Kurzbeschreibung

Dieses Bild zeigt die Neue Synagoge in Kassel (Baujahr 1839). Sie wurde von Albrecht Rosengarten (1809–1893) entworfen, der möglicherweise der erste praktizierende deutsch-jüdische Architekt war. Dem Bau der Neuen Synagoge waren jahrzehntelange Verhandlungen vorausgegangen. Einer der letzten Streitpunkte bestand darin, dass sich der Landgraf (und spätere Kurfürst) von Hessen-Kassel einen ägyptischen Baustil für das jüdische Gotteshaus wünschte. Die jüdische Gemeinde hingegen lehnte sowohl die historische Assoziation mit dem polytheistischen Alten Ägypten ab, als auch die damit verbundene Deutung, dass deutsche Juden eher ein orientalisches Volk als Europäer oder Deutsche wären. Mit dem Vorschlag des byzantinischen Stils bot Rosengarten einen Kompromiss und Ausweg aus der festgefahrenen Situation an: Byzantinische Kirchenarchitektur verwies auf die „östlichen“ Ursprünge des griechischen Teils des Römischen Reiches, war dabei aber durch und durch europäisch. Die Rundbögen der Synagoge erinnerten an den romanischen Stil, der deutsche und mitteleuropäische Wurzeln hatte, und unterstrich damit das „Deutschtum“ der jüdischen Gemeinde in Kassel. Bemerkenswert an Conrad Loewers Lithografie der Rosengarten-Synagoge ist auch die Wahl der Perspektive, des Hintergrunds und der Staffage, angefangen mit den Figuren und den unterschiedlichen Bäumen bis hin zum Kirchturm im Hintergrund.

Die Neue Synagoge in Kassel von Architekt Albrecht Rosengarten (1839). Lithografie von Conrad Loewer (ca. 1840/50)

Quelle

Quelle: Deutsches Historisches Museum, Inv.-Nr. Gr 66/490. Online verfügbar unter: https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/6IB6IZOTESRWYWI2TRHPYSFTA2AZQRPE

© Deutsches Historisches Museum, Berlin

Die Neue Synagoge in Kassel von Architekt Albrecht Rosengarten (1839). Lithografie von Conrad Loewer (ca. 1840/50), veröffentlicht in: German History in Documents and Images, <https://germanhistorydocs.org/de/vom-vormaerz-bis-zur-preussischen-vorherrschaft-1815-1866/ghdi:image-5004> [24.04.2024].