Kurzbeschreibung

Götz (= Gottfried) von Berlichingen zu Hornberg (ca. 1480–1562), genannt „der Ritter mit der eisernen Hand“, da er eine eiserne Prothese trug, ist vielleicht der berühmteste Reichsritter des sechzehnten Jahrhunderts. Sein Ruhm ist größtenteils Johann Wolfgang von Goethe geschuldet, dessen Drama Götz von Berlichingen auf Berlichingens Autobiografie basiert, aus der nachfolgend ein Auszug abgedruckt ist. Berlichingens Erziehung war, wie seine Werte—Ehre, Loyalität und Stolz auf seine Familie und Taten—vollkommen traditionell. Sie beinhaltete Familie und Verwandte, Dienst am Fürstenhof, sowie Teilnahme an Reichstagen, Kriegen und Fehden. Das zentrale Ereignis seines Lebens war der Deutsche Bauernkrieg von 1525, in welchem er sich gezwungen sah, gegen seinen Willen auf der Seite der Rebellen zu kämpfen. Berlichingen dient gemeinhin als Vorzeigesubjekt seiner Klasse, eines absteigenden niederen Adels, der an seinem traditionellen Lebensstil festhält, welcher von Kriegen und Fehden bestimmt ist. Berlichingen entstammte demselben Milieu wie Ulrich von Hutten, dem Autor des nächsten in diesem Abschnitt enthaltenen Textes. Obwohl beide Männer dem gleichen Stand angehörten, gingen sie mit den Entwicklungen des 16. Jahrhunderts auf ganz verschiedene Weise um.

Ein Adliger, der für Krieg, Plündereien und Abenteuer lebt—Götz von Berlichingen (vor 1562)

  • Jean Gilles Berizzi

Quelle

[Vorwort]

An herrn Hansen Hoffman burgermeister zu Hailbron, vnd Steffan Feyerabent der rechten litentiaten vnd sindicum daselbst.

Insonders lieben hern gutte gonner vnd freundt! Es haben vor euch viell andere meine guten hern vnd freundt, vor etlichenn viel jarn an mich begert, das ich meinen erbenn, khinden vnd nachkomen zu ehrnn vnd guttem, solte was ich mein tag, alls ein junnger ritterman vom adell, vnd ein armer reuterßman inn krieg, vheden vnd hendelnn, bey der rhom. key. mt., auch churfurstenn, furstenn vnd andern, von mein selbs vnnd anderer gutenn hernn vnnd freundenn wegen, in irenn vnd meinen aignen sachenn, kriegen vnd vheden (die ich lang zeit gegenn hohenn vnd nidern stenden gefurt) erlebt, beschreibenn, vnnd inn die feder khommen lassenn sollt, wie ir bede dann nunmehr auch gleichsfalls an mich begert.

Darauff ich mich dann bedacht, das ich (souil mir gott der allmechtig gnadt gibt) euch, mir, meinen erben vnd nachkomen, auch andernn meinen gutten hern vnnd freundenn, zu ehrn vnnd gefallenn euwerm begern stadt thon, vnnd meine sachenn vnnd henndel, so ich itzberurtermassenn gehabt, souill mir derenn noch bewist, vff das kurtzest zusamen ziehenn, vnd in schrifften verfassenn wolle, wie ich dann dise zeitt her gethann, vnnd solchs nach meinem bestenn verstanndt nachuolgennder massenn begriffenn, doch mit nichtenn der meinung, ainigen rhum oder grossenn namen darmit zusuchenn oder zuerlangenn, sonder allain vmb der vrsachenn willenn, das mich angelanngt, wie das ettliche meine mißgonner ettwann auß neid vnnd haß, oder villeicht aber auß vnnwissennheit mir gern meine handlung, die ich mein tag gefurtt hab, zum ergstenn vnd vbelstenn außlegenn woltenn, dennen ich dann hier innenn zubegegnenn, vnd den wahrenn grunde an den tag zubringenn, furgenommen. Wie ich dann hierinnenn nichts anders schreibenn oder anntzaigen will, dann wie sich inn warheit alle sachen vnnd handlungenn vonn khindtheit auff mit mir verloffenn, der getrostenn zuuersicht, es soll niemandt khein mißfallenn daran haben, sonder mein vorhabenn, gemut vnnd meinung im bestenn verstehnn vnnd vffnemmen. Das will ich hingegen widerumb gegen eim jedenn freuntlichs vleiß beschuldenn vnnd verdiennen.

[Frühe Jahre]

Erstlich hab ich woll etwa von meinem vatter vnnd mutter seligen, auch meinen brudern vnnd schwestern (die ellther warenn dann ich) vnd auch vonn allten knechten vnd megdten, so bey inen gediennet, viellmal gehort, das ich ein wunderbarlicher junger knab gewest, vnd mich dermassenn inn meiner khindtheit ertzaigt vnd gehalltenn, das meniglichenn darauß gespurt vnnd abgenommen, das ich zu einem kriegsman oder reutterßman gerathen wurde, auß villenn vrsachenn, die alhie zuerzellen zulang vnnd vnuonnotten, welchs ich dann fur mein personn nit gewust hett, wann es mir nit erzellter massenn seithero gesagt vnd angezaigt wer wordenn. Das waiß ich aber woll, das ich mein mutter sellig viellmaln gebetenn, man sollt mich hinweg vnnder die frembdenn thonn, vff das ich auch ettwas bey denselbigen lernenn möchte, wie dann auch volgendts beschehenn, vnnd ich inn meiner iugendt hin vnnd wider alls volgenn wirtt vill gebraucht wordenn.

Vnd zwar so bin ich anfenglichs zu Nidernn Hall am Kochenn ein iarlanng inn die schull gangenn, vnnd bey einem vetternn gewest, der hieß Konntz vonn Newenstein, vnd saß zu Nidern Hall, aldo er hett ein hauß gebaut. Alls ich aber nit vill lust zur schulenn, sonnder villmehr zu pferden vnd reutterey trug, vnnd mich darbey finden ließ, bin ich volgenndts alßbaldt nach demselbigenn zu herr Conraden von Berlichingen ritter, meinem vetter seligen khommen, bey dem ich drey iarlanng verharret, vnnd fur ein buben gebraucht wordenn.

Vnd denn ersten riedt, denn ich bey ime meim vetternn gethann, der ist beschehenn, alls ine marggraff Friderich von Brandennburg etc. zu Onoltzbach vff denn großen reichstag ghenn Wormbs, im jar alls man 1495 geschriebenn, alls ein furstlichenn rath verordnett vnd geschickht, mit dem ich dann allso in meiner jugendt vff solchen reichstag auch mit reittenn must, vnd so lanng bin ich auch reissig gewest. Vnd sein wir freylich inn der erstenn fastwochenn ghenn Wormbs khommen, vnnd war sein erster außriedt von Onoltzbach an, biß ghenn Schrotzberg in sein behausung, vnd vonn Schrotzberg ann, ein tag bieß gehnn Mospach, vonn Mospach biß ghenn Haidelberg. Do assenn wir zu morgenn zum Hirsch, vnnd nach dem imbes rittenn wir noch denselbigen tag bis genn Wormbs, das rechenn ich ein tag vff acht oder neun meil wegs, vnd daucht mich damalnn meinem thon nach, wie ich ein gesell war, weit vnd viell sein, aber seit derselbigenn zeithero, hab ich es woll gewonnt, vnd etwa inn wenigen tagenn vnnd nächtenn weite raiß volbracht, vnnd darbey nichts gessenn oder getrunckenn, welchs die notturfft also erfordert hat, dann es etwan nit annderst sein konnth.

Als wir nun ghenn Wormbs kamen, war mein herr selig der erstenn einer, so doselbst vf dem reichßtag annkhommen, vnd blib aldo liegenn, bis das alle churfursten und fursten, auch andere hochen vnd nidern standts selbs personnlich, oder aber durch ire pottschafftenn vff der reichs versamlung erschinenn sein. Vnd in denn berurten dreyenn jarn, weill ich als oblaut bey meinem vettern her Conraden von Berlichingen etc. ritternn gewesenn, wurdenn vill tag hin vndt wider, zu Wormbs, Vlm, Augspurg, vnd andern orttenn gehaltenn, do etwann churfursten, vnd fursten ausserhalb des grossenn reichstag zu Wormbs zusammen khamen, auch kay. mt. etwa selbs, vnnd bey dennen allenn ist mein vetter seliger vill gebraucht wordenn, also das er das ganntz jar nit vill vber zwenn monat, inn allen seinen heussern, derenn er freilich drew gehabt, innheimisch sein kunth. Vnnd ob er schonn ie einmal haim kham, warenn sein vnnd seiner guttenn freundt, auch der ritterschafft inn Frannckhen geschefftenn vnnd sachenn souill vnd weitlaiffig, das er alls ein allter ritter fur vnnd fur wenig ruhe habenn kunth. Darbey ich dann allenthalbenn alls ein bueb vnd junger muste mit reittenn vnnd gebraucht werdenn.

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Volgenndts hatt mich marggraue Friderich loblicher gedechtnus, alls ein knaben vfferzogenn, vnd must ich sambtt etlichenn vill andern knaben vff ire furstliche gnadenn, wan sie essen wollten warttenn, wie ich dann thette. Vnd begab sich vff ein zeitt, das ich mich nebenn ein Polleckhenn zum essenn nidersetzt, welcher sein häar mit eyernn gebicht, vnnd hett ich zu allem gluck ein grossenn welschenn rock ann, denn mir herr Veitt vonn Lenterßheim zu Namen inn Brabanndt hett laßenn machenn. Vnnd wie ich nebenn jetzbemelten Polleckhenn herrauß spring, hett ich im das hubsch häar mit dem rock etwas erwischt vnnd inn einannder verwerrett. Da ersiehe ich vnngeuerlich im springenn, das er nach mir sticht mit ainem brottmesser, vnd hett doch mein verfelett, welchs mich nit vnnbillich zu zornn bewegett. Vnnd wiewoll ich ein langen vnnd ein kurtzenn tegenn an mir hett, so nam ich doch das kurtz tegelin, vnnd schlag inn darmitt vff denn kopff, wartet aber doch nichts destweniger vff mein diennst, wie dann der brauch wahr, vnnd blieb nachts im schloß.

Des morgens fruhe, da gienng der marggraff inn die pfarkirchenn vnnd hortt meß, wie er dan ein gottsförchtiger furst wahr, vnd wie wir wider auß der kirchenn gienngenn inn das schloß, da spert man das thor hinder mir zue, vnd ghett ebenn der vnnder marschalck her vnnd spricht zu mir, ich soll mich gefangenn gebenn. Da sagtt ich: „Last mich vnuerworrenn, ich glob nit, ich muß gehnn hinauff zu denn jungenn herrn“, vnd gab ime also nit vil gutter wortt. Aber der guett man war weiser dann ich, vnnd ließ mich gehnn, do er mich aber hett angriffenn, hett ich mich gewißlich gewertt, vnnd wer ich irgenndt inn ein groß vnngluck dardurch khommen. Vnd ging ich vff solchs hinauff zu denn jungenn herrnn, sagtt innen, wie die sachenn geschaffenn, vnnd was mir mit dem marschalckh vnnd Polleckenn begegnett wer. Do wolten sie gleich zu tisch gehnn vnnd zu morgenn essenn, vnnd sagtenn die furstenn zu mir, ich sollt do bleibenn, vnnd ob jemandt kheme, sollt ich hinein genn inn die khamer, vnnd mich in das heimlich gemach verbergenn, vnnd dasselbig innen zusperrenn, wie dann beschach, vnnd wartet ich also biß die frumen furstenn vom essen wider khammen. Vnnd war das die meinung, sie hettenn mit dem allten furstenn irem herr vatter vnd auch mit der kunigin irer fraw mutter meinethalbenn geredt vnnd gebettenn, mich der straff des Polleckhen halbenn zusichern. Aber es hett nit sein wollenn, sunder wollt der allt marggraff ein guett weib, vnnd sie die jungen hern ein gnedige mutter habenn, so must der marggraff zusagenn, das er mich woltt im thurnn straffenn. Vnd sagtenn doch mir die beide jungenn furstenn darbey, ich solts nit abschlagenn, sie wolltenn mich vber ein virtell stundt nit darin lassenn liegenn. Da sagtt ich: „Was soll ich im thurnn thon? Hatt doch ers der Polleck an mich gemachtt!“ Da sagtenn sie mir wider zu, sie wolltenn mich vber ein virtell stundt nit darin laßenn liegen, also das ich mich ließ daruff beredenn vnnd williglichenn inn denn thurn legenn. Vnnd wollt mir je marggraff Jorg loblicher gedechtnus, ein sammeten schaubenn, die wahr mit merdernn zobelnn gefudertt, geben, mich damit zu bedeckhenn vnnd darein zulegenn. Aber ich sagtt: „Was soll ich mit thun? Ich leg mich ebenn alßbaldt mit inn ein koth, als darnebenn, vnnd dieweill die sachenn so kurtz gestellt ist, so darff ich ir nit, sonder will mich williglichenn inn denn thurnn begebenn“, wie ich dann thet. Vnnd hielten mir die frumen furstenn dermassenn glaubenn, das ich nit vber ein virtell stundt im thurn ligenn dorfft, sonnder kham alßbaldt mein frumer haubtman her Paulus vonn Apsperg, vnnd thett mich widerumb außer dem thurn, vnnd must im sagenn, wie es zu wehr gangenn, oder waß die vrsach were. Das thet ich nun, vnnd zog er volgenndts mit mir dahin fur die räthe, vnnd thett mir der frumb ritter das wortt, vnnd entschuldigt mich, vnd stunden alle bubenn vnnd edlenn khnabenn bey mir, die domalnn bey dem marggrauen am hoff wahren, vnnd ich glaub das derenn biß inn die 50 oder 60 gewesenn. Vnd hett her Paulus vonn Apsperg ghernn vleis anngekertt, das man den Polleckhen auch inn thurn hett gelegt, aber es wollt nitt helffenn.

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[Krieg gegen die Schweizer]

Zum andernn alls ich, wie gemelt, denn wintter biß vff die fashnacht bey meiner mutter, bruder vnnd schwester selligen wahr, da fing sich der Schweitzer krieg, vnngeuerlich vmb faßnachtt ann, vnnd hett der marggraff schonn zwen zeug nacheinander hinweg geschicht. Do ich nun dasselbig hortt, gedacht ich, was soll ich da ligenn, dann ich hett Jagsthausenn schon genug, vnnd reidtt hienauff ghenn Onoltzbach, vnnd wollt horenn, was es fur ein geschray do wehr. Vnnd alßbaldt ich gehnn hoff kham, ersahe mich mein gnediger herr marggraue Friderich etc. Da rufft er einem seiner dhienner zu ime, mit beuelch, er solt den gewant schneider khomen laßenn, wie dann beschach. Vnd so bald der schneider kham, spricht der marggraff zu im: „Nim denn Berlichinger vnd mieß im kleider an, er muß vff mich warttenn“, dan er der marggraue wollt gleich alßbaldt auch vff sein. Aber es kham pfaltzgraue Philips löblicher gedechtnus, des andernn tags auch dahin, also das er noch zwenn tag aldo mußt verziehenn, vnd wolt pfaltzgraff Philips die Neuen Marck, vnd die Obernn Pfaltz einnemmen, dann hertzog Otto vonn Beyern wahr gestorbenn. Da wurdt ich alls ein knab fur ein vororttnet inn des pfaltzgrauen gemach vff zuwarttenn, wie ich auch thett.

Vnnd wie der pfaltzgraff hinweg zeucht, so war der marggraff des andernn tags selbs personnlich mit dem drittenn zeug auch vff, dann er hett schonn, wie gemeltt, zwenn zeug hinweg geschickht. Vnd wie wir hinauff khammen ghenn Vberlingen, da hetten die Schweitzer schonn ein hauffen geschlagenn. Vnnd lagenn wir ein zeittlanng zu Vberlingenn still, darnach samelten sich die kaiserischenn vnd die reichsstendt wider, vnd zogenn mit der macht hinein ghen Costentz, vnd stieß der keiser inn der nachtt auch zu vnns, der hett ein kleins alts groß rocklin ann, vnnd ein groeß stutz kepplin, vnd ein grohenn hutt daruber, das inn kheiner fur ein keiser gefanngenn oder angesehenn hett. Ich aber alls ein junger kandt inn bey der nassenn, das ers wahr, dann ich hett inenn darfor wie gemelt, vff ettlichenn reichstegen, da ich bey meinem vettern seligen wahr, gesehenn.

Vnnd hett der kaiser Maximillian ein guttenn anschlag vor im, dan wir khamen wie gemeltt bey der nacht, vnd inn der stille dohin ghenn Costenntz mit allen hauffenn zu roß vnnd zu fueß, welche auch des morgens alle zusamen gefurtt wurdenn, vnd wahrenn alle schlacht ordnung zu roß vnd zu fueß, wie sich geburtt, gemacht. In dem aber so helltt der kaiser Maximillian, vnnd marggraff Friderich loblicher gedechtnus sambt ettlichenn kriegs rethenn vnd haubtleutten beyeinannder, vnd furtt ich meinem herrn dem marggraffenn etc. ein grossenn spieß, sambtt einem großenn fanen daran, nach, vnd wahr der spieß weiß vnd schwartz gemallt, der fannenn auch weiß vnnd schwartz, vnd hett ich vff dem helmlin ein große feder die wahr auch weiß vnnd schwartz, die standt strackhs vbersich.

Wie mich nun der kaiser ersicht, so ritt er vonn dem marggrauen zue mir, vnnd spricht, wem ich zustehe. Da sagtt ich: „Meinem gnedigen furstenn vnnd herrnn dem marggraff Friderichenn.“ Da hebtt er ann vnnd spricht: „Du hast ein langenn spieß, vnnd ein grossenn fahnenn darann, reitt mit dorthin zu jhenem hauffenn, bis daz des reichs fannen der adler vonn Kostentz herrauß khombtt!“ Das thett ich nun, die weill ich denn kaiser kanth, vnd wust das ers wahr, fragtt derhalbenn niemandts, vnd kham also nebenn schennck Christoffen vonn Limpurg, der hett der zeitt Nellennburg im Hegew innen pfanndtsweiß, vnd hildt mit einem fannen nebenn im, das wertt irgenndt vf ein halbe stundt, vnngeuerlich mehr oder weniger. Da gab man schennck Christoffen den adler des reichs fannen, inn sein hanndt, das ist das erst vnd letst mall, das ich im feldt des reichs adler fliegenn sehenn. Darnach zog ich wider zu meinem herrnn, vnnd wartt was ich zuschaffenn hett.

Vnd souill ich vonn meinem gnedigenn furstenn vnnd herrnn dem marggrauen, vnnd andernn alls ein junger vmb die sibenn zehenn oder acht zehenn jar verstanndenn habe, wo man dennselbigenn tag furt gezogenn wehr, so woltenn wir die Schweitzer im Schwaderloch vbereillt vnnd geschlagenn habenn. Denn andern tag schickht man sich wider, das alle hauffenn zusamen verordnett wurdenn, der meinung anzuziehen. Do kham aber kuntschafft, das die Schweitzer sich allso gesterckht hettenn, vnnd darzu irenn vortheill eingenomen, das dardurch derselbig zug vnnderlassenn wardt. Wehr man aber denn erstenn tag wie es der kaiser fur hett anngezogenn, so glaub ich, es sollt vf vnser seittenn, souill ich gehortt, recht vnnd woll zu sein ganngenn. Wa man aber viell retth vnd viel kopff hatt, da geht es gern also zu, denn es ist mir selbs woll in meinen aigen hendelnn also ergangen.

Kurtz nach demselbigenn, hettenn die wurttembergischenn vnnd marggreuischenn verwalter auch ein annschlag fur Schaffhausenn, mit irem reissigenn vnnd fußuolck, also das wir bey der nacht fur ein fleckhenn khamen, der heist Taingen, leidt nit weit vonn Schaffhausenn. Nun warenn ettliche Schweitzer von Schaffhausen herrauß khommen, inn dennselbigenn kirchthurnn, die wertten sich vnd woltenn sich nit gefangenn gebenn, sunder sagtenn sie wolltenn sterbenn, alls wie fromme aidtsgenossenn. Inn summa herr Melchior Sutzel selig der hildtt zwischenn Schaffhausenn vnd Taingen, da triebenn inn die Schweitzer vonn der wartt ab, vnnd wurff inn ein Schweitzer mit einem stain inn das anngesicht, vnd wertten sich die inn der kirchenn dermassenn, das sie vill vonn adell vnd vnedel zu roß vnnd zu fueß erwurffen vnnd erschossenn. Vnnd nachdem mir mein gaull darauff ich vf den marggrauen wart, gestorbenn wahr, lieff ich alls ein boser bub zu fueß mit denn knechten hinein zu der kirchenn, erwischett ein allts scheffellin, vnnd hett mein tegenn auch vff denn bordt gebundenn, vnnd die hossenn abgeschnittenn. Da wurt maister Jacob ein buchsenmaister, ain kleins durs mendlin, der mir hartt ann der seittenn stundt geschossenn, vnd ging der schuß durch inn hinauß, vnnd draff ein knecht, der hortt zum wurttennbergischenn hauffenn, hett ein blohes kleidt ann, der blieb thodt, aber der buchssenmaister lebendig. Vnd vff die letzt brachtt herr Debalt Spett vnd anndere pulffer, vnnd thettenn es vnndenn zu denn thurn hinein inn die kirchenn vnnd stießenn es ann, da mustenn die so darinnen warenn verbrennen. Aber ein Schweitzer der fiell obenn herrauß, vnd hett ein jungen bubenn vf dem arm, vnnd wie er herrab feldt, da lieff der bub von im vnd schide ime nichts, aber der Schweitzer blieb thodt, vnd nam das bublein ein marggreuischer reutter, nit weiß ich, wo er mit hin ist khommen, ich hab es auch seidthero nit gesehenn.

Nun hetten sich ettlich knecht inn der kirchenn verseumbt, do man das pulffer ann zundt, khann gedenckhenn sie habenn irgendt wollenn maussenn, vnd hett sie das pulffer auch ereilt, die mustenn sich auch jemerlich im feur leidenn, nit wais ich, ob sie thodt oder lebenndig sein bliebenn, dann sie lieffenn nit herrauß. Vnnd alls wir wider vonn der kirchenn hinweg khammen, hilt vnßer hauff inn der schlachtt ordnung, zu roß vnnd zue fueß, vnnd meinttenn die Schweitzer wurden zu inen hinauß fallenn. Aber da niemandts kham, zogenn wir wider ab. Bey diser thatten wie gemelt, bin ich gewest, vnd sonnst bey keinem ernstlichen handel, do man also inn gemeltem krieg mit der thadt angrieffenn hett.

Sonnst waiß ich nichts sonnderlichs von dem Schweitzer krieg, dann das die Schweitzer vill hauffenn geschlagenn, alls dieselbigenn nit beyeinannder warenn. Aber mein herr der marggraff ist bey derselbigenn hauffenn kheinem gewest. Es wurtt auch graue Heinrich von Furstenberg im Sunckaw in seinem leger von denn Schweitzern inn der nacht vberfallenn vnnd geschlagenn, gienng auch sambt denn seinen dardurch zu grundt, vnnd blieb thodt, aber zwenn herrn khamen daruon, die auch bey seiner gnadenn gewesenn, welche sich zum marggrauen in sein leger thettenn, von denen ich selbs gehortt, wie die sachenn bey inenn zu sey ganngenn. Do ich dann souill vernommen, das es durch varlessigkeitt, verachtung vnd liederlicheit verseumbt sey wordenn, dann ich bin darbey gestandenn, da es die herrn dem marggrauen anzaigtenn, vnnd wahr darzu gegen dem abennt, inn der nacht, da sie zum marggrauen khammen, vnd iren fn. gn. solche bose zeittung, wie gemelt, annbrachten.

[Die erste Fehde Götzes]

Zum drittenn. Nach volgendts vber ein jar, da hab ich das harnisch angethann, welchs die gestalt gehabt. Mein bruder Phillips sellig vnnd ich reitten gehnn Halbronn, vnnd woltenn zu vnser liebenn Frawenn, freylich vmb mitfasten vngeuerlich, vnnd wie wir wieder im heim reitten wahrenn, vnd zu der Newennstatt am Kochenn durch ziehenn, leufft vnns der schultheiß nach der hieß Schwartz Hennsenn, vnd schreidt vnns an, vnd ich wurtt es zwar zum erstenn gewahr, vnd sagt zu meinem bruder: „Der leufft vnnd schreitt vnns nach, wir wollenn hörenn, was er woll“, bliebenn also halltenn, biß er zu vnns khame. Da wahr das sein werbung, es hett vnns ein guett gesell gebettenn, wir solten im ein reiß dhiennenn. Da sagtt ich fur mich, wiewoll als der jungst: „Wehr er ein guett gesell, so solt er zu vnns khommen vnnd vnns selbs ansprechenn, wolten wir ime gutte annttwort gebenn“, vnnd zogenn also vnnsers pfadts.

Denn andernn tag kham derselbig gut gesell ghenn Jagsthausenn, vnd wahr der allt Thalacker, selbigenn malls des hertzogen vonn Wurtenbergs feindt. Ich hett inn auch vor hin nihe gesehenn, der sprach vnns ann, wir solltenn im mit dreyen pferdenn dhiennen. Da gab mir mein bruder ein gaull, vnnd brachtt ich sonnst auch noch zwenn knecht vff, vnnd diennt im ein reiß. Er hett freylich auch nit mehr alls drey pferdt, darunder war Hessel Schwerdt, vnd sonst noch einer sein gesell, also das vnnser sechs wahrenn. Nun fingen wir vnngeuerlich ailff reicher baurn vff dem Kapffennhart, die waren wurttennbergisch, vnd war eben denselbigen tag wochenn marckht zu Hailbronn, vnd manet der Thallackher solche baurn, das sie sich vff sanct Jorgenn tag solten ghenn Trachenfells stellenn. Vnnd zogenn wir furtter vff Hailbronn zu, vnnd was wurttennbergisch wahr, das namen wir gefanngenn, vnnd zogenn biß ann die schranckhen hinein, das die jenigen so zu denn thorn verordnet, mit irem harnisch allernechst bey vns wahrenn. Das wahr das erst bannzer vnd harnisch, das ich anthedt, sonnst war ich fur ein jungenn zimblich versuchtt vnnd gebraucht wordenn, inn kriegen vnnd annders, doch inn knabenn weiß. Vnd machtt in disem erstenn angriff bey dem Thalackhen mit berurten knechten vnnd reuttern kuntschafft, das ich volgendts alls ein junger woll zwey jar mitt innenn riedtt, vnnd inn anhenig wahr. Darnach aber wurt bemellter Thallackher des ganntzen bundts feindt.

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Vnd wie nun der fruling wider hergienng, fing sich die handlung mit dem marggrauen, vnd dennen vonn Nurnnberg ann. []

Dem sey nhun wie im wöll, so zog mich der herr haubtman Paulus vonn Apsperg herfur, vnd nam mich zu im, das ich stets im veldt bey vnd nebenn im sein must. Kurtz darnach begab sich, das man einander vff die kirbe lude. Vnnd soltenn wir marggreuischenn inn der nacht vff sein, wie dann geschach, vnnd wahr des marggrauen landt volck hartt gezogenn, vnnd khamen dieselbigen nacht ghenn Schwappach bey eitler nacht, vngeuerlichenn vmb ein vhr, vnnd wahr ich, vnd herr Sigmundt vonn Lenterßheim die ersten am thor. Do nun der hauff ghar vff wahr, zogenn wir furtt, vnd wie wir vff ein halbe meill vngeuerlichenn herrauß khammen, stieß Christoff vonn Giech mit ettlichenn reuttern vff vnns, der hett des nachts gewarttet, vnd wach gehaltenn. Nun wust ich woll, das er die saw bey denn ohrn nemen wurtt, dann er wahr dennen vonn Nurnnberg nit holdtt, war auch daruor neulich ir feindt gewest. Wie nhun alle hauffenn verordnett warenn, zu ross vnd zu fueß, will ich mit Christoff vonn Giech dahin ziehenn. So ersicht es aber mein gutter herr Paulus vonn Absperg, das ich mit im ziehe, vnnd kenndt mich ann meiner rustung, vnnd schreihe einmall zwey oder drey: „Christoff, Christoff!“ Da fragtt Christoff vonn Giech, was er wölt, sagtt er vonn Absperg: „Laß mir mein Berlichinger bey mir, vnnd nim da mein vetternn Hannß Jorgen von Absperg zu dir!“

Da nhun dasselbig also geschahe, vnnd ich wider zu meinem haubtman kham, ziehenn wir hinein gegenn Nurnnberg dem sich grabenn zu, vnd wolltenn sehenn, wie die gelegenheit allennthalbenn beschaffenn, wie vnnd weß sich die vonn Nurnnberg halltenn wollten, dann herr Paulus vonn Absperg sein vortheill hingegenn auch woll erkennen kunth. Aber sihe die von Nurnnberg waren vonn stundt ann auff, mit einem grossenn hauffenn, vnd dem geschutz, vnnd schossenn ein schuß inn andernn zu vnns. Do zog herr Paulus, vnnd wir die bey im wahrenn, wider hindersich gleich alls werenn wir fluchtig, vnnd woltenn widerumb hinweg eillenn, wie wir dann nit woll im waldt außkhomen könthen. Da wahrenn aber die vonn Nurnnberg ann vnns mit dem geschutz vnnd der wagennburg, vnd ließen es dermassenn daher gehnn, das vnns zum theill die weill nit kurtz wahr, dann es khann nit ein jeglicher das gebolder leidenn. Vnd khamen wir allso ann die ortt, da der marggraff sich mit seinem hauffen versteckht hett, vnnd hilt inn der schlacht ordnung zu roß vnnd zu fuess, wartet ob die feindt sich gegenn ime hinauß thon wolten, dann es wahr nahe ann der statt, vnnd nit weitt inn dem Nurnnberger waldt, also das inenn zu vnnd vnns abging. Vnd hettenn wir vngeuerlich vmb die siebennhundert pferdtt, vnd des marggrauen lanndtuolck vff dreyhundert landtsknechtt, vnnd dreyhundert Schweitzer.

Alls es nun zeitt wahr, zogenn die vonn Nurnnberg mit irem geschutz, wagennburg vnnd reissigem gezeug vff vnns daher, souill sie derenn hattenn, vnnd warenn warlich nit vnngeschickhtt, sonnder woll gefast mit der wagennburg, geschutz vnd irenn leuttenn. Vnnd da es am treffenn wahr, schickhten wir vnnd vnnsere haubtleutt zu marggraff Cassimirus, ire fn. gn. solten vns nach thruckenn, denn es wehr zeitt, so ging vnns auch ab, vnnd inenn zue, darumb man sich nit seumen darfft. Da schickhten ire fn. gn. wider zu vnns, wir soltenn in namen gottes furfarenn, ire fn. gn. woltenn vnns nach thruckhenn, vnnd bald bey vnns sein, als wie einem frumen furstenn zustunde. Da furen wir im namen gottes furt, aber des marggrauen landtuolck flohe alles vonn vnns hinweg, biß allein das Kitzinger fennlin, daß blieb bey vnns vnnd dreyhundert landtsknecht, auch dreyhundertt Schweitzer, sambt denn reissigenn, mit welchen wir zogenn den feindten entgegenn. Vnd ging ir geschutz dermassenn ann, das man denn hauffenn vor dem rauch nit woll sehenn kunth.

Vnnd alls wir nhun schir zu irer wagennburg khammen, wolltenn sie dieselbigenn beschließenn, das dann auch nit viell gefeldt hett, vnnd warenn warlich die furleut nit vnngeschickhtt, sonnder hurttig mit, do daucht mich mein hertz im leib sagt mirs, vnnd das es mir gott inn sin gab, so wollt es auch meins verstandts die notturfft erfordernn, das ich denn furderstenn furman vonn dem gaull heraber stach. Das thet ich nhun darumb, damit der wage nit weitter khommen khonndt, vnnd das die andernn auch still halten mustenn. Vnnd behillt ich dieselbig luckhenn onne geheiß vnnd beuelch meins haubtmans oder annderer mit gottes gnad vnd hilff innen, das sie die wagennburg nit gar schliessenn konthen, wiewoll es wie gemeltt nit viell gefeldt, sie hettenn sie gar beschloßenn. Vnd war also mein verhinderung vnnser groster vortheill den wir hettenn, vnnd ist onne allenn zweiuel nit vndinstlich zu vnserm sieg vnnd glückh gewesenn, dan ich sonnst nit waiß wie es zu ganngen sein möcht, dann sie wahrenn vnns zu starck, vnnd hettenn darzu das geschutz, vnnd die wagennburg beuor, vnnd wahrenn sie auch geruhet, vnd wir mueth.

[]

Volgett der baurr krieg

Weitter ist auch meniglich woll wissen das inn dieser landtsart ein große beurische vffrhur sich erhebt, dergleichenn vor nie geweßen. Da schrieb mir mein bruder Hanns vonn Berlichingenn selliger, alher ghenn Hornnberg, ich sollt zu im khommen, nachdem viell baurnn zu Schonntal legenn, solt ich im helffenn, damit sie inn nit vbereilltenn. Das thett ich nun alls ein gethreuer bruder, kham zu im, vnnd hanndeltenn souill mit dennselbenn haubtleuttenn, das sie inn zufridenn ließen. Darnach braucht mich der Teutsche maister inn das Weinsperger thall, da reitt ich alls ein threuer nachpaur irer fn. gn. zu ehrnn vnnd gefallenn, vnd mit grossem sorgenn dahin. Waß mir begegnett, das zaigt ich irer fn. gn. vnnd dero beuelch haber zu Hornneck ann, vnd sunderlichenn das sie khein geschutz hettenn, nit ein buchßenn, das sie khonndtenn ein stein vsser einner maurn schießenn. Welchs ich darumb thett damit die zu Hornneckh sich desto baß darnnach richtenn kunthenn, dann es wahren ettliche leut darin, allso das des hauß dannocht besetzt wahr. Wie nhun die baurn zu Weinßberg gehanndellt habenn, das ist meniglichen inn disenn landtßartten wißendt, vnd zogen sie darnach herab dennechstenn vff Hornneckh, vnd namen es ein, onne alle wehr. Wiewoll ich nun nit mehr pfaltzgreuischer dienner wahr, so wehr ich doch ghernn bey irenn churfn. gn. inn diser hanndlung gewest, vnnd befahl demnach Wilhelm vom Habern, das man mir schreibenn soltt, wie ich mich solltt halltenn, dann ich hett sorg, dieweill sie nahe da lagen, sie wurdenn mich auch vbereillenn. Darzu besorgtt ich auch meines weibs vnnd kynndern, die lag auch eines khindts der zeitt innen.

Nun hettenn mich meine bruder vnnd andere meine gutten freundt vnd gesellenn beschaidenn inn ein holtz bey Bocksperg das heist das Hespach, da ich dann mit großen sorgen zu inn kham, dann der teuffel wahr vberall ledig. Da bedachtenn wir vnns mit einannder zu welchem furstenn wir doch ziehenn wolltenn, der inn der nehe wehr. Da zaigtt ich ann, ich wust khein furstenn der inn der weher were, dann meinen gnedigstenn hern denn pfaltzgraffenn, der hett sich beworbenn, vnd war der meinste theill vnnder vnns der meinung das wir wolltenn zum pfaltzgraffen reittenn. Da sagt ich, ich wehr einer schrifften warttenn, was mir begegnett, weher es muglich, so wollt ich siß wissenn laßenn, vnnd reitt auch vonn stund ann mit großenn sorgen in mein behausung. Vnnd ehe ich mich vßthett, da fragtt ich mein weib ob khein brieff vonn Haidelberg khommen wehr, da sagt sie: „Nein.“ Do erschrack ich warrlich vbell, das ich nit wust, wie ich mich halltenn sollt, dann es gingen die redt, das sich mein herr der pfaltzgraff wollt mit denn baurn vertragen, das ich nit wust, wie ich im thun sollt. Hab auch seither denselbigenn brieff nit gesehenn, aber souill erfarnn, das er meiner schwiger vnd meinem weib worden ist, vnnd alls sie solchenn meiner schwiger gelessenn, hett sie ir beuolhenn, sie solt mir bey leib vnnd lebenn nichts daruonn sagenn, sunst werenn sie all verdorbenn vnd gestorbenn. Darumb ich solchenn brieff wie gemeltt nie gesehenn, vnnd khame vmb der vrsach willenn inn all mein vngluck vnnd vnrath, das mir begegnet ist, hab auch alßbaldt darnach, da ich die sachen besser erfaren, die schwiger nit lennger inn meinem hauß haben wollen, sie ist auch seithero nit mehr darein khommen.

Vnnd wie die baurn zu Gundelßheim lagenn, da warenn daselbst ettliche von Berlichingen vnd auch anndere, alls nemlich Beringer vonn Berlichingen ein sehr alter man, vnnd auch mein bruder Wolff vonn Berlichingenn vnnd auch anndere mehr vom adel. Die wustenn auch nit, wa auß oder ein, hettenn all gehrnn fridenn erlanngt, vnnd wahr ich auch bey inen, vnnd vertrugen sich mit denn baurn, wie anndere mehr furstenn, graffenn vnnd hern gethonn habenn. Aber ich hett mich inn keinen weg, weder mit worttenn oder werckhenn mit inen denn baurn eingelassenn, sonnder mich fur vnnd fur vffennthaltenn, vnnd zog wider inn mein heußlin vnnd hofft immer vf die schrifftenn vonn Haidelberg, wie ich dann mit Wilhelm vom Habernn geredt hett, sie solltenn mir zugeschickht werdenn. Vnnd weiß noch vf disenn tag nit ein buchstabenn ires innhalts, darauff wollt ich sterbenn, vnnd so wahr alls gott im himel ist, vnnd bey meiner sellenn haill vnnd selligkeitt.

Vnnd wie ich in meinem hauß wahr, da brachenn die baurn wider vff zu Gundelßheim, vnnd schickhten die haubtleut mein schultheißenn zu mir, ich soldt zu inn khommen, sie hettenn etwas mit mir zuhanndlenn. Wust ich doch nit, wie oder wann, forchtt mich auch sie wurdenn mich vbereillenn, das es meinem weib vnnd khindten vnd den meinen zu nachteill möcht reichenn, dann ich hett khein wehrlich volck inn meinem hauß, so wahrenn die baurn all voll teuffel, vnd wolltenn knecht vnnd magdt auch nit mehr guet thonn. Also zog ich mit dem hinuff, vnnd saß ab vorm wirtßhauß, vnnd will hinein gehnn, alls ich auch thett, so ghet Marx Stumpff vonn baurnn die stegen herab, vnnd sprichtt: „Götz bistu da“, sagt ich: „Ja, was ist die sach, was soll ich thonn, oder was wollenn die haubtleutt mein?“ Da hebt er ann: „Du must ir haubtman werdenn!“ Da sagt ich: „Gott mir nit, das thue der teuffel, warumb thust du es nit? Thue du es ann meiner statt!“ Da sagt er: „Sie habenn mirs zugemut, ich hab mich aber vonn inn geredt, vnnd wann ich es meines dinsts halbenn thun khonndt, so wollt ichs thonn.“ Da sagtt ich wie vohr: „So will ichs nit thun, will ehe selbs zu denn haubtleuttenn gehnn, versihe mich sie werdenn mich nit darzu zwingen oder nottigen.“ Da sagt er: „Nims ann, meinem gnedigenn herrnn vnnd andern fursten, vnd vns allenn dem gemeinen adell zu gutt!“ Da sagt ich: „Ich will es nit thun!“

Vnnd ging daruff zu denn haubtleuttenn selbs vnd erlangt guttenn beschaidt, allein das sie mir das anhenngtenn, ich solt zu den andern haubtleutenn auch ghenn, die vnnder dem hauffenn drauß vor dem thor weren, wie ich siehe dann im feldt sehenn wurt, vnnd sollt es inn auch anntzaigen, vnnd sie, wie ich inen angezaigtt hett bittenn. Das thet ich, reitt hinauß vnnd sprach sie ann, ein rott nach der andernn, wie sie dann mit allenn fendlin hauffenn weiß bey einannder wahrenn. Da fanndt ich aber guttenn beschaid bey allenn fursten, graffen vnnd herrnn verwanthenn vnd vnnderthanenn, die im hauffenn wahrenn, außgenommen bey denn Hoennloischenn, die namen meinen gaull bey dem zaum vnnd vmb ringten mich, mit vermeldung, ich sollt mich gefanngen gebenn, globenn vnnd schwerenn, den andern tag bey inenn zu Buchenn im leger zusein. Da wurde ich sie findenn, vnnd onne irenn wissenn nit abziehenn.

Die gelub bezwanng mich, das ich mich zu inenn ghenn Buchenn steldt, damit nit mein weib vnnd khindt, vnnd anndere vom adell dardurch beschedigt wurdenn, vnd thett es mit traurigem betrubtenn vnd bekumertenn hertzenn, dann ich ließ mich nit ghernn erwurgen, wie sie dann neulich villenn frommen vom adel zu Weinßberg gethann hettenn. Vnnd ich hofft noch immer ich woldt etwas guts erlanngt habenn, vnnd zog also des andernn tags mit traurigem hertzenn zu inn inn das leger, vnnd wunscht mir vill mal das ich darfur in dem bosten thurn leg der inn der Turckhey wehr, oder vff erdtrich, es wehr wa es woldt, vnnd ging mir wie gott wollt, wie mir gleich gott wider außhulff.

Nun ich kham zum hauffenn, gott erkanndt vnd weiß wie mir wahr, da namen sie den gaull bey dem zaum vnnd must ich abstehnn zu inen inn ringh. Da redtenn sie mit mir der haubtmanschafft halbenn, das schlug ich inn nun frey vnd gutt rundt ab, ich khonndt oder wust es meiner ehrenn vnnd pflichtenn nach nit zuthun. Darzu verstundt ich mich ires handels nit, dann ir hanndlung vnd mein handlung, vnd ir wesenn vnd mein wesenn were alls weitt von einander alls der himell vonn der erdenn. Darzu so khonndt ich es auch gegen gott, kay. mt., churfursten, furstenn, grauen vnnd herrnn, vnd der gemeinen ritterschafft, vnd gegen dem bundt auch vnnd allenn stendenn des reichs, freundenn vnnd feindenn, mit ehrn nit verantwurttenn, vnd batt sie solten mich deßen erlassenn. Aber es wahr verlornn, kurtzumb ich sollt ir haubtman sein. Da sagt ich, ehe ich ir haubtman sein, vnnd so thirannisch handeln, wie sie zu Weinßberg gethann vnd gehandelt hettenn, oder auch dartzu rathenn oder helffenn soldt, ehe mustenn sie mich zu todtschlagen wie ein wuettenden hundt. Da sagtenn sie es wehr geschehen, wo nit, geschehe es villeicht nimmer.

Nun khammen die meintzischenn reth auch ghenn Buchenn ins feldt zu dem gesprech, vnnd Marx Stumpff mit inen, derenn waren vnnder funff oder sechs nit, vnnd wahr freilich einer, hab ich anderst rechtt behaltenn, darunder, der hieß der Ruckher. Inn summa die meintzischenn reth bathen mich auch, wie Marx Stumpff, ich solt solche haubtmanschafft irenn gnedigsten hern zugefallenn, auch allenn fursten vnnd allem adell, hohenn vnd nidernn stenden im reich zu gutt annemmen, ich möcht vill vnraths damit verkhommen. Da sagt ich darauff, wann die baurn vonn irem furnemmen wolten abstehnn, vnd der oberkeitt vnnd irer herrschafft gehorsam sein, mit dhiennen, fronnen, recht nemmen vnd gebenn, wie vonn alther herkommen wehr, vnnd sich halltenn gegen irer oberkeitt alls wie frommen gehorsamen vnnderthannen vnnd hindersassenn geburt vnd woll annstett, so wollt ich es acht tag mit inn versuchenn.

Da schlugenn sie mir ein lannge zeitt fur, aber es kham letzlichenn vff ein monnat, doch das sie inn allenn herrschafftenn vnd ambternn, stettenn, fleckhen vnnd dorffern, sie wehrnn gleich daheim wo sie wolltenn, weit oder nahe, vnnder irem siegel hindersich schreibenn, das sie dem allem wie obgemellt nachkommen wolten, vnnd auch kheins furstenn oder edellmans hauß nit brennen oder beschedigen. Vnnd nam darauff ettliche ire räth vnnd haubtleut, die mich dauchtenn tuglich darzu sein, vnnd wahr sonnderlichenn dernn einer Wenndel Hipler, ein feinner geschickhter man vnnd schreyber, als man vngeuerlich ein im reich findenn sollt. War auch etwann ein hoenlochischer canntzler gewest, vnnd thettenn ime die vonn Hoennlohe, souill ich wissenns hab, auch nit viell gleichs, denn nam ich zu mir. Vnnd machten ein vertrag, wie vorgemeldt, das sie gehorsam soltenn sein vnnd dergleichenn, vnd schreibenn eß hindersich inn alle ambt vnnd herrschafft, wue ein jeglicher daheim wahr. Vnnd wurt auch solche betheidigung vnnd vertrag vberanntwurt, vnnd vonn dem hellenn hauffenn vnnd irenn haubtleuttenn bewilligt, das ich nit anderst wust, dann die sach stundt desselbigen halbenn wie gemeldt gar woll, vnnd wehr anngenommen.

Was geschahe aber? Sie wolltenn hinab zieben vonn Ammerbach ghenn Miltennberg, vnnd woldt graff Jorg vonn Wertheim auch dahin khommen, das er sich auch mit denn heilloßenn leuttenn vertragenn mocht. Vnnd ziehe ich dahin, vnnd will wehnn sie ziehenn mir nach, so halltenn sie onne wissenndt mein ein gemein mit dem gantzenn hauffenn. Vnd wahr das die meinung, die baurn denn man hindersich geschriebenn hett, warrenn mit irer bottschafft da, vnnd sagtenn, sie wolltenn wehn sie kriegten vmb ire freiheitt, so wehr inn geschribenn vnnd gebottenn wordenn, sie soltenn ebenn thonn wie hieuor auch vnnd dergleichen, vnnd machtenn also ein vffrhur in dem hauffenn, das sie zusammen schwurenn, vnd die finger vffreckhtenn, mich vnd die jenigen die solchenn vertrag vffgericht, vnnd inenn zugeschickht hettenn, thott zu schlagenn, vmb der vrsachenn willenn, wie obgemellt, das sie dem vertrag denn wir vfgericht hettenn nachkhommen, vnnd allso halltenn solltenn.

Da wust ich herr gott nichts drumb, vnnd zeug doch dem hauffenn zu, vnnd wollt sehenn, was die heillosenn leutt fur ein hanndel hettenn. So leufft ein kriegßman herrab, der wahr vonn Hailbronn, vnnd wahr auch bey denn baurnn [] vnd het alle redt gehortt, das ich nit wust. Der sagtt mit kurtzenn worttenn zu mir: „Junckher reitt nit zum hauffenn!“ Da war ich schellig vnnd schwur vbell: „Das euch botz der vnd jenner vff ein hauffenn schenndt! Was hab ich dann gethann?“, dann ich khonndt nit wissenn, waß es wehr, oder warumb ich mich besorgen sollt, het ann denn vertrag nit mehr gedacht, sonnder gemeint es blieb darbey, vnnd stunde gleichwoll. Vnnd wie ich schier zum hauffenn khome, da sahe ich ein schloß brennenn heist Willennberg, ist des bischoffs vonn Meintz, welchs alles wider denn vertrag den wir vffgericht hettenn gehandelt wahr. Vnnd wie sie mitt mir theydigtenn vor Buchen, vnnd wollten mir alls oblaut lennger zeitt bey inn zubleibenn vfflegen, dan ich thonn wolt, da sagt ich frey zum gantzenn hauffenn, sie soltenn mich allso wie ich bewilligt, die acht tag bleibenn lassenn, ich wollt mich dermassenn halltenn, sie solten mein ebenn alßbaldt muedt werdenn, alls ich ir. Vnnd das geschahe auch, vnnd weret solche haubtmanschafft nit vber acht tag, wie ich gesagt hett.

Allso zogenn sie hinein fur Wurtzburg, vnnd lag daß leger hieauß zu Huttberg, da hettenn sie abermall ein gemein, vnd wellten weder fursten, herrnn, noch edelleutt bey inn habenn, vnnd gaben mir auch vor der zeitt, wie ich inenn gesagt hett, vrlaub. Da wahr ich mein lebennlanng nihe froher, dann ich ließ mir inn denn acht tagenn, waß ich im sin hett, das hertz nit abstoßenn, wie ich dann niehe khein heuchler gewest bin, vnnd noch vff disenn tag nit, vnnd redt nichts das inn gefallenn thett, gab inenn auch nit recht wo sie vnnrecht hettenn.

Alls sie nun ghenn Wurtzburg khammen, richtenn sie die sach dohin, das man sie hinein inn die statt ließ, vnnd lagenn bey sant Burckharts munster vnnd daselbst herrumber vmb die bruckhen, auch villeicht zum theill inn der statt drinnen, dann es wahrenn der hauffenn viell. Vnnd wie wir allso ettlich tag zu Wurtzburg gelegenn, do kombt ein frommer gutter threu hertziger man (der villeicht sahe das ich die sachenn meiner meinung nach threulich vnnd gut gemeint, vnd nit einem jeglichenn redt was im woll gefiel) zu mir allein, vnnd warnet mich, onne allenn zweiffell auß redlicher threulicher meinung mir zu guttem, vnd sagtt, ich wer ein guter freier edelman, vnnd radt frey, nit einem jeglichem was im woll gefiell, vnnd wehr khein heuchler, aber er riedt mir doch vertreulicher weiß, ich soldt solcher redt mussig gehnn, vnnd sollt mich auch bey leib vnd lebenn nichts merckhenn lassenn, das er mich gewarntt hett, dann wo ich es nit thun wurtt, so wehr beschloßenn, sie wolltenn mir denn kopff herrab schlagenn. Vnnd wahr derselbig darzu der sibenner vnnd innernn raths einer, was die baurn beschlossenn, das namen sie ann, vnd was sie hanndelltenn das wahr gethonn, darbey mustenn die baurn bleibenn. Das nam ich nun wie billich (dann ich marckht das ers threulich vnd gut gemeint) zu großem dannckh ann, vnnd war woll bedachtt, was ich thonn, oder wie ich mich halltenn sollt, so lag mir das im weg das ich ein monatt zu inn gelobt vnnd geschwornn hett. Nun hiellt ich mich wie vorgemeldt, das es acht tag wertt, das sie mir vrlaub gebenn, ich blieb aber doch die vier wochenn wie ich gelobt vnnd geschwornn hett, damit sie nit vrsach hettenn, alls ob ich mein gelubd vnnd pflicht nit gehaltenn.

Dem sey nhun wie im wöll, so wust ich weder zu Wurtzburg noch im leger vonn inenn zu khommen, dann wann gott vonn himell zu mir khommen wehr, so hettenn sie ine nit mit mir redenn laßenn, es wehrenn dann zehenn oder zwolff darbey gestandenn die zu gehortt hettenn. So hett ich sorg, wann ich schonn von inn khommen wehr, alle furstenn, grauen, herrnn, ritter vnnd knechtt die hettenn mein entgelltenn mussenn, auß der vrsach, das ich meiner glub vnnd pflicht, die ich ein monat zu inenn gethonn hett, nit nachkommen wehr, vnnd mochten daßelbig fur ein vrsach furgewenndt habenn, damit eß viell vnnschuldigenn leutten vom adell vnd andernn zu nachteill gereicht habenn wurde.

Inn dem gab gott der allmechtig dem Schwebischenn bundt sieg vnnd gluckh das sie ein hauffenn im landts Schwabenn schlugenn. Da marckht ich woll das in die katz denn rucken hinauff lieff, darumb sie dann baldt zu Wurtzburg vffbrachen, vnd zogenn herrauß auff Lauda zu, vnnd hettenn das erst leger ann der Thauber, darnach zu Krauttenn, darnach vff die Newennstatt vnd durch die Hoennloischen artt, vnd blieb ich bey inn biß ghenn Adoltzfurt, das ist auch hoennloisch. Da hettenn sie ein leger vnnd wahr ebenn vff dennselbigen tag mein zeitt vnnd ziell der vier wochenn, wie ich zu inn verpflicht wahr, auß, vnnd dacht ich: „Nun ist es zeitt, das du sichst waß du zuschaffen hast.“ Vnnd ich glaub nit das sie die abentheur wustenn, das ebenn mein zeitt außwahr, ich wust es aber woll, dann ich rechnett schir allenn tag einmall daran. Allso gab gott der allmechtig gluck, das ich von denen bossenn oder frommen leutten, wie ich sagenn soll, kham.

Nun hatt ein jeglicher ehrlicher verstenndiger mensch, er sey wehr er woll, auß dieser meiner schrifftlichenn anntzaigung leichtlich vnd woll zuuernemmen, ob ich mich woll oder vbell bey denn baurn gehalltenn hab, vnnd wollt auch ghernn einen redlichenn menschenn, er sey wehr er woll, ob er schonn partheijsch wehr, horenn daruonn redenn, wie ich mich doch annderst bey einem solchenn thirannischen volckh, wie ich zu inenn verpflicht bin gewest, gehalltenn habenn soldt, dann wie ich gethonn hab. Vnd hett ich es besser gewust, so wollt ich es auch beßer gethann habenn, vnd ich waiß nichts, daß ich gethonn hab, dann das ich manchen churfurstenn vnnd furstenn, geistlichen vnd weltlichen, auch graffenn, herrnn, rittern vnd knechten hoch vnnd nider stanndts großenn mercklichen schadenn souill mir muglich gewest, verhutt hab, auch darumb mein leib vnnd lebenn inn gefehrligkeitt begebenn, das ich khein tag wust, das ich sicher wahr, das sie mich nit zu thodtt, oder denn kopff herrab schlugenn. Vnd khann mir auch kheiner er sey wer er woll vfflegenn, das ich je einem eins nestells wertt genommen [].

Wie aber mirs gangen, das weiß gott, dann ich bey solchen trauen vnnd glaubenn inn des bundtß handt vnnschuldig nider geworffenn wordenn, wie ich dann hieuor gnugsam gemeldt vnd anngezaigt hab. Vnnd hett ich mir selbs gefolgt, so woldt ich mich ann allen mein feindenn gerochenn habenn, es were dann sach das ich darob zu grundt ganngenn sein möcht [].

Aber ich wust mich solcher sachenn frey vnnschuldig vnnd daß noch mehr ist, da ich mich stellenn sollt, vnnd wollt, da kham ich gleich inn kurtzenn tagen daruor ghenn Werttheim, zu meinem gnedigen herrnn graue Jorgen vonn Werttheim, der dann gar mein vertrautter, vnnd gnediger herr wahr, der mir auch vber sein leib, häab vnnd gut, landt vnnd leutt vertrautt, deßgleichenn vertraut ich irenn gnadenn auch, vnd wahr mein lehennher darzu. []

Nun mein gnediger herr graue Jorg etc. der schickht gegen dem abenntt ganntz spedt, do wir schonn zu nacht gessenn hettenn ein zu mir inn die herberrig, das ich solltt ann morgen zum fruestenn drobenn im schloß bey irer gn. sein. Das thett ich, fannth auch ire gn. schonn vff mich warttenn, wie sie mich beschaidenn hettenn, dann er war ein embsiger herr inn seinen sachen, vnnd bodt mir die hanndt, empfienng mich, vnd fragtt mich inn allem guttem vnd threuer mainung, wie ich mich halltenn wollt, ob ich mich stellenn wollt ghenn Augspurg, oder nit. Da sagtt ich: „Ja!“ Da wieder riett er mirs warlich auß threuer mainung, anderst khondt ich nit merckhenn, vnnd sagtt ob ich mich aber stellenn wollt. Do sagtt ich: „Ich will mich stellenn, sollt ich wißenn das sie mich zu vnnderst inn thurn wurffenn, dan ich waiß mich der sachenn der beurischenn vffrhur halbenn, wie e. gn. selbs wißen, vnnschuldig, vnnd mit guten ehrnn woll zuuerannttwortenn.“ Da fur er weitter herrauß vnnd sagtt, er wollt mir inn gutter threuer meinung nit verhalltenn, daß beuelch verorttnet wehr, von den bundtß stendenn alßbaldt ich in der herberg abseß, so soltt man mich dennechstenn nemmen vnd inn thurn werffenn. []

Vnd wie mir der gutt fromb graff sagtt, also ging mirs auch, allein das ich obenn drauff, vnnd nit vndenn im thurnn kham, da lag ich zwey jar vnnd must das mein verzehrenn, das mir lannge zeitt sauer wordenn war. Vnnd bin darnach vonn des hertzogen vonn Wirttembergs wegenn virthalb jar zu Hailbronn gefangenn gelegenn, hab daß mein daselbst auch verzertt, vnd inenn geldt darzu gebenn mussenn, das sein schonn sechsthalb jar, darinnen ich gefenglich ennthaltenn wordenn. Darnach wie kay. mt. mich inn irer kay. mt. geleitt, schutz vnnd schirm angenommen, vnnd inn solchem geleidts brieff mir zu gutt anzaigt das ire mt. mich wollenn ghenn Vngernn brauchenn, hab ich mich 16 jar in meiner gefenngnus, in meiner behausung gehalltenn, vnd nit auß meiner marckht khommen, vnd mich annderst nit, dann wie ich verpflicht gewest, gehalltenn, wie ich bey der gottlichenn warheitt sagenn darff. []

Vnnd dieweill ich nun jehe so weitt inn die hanndlung khommen bin, vnnd vill gutt hertziger frumer redlicher leutt vor ettlichen vielenn jarnn (die mir ehrn vnnd guts gegonndt haben vnd noch gonnen, vnnd auch vielleicht zum theill gewust vnd gehort habenn, wie ich mein tag herbracht, vnd viell abenn thewr vnd geuerlichkaitt gegen meinen feinden bestanden) mich angesprochenn vnd gebettenn, solche alle meine handlung inn schrifftenn zuuerfassenn, hab ich inenn solches nit gewust abzuschlagenn, dan sie verhofftenn, es sollt mir vnnd meinen erben vnd nachkommen mehr zu guttem dann zu vnnguttem kommen vnnd raichenn, auch meniglichem hohenn vnnd nidernn standts, ein woll gefallenn sein, sonderlichen bey denn jenigen, die vnnpartheijsch sein. Nach denn andern meinenn mißgunstigenn frag ich nit, die sich also vnnbillicher weiß vnd meinethalbenn vnuerschuldt, gegenn mir haimlich oder offenntlich auß neidt vnnd haß wider mich legenn, vnnd mich hin vnnd wider bey ehrlichenn leuttenn zuuervnnglimpffenn vnderstehnn vnnd suchenn, welchs ich doch nit vmb sie verdiennt hab.

Vnnd will also hiemitt alle solche articull wie vohr vnnd nachgemeldt beschliessenn, dergestallt das dieser mein letzster will vnnd annzaigung der recht lauter grundt vnnd warheitt ist, das khein articull oder einig wortt dar innenn begriffen, da ich mich konth oder wust zuerinnernn, das es nit die rechte grundtliche warheitt sey. Vnd will allso hiemit mein sachenn zu gott setzenn, der soll mein zeug sein, hie auff disem jamerthall vnd am jungstenn gericht, das ich mein lebennlang, es sey inn knaben weiß oder inn meinen mannlichenn tagenn, kheinem biderman, er sey wehr er woll, feindt oder freundt, dem ich wenig oder viell, klein oder groß, vonn meiner jugenndt biß inns allter zugesagt, welchs nit die warheitt gewessenn, oder im nit trauenn vnnd glaubenn gehaltenn, oder das ich auch mein tag ann einichen brieff oder sigell, es sey meiner gefenngnus oder annderßhalbenn, ainichenn mangel gelassen, oder das ich mich auch nit alls wie einem frumen ehrlichen vom adell geburtt, gehalltenn habenn solltt, ich sey gleich gegenn freundenn oder feinden gebrauchtt wordenn, das waiß ich mich mit gott vnnd der warheitt frey zuberumen. Wiewol ich darnach etwa vonn hohen vnd nidernn stendenn gewarnt bin wordenn, mich wider mein zusagenn nit zustellenn, aber ich bin allwegenn meinem zusagenn glub vnd pflichten, die ich gethann, nachkommen, vnd mich meinen feindenn, derenn viell, im Schwebischenn bundt fursten vnd andere gewesenn, so mit inenn inn kriegen vnd vheden gestandenn, gegenn dennen ich auch meiner notturfft nach gehandelt, aber es ist gott lob alles vertragenn, geschlicht vnnd gericht, so hab ich mich auch meinen ehrnn vnnd pflichtenn nach inn ire henndt gestellt, wie woll ich khein vertrostung gehabt, dann allein das ich meiner sachen gerecht bin gewessenn, der teuffell hett sich sonnst also gestellt. So sagten mir auch ettliche der furnembstenn vom bundt selbs, ich hett thorlich gethonn, das ich mich also zu dennen leuttenn gestellt hett, denn ich viell laidts gethonn, vnd die mir also gram vnnd feindt gewesenn.

Aber wie mich der frumb graff Jorg vonn Werttheim mein gnediger herr warnnet, also gienng mirs auch, vnd ist sollches alles die rechte vnnd grundtliche warheitt, vnd weiß kein wortt bey der rechtenn gottlichenn warheitt darann zu endernn, will auch daruff sterbenn, vnd so mir gott der allmechtig gnadt gibt vnnd verleiht, in meinem letzstenn endt, so ich vonn dießer weldt schaidenn sol, das hochwurdig sacrament daruff empfangenn. []

Vnd zum beschlus,

kan vnnd will ich auch nitt verhalltenn, das mir der allmechtig gott siegs vnd gluckhs gegenn allen meinen feindenn, von jugendt auff alls einem armen menschenn durch sein gottliche gnadt vnnd hilff vilueltig gebenn vnd verliehenn hatt. Vnnd kombt mir mein vnngluck, darin ich lannge zait gewest, allein daherr, wan ich mit meinenn feinden vnnd widerwerttigen gehanndelt, das ich inenn vertraut hab vnnd vermeint, ja soll ja sein, vnnd nein soll nein sein, vnd waß man ainannder zugesagt, das man solches wie billich halltenn soll. Darauff hab ich mich verlaßenn, vertraut vnd gemeindt, annder leutt sollen thon, wie ich mein tag gethann hab, vnd (ob gott will) noch thun will. Durch sollche vrsachen vnnd zuuill vertrauwenn, bin ich wie gemeldt inn all mein vnngluck khomen vnd erwachssen. Wann ich aber alls ein feindt meinen feindenn nit vertrautt, wie dann nach gelegennheitt woll beschehenn mag, ist es mir mit gottes gnadt vnd hilff glucklich vnd woll gangenn. Anderst khann ich (gott sey lob) nit sagenn, dan do hab ich gewust, wie ich mich gegenn meinen feinden halltenn soll, gott der allmechtig der helff mir noch!

Das hab ich alls ein allter erlebter betagter man, allenn frumen liebenn vnnd gottseligenn redlichen menschenn, sie sein kryegs leutt oder sonnst hohenn vnd nidern standts, kaisern, konigen, churfursten vnd fursten, grauen, freyenn herrnn, rittern vnnd knechtenn, stettenn vnd andern, sie sein inn welchem standt sie wollenn, gaistlichenn vnnd welltlichenn, die inn vhedenn vnnd kriegs leuffenn begriffen, alls ein allter treuer vom adel, zu einer warnung, vnnd exempell auß threuem hertzenn vnnd gemutt nit wollen verhalltenn.

Vnd helff vnns daruff gott das ewig wortt,

dem armen leib hie, vnd der seell dortt,

vnd behutt vnns der allmechtig gott

vor dem ewigenn todt. Amen.

Gottfrid von Berlichingen zu Hornnberg.

Quelle: Götz von Berlichingen, Mein Fehd und Handlungen, herausgegeben von Helgard Ulmschneider. Forschungen aus Württembergisch Franken, Band 17. Sigmaringen: Jan Thorbecke Verlag, 1981, S. 52–54, 57–67, 122–28, 130–31, 139–41. Online verfügbar unter: https://de.wikisource.org/wiki/Mein_Fehd_und_Handlungen.