Quelle
I. 1865 Abendunterhaltungen und Sonntagsschule
[…] Gegen einen monatlichen Beitrag erhält jedes Mitglied desselben (des Frauenbildungsvereins, d. H.) 3 Billets, die es verpflichtet ist
an ihm bekannte Arbeiterinnen oder andere Frauen und
Mädchen,
die nichts für ein edles Vergnügen erübrigen
können,
zum Besuch der ‚Abendunterhaltungen‘ des Vereins
auszugeben.
Von denselben wurden jährlich 25 veranstaltet und haben darin nur weibliche Personen Zutritt.
Unterhaltung und Belehrung wird hier zugleich gewährt, letztere durch einen Vortrag über ein für Frauen der größeren Kreise passendes Thema aus der Geschichte, Natur, Literatur usw. stets mit spezieller Berücksichtigung des Vereinszwecks:
Erweiterung des weiblichen Gesichtskreises,
Erhebung und
Anregung für stille Arbeitsstunden,
Erweckung und Stärkung zu
freudiger Berufstätigkeit usw.
Deklamation klassischer wie neuerer Gedichte, Pianoforte- und Gesangsvorträge, sämtlich von Frauen gehalten. Es ist dies zugleich eine Übung nicht allein für Dilettantinnen, sondern auch für angehende Künstlerinnen – auch anerkannte lassen sich zuweilen hören; die belehrenden Vorträge werden ebenfalls von Damen gehalten.
Sodann ward eine Sonntagschule für erwachsene Mädchen gegründet.
Die Sonntagsschule und die Abendunterhaltungen, geleitet von dem gleichen Prinzip der Humanität wie der notwendigen Selbsthilfe, ergänzen einander.
Auch hier wird der Unterricht in den
Elementarwissenschaften,
Französisch und
weiblichen
Handarbeiten
von Damen – meist unentgeltlich – erteilt. Sonntagsschulen hatte man für das männliche Geschlecht schon überall als eine Notwendigkeit erkannt und längst eingeführt, aber für das weibliche fehlen sie fast noch überall und sind gerade doppelt nötig – wie auch hier der zahlreiche Besuch derselben zeigt.
Quelle: Louise Otto-Peters, Das Recht der Frauen auf Erwerb, 1866, S. 80–81; abgedruckt in Margrit Twellmann, Die Deutsche Frauenbewegung im Spiegel repräsentativer Frauenzeitschriften. Ihre Anfänge und erste Entwicklung, 2 Bde., Bd. 2, Quellen 1843–1889. Meisenheim am Glan: A. Hain, 1972, S. 455–56.
II. 1867–68 Erweiterung der Sonntagsschule zu Abendkursen
Unterricht in:
Deutsch | Geographie | Zeichnen |
---|---|---|
Englisch | Rechnen | Handarbeiten |
Französisch | Handelskunde (Buchführung) | Singen |
1867/68: 25 Abendunterhaltungen oder Sonntagsunterhaltungen:
Referate:
Auguste Schmidt:
1. Nibelungenlied,
2.
Gudrun,
3. Verhältnis der praktischen und idealen Pflichten
der Frauen,
4. Herders
Cid,
5. Pariser
Ausstellung,
6. Otto I.,
7. Geschichte der deutschen
Tonkunst bis zu Weber,
8. Egmont und der Abfall der
Niederlande,
9. Das Riesengebirge,
10. Andreas
Hofer,
11. Wielands
Oberon;
Henriette Goldschmidt:
12., 13., 14. Über die Stellung der
Frauen in verschiedenen Völkern;
Louise Otto-Peters:
15. Das Streben nach
Schönheit
16. Der Genius des Hauses,
17. Idealismus und
Realismus;
Miss Hilscher:
18. Goethes Mutter,
19. Charlotte von
Schiller,
20. Tell;
Thekla Span:
21. Maria Stuart,
22. Walther von der
Vogelweide;
u.a.m.:
23. Freiheit, die ich meine,
24. Die
Bedeutung des Johannisfestes,
25. Marie Antoinette.
Gesamteinkommen im Jahr
(Leipziger Frauenbilungsverein):
246 Taler
Quelle: Neue Bahnen, Nr. 13 (1868): S. 45–46; abgedruckt in Margrit Twellmann, Die Deutsche Frauenbewegung im Spiegel repräsentativer Frauenzeitschriften. Ihre Anfänge und erste Entwicklung, 2 Bde., Bd. 2, Quellen 1843–1889. Meisenheim am Glan: A. Hain, 1972, S. 456.
III. 1875 Stand der Fortbildungsschule
Unterricht in:
(18 Wochenstunden)
Deutsch | Rechnen | Zeichnen |
---|---|---|
Französisch | Geographie | Schnittzeichnen |
Englisch | Buchführung | Schneidern |
Geschichte | - | Maschinennähen |
- | - | Singen |
Einnahmen des Leipz. Frauenbildungsv. 1874/75 | 888,50 Mark |
---|---|
Ausgaben | 655,30 Mark |
Rest | 233,20 Mark |
+ Stammvermögen | 1.158,61 Mark |
Vermögen 1875 | 1.391,81 Mark |
Quelle: Neue Bahnen, 10. Jg., Nr. 11 (1875): S. 84; abgedruckt in Margrit Twellmann, Die Deutsche Frauenbewegung im Spiegel repräsentativer Frauenzeitschriften. Ihre Anfänge und erste Entwicklung, 2 Bde., Bd. 2, Quellen 1843–1889. Meisenheim am Glan: A. Hain, 1972, S. 457.
IV. Stand der Einrichtungen des Leipziger Frauenbildungsvereins 1884
Abendunterhaltungen – Winter 1883/84: 26 veranstaltet
Es wurde der Versuch unternommen, mit den Zeitereignissen Schritt zu halten. Man veranstaltete deshalb Gedenktage für: Raffael, Leibniz, Luther, Zwingli; eine Nachfeier zur Aufrichtung der „Germania“, eine Totenfeier für E. Geibel.
Mehrmals wurden auch lebende Bilder, kleine Theaterstücke teils auf der Bühne des Saales aufgeführt, teils mit verteilten Rollen gelesen, ebenso Chöre und Duette gesunden; letztere auch mehrmals im Kostüm. So wechselten Ernstes und Heiteres miteinander […].
Quelle: Neue Bahnen, 19. Jg., Nr. 10 (1884): p. 84; abgedruckt in Margrit Twellmann, Die Deutsche Frauenbewegung im Spiegel repräsentativer Frauenzeitschriften. Ihre Anfänge und erste Entwicklung, 2 Bde., Bd. 2, Quellen 1843–1889. Meisenheim am Glan: A. Hain, 1972, S. 457.