Quelle
Erwartungen an den Marshallplan
Befragte: 3003 Erwachsene in der Amerikanischen Zone.
Untersuchungszeitraum: März 1948 (5 Seiten).
Im August 1947 hatte fast die Hälfte (47%) eines repräsentativen Querschnitts der Erwachsenen in der Amerikanischen Zone vom Marshallplan gehört. Im März 1948, sechs Monate später, gaben 69 Prozent an, davon gehört zu haben. Unter diesen befürworteten 75 Prozent den Plan, 85 Prozent erwarteten sich davon positive Auswirkungen auf ihre Lebensverhältnisse. Fast doppelt so viele Menschen erwarteten wenig (13%) oder nichts (1%) vom Marshallplan als jene, die die Erfolgsaussichten sehr hoch einschätzten (6%); die meisten hielten sie für hoch (36%) oder nur relativ hoch (32%).
Viele Menschen in der Amerikanischen Zone (53%) fürchteten, die amerikanische Hilfe würde nicht reichen; in West-Berlin waren es noch mehr, 59 Prozent. Frauen (27%) schenkten der amerikanischen Hilfe weniger Vertrauen als Männer (35%), Junge weniger als Alte. Auch Menschen mit geringem Bildungsstand oder Status neigten zu etwas mehr Pessimismus als jene mit mehr Bildung und höherem Status.
Unter jenen, die vom Marshallplan gehört hatten, meinten 80 Prozent, er sei eingerichtet worden, um Westeuropa davon abzuhalten, kommunistisch zu werden; der am zweithäufigsten angeführte Grund (44%) war Amerikas ehrlicher Wunsch, Europa zu helfen; 29 Prozent meinten, es ginge um die Sicherung von Verbündeten im Fall eines Krieges mit der Sowjetunion; und ungefähr genauso viele (25%) hielten den Plan für eine Maßnahme der Vereinigten Staaten, Waren aus ihrer Überproduktion los zu werden. Der Anteil der jungen Menschen, die Amerikas Absichten als ehrlich einschätzten (37%) war geringer als der Anteil von Personen mittleren Alters (45%) oder über 50 (51%). Das Vertrauen in den Erfolg des Plans war stark mit dem Glauben an die Ehrlichkeit der amerikanischen Motive verbunden.
Quelle: A. J. und R. L. Merritt, Public Opinion in Occupied Germany, The OMGUS Surveys, Urbana, IL, 1970, S. 216–17.