Kurzbeschreibung

Teil I dieser Tabelle zeigt die Zahl der im Ausland geborenen Juden, die sich im Deutschen Reich, in Preußen und Sachsen (dem ersten und drittgrößten Bundesstaat des Reiches) niederließen. Die Zahlen für 1880 sind Schätzungen. Die Prozentzahlen geben den jeweiligen Anteil der ausländischen Juden an der gesamten jüdischen Bevölkerung des jeweiligen Ortes an. Teil II zeigt den Anteil der im Ausland geborenen Juden an den jeweiligen Gemeinden im Jahr 1910. Die neuen Zuwanderer ließen sich hauptsächlich in den großen städtischen Zentren nieder, wo sie die besten wirtschaftlichen Möglichkeiten und oft auch Verwandte fanden, die sie unterstützten. Auffällig ist der hohe Anteil ausländischer Juden in Dresden (52 Prozent) und Leipzig (65 Prozent), den beiden größten Städten des Königreichs Sachsen. Einflussreiche antisemitische Vereinigungen in diesen Städten machten die Zuwanderung osteuropäischer Juden zu einem zentralen Bestandteil der „Judenfrage“.

Anteil der ausländischen Juden im Reich (1871–1900)

Quelle

Tabelle I. Im Reich, Preuβen und Sachsen (1880–1910)

1880

%

1890

%

1900

%

1910

%

Reich

15 000

2,7

22 000

3,9

41 113

7,0

78 746

12,8

Preußen

10 000

2,7

11 390

3,1

21 800

5,6

48 166

11,6

Sachsen

1 000

15,3

2 800

29,9

5 637

54,5

10 378

59,0

Tabelle II. In den zehn Großstädte mit der höchsten Anzahl ausländischer Juden (1910)

Zahl der ausländischen Juden

Ihr Anteil an der jüdischen Gemeinde am Ort

Berlin

18 694

20,8%

Leipzig

6 406

64,8%

München

3 857

34,8%

Frankfurt a. M.

3 541

13,5%

Hamburg

3 111

16,4%

Dresden

1 948

52,2%

Köln

1 672

13,5%

Breslau

1 455

7,2%

Nürnberg

1 226

15,7%

Königsberg

1 169

25,6%

Quelle: Tabelle I: Shalom Adler-Rudel, Ostjuden in Deutschland 1880–1940 (1959), S. 164; Tabelle II: Jack Wertheimer, Unwelcome Strangers: East European Jews in Imperial Germany (1987), Anhang, Tabelle IIb; beide Tabellen abgedruckt in Michael A. Meyer unter Mitwirkung von Michael Brenner, Hrsg., Deutsch-Jüdische Geschichte in der Neuzeit, Bd. 3, Steven M. Lowenstein et al., Umstrittene Integration 1871–1918. München: Verlag C.H. Beck, 1997, S. 25–26.