Quelle
Quelle: Deutsches Historisches Museum, Inv.-Nr. Gr 53/959. Online verfügbar unter: https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/42TDQKKAXLGCQOVMUAYEOGW4WH5C72JR
Dieser Stich von Ludwig Thümling basiert auf einer Fotografie. Er zeigt die vom bekannten deutschen Architekten Gottfried Semper (1803–1879), der selbst evangelischen Glaubens war, entworfene damalige Neue Synagoge in Dresden (erbaut 1840). Semper hatte bereits zwischen 1837 und 1841 das neue Dresdner Opernhaus gestaltet und sollte in den 1870er Jahren am Bau der monumentalen Gebäude an der Wiener Ringstraße mitwirken. Dazwischen wurde seine Karriere durch seine Teilnahme an der 1848er-Revolutionen unterbrochen, die zu seinem anschließenden Exil in Frankreich, Großbritannien und der Schweiz führte. Semper war mitverantwortlich für die Einführung von Elementen des romanischen Kirchenbaus sowie der maurischen Architektur in die Synagogengestaltung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Das zeltartige Dach erinnerte an die biblische Stiftshütte, während das Gebäudeinnere maurische spanische Elemente aufwies. Dieser frühe, bunt gemischte Orientalismusstil betont zum einen die nahöstlichen Ursprünge des europäischen Judentums, zum anderen erinnert er an die Epoche der Convivencia der islamischen, jüdischen und christlichen Religionsgemeinschaften im mittelalterlichen Spanien. Ein Schüler Sempers, der jüdische Architekt Otto Simonson, sollte später die Große Gemeindesynagoge in Leipzig (1855) vollständig im maurischen Stil bauen. Die jüdische Gemeinde in Sachsen hatte bis in die 1830er Jahre eine besonders diskriminierende Gesetzeslage ertragen müssen und erhielt erst 1834 die Erlaubnis, eine große öffentliche Synagoge zu bauen. Zacharias Frankel war zu dieser Zeit Rabbiner in Dresden und trat schon damals als einer der Hauptvertreter eines Mittelwegs zwischen Reform und orthodoxem Judentum hervor. Sempers Dresdner Synagoge wurde in der Pogromnacht im November 1938 von den Nazis zerstört.
Quelle: Deutsches Historisches Museum, Inv.-Nr. Gr 53/959. Online verfügbar unter: https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/42TDQKKAXLGCQOVMUAYEOGW4WH5C72JR
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