Quelle
An Emilie Fontane
5. August 1870
[…]
Das ganze wirkt auf mich wie eine kolossale Vision, eine vorüberbrausende Wilde Jagd, man steht und staunt und weiß nicht recht, was man damit machen soll. Eine durch Eisenbahnen regulierte Völkerwanderung, organisierte Massen, aber doch immer Massen, innerhalb deren man selbst als ein Atom wirbelt, nicht draußen stehend, beherrschend, sondern dem großen Zuge willenlos preisgegeben. Es ist, wie wenn es in einem Theater heißt: „Es brennt“; fortgerissen einem Ausgange zu, der vielleicht keiner ist, mitleidslos gedrückt, gestoßen, gewürgt, ein Opfer dunkler Triebe und Gewalten. Manche lieben das, weil es ein „excitement“ ist; – ich bin zu künstlerisch organisiert, als daß mir wohl dabei werden könnte.
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Quelle: Theodor Fontane, Brief an seine Frau Emilie Fontane, 5. August 1870; abgedruckt in Theodor Fontane, Werke, Schriften und Briefe, herausgegeben von Walter Keitel und Helmuth Nürnberger. Zweiundzwanzig Dünndruckbände in vier Abteilungen. Abteilung IV, Briefe, Bd. 2, 1860–1878. München: Carl Hanser Verlag, 1979, S. 326.