Kurzbeschreibung

Die Bewegung der Deutschen Christen gewann nach 1933 stetig an Popularität. In Berlin allein bekannten sich 565 Pfarrer aus 147 evangelischen Kirchen und anderen kirchlichen Einrichtungen offen zur deutschchristlichen Bewegung. Bis 1938, dem Jahr, in dem dieses Dokument verfasst wurde, hatten sich die Deutschen Christen als eine wichtige Stimme im Reich etabliert. In diesem Auszug werden die Ziele und Überzeugungen der Deutschen Christen klar dargelegt. Sie waren bestrebt, die Christen aller protestantischen Konfessionen hinter den Zielen und der Politik des NS-Staates zu vereinen. Nur Hitler, so die Weltanschauung der Deutschen Christen, konnte die Deutschen unter einem eindeutig deutschen Verständnis des Christentums zusammenführen, das die politischen, religiösen und rassischen Komponenten des Nationalismus verwirklichte.

Die hier wiedergegebenen fünfundzwanzig Punkte offenbaren auch die Spannungen zwischen den Deutschen Christen und denen, die nicht bereit waren, deren nationalistische Auslegung der kirchlichen Lehre zu akzeptieren. In diesem Zusammenhang verweisen sie auf die „Deutsche Glaubensbewegung“, eine völkische Bewegung, welche das Christentum vehement ablehnte, und die Bekennende Kirche, welche die große Zahl der Protestanten vertrat, denen die Bereitschaft der Deutschen Christen, kirchliche Dogmen mit dem Nationalsozialismus zu verschmelzen, widerstrebte. Die in diesem Traktat vermittelten Botschaften von Einheit, Nationalismus und Kampf waren beliebte Themen für Deutsche, denen daran gelegen war, die deutsche christliche Bewegung in ihre Rassengemeinschaft zu integrieren.

Was wollen wir Deutschen Christen? (ca. 1938)

Quelle

1. Wir wollen ganz Deutsche sein, d.h. Nationalsozialisten, treue Gefolgsleute Adolf Hitlers.

2. Wir wollen ganz Christen sein, d.h. Männer und Frauen, die an Jesus Christus glauben und ihm nachfolgen.

3. Wir wollen darum eine Verschmelzung von Christentum und Deutschtum, wie sie in den Herzen deutscher Menschen zu allen Zeiten vorhanden gewesen ist.

4. Wir kämpfen leidenschaftlich gegen ein Auseinanderreißen von nationalsozialistischen Weltanschauung und christlichem Glauben.

5. Wir sehen die Gefahr solcher Trennung einmal: in der „deutschen Glaubensbewegung“ und allen ähnlichen Bestrebungen, die ohne Christus auskommen wollen.

6. Wir sehen die Gefahr solcher Trennung aber auch bei der sog. „Bekenntniskirche“, die Staat und Kirche, Volk und „Kirchenvolk“ in Gegensatz zu einander stellen.

7. Wir springen in die Lücke, die sich von Tag zu Tag immer mehr auftut zwischen unserem jungen gläubigen Volk und alten verhärteten Konfessionskirchen.

8. Wir wissen, daß eine Kirche ihren Dienst nur erfüllen kann, wenn sie teilnimmt am Leben ihres Volkes und sich nicht ängstlich vor der sog. „Welt“ hinter steinernen Mauern in den sog. „Raum der Kirche“ flüchtet.

9. Wir wissen, daß das deutsche Volk von den Vätern her mit ganzem Herzen ein christliches gewesen ist, und daß in keinem Volk der Erde durch den Glauben an den lebendigen Christus höhere Kräfte entbunden wurden, als gerade im deutschen.

10. Wir haben aber auch erfahren, daß uns Gottes Gnade im deutschen Schicksalskampf das Evangelium neu und tiefer aufgeschlossen hat, Reich Gottes und Reich der Deutschen darum nicht getrennte Räume sind, sondern dem Reich der Deutschen das Gottesreich als seine Seele eingeborgen ist.

11. Wir wissen, daß Christentum sich nicht erschöpft in irgendwelchem Kirchentum, sondern sehen in allen, die im Dienste des Glaubens, des Opfers und der Hingabe sich verzehren, Nachfolger des ewigen Christus.

12. Wir wissen, daß jede Liebestat besseres Christentum ist als hergeplapperte Lippenbekenntnisse.

13. Wir sehen darum im Nationalsozialismus die Verwirklichung eines positiven Christentums der Tat.

14. Wir wissen aber auch, daß es positives Christentum ohne Christus nicht gibt, der allein die Kräfte schenkt zu immer tapferem Glauben, zu immer heißerer Liebe, zu immer härterer Zucht. Daher heißt unsere Losung: Unsere Aufgabe – Deutschland, unsere Kraft – Christus!

15. Wir erkennen in der Zerspaltung des Christentums in Deutschland gleicherweise ein kirchliches und nationales Unglück.

16. Wir werden diese Gräben ausfüllen und diese Mauern niederreißen, weil sie Menschenwerk sind und gegen den Willen Jesu Christi.

17. Wir sammeln um uns Christen aller Konfessionen, auch die, die Christus wollen und nicht oder nicht mehr einer Kirche angehören.

18. Wir entreißen niemanden seiner Kirche.

19. Aber der Gedanke der Nationalkirche, d.h. der einen Christlichen Kirche deutscher Nation, wie er als alte Sehnsucht deutsche Christenmenschen zu allen Zeiten erfüllt hat, wird von selber zum Absterben überlebter Konfessionskirchen führen.

20. Im Angesicht des anstürmenden Weltbolschewismus ist dies Einigungwerk eine heilige Notwendigkeit.

21. Wer seine Konfession mehr liebt als Christus, ist sein nicht wert.

22. Wer die Konfessionen verewigen will, arbeitet an der Trennung der deutschen Volksgemeinschaft.

23. Wir sehen in Luther den religiösen Propheten des deutschen Volkes

24. Darum gehört er keiner Konfessionskirche allein, sondern dem deutschen Volke.

25. Weil uns in Luther der Vorkämpfer deutschen Christentums gegeben ist, der im geeinten Reiche Adolf Hitlers eine neue Sendung hat, kämpfen wir unter der Parole:

Ein Volk – Ein Führer – Ein Gott – Ein Reich – Eine Kirche.

Quelle: Flugschrift mit einem Bekenntnis zum Nationalsozialismus. Herstellung: Deutsche Christen. Leipzig, ca. 1938. Deutsches Historisches Museum, Berlin, Inv.-Nr.: Do 90/3369.

Was wollen wir Deutschen Christen? (ca. 1938)

Quelle: Flugschrift mit einem Bekenntnis zum Nationalsozialismus. Herstellung: Deutsche Christen. Leipzig, ca. 1938. Deutsches Historisches Museum, Berlin, Inv.-Nr.: Do 90/3369.

Deutsches Historisches Museum, Berlin

Martin Luther, An den Christlichen Adel deutscher Nation: von des Christlichen standes besserung (1520), veröffentlicht in German History Intersections, https://germanhistory-intersections.org/de/deutschsein/ghis:document-253

Was wollen wir Deutschen Christen? (ca. 1938), veröffentlicht in: German History in Documents and Images, <https://germanhistorydocs.org/de/deutschland-nationalsozialismus-1933-1945/ghdi:document-5131> [04.11.2024].