Am 1. April 1933 rief Propagandaminister Joseph Goebbels zu einem eintägigen, landesweiten Boykott jüdischer Geschäfte auf, angeblich als Vergeltungsmaßnahme gegen die so genannte „Gräuelpropaganda“ über Deutschland und gegen den Boykott von in Deutschland hergestellten Produkten in Großbritannien, den Vereinigten Staaten und anderswo. Die Aktion sollte hart, aber „geordnet“ ablaufen. Die Straßenszenen in diesem Film fangen den allgemein zögerlichen Charakter der Menge ein – neugierig, misstrauisch und keineswegs die SA-Männer anfeuernd, die vor Geschäften in jüdischem Besitz Vandalismus betreiben und Wache stehen. An diesem Tag schrieb Goebbels das Folgende in sein Tagebuch: „Der Boykott gegen die Weltgreuelhetze ist in Berlin und im ganzen Reich in voller Schärfe entbrannt. Ich fahre, um mich zu orientieren, über die Tauentzienstraße. Alle Judengeschäfte sind geschlossen. Vor den Eingängen stehen S.A.-Posten. Das Publikum hat sich überall solidarisch erklärt. Es herrscht eine musterhafte Disziplin. Ein imponierendes Schauspiel! Alles verläuft in vollster Ruhe...“ Entgegen Goebbels‘ Beschreibung blieben viele Geschäfte jüdischer Betreiber in Berlin allerdings tatsächlich geöffnet. Der Boykott dauerte nur einen Tag und wird oft unter dem Gesichtspunkt betrachtet, dass er die Deutschen nicht dazu zwingen konnte, ihre täglichen Gewohnheiten aufzugeben – viele kauften weiterhin in diesen Geschäften ein, zumindest in den ersten Jahren des NS-Regimes.