Dieser Ausschnitt (ohne Ton) zeigt Szenen von einer Gedenkfeier im ehemaligen Konzentrationslager Ravensbrück am 1. Mai 1955. Das Konzentrationslager Ravensbrück bei Fürstenwalde nördlich von Berlin war das größte Konzentrationslager für Frauen in Deutschland (innerhalb der deutschen Vorkriegsgrenzen). Rund 139.000 Frauen und Kinder und 20.000 Männer aus über vierzig Ländern waren in dem Lager inhaftiert, Zehntausende von Frauen, Kindern und Männern starben dort. Während die nationale KZ-Gedenkstätte Ravensbrück erst 1959 eingerichtet wurde, organisierten und veranstalteten Überlebende, die in Organisationen wie der Amicale de Ravensbrück und der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes organisiert waren, seit den frühen Nachkriegsjahren jährliche Gedenkfeiern auf dem Gelände.

Der Film zeigt Szenen einer Zeremonie am 1. Mai 1955, die an den 10. Jahrestag der Befreiung des Lagers durch die Sowjetarmee am 30. April/1. Mai 1945 erinnerte. Überlebende aus verschiedenen Nationen gedachten und ehrten die Opfer des nationalsozialistischen Terrors. Eine der führenden Vertreterinnen der Überlebenden in den Nachkriegsjahzehnten war Renée Mirande-Laval, eine französische Anwältin und Widerstandskämpferin, die im Lager inhaftiert war. Mirande-Laval, die im Film zu sehen ist, führte den Vorsitz der "Amicale de Ravensbrück" und des "Comitee International de Ravensbrück". Eine weitere prominente Überlebende war Rosa Thälmann, die Witwe von Ernst Thälmann, die ebenfalls in dem Filmausschnitt zu sehen ist. Die Zeremonie dokumentiert nicht nur das Gedenken der internationalen Organisationen in den Nachkriegsjahren, sondern ist auch ein frühes Beispiel für die Politisierung von Gedenkveranstaltungen an KZ-Gedenkstätten in der DDR. Der Film zeigt u.a. paramilitärische Formationen von Mitgliedern der SED-Jugendorganisation Freie Deutsche Jugend mit ihren Fahnen. Hilde Benjamin, die Justizministerin der DDR von 1953-1967, die ebenfalls in dem Filmausschnitt zu sehen ist, nahm als Vertreterin des Staates an der Zeremonie teil.