Kurzbeschreibung

Die Bewegung der Deutschen Christen wurde 1932 als eine Interessengruppe innerhalb der lutherischen Kirche gegründet, um eine nationalistische Vision der Rolle der Kirche und des Christentums in Deutschland zu fördern. Die Deutschen Christen vertraten die Auffassung, dass der christliche Glaube von seinen jüdischen Ursprüngen und so genannten weiblichen Eigenschaften befreit werden müsse. Die zahlreichen Pastoren, Gemeindemitglieder und Theologen, die dieser Bewegung angehörten, vertraten die Ansicht, dass Christentum und Nationalismus natürliche Verbündete im Kampf gegen das Judentum in Deutschland seien. Die Deutschen Christen hofften, die Volkskirche zum Zentrum der Volksgemeinschaft und zur Verkörperung der völkischen Traditionen des neuen NS-Staates zu machen. Am 23. Juli 1933 wurden zwei Drittel der evangelischen Kirchenwahlen von bekennenden Deutschen Christen gewonnen, was der Bewegung in den kommenden Jahren eine starke Stimme sicherte.

Der folgende Auszug des Titelblatts der christlichen Zeitschrift Die Nationalkirche zeigt, mit welchen Argumenten die Bewegung das Christentum vom „jüdischen Geist“ befreien wollte. Nach Ansicht der Deutschen Christen wurde Jesus von Juden ermordet, und das Christentum befand sich seither in einem ständigen Kampf gegen die lauernden Übel des Judentums. So knüpften sie den Kampf des deutschen Volkes an einen uralten christlichen Kampf. Die Deutschen Christen sahen sich als natürliche Partner der Nationalsozialisten auf ihrem Weg zur Schaffung einer Rassengemeinschaft – eine Überzeugung, die in den ersten Zeilen dieses Artikels deutlich zum Ausdruck kommt.

„Christus der Todfeind des Judentums!“ (1937)

Quelle

Es muß einmal mit aller Deutlichkeit gesagt werden: Deutsches Christentum ist nicht ein Kompromiß zwischen Deutschtum und Christentum, so daß man von jedem ein wenig nehmen und daraus eine neue Mischung machen könne. Es gibt freilich eine ganze Menge, die es gerne sähen, wenn es so wäre, denn dann wäre ja das Deutsche Christentum zu einer harmlosen Angelegenheit geworden, mit der man früher oder später fertig werden könnte. Man kann aus Kreisen der Bekenntnisfront jetzt öfter die Meinung hören, den Deutschen Christen müsse man wohl die Rechte einer dritten Konfession neben der katholischen und der evangelischen zugestehen. Wenn die Nationalkirchliche Bewegung sich darauf einließe und sich zufrieden gäbe, was da die Bekenntnisfront in ihrer Toleranz zu bieten scheint, dann wäre mit einem Schlage das Deutschen Christentum keine Gefahr mehr für die alten Kirchen, denn dann würde am Ende alles beim Alten bleiben, nur daß eine Splittergruppe mehr die Kirchen und das Volk zerrisse. Aber würde es bei dem christlichen Durcheinander der Konfessionen etwas ausmachen, ob eine solcher Splittergruppen mehr oder weniger da ist?

Man täuscht sich, wenn man solche Hoffnungen hegt! Deutsches Christentum ist nicht ein neues theologisches oder kirchliches Experiment – heute ist es bereits eine Tatsache, mit der die Kirche für die Zukunft noch ganz anders wird rechnen müssen als bisher. Und diese Tatsache ist herausgeboren aus dem Werke Adolf Hitlers und gestaltet sich weiter in der unbedingten Treue zu ihm und in seiner Gefolgschaft. Weil das so ist, darum sind die Deutschen Christen in allen Kämpfen, die der Nationalsozialismus führt, mitten drin als Kämpfer; sie wissen sich nicht nur als Verbündete oder gar als Vollender des Nationalsozialismus, sondern sie sind Nationalsozialisten. Weiter nichts als das! Aber das von ganzem Herzen und ungeteilt!

So stehen Deutsche Christen auch mitten drin in dem Hauptkampf des Nationalsozialismus: Im Kampfe gegen das Judentum. Auf ihrem Gebiet ist es der Kampf gegen den jüdischen Geist in den kirchlichen Lehr- und Lebensformen. Daß jüdischer Geist die Kirche von innen her bedroht und verfälscht, ist nicht nur eine Erkenntnis von gestern und heute, sondern ein Wissen das seit alten Zeiten schon deutsche Menschen wach gemacht und zum Kampfe gerufen hat. Der Freiheitskampf des Deutschen Volkes gegen die kirchliche Bevormundung und Einigung ist nicht ein Kampf gegen das Christentum überhaupt gewesen; er war vielmehr ein Kampf gegen fremde Lehr- und Lebensformen für ein rechtes Deutsches Christentum.

Und in diesem Kampf wissen wir Christus selbst auf unserer Seite. Wenn man noch heute versucht, Christus einzureihen in das Judentum und noch immer auf eine Heilsgeschichte pocht, die von Adam über Abraham und das Alte Testament bis zu uns reicht, dann tut man Christus selbst Gewalt an und verfälscht seine Botschaft vom Reiche Gottes. Denn diese Botschaft ist der vollendete Widerspruch gegen das Judentum.

Für alle Zeit bleibt unantastbar die Grundtatsache bestehen: Die Juden haben Jesus bekämpft und getötet. Zwar haben römische Soldaten das Kreuz aufgerichtet, an dem Jesus hing, aber hinter ihnen (echt jüdisch: hinter ihnen) haben als geistige Urheber und treibende Kräfte die Repräsentanten des jüdischen Volkes gestanden. Es ist nicht der entartete Pöbel gewesen, sondern es waren die besten Vertreter jüdischer Religion, die Hüter des Staates und der Frömmigkeit: Es waren die Priester und die Schriftgelehrten und die Pharisäer.

Quelle: “Christus – Der Todfeind des Judentums” in Die Nationalkirche: Briefe an deutsche Christen, 1937, Mitteilungsblatt der Deutschen Christen. Herstellung: Siegfried Leffler. Weimar, 1937. Deutsches Historisches Museum, Berlin. Inv.-Nr.: Do 56/1584.15

„Christus der Todfeind des Judentums!“ (1937)

Quelle: „Christus – Der Todfeind des Judentums“, in Die Nationalkirche: Briefe an deutsche Christen, 1937, Mitteilungsblatt der Deutschen Christen. Herstellung: Siegfried Leffler. Weimar, 1937. Deutsches Historisches Museum, Berlin. Inv.-Nr. Do 56/1584.15.

„Christus der Todfeind des Judentums!“ (1937), veröffentlicht in: German History in Documents and Images, <https://germanhistorydocs.org/de/deutschland-nationalsozialismus-1933-1945/ghdi:document-5130> [25.04.2024].