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Die Regierung der Deutschen Demokratischen Republik hat beschlossen, ab nächster Woche anstelle des bisherigen reinen Roggenbrotes ein neues Brot, bestehend aus einer Mischung von 85 Prozent Roggenmehl und 15 Prozent Weizenmehl backen zu lassen. Dabei wird das zur Verwendung kommende Roggenmehl um 4 Prozent höher ausgemahlen als bisher.
Diese Maßnahme ist erforderlich, weil nicht nur in unserer Republik, sondern in allen Ländern die Produktion von Roggen erheblich zurückgegangen ist. Dadurch ist auch in unserer Republik der für das bisherige Roggenbrot benötigte Bedarf an Roggen nicht gedeckt.
Nach den übereinstimmenden Feststellungen von Ernährungswissenschaftlern und Bäcker-Obermeistern ist die Qualität des neuen Brotes höher als beim bisherigen Roggenbrot. Obwohl das dazu benötigte Weizenmehl teurer ist als Roggenmehl, hat die Regierung beschlossen, den Brotpreis unverändert zu belassen.
Demgegenüber ist in Westdeutschland der Brotpreis in den letzten Jahren um mehr als 50 Prozent gestiegen und beträgt jetzt bereits 0.75 DM (West) pro Kilo. Nach den Ankündigungen hoher Bonner Regierungsstellen soll er in der nächsten Zeit sogar noch um weitere 5 Pfennig erhöht werden. Es ist klar, daß diese Maßnahmen wieder in erster Linie die Werktätigen treffen muß.
Jeder Werktätige in unserer Republik und in Westdeutschland kann sich anhand dieser Tatsachen selbst ausrechnen, wo die Sorge um den Menschen oberstes Gebot der Regierung ist.
Quelle: SAPMO-BArch ZPA, J IV 2/2/525; abgedruckt in Dierk Hoffmann, Karl-Heinz Schmidt und Peter Skyba, Hrsg., Die DDR vor dem Mauerbau: Dokumente zur Geschichte des anderen deutschen Staates 1949–1961. München: Piper, 1993, S. 275–76.