Kurzbeschreibung

Um die evangelische Kirche mit dem NS-Regime in Einklang zu bringen, ernannte Hitler im Winter 1934 Ludwig Müller zum Reichsbischof und Leiter der Deutschen Evangelischen Kirche [Reichskirche]. Müller, ein Mitglied der Deutschen Christen, ging rasch daran, die Landeskirchen unter seine Kontrolle zu bringen. Zu diesem Zweck löste er protestantische Jugendgruppen auf, hielt Gelder zurück und sanktionierte eine SA-Kampagne zur Schikanierung oppositioneller Pfarrer. Bis zum Sommer 1934 hatten mehr als 50 % der Landeskirchen, darunter die größten in Preußen, ihre Autorität öffentlich an Bischof Müller abgegeben.

Daraufhin verfasste eine Gruppe Pastoren und Laien, die sich gegen die Deutschen Christen stellten, im Mai 1934 die Barmer Erklärung. Diese Erklärung wurde zur Grundlage für den Widerstand der Bekennenden Kirche gegen die Versuche des NS-Regimes, die evangelische Kirche zu nationalisieren. Dieses Dokument, die Botschaft einer Ortsgruppe der Bekennenden Kirche in Dresden, umreißt viele der Glaubensüberzeugungen der Bekennenden Kirche. Darin appellieren sie an die Deutschen, sich nicht von der Rhetorik der Deutschen Christen und der Nazis täuschen zu lassen. Sie argumentieren, dass die Kirche die einzig wahre Autorität für die Verkündigung des Wortes Gottes sein sollte. Außerdem greifen sie die Bemühungen der Deutschen Christen an, die Lehren der Bibel umzuschreiben, indem sie behaupteten, dass Jesus kein Jude war. Die Bekennende Kirche sei also die „wahre“ Kirche. Für die Mitglieder der Bekennenden Kirche waren die Angriffe auf die Autorität der Kirche, ihr Dogma und ihre Verwaltung eine existenzielle Krise - eine Krise, welche die Aufgaben der Kirche, wie sie in ihren Verfassungen festgelegt sind, bedrohte.

Mitteilungsblatt der Bekennenden Kirche gegen die Kirchenpolitik der Nationalsozialisten (ca. 1934)

Quelle

In diesem Zeichen siegt die Kirche

Der Führer und Reichskanzler hat durch seinen Erlaß vom 15. Februar die Wahl einer Generalsynode angeordnet, die der evangelischen Kirche eine neue Verfassung und Ordnung geben soll. Es ist sein klar ausgesprochener Wille, daß diese Wahl „in voller Freiheit nach eigener Bestimmung des Kirchenvolkes“ stattfindet.

Evangelische Glaubensgenossen, Ihr müßt wissen, worum es geht.

Wem sollen Eure Kirchen gehören?
Dem lebendigen Gott, der sich in Jesus Christus offenbart hat, oder den veränderlichen Bildern, die sich die Menschen von Gott machen?

Was soll in Euren Kirchen verkündigt werden?
Die ewige Wahrheit des Wortes Gottes oder die vieldeutigen Reden derer, die dieses Wort verfälschen?

Wer soll in Eurer Kirche die Führung haben?
Die, welche Euch in Liebe und Wahrheit dienen, oder die, welche mit Gewalt und List in der Kirche herrschen wollen.

Was sollen Eure Kinder im Religionsunterricht hören?
Gottes heiligen Willen und die Botschaft von Jesus Christus oder Legenden und Märchen?

Du mußt es jetzt wissen. Entscheide Dich! Entscheide Dich klar! Die Stunde ist da:

Jetzt darfst auch Du bekennen!

Laß Dich nicht irre machen!

Man wird Dir sagen, es gehe um die Entscheidung: „Judenkirche oder Christuskirche der Deutschen“. In Wirklichkeit geht es um etwas ganz anderes: Ob Jesus Christus allein Herr der Kirche, Lehrer der Gewissen, Erlöser von Tod und Sünde ist. Höre nicht auf die, die vom Alten Testament sagen, es sei ein Judenbuch. Sie kennen es nicht, und wenn sie es kennen, so fürchten sie sich vor seiner Wahrheit.

[]

Quelle: Mitteilungsblatt der Bekennenden Kirche gegen die Kirchenpolitik der Nationalsozialisten. Herstellung: Landesbruderrat der Bekennenden Kirche Sachsens. Dresden, ca. 1934. Deutsches Historisches Museum, Berlin, Inv.-Nr.: Do 56/1579.3