Kurzbeschreibung

Die Suezkrise von 1956 begann im Juli 1956, als der ägyptische Präsident Gamal Abdel Nasser bekannt gab, dass Ägypten die Suezkanalgesellschaft verstaatlicht hatte, die sich im gemeinsamen Besitz der Briten und Franzosen befand und von diesen betrieben wurde. Obwohl Nasser anbot, die Briten und Franzosen für die Gesellschaft zu entschädigen, lehnten beide Regierungen dies wütend ab; Nasser wiederum war verärgert über das, was er als einen Versuch ansah, die europäische Kolonialherrschaft fortzusetzen. Die Eisenhower-Administration versuchte, eine diplomatische Lösung der Krise zu vermitteln, was ihr jedoch nicht gelang. Hinter den Kulissen planten die britische und die französische Regierung gemeinsam mit Israel eine militärische Invasion mit dem Ziel, Nasser zu stürzen. Am 29. Oktober griffen israelische Truppen die Sinai-Halbinsel an; am 5. November entsandten die britische und die französische Regierung eigene Truppen. Die Eisenhower-Regierung war sehr besorgt über die Optik der Suez-Krise; sie wollte sich vom europäischen Kolonialismus distanzieren (zumal sie gerade die sowjetische Einmischung in die ungarische Revolution kritisiert hatte) und befürchtete, dass die Sowjetunion auf ägyptischer Seite intervenieren könnte. Sie glaubten zudem, dass die Gegenreaktion in der arabischen Welt die Araber dazu bringen würde, sich mit der Sowjetunion zu verbünden, wenn die USA dem Angriff zustimmten. Die US-Regierung setzte die Briten und Franzosen unter Druck, einem UN-Waffenstillstand am 6. November 1956 zuzustimmen. Obwohl die Mission militärisch erfolgreich war, war sie ein diplomatisches und politisches Desaster, das zu internationaler Kritik und diplomatischem Druck auf die Briten und Franzosen führte, die Beziehungen zwischen den USA und Großbritannien monatelang belastete und Anthony Eden, den britischen Premierminister, der den Angriff autorisiert hatte, zum Rücktritt zwang.

Die Suezkrise: „Unter Mißachtung der UNO Krieg fortgesetzt“ (6. November 1956)

Quelle

Kairo
Unter Mißachtung der UNO-Charta und der Aufforderung des Generalsekretärs Hammarskjöld, sofort die Invasion zu beenden, hat am Montag die Landung britisch-französischer Streitkräfte in Ägypten begonnen. In einem Kommuniqué gab Montagmittag das britisch-französische Hauptquartier auf Zypern bekannt, daß der Flugplatz von Port Said von britischen Fallschirmjägern eingenommen worden sei. Südlich von Port Said hätten französische Fallschirmtruppen zwei Brücken über den Suez-Kanal besetzt. Noch um 11:30 Uhr hatte in Kairo ein Regierungssprecher die Welt mit der Mitteilung alarmiert, daß Port Said ununterbrochen von britischen und französischen Flugzeugen bombardiert wird und die Verluste unter der Zivilbevölkerung außerordentlich hoch seien.

Gleichzeitig trat vor der ägyptischen Küste die britisch-französische Invasionsflotte in Aktion. Es ist die größte Flotte, die seit der alliierten Landung auf Sizilien während des zweiten Weltkrieges jemals im Mittelmeer operierte. Der Oberbefehlshaber der Invasionsstreitkräfte, General Keightley, gab in Nikosia bekannt, daß weitere Fallschirmtruppen nach Ägypten abgeflogen sind.

In den ägyptischen Städten sind sofort nach der Landung der Briten und Franzosen die Einheiten der ägyptischen Armee und der Nationalgarde in Stellung gegangen, um die Landungsaktionen in breiter Front abzuwehren. Vor den Musterungsbüros stehen noch immer
Schlangen von Ägyptern, die sich zur Armee melden.

Britisch-französische Bodengeschwader setzten unterdessen ihre Terrorangriffe auf die Zivilbevölkerung fort. AP zitierte Augenzeugen, die Montag zwischen sechs und neun Uhr MEZ 13 Angriffe auf Kairo und auf das Gebiet nördlich der Hauptstadt gezählt haben. Seit Beginn der Kampfhandlungen sind nach ägyptischer Mitteilung über 90 britische, französische und israelische Flugzeuge abgeschossen worden.

Quelle: „Unter Mißachtung der UNO Krieg fortgesetzt“, Berliner Zeitung, 12. Jahrgang, Nr. 260, 6. November 1956.