Kurzbeschreibung

Nach dem Krieg konzentrierten sich die Meinungsumfragen in der amerikanischen Zone nicht nur auf aktuelle politische und wirtschaftliche Fragen, sondern sie versuchten auch, Informationen über den deutschen „Volkscharakter“ zu gewinnen. Die Frage nach der Haltung zur Prügelstrafe in den Schulen ermöglichte Rückschlüsse auf die autoritäre Einstellung der Deutschen. Rund zwei Drittel der Deutschen in der amerikanischen Besatzungszone befürworteten die Prügelstrafe, obwohl sie bereits abgeschafft war.

OMGUS-Umfragen: Einstellung der Deutschen zur Prügelstrafe (ohne Datum)

Quelle

Einstellung der Deutschen zur Prügelstrafe

Befragte: 3400 Erwachsene in der amerikanischen Zone und im amerikanischen und britischen Sektor Berlins.

Untersuchungszeitraum: unspezifisch (5 Seiten).

Die meisten in der amerikanischen Zone (78%) und im amerikanischen und britischen Sektor Berlins (66%) lebenden deutschen Erwachsenen waren bezüglich der Frage, ob die Prügelstrafe an deutschen Schulen zugelassen ist oder nicht, entweder uninformiert oder falsch informiert. (Obwohl es keine Direktive gegen eine solche Bestrafung gab, wurde sie an Schulen der amerikanischen Zone nicht praktiziert.)

Eine große Mehrheit (65%) in der amerikanischen Zone und eine kleinere von 51 Prozent in West-Berlin befürwortete das Recht der Lehrer „sehr unfolgsame und sehr ungezogene Kinder“ mit einem Stock oder mit der Hand zu schlagen. Bezeichnenderweise neigten aber jene, die dagegen waren (30%) dazu, eine stärkere Meinung zu haben als die Verfechter der Prügelstrafe: 54 Prozent der ersteren Gruppe in der amerikanischen Zone vertraten ihre Meinung mit Nachdruck, während nur 48 Prozent jener, die die Prügelstrafe befürworteten dies mit Nachdruck taten; die vergleichbaren Zahlen in West-Berlin lagen bei jeweils 61 bzw. 46 Prozent.

Eltern waren in großer Zahl für die Prügelstrafe an Schulen, unabhängig davon, ob ihre Kinder noch zur Schule gingen oder nicht (zwischen 62 und 69 Prozent). Nur drei Gruppen im AMZON-Bereich zeigten keine mehrheitliche Befürwortung der Prügelstrafe: die Hochgebildeten, Mitglieder der Kommunistischen Partei und Personen ohne Kirchenmitgliedschaft. Unter den Anhängern der CDU/CSU befürworteten Personen mit weniger als sieben Jahren Schulbildung, Frauen, Katholiken, Personen, die niemals Mitglieder der NSDAP waren, sowie Bewohner von Kleinstädten eher die Prügelstrafe als die ihnen entgegengesetzten Gruppen.

Quelle: A. J. und R. L. Merritt, Public Opinion in Occupied Germany, The OMGUS Surveys. Urbana, IL, 1970, S. 169–70.

Übersetzung: Erica Fisher