Kurzbeschreibung
Wie viele sozialkonservative Zeitgenossen, betrachteten die Nationalsozialisten die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Veränderungen seit dem Ersten Weltkrieg als Keim des gesellschaftlichen Verderbens. Fallende Geburtenraten, steigende Scheidungsraten, spätere Eheschließungen und die Zunahme an erwerbstätigen Frauen waren angeblich Symptome einer kranken Gesellschaft. Vordergründig propagierte das NS-Regime deshalb eine Rückbesinnung auf patriarchalische Werte und Geschlechterrollen. Frühe Heirat und Großfamilien wurden zum Ideal erhoben. Frauen sollten sich ausschließlich um Heim und Kinder kümmern, während Männer den Unterhalt verdienten. Tatsächlich ging es dabei weniger um das angebliche Idyll der traditionellen Gesellschaftsordnung als um die zentrale Stellung der Familie im militärisch-rassischen Weltbild des NS-Regimes. Durch frühe Eheschließungen und hohe Geburtenraten sollte die Konkurrenzfähigkeit des deutschen Volkes im währenden Kampf mit „minderwertigen“ Rassen gewährleistet bleiben, d.h. die Familie als „Keimzelle der Nation“ diente hauptsächlich der Erzeugung und Erziehung künftiger Generationen von Soldaten.