Kurzbeschreibung
Martin Bormann (1900–1945) war als Chef der Reichskanzlei eine der
einflussreichsten Figuren im NS-Regime, da er bestimmte, wer Zugang zu
dem sich zunehmend abschirmenden Hitler hatte. Er war 1927 in die NSDAP
eingetreten und dort schnell aufgestiegen. 1933 wurde er zum
Reichsleiter ernannt und erhielt den Posten des Stabsleiters bei Rudolf
Heß, dem Stellvertreter Hitlers. Bormann machte sich vor allem in
finanziellen Angelegenheiten unentbehrlich, er rief beispielsweise die
„Adolf-Hitler-Spende der deutschen Wirtschaft“ ins Leben, mit der er der
Partei eine ergiebige Geldquelle erschloss. In welchem Maß er Hitlers
Vertrauen genoss, wird unter anderem aus der Tatsache deutlich, dass er
mit der Verwaltung von Hitlers Privatvermögen einschließlich des
„Berghofes” auf dem Obersalzberg bei Berchtesgaden betraut war, auf dem
dieses Foto aufgenommen wurde. Zwei Tage nachdem Heß im Mai 1941 nach
Glasgow geflogen war, um mit den Briten einen Friedensschluss
auszuhandeln, wurde Bormann als Leiter der Parteikanzlei zu dessen
Nachfolger. Von nun an liefen alle Parteigeschäfte über Bormann, der den
Zugang zu Hitler vollkommen kontrollierte und so praktisch zum zweiten
Mann im Staat wurde. 1943 wurde er zum „Sekretär des Führers“ ernannt,
tatsächlich glich seine Position zu diesem Zeitpunkt jedoch eher der des
Stellvertreters. Trotz seiner einflussreichen Position mied Bormann die
Öffentlichkeit und blieb stets im Hintergrund. Bis zuletzt ignorierte er
die aussichtlose Kriegslage, mobilisierte den „Volkssturm“ zum letzten
Widerstand und blieb bis zu Hitlers Selbstmord mit ihm im „Führerbunker“
in Berlin. Anschließend versuchte er, aus Berlin zu fliehen und galt
lange Zeit als verschollen. In den Nürnberger Prozessen wurde er in
Abwesenheit zum Tod verurteilt. 1973 wurde seine Leiche zufällig bei
Grabungsarbeiten in Berlin entdeckt und identifiziert, die Autopsie
ergab, dass er sich gemeinsam mit Hitlers letztem Leibarzt Ludwig
Stumpfegger am 2. Mai 1945 mit einer Blausäurekapsel das Leben genommen
hatte.