Kurzbeschreibung

Das Zentralkomitee der SED bekennt sich am 26. Juli 1953 zum „Neuen Kurs“ in der Wirtschaftspolitik, um die Unzufriedenheit in der Bevölkerung, die in dem Aufstand vom 17. Juni 1953 besonders sichtbar geworden war, aufzufangen. Der erste Fünfjahresplan von 1950 wird abgeändert. Der Aufbau der Schwerindustrie soll zugunsten stärkerer Investitionen in die Nahrungsmittel- und Konsumgüterproduktion verlangsamt werden, um die Versorgungslage und das Warenangebot für die DDR-Bürger zu verbessern.

Aus einer Entschließung des Zentralkomitees der SED: Der „Neue Kurs“ und die Aufgaben der Partei (26. Juli 1953)

Quelle

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18. Um diese wichtigsten Aufgaben des Neuen Kurses zu erfüllen, sind folgende Maßnahmen notwendig:

a) Änderung des Fünfjahrplans und des Volkswirtschaftsplans 1953 in der Richtung der Einschränkung der Investitionen in der Schwerindustrie zugunsten der gesteigerten Produktion von Konsumgütern.

Die Produktion der Schwerindustrie ist im Jahre 1953 um etwa 5,5 bis 6 Prozent zu steigern, gegenüber den früher im Plan bestätigten 13 Prozent. In der Leichtindustrie ist die Produktion um annähernd 10 Prozent zu steigern, an Stelle der im Plan bestätigten 7,1 Prozent.

1954 und 1955 wird die industrielle Bruttoproduktion jährlich im Durchschnitt um 7 Prozent erhöht, wobei die Produktion von Produktionsmitteln jährlich um etwa 5 Prozent und die Produktion von Konsumgütern um jährlich etwa 10 Prozent steigen soll.

Die Produktion des Handwerks soll jährlich im Durchschnitt um 10 Prozent erhöht werden, die Produktion der privaten Industrie ist gegenüber dem Stand des Jahres 1953 ebenfalls zu erhöhen.

Für die Jahre 1954 und 1955 sind die Investitionen im Hüttenwesen, im Erzbergbau, im Maschinenbau, in der Chemie und in der Baustoffindustrie gegenüber dem Fünfjahrplan wesentlich zu kürzen.

Dagegen sind die Investitionen zur Erweiterung der Kapazität auf den Gebieten Energie, Kohle, Verkehr und Landwirtschaft nicht einzuschränken. In der Leichtindustrie und der Nahrungs- und Genußmittelindustrie sind die Produktionskapazitäten zu erweitern.

Der Wohnungsbau ist zu erweitern.

Die Hektarerträge an Getreide sind in den Jahren 1954 und 1955 über die Aufgaben des Fünfjahrplans hinaus zu erhöhen.

Auf dem Gebiete der Viehzucht muß angestrebt werden, daß der Bestand an Kühen annähernd die Zahlen des Fünfjahrplans erreicht. Der Schweinebestand aber soll die Zahlen des Fünfjahrplans überschreiten. Dabei ist besondere Aufmerksamkeit auf die Verkürzung der Mastzeit und die Erhöhung des Schlachtgewichts zu lenken.

Die MTS sind mit einer noch größeren Anzahl von Traktoren und landwirtschaftlichen Maschinen auszurüsten.

Entsprechend der steigenden Kaufkraft der Bevölkerung und dem größeren Warenangebot ist der Einzelhandelsumsatz im Vergleich zum Fünfjahrplan zu erhöhen, wobei auch der Warenumsatz im privaten Handel bedeutend erhöht wird.

Das ZK der SED stellt als nächste Aufgabe, den Warenumsatz im zweiten Halbjahr 1953 im Vergleich zum ersten Halbjahr um etwa 30 Prozent zu erhöhen, darunter den Verkauf von Nahrungs- und Genußmitteln um mindestens 25 Prozent und den Verkauf von Industriewaren um annähernd 40 Prozent.

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Quelle: Aus einer Entschließung des Zentralkomitees der SED: Der Neue Kurs und die Aufgaben der Partei (26. Juli 1953), Dokumente der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, Bd. IV. Berlin 1954, S. 458ff; abgedruckt in Ernst Deuerlein, Hrsg. DDR. München 1966, S. 140-41.