Quelle
Anna Maria Schano, geb. Klinger
[New York, vermutlich Mitte des Jahres 1850]
[…] ich mir bisher erspart habe wo wir uns Verheiratet hatten belangt an 40 Dollar baares Geld ohne meine Kleider. Liebe Eltern u. Geschwister ich will euch aber doch nicht zusprechen thut ihr was ihr wollt denn dem einen gefälts u. den andern nicht aber nur denen gefällt es nicht wo es in deutschland gut gehabt haben aber ich denke auch euch würde es gewiß gefallen weil ihr Deutschland noch nichts gutes gehabt haben, ich möchte doch nicht mehr drausen seyn u. nur diese wo nicht arbeiten mögen denen gefält es nicht, denn in Amerika muß alles arbeiten wenn mann zu etwas kommen will da darf mann sich nicht schämen da komt eins auch zu etwas u. da will ich euch noch einmal bemerken thut ihr was ihr wollt denn es kann eim zu viel beschwerlichkeiten zukommen auf der Reise u. noch in Amerika u. da gibt mann diese wo ihnen zugesprochen haben die bittersche vorwürfe, den kommt nur darauf an wie eins Glück hat wie auch in Deuschland. Liebe Eltern ihr habt mir geschrieben daß der Daniel lust hatt nach Amerika u. kein Geld das ist freilich ein fehler nun will ich euch meine Ansicht schreiben ich hab schon oft daran gedacht was zumachen wäre, ich habe schon gedacht 1stens wann ers könnt drausen entlehnen, u. dan wan er sich hier soviel erspart hätte wieder heimzugeben wies viele so machen u. zweitens habe ich schon gedacht wier würden gerne herüber kommen lassen aber alleweil können wir nicht denn es kost 28 Dollar die Person u. doch will ich euch dazu bemerken wo mein Mann euch geschrieben hatt das Geld wo wir euch schicken wollen ob ihr es dazu gebrauchen wollen für eins oder zwei herüber zukommen oder ob ihr es für euch gebrauchen wollt das müßt ihr uns aber schreiben daß wir uns darnach richten wie viel ihr noch brauchen dann ihr müßt doch auch sehen daß ihr noch geld darzu habt den das ganze können wir nicht, […] im Daniel seine Profession ist nicht von besten auf diß dürft er sich nicht verlassen, da ist Schneider u. Schumacher noch besser das macht aber nichts es thun viele ihre Profession nicht betreiben u. lernen noch andere Profesionen oder andere Geschäften, denn in Amerika brauchen sie auch kein Lehrgeld zu bezahlen. Liebe Eltern u. Geschwister wann eins herüber kommt u. kommt zu uns dann wollen wir schon für euch sorgen denn wir sind jetzt bekannt, u. ihr bracht auch nicht so zu fürchten vor Amerika wann ihr nach New Jork kommen so könnt ihr euch vorstellen wie wann ihr nach Stuttgart komt sie viele Deutsche könnt ihr sehen.
u. Was die Amerikaner anbelangt Weise u. Schwarze die thun ein auch nichts denn die Schwarzen sind [sehr] froh wenn man ihn nichts thut, nur das einzige ist das böße mit der Sprache die ist nicht so leicht lernen wie ihrs euch vorstelt, denn ich kann heute noch nicht viel u. so sind viele hier die lernen in 6 u. 8 Jahr nicht, wenn mann aber gleich zu Amerikaner kommt dann kann mann in einem Jahr so viel lernen als wenn eins 10 Jahr unter Deuschen ist. Liebe Eltern u. Geschwistern ich möchte nun auch unter euch seyn, wann ihr unser Bildniß bekommen da habt ihr gewiß eine Freude wann ihr mich wieder sehet u. so hätt ich auch eine Freude wann ich euch wieder sehen könnte. Im Traume war ich oft bei Euch u. auch in meine Dinste in Deutschland, aber wenn ich erwachte da ist es nichts, und doch bin allemahl wieder froh daß ich in Amerika bin […] wir hätten euch gerne schon mit diese Briefe paar Dollar mitgeschickt aber vorder Hand haben wir nicht viel Geld denn ich denke mir wohl daß ihrs hätten gleich schon brauchen können aber in die erste paar Jahr geht es langsam da muß mann vor sich sorgen den in Amerika heißt hilf dir selbst. […]
Franz Schano
[New Jork, Datumsangabe fehlt; vermutlich Ende 1850]
Wertheste Schwiegerältern
[…] Wir haten nämlich als junge Anfänger noch für gar vieles zu sorgen, besonders da es jetzt Winter wird und wir weder Kartoffeln noch sonstige Früchte einzuernten haben, uns also für Ess u. Brennmateriallien und noch der dazu gehörige Gegenstände alles für bares Geld erkauft haben, und Ich gerathe auf denselben Tag da wir den Brief erhalt außer Arbeit gekommen bin und war drei Wochen ohne Beschäftigung gewesen und also durch dieses alles daran gehintert waren Euch eher zu Schreiben. Auch habe Ich meine Profesion niedergelegt und zu einer anderen gegriefen dir für mich von größerem Vortheil sein wird, das Geschäft welches Ich jetzt lerne ist Bildhauer, aber da habe Ich im ersten halben Jahr auch keine großen Verdienst zu hoffen bis den später hin wird es besser gehen. […] mit dem andern müßen wir genauhere Kunte haben auf welchen Weg wir [die] Sage am billigsten und siechersten machen nähmlich wir halten es nicht für Rahtsam, daß der Daniel zuerst herüber kommen soll, denn dem Daniel sein Geschäft ist nichts hier und er also ein anderes erlernen muß Dagegen ist es besser, wenn die zwei Mädchen […] zuerst herüber kommen denn für sie können wir schon in den ersten Tagen mehr Beschäftigung verschaffen als ihrer sind. Denn die Mädchen verdienen bedeuten mehr als er und [er] versichert sein kann wenn die Mädchen nur ein Monat hier sind so können wir schon für seine Überfahrt sorgen. Wir können es hier machen daß die Mädchen nur für ein und eine halbe Personen hierher kommen, denn wer nicht über zwölf Jahr alt ist wird für eine halbe Person gerechnet, es hat aber auch nichts zu sagen wenn eins über 13 oder 14 Jahre alt ist, wen man es nicht höher als 10 oder 11 Jahre angibt, ebenso habe ich es beim Akorte von meiner Mutter und drei Geschwistern gemacht […] Jetzt währe es uns sehr lieb wenn Ihr Euch erkundigen wirdet was der Preis ist mit Kost und ohne Kost aber Ihr müßt Sie nur für ein und einhalbe Person angeben, für virzig Dolar können wir Sie herüber bring, aber keine Kost, ist daß Sie draußen billiger Akodiren so wollen wir das Geld schicken deßhalb erkundiget Euch nach der Sache wie es am billigsten und sichersten geschehen kann, denn wir besitzen das Geld nicht im überfluß daß wir es nicht zu achten hätten wir müßen jeden Dolar sauer verdinen, und meine Frau (Euhere Tochter) unterwürft sich der schwehrsten Arbeit um Euhret wegen darum laßet es Euch angelegen sein und leget die Hand ans Werk wir thun es auch mit aller Bereitwilligkeit um Euch in ein beseres Leben zu rufen; Hoffentlich werde sich der Daniel nicht nachgesetzt fühlen da wir es am besten für Euch alle meinen und dieses alles so am besten sein wird wie wir Euch hier geschrieben.
[Anna Maria Schano fährt fort:]
[…] Kurz ihr gebt euch gar keine mühe mit schreiben, wir geben uns mehr mühe wir sitzen 3 bis 4 mal hin wann wir euch schreiben, ihr könts euch wohl denken daß ich auch begierig bin wann ich einen Brief bekommt, was es wohl für Neuhigkeiten gibt, es würde mich auch freuen wann Vatter oder die Mutter mir auch schreieben würde ich denke mir wohl das sie nicht mehr schön schreiben können aber das macht nichts […] Auch bitte ich euch schreibt mir doch auch wie alt Vatter u. Mutter ist, ich weiß es nicht mehr genau. […] wann er aber nicht so lang wardten mag dan soll er eine von seine Mädechen nehmen um ihn herüber zubringen wann sie Geld haben, das ist auch nicht recht von ihm das es nach Amerika will u. will keine von seine Mädchen ich rathe ihm er soll eine von diese zwei nehmen wo er denkt das er sich mit ihr am besten Vertragen könnte u. wo auch eine Hausfrau giebt beide kann er freilich nicht nehmen leid wird es seyn für die andere […]
Franz Schano
New Jork den 19 März 1851
Wertheste Schwiegerälter.
[…] wir haben euhrem Willen willfahren, so weit es unsere Kräfte erlauben und haben also für die Barbara hier Acotiert [akkordiert: einen Überfahrtsvertrag abgeschlossen] und zwar so, daß sie von Mannheim aus frey bis Haver [Le Havre] und von Haver bis hierher für ihre Kost sorgen muß sie fährt von Mannheim nach Rotterdam und von da nach Haver sie geht also w[enn] sie das Geld erhalten hat, nur mit ihrer Verpackung fertich ist mit diesem Schein wo sie mit dem Brief bekomt nach Mannheim zu Wilhelm Deissman und da wird sie drei Tickerts bekommen das eine hat sie abzugeben in Mannheim wenn sie aufs Damfschief kommt und das andere wenn sie von Rotterdam nach Haver fährt und das dritte wenn sie in Haver aufs Schief kom[mt] sie wird es auch schon hören in Mannheim, und wir haben ihr fünfzehn Gulden 15 fl geschickt […], welches sie aber [gu]t zusammen halten muß weil [sie] noch manches kaufen muß, […] und wenn sie dann gefragt wird auf dem Magazin ob sie alles nach forschrieft hät dann soll sagen ja und soll sich ja nicht mehr nehmen als was wir ihr geschrieben ha[ben,] denn sie muß ja nicht erschrocken sein wenn sie wirden sagen sie [dürfe] nicht nicht fort oder was [--- ---] ander was sie sagen, da kann sie s[a]gen gerathe heraus ich habe mein Sach was ich brauche und sollte sie drei Tag in Haver liegen da muß sie sich selbst Verköstigen liegt sie aber länger so muß ihr jeden Tag zwei und einhalben franke bezahlt werden / Unse[re] Atreße ist wie früher.
Franz Schano
[New York, vermutlich 1851]
[…] sie braucht weiter gar keine Papiere als ihren Heimahtschein vom Schulteiß, de[nn] sie wird auf der Reiße nicht gefragt. Und einen Kartoffelsack muß sie sich auch von zu Haus mitnehmen ungefähr von zwei Simmern und dann einen Strosack und Kissen und was sie sich von derart mitnihmt und soll sich so bald als möchlich [zu?] auf die Reiße begeben. Und erhmane sie nochmahls über das was ihr meine Frau geschrieben hat daß sie sich stehts gut aufführe damit sie nicht in einem elenten Z[u]stande herüber komme und hier dann von aller Welt verspottet und verachtet wird, und wir ja stehts für sie besorgt sind zu ihrem Besten, darum beherzige diese wenigen Worte die ich dir als treuer Schwager aus gut gemeintem Herzen Schreibe. Hier schiecken wir euch in diesen zwei Bogen die Stadt New Jorck der eine ist die Ansicht von der Stadt und einigen Gebäuten der andere ist der Grundrieß mit den Straßen, und da wo ihr das kleine we[iß]e vireck seht mit No. 1 darauf und den Tintenstrich hinten dran und da wohnen wir.
Die Straße heißt Church Street und wie es ausgesprochen wird heißt Tschotsch Stritt oder in Deutsch Kirch Straße.
Und die Barbara soll nicht vergessen unsere Atreße von Zuhaus aus mitzunehmen damit du wenn du nach Haver ko[mm]st uns nur einige Worte und den Nammen von dem Schief schreiben. […]
Franz Schano
New Jork den 26 Juli 1851
Wertheste Schwiegerältern
Um Euren Kummer und Sorge zu [lindern] sind wir genöhtigt Euch zu Schreiben daß die Barbara gesund und glücklich in einer kurzen Seereise von 26 Tagen hier angekommen ist und nämlich ist sie Freitagsabens den 14 Juni hier gelandet und Samstags hat sie uns aufgesucht aber nicht gefunden und dem Abens haben wir es erfahren, daß sie hier ist, und sind denn bis halb elf Uhr in allen Wirthshäusern herum gelaufen und konten sie nicht finden, und wenn wir fragten die Leutedie auf dem Schiefe wahren, dann sagte das eine sie währe mit noch andern nach Philadelfi das andere sagte sie sei schon anderwärts in Dinst und so mußten wir zu Hause gehen, und konten auch bald nicht die Nacht herum bringen for Gedanken wo sie nur sein mach und Sonntagsmorgens sind wir früh wieder hin um zu erfahren wo sie denn sein mag, und wie wir denn in merhreren Wirthshäusern gewesen wahren, so haben wir denn gehöhrt, daß sie ein einem Wirthshauß Namens Wälti Logire, und als wir da hien kommen so war sie schon hausen auf der Treppe gestanden, und hat auch zugleich das Mari erkant dann haben wir sie gleich mit ihrer Kiste zu Hauß gebracht. Und was ich noch in kurzem bemerken will, ist, wie uns die Babete sagt, daß der Daniel mit seinem Mädchen das nächste frühjahr herüber kommen will, und da seit so gut und thut es uns forher zu wissen damit wir Geld schicken können für die Katharina damit sie mit dem Daniel herüber komt.
Unsere Adreße bleibt wie früher.
[Barbara Klinger fährt fort:]
Liebe Eltern und Geschwistern ich will euch eine Nachricht schreiben was ich für eine Reise gehabt habe nach New Jork. […] den 18ten sind wir auf ein Segelschiff gekommen, von Havre nach New Jork bin ich 26 Tage auf dem Wasser gewesen auf dem Schiff sind 725 Personen gewesen mit den Matroßen und haben nur einmal Sturm gehabt […] es ist noch kein vergleich gewesen gegen der Reise wo Mari gehabt hatt das Schiff hat 3 Verdeck gehabt und noch einen Keller der ist ganz im Wasser geloffen in 2 untere sind die Leute geschlofen und auf dem oberen sind zwei Kuchen zwei Abritt zwei Ställe in einem sind gänzen im andern sind Ende und Heer und einen saustall und noch ein Kühstall da ist eine Kuh gewesen und hinten ist noch ein Häuschen gewesen da sind die Steuermänner und die 3 Köch wo für die Matroßen gekocht haben da sind schwarzen gewesen einer hat seine Frau bei sich gehabt das ist auch eine schwarze gewesen und das schiff hat Wilhelm Tell gehei[ß]en es ist eines von den größten Schiffern zwischen Havre nach New Jork gehen und wann auch ein starker Wind kommt die kann es nicht herum schmeisen wie die kleine es gautscht [schaukelt] auch ärger da ist es gerad wenn eine Nusschale im Korbersee schwimt so ist ein großes Schiff auf dem Meer […] und dieße 12 Gulden wollen wir euch schiecken bis auf das spätjahrdaß ich auch etwas verdint habe jetzt müßt ihr geduld haben den sie haben schon so viel vor mich ausgegeben sie haben gekauft ein Kleid und ein großes Hals-Tuch mit 2 Dollar und einen Hut und ein paar schuh das hat sie auch wieder gekosts den in Amerika kann ich meine Kleider nicht im Sonntags tragen die haben wir alle verändert enge erme[l] und langen Leib die trage ich im werk[tags] hier geht mann nicht vors haus hinaus wir hatten einen Hut auf oder ein Barnet [bonnet: Haube] mit einem bloßen Kopf geht man nicht über die Striet da seht ein alles an da wird mann ausgelacht wenn ich euch begegnen thät es würde mich keines kennen wann ich meinen Hut aufhätt. Bis aufs spätjahr will ich [mich] abnehmen lassen daß ich [d.h. ihr] mich wieder sehet. […]
[Anna Maria Schano fährt fort:]
Lie[be Eltern] und Geschwistern ihr werdet uns nicht vor Uebel nehmen daß wier euch [so] lang benachrichtigt haben, wier wollten nur eine zeitlang warten daß wier euch auch etwas von der Barbara schreiben können bißher ist sie bei uns gewesen, nun ist sie jetzt in Dinst bei einer Englischen Herrschaft es sind Bäckersleute, u. die wohnen in unseren Hause wo wier wohnen da wird sie auch bald Englisch lernen sie kann schon jess sagen das heißt in Deutsch ja. u. stritt kann sie auch sagen das heißt in Deusch strase.
[…]
Franz Schano
New Jork den 18ten Juni 1852
Wertheste Schwiegerältern Schwäger und Schwägerinnen
[…] Was wir aus beiden Briefen ersehen haben, ist daß ihr mit einer so harten und bedrängten Zeit zu kämpfen habt, was uns inigst wehe thut und uns sehr leid ist, das wir euch nicht schon längst wieder haben was schicken können, aber es wahr unmöglich es zu thun, denn die Wonhungs veränderung hat uns so an fünfzig Dolar gekostet, wir wollen euch aber für jetzt mit zehn Dollar Unterstützen, nur aber unser Wunsch und Blan ist aber ein gans andere, wenn dies nun auch euhrer Wünsch Wille währe so haben wir uns entschloßen zu dem was ihr zusammen bringen könnt noch fünfzig Dolar zu schieken um Vatter Mutter und die drei Geschwiester hier her zu bringen und wenn ihr dann hier währet so bin ich überzeugt daß ihr Euhre alten Tage mit einem weit besseren Leben und mit Ruhe und Zufriedenheit zubringen könntet, was ich abr hier über Euch zu erwähnen habe ist, daß, sollte es der Fall sein, Euher Vermögen sei nicht dazu hinreigent so ersuche ich die überige Geschwister und auch die Gemeinde zu diesem Ziehl ihnen beizustehen, denn ich thue was ich kann und wen die übrige Geschwiester was thun [so] soll es ihnen nicht verlohren sein indem ich mich verbürge ihnen deises wieder zurück zu zahlen, dieses alles kann geschehen wenn Wille und Einigkeit herscht. […] Wenn ihr nun Lust dazu habt so laßt es uns balt wissen so daß ihr nicht mehr über Winter drauß seid. Was die Babet in hinsicht ihres Betragens betrieft so muß ich jetzt meine größte Zufriedenheit aussprechen und zwar in jeder hinsicht und so daß es nicht besser verlangt werden kann.
[…]
[Maria Schano fährt fort:]
Liebe Eltern und Geschwistern,
[…] Ihr wollt auch wissen von der Barbara der geht’s ganz gut diese ist g. so zufrieden u. so froh das sie in Amerika ist sie wünscht sich nicht einmal mehr in Deuschland zuseyn sie ist in Dinst bei Franzhosen es gefällt ihr ganz gut sie hatt ihr überfahrtgeld jetzt abverdint u. wann ihr sie seht würdet ihr euch recht verwundern sie geht jeden Sondag mit uns spatsiren ihr seht auch gar kein untersch[id im Anzug] Liebe Eltern und Geschwistern wann es euer Wunsch ist zu uns zu kommen so schreibt uns gleich daß ihr das Spätjahr noch herein komt das ihr noch etwas Lebensmittel habt
[…]
Maria Schano
New Jork [den 4ten] September 1852
[…]
Liebe Eltern und Geschwistern.
[…] was den Danniel anbelangt da konnen wir bis jetzt nicht helfen, der soll noch Geduld haben bis die andern Geschwistern hier sind daß die auch helfen können wann er nicht so lang warden will dann soll er eine von seine Mädchen anstalt machen, soviel ich gehört hab von der Barbara hatt eine etwas Güter verkauft diese was ihr dafür bekomt wann es euch nur langt bis hieher hier könnt ihr euer Leben doch besser machen wie in Deuschland. Von meinem Mann aus seinem Ort u. von seiner Gegend kommen so viele Menschen an, und sind schon hier […]. Im Frantz sein Vatter ist so alt wie die Mutter u. seine Mutter ist so alt wie der Vatter. Sie haben 6 Kinder gehabt, nun sind[s] noch ihre 5. 4 Brüder und ein Schwester das ist die jüngste sie ist so alt wie die Chatarina u. der Frantz ist der Älteste, der Frantz ist auch Soldat gewesen er hatt aber noch 3 Jahr zu dienen gehabt, nun ist er aber durchgegangen so lang er im Urlaub war[,] dann ist er mit seim Vatter u. ein Bruder nach Amerika. und seine Mutter u. seine andere Geschwistern sind nachgekommen. Sie sind jetzt recht froh u. zufrieden beieinander / Meinen Gruß von Maria Schano.
Franz Schano
New Jork den 26 ten Januar
[gemeint ist wahrscheinlich Februar] 1853
Vielgeliebte Schwiegerältern
Nach langem Harren sind wir genöthigt Euch dieße Bürthe zu [leißten?] um Euch mehr zu beruhigen. Die Urrsache weßhalb wir so lange verzögert haben, ist schon von Wichtigkeit aber nicht von großem Intreße. Was der eigentliche Grund dafon ist wird euch leigt erglärlich sein denn es b[ezie]hat auf das was wir in dem letzten Brief schon bemerk haben, nählich d[aß] die Babett eine Bekanschaft gemacht hatt, das zum voraus zu sehen war daß sie nur zu ihrem nachteil sein muß, und wir ihr alles möchliche darüber vorgestelt haben aber es half alles nichts, und nun ist alles erfüllt worden was wir vorausgesagt haben, sie hat nun einen jungen Sohn den sie am siebenten Februar dieses Jahres gebohren hat zu dem sie zwar einen Vater aber keienen Mann hat, und als wir bemerkt hatten daß sie im der Hoffnung war, so haben wir darauf getrungen daß er sie Heirahten möche allein dann sagt er, er habe ihr nihe das Heirathen nicht versprochen und er werde sie auch nihe Heirathen zu dem sei er ein Jude und werde von seinem Glauben nicht abfallen und wirde es seiner Verwandschaft nicht zu leite thun, aber dießes alles konnte ihn nicht gans davon frei sprechen, und er erbat sich daß ein Contrackt ausgeferdigt werde, daß es sechs Wochen vor und sechs Wochen nach der Kindbette versorgen will und denn nachher die Unkosten fürs Kind beiterseits gleich zu tragen und zehn Dolar bekam sie voraus, und ihr Wöchentliche gehalt ein und einhalben Dolar.
Acht Tage nach der Kindbett sagte es zu uns er s[ei] entschloßen sie gans auszuzahlen, denn sagte er es möchte ihm auf spätter hien Unannähmlichkeite verursagen, und so verlangten wir den hundert Dolar er wollte den fünfzig geben und so wurde denn der Handel festgese[tzt da] sie fünf und fufzig gleich erhielt und fünf und zwanzig in sechs Monat und so hat sie den nun mit dem was sie bis jetzt schon erhalten hat hundert Dolar, und nun ha sie mit dieser Geschichte ein Kind und wird ihr sehr schwirfällich sein um eine gute Bardie zu machen. […]
Quelle: Wolfgang Helbich, Walter D. Kamphoefner und Ulrike Sommer, Hrsg., Briefe aus Amerika. Deutsche Auswanderer schreiben aus der Neuen Welt 1830–1930. München: C.H. Beck, 1988, S. 506–13. Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung des Verlages C. H. Beck.