums innerhalb des Ärztestandes kaum mehr sprechen kann.

Der starke Zugang jüdischer Ärzte brachte aber einen Einstrom marxistisch-liberalistischer Gedanken mit sich, wodurch der Arztbegriff an sich immer mehr verzerrt wurde. Der Arzt wird zum Geschäftsmann; obendrein endlich als Sklave der Sozialversicherungen leistete er, wenn er nicht hungern wollte, vielfach Ramscharbeit. Die ärztliche Kunst wurde hier nur noch bewertet nach Ziffern und Gebührenordnungen!

Gleichzeitig läßt sich der praktische Arzt durch Kassenbonzen und Vertrauensärzte marxistischer Prägung den Rest seines Berufsstolzes nehmen. Er muß sich vorschreiben lassen, was er überhaupt noch seinen Kranken an Arzneien und Verordnungen geben darf.

Was war die Folge? Das Ansehen des Ärztestandes sank immer mehr beim Volk. Durch die starre dogmatische Ablehnung aller laienmedizinischen Gedanken wurde die wissenschaftliche Medizin volksfremd, weil sie wirklichkeitsfremd war. Viel richtiger wäre es gewesen, um das Vertrauen des Volkes wieder zu gewinnen, wenn man die Ansichten und Anregungen der Volksmedizin objektiv nachgeprüft hätte, anstatt sie von vornherein zu verwerfen. []

Der Umbruch der heutigen Zeit wird dazu beitragen, daß der Blick von einzelnen Symptomen und Organen wieder zur „Ganzheitsbetrachtung" wird, mehr wieder zu wirklich medizinisch-biologischem Denken. Die zahlreichen Aufsätze führender Ärzte aus allen Fachgebieten der Medizin in den Medizinischen Wochenschriften der allerltzten Zeit zeigen schon diese Blickwendung.

Man wirft dem Nationalsozialismus vor, er sei doch schuld an einer uferlosen Ausbreitung des Kurpfuschertums; wer sich aber einmal die Mühe gemacht hat, aufmerksam den Artikel des Reichsärzteführers Gerhard Wagner „Gesetzlicher Eingriff in die Kurierfreiheit“ (Dtsch. Ärzteblatt Nr. 24, 1933) zu lesen, wird einsehen, daß in den vorbezeichneten Bestimmungen, die demnächst wohl Gesetz werden, die Aufhebung der bisher völlig ungeregelten Kurierfreiheit verankert liegt, daß damit das skrupellose Kurpfuschertum endgültig erledigt ist.

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Der nationalsozialistische Arzt hat dem Staate gegenüber die heilige Verpflichtung, erbkranke Patienten nicht nur zur freiwilligen Sterilisation zu bewegen, sondern sie auch zur Meldung zu bringen. Mancher Arzt sagt da: „Wo bleibt das Vertrauen zwischen Arzt und Patient? Ich werde mir doch nicht die Praxis verderben!“ Tatsächlich wird ja jetzt auch der Schwerpunkt dieser wichtigen gesundheitlichen Aufgaben durch das Gesetz vom 3. Juli 1931 über die Vereinheitlichung des Gesundheitswesens auf die in Stadt- und Landkreisen zu errichtenden Gesundheitsämter verlegt.

Das entbindet den Arzt jedoch keineswegs von seiner wichtigen Verpflichtung, selbst als wachsamer biologischer Soldat seine Pflicht zu tun. Er hat in erster Linie den Staat und sein Volk und deren Zukunft gegen asoziale Elemente zu verteidigen. Ich brauche auch nicht besonders zu erwähnen, daß der nationalsozialistische Arzt eine grundsätzlich andere Stellung zur Frage der künstlichen Schwangerschaftsunterbrechung einnimmt, als der Arzt der marxistisch-Iiberalistischen Zeit. Wir kennen keine soziale Indikation zur Vernichtung der Leibesfrucht.

Welch gewaltige Aufgaben sind dem Arzte und der Heilkunde im nationalsozialistischen Staate Vorbehalten? Unsere Verantwortung und unsere Pflichten sind größer denn je zuvor. Der Arzt wird sich aber als Volksarzt im wahren Sinne des Wortes wieder ein groß Teil seiner wichtigen Stellung und seines Vertrauens im Volke wiedererobern.[3] []

Adolf Hitler und seine Mitarbeiter haben der deutschen Ärzteschaft diesen Weg gezeigt.

Für uns Hochschullehrer enthält dieses aber die Verpflichtung, dem Studenten als letztes Ziel der ärztlichen Kunst die Volksgesundheit als der Gesundheit des Einzelindividuums übergeordnet zu lehren, also über jeder Wissenschaft dem Volke Arzt zu sein!

Wir müssen der medizinischen Jugend lebensnahe Erkenntnis aus dem unmittelbaren Kampfe und Auseinandersetzungen mit dem Alltag vermitteln. Dies geschieht aber nicht durch eine einfache neue Zuschneidung (oder „Gleichschaltung“) des Studienplanes, unter Einfügung von jetzt mehr modern gewordenen Fächern, wie Bevölkerungspolitik, Rassenhygiene usw., wir tragen vielmehr die Verantwortung in uns, daß nicht nur Erkenntnisse und Ergebnisse der Wissenschaft wachsen, sondern die Träger der völkischen Berufe, Ärzte, Richter und Lehrer, auf denen. []

Anmerkungen

[1] Der Gedanke des frühzeitigen Krankenpflegerdienstes wird von den Leitern der Medizinerfachschaften selbst sehr stark in den Vordergrund gestellt. So hatte ich Gelegenheit, an der Anstalt Bethel 20 Studenten der Freiburger Medizinerfachschaft während der letzten Osterferien für 8 Wochen als Krankenpfleger tätig zu sehen und ihnen Vorträge halten zu können. Es war kein Zufall, daß der Fachschaftsleiter gerade eine Anstalt für Geisteskranke und Epileptiker ausgewählt hatte, erfordert doch die Pflege dieser Kranken ein großes Maß an Geduld und Einfühlungsgabe. Ein Kamerad II. Semesters schreibt: „Und wenn uns das Lager weiter nichts gegeben hätte, als die Vermittlung der richtigen seelischen Grundeinstellung zum Kranken, so hätte es seinen Sinn vollauf erfüllt.“ Das kann man nicht beim Famulieren lernen, wo bestenfalls äußere Krankheitsbilder und die mechanischen Handgriffe, die zum Heilberufe gehören, vermittelt werden (s. „Der Jungarzt“. H. 6, Juli 1934).
[2] S. a. Groß: „Arzt und Judenfrage”. „Ziel und Weg“, H. 8, 1933. 
[3] Hier sei auch einmal kurz auf das Büchlein von Alfred Stehr. „Priester, Arzt und Staatsmann“, München, Otto Gmelin, 1933, hingewiesen. Die Arbeit, vor der Machtergreifung bereits entstanden, ist späterhin nur wenig verändert worden. Stehr zeigt in langer historischer Übersicht die Umstellung des Individualarztes zum Sozialarzte. Als Sozialarzt muß der Arzt als gleichberechtigt treten neben den Staatsmann und neben den beamteten Arzt, wenn er wirklich Sozialpolitik treiben will; dies bedeutet natürlich eine völlige Gleichrichtung des ärztlichen Denkens und Wollens mit denen des Staatsmannes. Viele von den in diesem Büchlein gemachten Vorschläge sind im nationalsozialistischen Staate bereits endgültig gelöst oder energisch in Angriff genommen worden.

Quelle: Hanns Löhr, Über die Stellung und Bedeutung der Heilkunde im nationalsozialistischen Staate. Berlin: Nornen-Verlag, 1935, S. 19–35 (Auszüge).