Kurzbeschreibung
Die Berichterstattung über den Nürnberger Prozess gegen die
Hauptkriegsverbrecher wurde von den Alliierten bewusst als ein
Medienereignis mit umfangreicher Präsenz in Presse, Rundfunk und
Wochenschau in Szene gesetzt. Als Teil der Politik der „Re-education“
(Umerziehung) sollten die Deutschen möglichst umfassend über den
verbrecherischen Charakter des Dritten Reiches und seiner Führung
aufgeklärt werden. Wurden die Urteile des Hauptkriegsverbrecherprozesses
noch mit Spannung erwartet, so ließ die öffentliche Aufmerksamkeit bei
den zwölf Nürnberger Nachfolgeprozessen (gegen Ärzte, Juristen,
Militärs, SS- und Polizeiangehörige, Industrielle und Beamte) allerdings
deutlich nach. Problematisch für die Entnazifizierung und ihr
Gegenstück, die„Re-education“ war, dass zwar viele Deutsche die
Verbrechen des Nationalsozialismus als solche erkannten, sich aber
dennoch in Teilen der Bevölkerung antisemitische Vorurteile und
Sympathien für den Nationalsozialismus hartnäckig hielten. Die
Alliierten gingen bald von der „Re-education“ zu einer Politik der
„Reorientation“ bzw. „Reconstruction“ über, in der die Entnazifizierung
keine große Rolle mehr spielte und statt dessen Austauschprogramme, der
Wiederaufbau des deutschen Bildungswesens und materielle Hilfen dazu
beitragen sollten, die Deutschen für die Demokratie zu gewinnen.
Im
Bild ist zu sehen, wie einem Zeitungsverkäufer das Extrablatt der
Nürnberger Nachrichten vom 1. Oktober
1946 mit den Urteilen gegen die Hauptkriegsverbrecher aus den Händen
gerissen wird.