Kurzbeschreibung

In keinem Teil des Reiches stellten sich die örtlichen Regierungen so schnell und so entschieden dem neuen Glauben entgegen wie in der Schweizer Konföderation. Die Frage spaltete die Bundesversammlung (Tagsatzung) und stürzte sie an den Rand eines Krieges (1529) und schließlich in einen Krieg (1531). Zu diesem Zeitpunkt bestand die Konföderation aus dreizehn vollwertigen Mitgliedern oder „Orten“: Uri, Schwyz, Unterwalden, Luzern, Zürich, Zug, Glarus, Bern, Solothurn, Freiburg, Basel, Schaffhausen und Appenzell, sowie mehreren Verbündeten und zwei autonomen verbündeten ländlichen Republiken, Valais und Graubünden. Bei einer Versammlung in Luzern 1525 erklärten die Abgeordneten von neun Orten ihren Protest gegen die religiösen Neuerungen und bekundeten ihre Entschlossenheit, den alten Glauben zu erhalten und gegen die evangelische Agitation und Angriffe zu verteidigen. Im Allgemeinen wurden die größeren Schweizer Stadtstaaten (Zürich, Basel und Bern) protestantisch, während die älteren, weniger kommerziell entwickelten Orte am Katholizismus festhielten und die autnomem ländlichen Republiken gemischt waren.

Verteidiger des alten Glaubens in der Schweiz—Die Artikel der neun Kantone (1525)

Quelle

Dis sind die artickel von der nün ortten potten, sampt vnnsern lieben eidtgnossenchaft von Wallis potten, vff dem tag zu(o) Lucernn gsetzt vff ein hindersich bringen vnnd gfallen vnnser herrn vnnd obernn. Actum vff Sambstag dem xxviiiten tag Januarÿ, Anno Etc. xxvo

Diewil es leider dar zu(o) komen durch der Lutterischen oder Zwinglischen, ouch anndrer anhengern, predgern, schriben vnnd leren, das an vil ortten vnnd ennden vnnd bsunder in vnnser eidtgnossenchaft, vnnser alltter, warer kristenlicher gloub in vil articklen—vnnd bsunder die h[eiligen] sacrament, ouch die hochwirdigest jungkfrow vnnd die lieben helgen—gezweÿet, veracht vnnd verspottet, der kristenlichen kilchen heilig ordnung satzung vnnd die pen vnnd Strãff, so den übertrettern gsetzt, gott veracht vnnd nitt mer sind. Damitt vnnd nitt also der möntsch (der doch allweg mer zu(o) übell vnnd sunden dann zu(o) gu(o)tten gneigt) gar verru(o)cht on forcht vnnd straff nach sinen bösen mu(o)tt willen lebe, vnd damitt nitt ein jeder jmen nach sinen kopf vnnd verstannd einen glouben schöpf vnnd fürnem. So doch dise irrung gar gross in die welt erwachsen, vnnd der oberst vnnd geistlich hirtt der kirchen vnnd die geistlich oberkeitt in disen sorgen vnnd nötten schwigent vnnd schlaffent, hatt vnns eidtgenossenschaft fur gu(o)tt vnnd nottwendig angsechen, fürkommnis vnnd insechung zethu(o)n, damitt wir vnd die vnnsern, so vnns verwandt vnnd zu(o) versprechen zu(o) stand, von sollcher sect, missglouben vnnd übell nitt vergifft vnnd verfu(e)rtt werden.

Darvmb, so habent wir dise nach gescribnen artickell gsetzt vnnd die zu(o) halltten vffgnomen, biß vff die zitt, das söllich irrung vnnd zwÿtracht, so jetz im glouben ist, durch mittel eins gmeinen kristenlichen conciliums oder durch annder treffenlich gnu(o)gsamlich cristenlich versammlung, dar inn vnnser pottschaften ouch beru(e)fft vnnd dar bÿ sind, abgstelltt, erlüttertt vnnd wider einigkeitt in der kilchen gmacht wird, das jederman weiß, war an er ist. Alls dann wir aber thu(o)n wöllent, alls fromen gu(o)tten kristen zu(o) statt.

Zum ersten, das mengklich, Es sigent geistlich oder weltlich, sich massen vnnd verhu(e)tten sol, werder mitt wortten noch schrifften, gar nicht zereden, ze disputtieren, zeschriben noch in keinen weg anzefechten die zwölff stuck vnnsser waren kristenlichen gloubens, vss dem waren gotts wortt von kristenlicher kilchen angnomen vnnd allweg gehalltten.

Witer, das sich mengklich verhu(e)tten vnnd vermiden sol, wider die heilige siben sacrament von cristo vnnsern bhalltter, ouch vss sinen wortt, von der heiligen kristenlichen kilchen vff gesetzt, niemer nitt zereden, zeschriben noch da von zu(o) disputtieren in keinen weg, sunder sich mengklich vnnd ein jeder kristenlich möntsch flissen sol, die zu(o) erwirdigen, zeglouben vnnd zehalltten, on alls mittell einicher zwifflung, wie dann die kristenlich kilch geordnott vnnd bißhar gehalltten hatt.

Item, es so sich ouch niemant vnderstan, noch in sin gmu(e)tt vnnd fürnemen setzen, die heiligen sacrament—bsunder das opfer der helgen ma(e)ss—mitt all ir ordnung anders zebruchen, ze v(e)ben vnnd mitt zu(o)teillen, dann wie die kristenlich kilch das vffgsetzt geordnott vnnd bißhar gehalltten hett.

Die helgen sacrament sollent ouch vnns leÿen mittgeteilltt, gebrucht vnnd gehalltten werden, wie die von der kristenlichen kilchen vffgsetzt vnnd allweg bißhar brucht ist.

Es sol ouch kein leÿsch möntsch zu(o) dem hochwirdigen sacrament dess altars on vorgende bicht vnnd absolution nach form der kilchen nitt zu(o) gan, ouch nitt vnnder beder gestalltten wider ordnung kristenlichen kilchen begeren oder zenemen sich vnderfachen.

Wir wöllend ouch jetz in anndern der kristenlichen kilchen ordnunngen, satzungen vnnd gu(o)tten loblichen brüchen—als fasten, betten, bichten, büsswürcken, singen vnnd lesen, krützfert, opfern vnnd anndre cerimonia etc.—kein endrung thu(o)n, sunder sol es damitt gehalltten werden, wie d[a]ß alles von den h[eiligen] vättern vss dem gotzwortt har fliessende vnnd andern vnnsern vordern loblich an vnns komen ist.

Diewil ouch der altbruch mitt fleisch vnd anndern verpottnen spisen zu(o) essen in der vasten vnnd andern verpottnen tagen vss gu(o)tten vernünfftigen kristenlichen vss der heiligen gschrifft gegründten vrsachen durch die heilige vätter vffgesetzt vnnd nach jedes lanndts bruch vutz biß an vnns loblich har komen ist, so wöllendt wir die ergernüss, so vss übertrettung der selbigen vffsatzungen entstatt, in vnnser stetten, (stricken: vnnd) lannden vnnd gepietten nitt infu(e)ren lassen, sunder halltten wie von alterhar vnd die übertre(e)tter darvmb straffen nach jedes ortts ordnung vnnd gfallen, wie dann vor ouch zu(o) tagen verabscheidet ist.

Item, wir wöllendt ouch nitt gedulden noch liden, das niemant die helgisten jungfrow Marien, ouch alle gottes helgen, schmechen noch enteren. Sunder wie all vnnser vordren vnd die kristenlich kilch allweg gehalltten gu(e)ttlich glouben, das vnnser liebe frow, ouch annder lieb helgen, mitt ir für pitt gegen gott vns wol erschiessen vnd gnad erlangen mogen. Welcher möntsch ouch hie widerredt oder tätte, der sol ouch grösslich darvmb gsträfft werden, nach siner herrn vnnd obern erkanttnüss.

Item, es sol sich ouch niemant vnderstan, die Bildnüssen vnd figuren vnnsser herrn, vnnser lieben frowen, dess crucifixs, noch anndrer lieben helgen weder in den kilchen capellen, bildhüsern oder an anndern ortten vnnd enden zu(o) schmächen, dar vss zethu(o)n, zu(o) zerbrechen oder sust vner anzethu(o)n. Sunder das man die gotzhüser vnnd kilchen vnd all kilchen zerden loblich bruch vnnd har komen bliben lassen sol, wie das von alter her gewesen vnnd an vnns komen ist.

Item, alls dann vil zweÿung vnnd widerwerttigkeitt durch die predicanten vss iren predgen vnnd leren allentholb erwachsen ist, vnnd damitt samlichs, so vil vnnsser vermogens, nitt der gotts hillff abgstelltt vnnd verhu(e)tt werde. Vnnd das heilige ewangelium, das gotts wortt, vnd die heilige gschrifft in rechten verstand, wie dann die helgen alten lerer vil loblichen gegründtter bu(o)chern hinder inen verlassen vnnd den rechten waren kristenlichen verstannd dess gotts worttes vnnd der helgen gschrifft grundtlich erklertt vnnd anzögt habent, vnnd vnnsern gmeinen man allenthalb einhelligklich gepredget fürghalltten vnnd glertt werden, so ist vnnser ordnung vnnd ernstlich meinung, d[a]ß allenthalb in vnnsern stetten, Amptern, gerichten, oberkeitten vnd gepietten, vnnd wo wir zu(o) regieren hand, nieman das gotts wort vnnd die heilige gschrifft predgen vnnd leren sol, Er sÿ dann von sinen geistlichen ordinarien vor examiniertt, dar zu(o) togenlich vnd gnu(o)gsamm erkenntt vnd hab des gloublichen schin dar zu(o) von der weltlichen oberkeitt, an welchen ortt es ist im das ouch zu(o) glassen. Vnnd sol kein winckel predger nitt gestattett werden.

Dis selben predicanten, so also in vnnser lannden vnnd gepietten vnns vnnd den vnnsern predgen wellendt, söllent ouch d[a]ß h[eilige] ewangelium, die heilige gschrifft, das nüw vnnd alt testament nach rechten, waren verstand, wie dann die helgen alten lerer an zweiffel vss dem geist gottes gethan, so die kristenlich kilch angnomen vnnd ir ler zu(o) gelassen hãtt, predgen, leren vnnd vnderwisen, añ allen gitt. Vnnd darinn nitt annders su(o)chen noch ansechen, dann der selen heil vnnd bessrung hie in zitt vnnsser liebens, vnnd da bÿ sich verhu(e)tten, sust anndrer stempfnÿen vnnd vmbstenden, ouch aller lerer, so von der kilchen nitt zu(o) glassen vnnd mitt der heiligen gschrifft nitt glichförmig sind. Vnd bsunder das ein jeder predicant das gotts wortt vnnd die heilige gschrifft noch sinen verstannd da hin nitt bucken, noch dermass predgen, damitt söllich sin ler wider die heiligen sacrament, wider die er gotts, wider vnnser lieben frowen vnnd die lieben helgen vnnd wider kristenliche kilchen sÿent, als jetz leider an vil ortten gschicht.

Dann wo ein söllicher predger gespürtt vnnd von ime ghörtt wurde, das er vff söllich verfu(o)risch meinung vnnd den nüwen missglouben predgte, sol er von siner weltlichen oberkeitt, an welchen ortt es ist, agbstelltt, da dannen vertriben vnnd gethan [er möcht ouch so frefeulich gehandelltt haben), darvmb nach sinen beschulden gestrafft werden.

Item, als dann von wegen dess fegfurs, ouch der fürpittung der abgstorbnen aller vnns vordren vnnd aller kristglobigen selen, so vnnsern vordern vnd wir bißhar wãrlich gloubt, ouch durch die heilige lerer durch d[a]ß alt vnnd nüw testament gnu(o)gsam-anzögung habent, vnnd ouch in vil concilien durch die heilige gschrifft bewertt vnd erfaren, vnnd also die kristenlich kilch zehalltten bestättiget vnnd allweg bißhar gehalltten hãtt. Da aber durch die luttersch oder zwinglisch sect mitt vngrund faltscher meinung etwas missgloubens vnnd widerred vfferweckt ist, des halb wir mengklich warnent, nitt so lichttvertigklick vff der lutterschen vngegründt falsch fürgeben von vnnsern wärem glouben zestan, wöllendt ouch das söllichs niemant in vnnser oberkeitt predge, schrib oder sag. Dann wer das tha(e)tt, sol darvmb nach jedes hrrn vnnd obern oberkeitt erkanttnüs gestrafft werden.

Item, wir setzent vnnd wellendt ouch, d[a]ß mengklich die gotzhüser klöister stifftunngen vnnd kilchen bÿ iren alten frÿheitten, rechten, gerechtikeitten vnnd wie si von alltter har komen sind, bliben lassen sol, vnnd kein gwalltt mitt inen brochen noch inrn d[a]ß iren vorhalltten, noch nemen mitt eignem gwalltt an recht. Dann wer das tätt, sol von siner oberkeitt je nach gstalltt der sach treffenlich darvmb gstrafft werden.

[Randnotiz: disn artickel ist wider die vordrigen Artickel all, dann die vordrigen luten, man sol belibinn by der alten satzungen, cerimonien etc.]

Item, wie wol war mag sin, das durch die h[eiligen] vätter lerer, ouch durch die bäpst vnnd concilien, die geistliche- recht, vil ordnunngen vnnd satzungen gu(o)tter meinung vff gesezt vnnd gmacht, je doch so sind söllich geistliche recht vnnd satzung nach vnnd nach gemeret, gestrengert vnd so vberflüssig vil worden, die ouch wider vnns leÿen zum dickermal missbrucht, so vnns leÿen zum dickermal zu(o) grossen nachteil vnnd verderbung dienent vnnd anndrer gstalltt gegen vnns gebrucht werden, weder d[a]ß sin sölte. Vnnd diewil jetzund zu(o) der sorgklichen zitt, so der wolff in dem schaffstal cristi die schäffli schedlich zerströwt, [vnnd] der oberst wechter vnnd hirtt der kilchen schlafft, so wil vnns gepüren, als der weltlichen oberkeitt, vnns selber in ettlichen weg zehillff zekomen, damitt wir vnnd die vnnsern wider zu(o) einhelligkeitt koment vnnd bÿ dem waren glouben blibent, ouch vnns vss vil beschwärden selber hellffen. Nitt das wir darvmb vnns gar von der römschen ouch gmeinen kristenlichen kilchen abwerffen noch widersetzen wöllent, sunder allein zur nidertruckung vnnd verthu(e)ttung witers vnfals, vnghorsämm ouch zertrennung vnnser eidtgnoschaft. Namlich das böß vnd übel zu(o) fürkomen vnd zu(o) lob nutz vnnd er vnnser eidtgnoschaft, so habent wir diss ordnung vnnd artickell zu(o) halltten vffgnomen. Doch mitt der protestation vnnd erpiettung wie vorstãtt, wann durch ein gmein kristenlich concilium, oder gnu(o)gsammlich versammlung, da vnnser eidtgnoschaft pottschafften ouch beru(e)fft vnnd dar bÿ sind, söllich zwÿtracht hinweg gethan, vnnd wider in der kilchen einigkeitt gemacht werd, wöllendt wir vnns von der kilchen nitt gsündertt haben, sunden th(o)n, wie vnnser vordren als gu(o)tt fromm ghorsamm kristen lütten.

Zum ersten, das vnnser lüttprister vnnd selsorger sich nitt vff den gitt leggen, wie vor har vil beschechen. Namlich, d[a]ß si vnd ir hellffer die heiligen sacrament vnns vnnd den vnnsern nach cristenlicher ordnung mitteilen vnnd vnns die von gelltts wegen nitt verhalltten söllent.

Doch da bÿ ist vnnser ordnung vnnd meinung, was an jeden ortt vnnd end die pfãrrlichen recht sind. Vnnd was der bruch ist vnnd einen pfarrer von alltter har zu(o) ghörtt hatt, das sol inn ouch verfolgen vnnd werd nach zimlichen bscherdnen dingen. Ob aber ein lüttpriester oder sine hellffer dar inn zestreng vnnd gfãrlich hanndlen wöllten, so sol das stan an der weltlichen oberkeitt, in welcher statt vnnd lannd vnnd in welchen ortt er ist, die mogen dar inn hanndlen, je noch gstaltt der sach, damitt der gmein man / nitt übernossen werd.

Item, das ouch die priester, was stãtts die sind, sich erberlich, franklich vnnd wol hallten, den stifftungen irer pfru(o)nden, ouch der regel vnnd ordnung irer gothüsern, trülich gelebent vnnd nach koment; sich aller leÿschen wandels wäsens, kleidung vnnd anndrer vnerberlichen wonungen abthügent; vnns leÿen ein froms, erbers gu(o)tts exempel vortragent; vnnd sich dermassen dar in schicken, damitt kein klag von inen koment. Dann man nitt fürhin nitt von inen liden noch vertragen wird, als man bißhar than hatt. Darnach wiss sich ein jeder zerichten.

Item, es sol ouch ein jeder pfarrer in tods nötten bÿ sinen vnnderthanen bliben, die selben trülich nach kristenlicher ordnung versechen vnnd trösten, bÿ verlierung siner pfru(o)nd.

Item, welcher priester es pfarrer chorher oder caplan ein pfru(o)nd hatt, die sol er selb besitzen vnnd versechen; vnnd sol fürhin niemant, er sig, wer er wöll, kein absent von den pfru(o)nden nemen noch geben. Welcher aber nitt selbs vff der pfru(o)nd setzen vnnd versechen wil, oder nitt togenlich oder nitt geschickt dar zu(o) wäre, der sol die niemant übergeben dann sinen collator vnd lechen herrn, der ime die glichen hatt,

Es sol ouch keiner vmb oberzelltt absenten pfarren oder pfru(o)nden kein heimlichen vertrag mitt anndern machen noch annemen / bÿ (stricken: siner) verlierung siner pfru(o)nd.

Ob aber sin junger ein pfru(o)nd hette, der noch vnndrer jaren vnnd priester ze werden zejung wäre, dem mag wol vergönntt vnnd zu(o) glassen werden die nutzüng der pfru(o)nd, doch d[a]ß er die durch ein anndern gscheckten priester alltt gnu(o)g ist. So verr er dann nitt priester wirdt oder nitt gscheckt vnnd togenlich dar zu(o) ist, sol ime die pfru(o)nd gnomen vnnd einen anndern gscheckten, togenlichen priester gelichen werden.

Item, als darin sich jetzen ettlich priester vnderstand, eliche wiber zehaben, ist vnnser meinung, das den selben, welche ewiber gnomen, kein pfru(o)nden gelichen, ouch ir priesterlich ampt verpotten werden sol.

Desglich, welcher priester, so mitt einer pfru(o)nd versechen, ein ewib nimpt, dem sol man sin pfru(o)nd nemen vnnd sin priesterlich ampt verpietten, das er sich darnach mitt siner arbeitt, wie annder leÿen erneren sol.

Item, welche ordens lütt, wibs vnnd mans personen vss iren klöstern vnnd vss dem order sich thu(o)nd oder zu(o) der Ee griffent, dies selben söllent ouch ir pfru(o)nder vnnd irer gotzhüser beroubt sin; doch vorbehalltten jeden ortt vnnd in der oberkeitt das gschicht, witer mitt ime zehandlen, gnad oder nitt mittzu(o)teilen.

Item, von dess geistlichen gricht zwangs vnnd des banns wegen habent wir angsechen vnnd geordnett jetzmal diser zitt, diewil die löff so sorgklich stand, vnnd nieman nitt mer darvmb gitt, das dann kein geistlicher einen weltlichen, oder ein weltlicher ein-en geistlichen, noch kein leÿ den anndern vff das geistlich gricht nitt citieren laden noch fürnemen sol; weder vmb gellttschulden, schmach henndel, noch freuel zu(o) reden, zins, zeenden, rent noch gülltt, noch vmb kein zittlich oder welttlich sachen dar inn nitt vssgnomen; allein vor behalltten die Esachen vnnd was irrung vnnd spans von wegen der h[eiligen] Sacramenten oder die gotzhüser [vnnd] kilchen beru(e)rendt, oder das, so die sel antrifft, oder irrung vnnd vngloubens wegen etc., lassent wir für den geistlichen richter komen. Aber sust vmb all zittlich gu(o)tt vnnd möntschlich verhandlung, sol das geistlich gricht vnnd der bän gegen niemant gebrucht werden, sunder sol jettliche parthÿ die andern vmb ir zu(o)sprüch su(o)chen vnnd anlangen, in den grichten, da der ansprächig gsessen oder wonhafft ist; vnnd daselbs recht geben vnnd nemen, wie dann ein gmein landsbruchen allenthalb ist / vnnd zumteil vnnsrt pündt das vss wisendt.

Ob sich aber fu(o)gte, das die vnnsern in Esachen oder sust anndern geistlichen sachen, wie vor stãtt in geistlich gricht kement, wellent wir doch, das der geistlich richter die sachen vff d[a]ß fürderlichost vnnd mitt dem mintsten kosten vsstrag vnd zu(o) ennd bring, damitt nitt also die armen lütt vmzogen vnnd zu(o) grossen kosten bracht werden, als vorhar der brüch gewesen vnnd beschechen ist. Dann wir söllichs nitt mer liden, vnnd wo vnns dess halb klag fürkomen vnnd mitt warheitt die vffzüg anzögt, wurden wir witer lu(o)gen, damitt den vnnsern ghullffen.

Es sol ouch vor dem geistlichen rechter, vnnd bsunder zu(o) Costentz, all grichts hendell in tütsch gehandelltt vnnd procediert vnnd in tütschen geschriben werd, als in ettlichen bistthumm mer der bruch ist, damitt wir leÿen ouch hörent vnnd verstan koment, was man handle.

Item, der Curtisanen halb, so die pfru(o)nden anfallent, jst schlecht vnnser ordnung vnnd meinung, das an keinen ortt vnd end sol gestattet vnd zu(o) glassen werden, das einer dem anndern also die pfru(o) anfallent. Vnnd wo söllich römsch buben koment, vnd die pfru(o)nden anfallen wöllent, söllent die dar vmb fengklich angnomen vnd dermass gestrafft werden, das man hernach vor inen sicher sig.

Item, wir habent ouch angsechen, vnd jst vnnser meinung, wenn jemants, sig man oder wib, in kranckheitt oder tods notten ligt, das selbs kein geistlich person, weder priester, munch, nünnen, beginen noch ander den krancken zu(o)koment, testament oder verschaffung sins gu(o)tts nit anziechen noch reitzen, on bÿ sin dess selben rechten erben. Ob aber der krancker von eigner bewegnüss vnd willen, testament vnnd gmacht ordnen vnnd segen wölt, sol das geschechen vor drÿen leÿschen mans personen oder nach bruch vnnd gwonheitt eins jeden ortt vnd ends, jederman sin recht hiemitt vorbehaltten.

Item, wir wöllent ouch vnnd hand geordnott, wann ein gwichte geistliche person mitt einen weltlichen oder ein weltlicher mitt einen geistlichen in stoss vnnd zwÿtracht kompt, so söllent bedteil, der priester als wol als der leÿ, wenn man friden vordret, den friden geben vnnd nemen vnnd halltten, nach gemeinen lanndts bruch.

Item, als dann bißhar sich die preisterschaft zum teil ettlich gar vngschickt vnerberlich gehalltten, böss misshandell vnnd sachen verbracht, vnnd wo sÿ leÿen gewesen, so werent si an lib vnnd leben gestrafft. So aber söllich übeltatter den bischoffen jren ordenlichen obern überantwurtt, sind si zu(o) zitten schechtlich gestrafft, vnnd den merteil wider vss gfengknüss komen vnnd ledig worden. Vnnd die wil sich d[a]ß laster vnnd die freuelkeitt vnder ime meret, vnnd wir gar nach all zwÿtracht vnd vnr(o)w von jnen hand, vnd damitt d[a]ß übell gestrafft werden, darvmb so habent wir geordnott, welcher priester oder sust gwicht personen, frowen oder man, söllich mass böß hendel, übeltätten vnd sachen begand, darvmb einer sin leben verwurckte, so sol ein jettliche weltliche oberkeitt, vnder der ein söllicher geistlicher übeltätter ergriffen wird, die selben geistlichen person vmb jr misstatt straffen an lib vnd leben, wie einen leÿen, vnangsechen die wiche.

Item, als dann vil grosser vnru(o)w entstanden ist, des gloubens halb, imm gmeinen man durch die truckerÿ vnnd die lutterschen oder zwinglischen vnnd anndrer irer anhenger getruckten bu(o)chli, ist vnnsere ordnung, das niemant söllche bu(o)cher in vnnser stetten, lannden vnnd gepietten trucken noch veil haben sol. Sunder wo die bÿ einen bu(o)chfu(o)rer ergriffen, sol man grösßlich darvmb straffen. Vnd welcher söllche büchli ficht veil haben, vnnd er die dem kremer nimpt, zerisdt oder in d[a]ß rãtt wirfft, der sol damitt nitt gefräffelltt han.

Item, alls dann bißhar der gmein arm man äben mercklich von geistlichen prelaten vnnd gotzhüsern, ouch von edlen vnd vnedlen gericht herren, allenthalb mitt der eigenossenschaft hertt vnnd streng gehalltten werden sind, mitt der vgnossamen fällen vnnd lässen vnnd anndern herlichkeitten vnd gerechtikeitten.

Zum ersten, dess lässens halb, das jst wenn ein eigner mänsche abgätt on lib erben, obe er schon schwester und brüder hatt, die sine rechten vnd nächsten erben billich solten sin, nittdestminder so fartt sin hals her zu(o) vnd nimpt von der varenden hab, es sig lützel oder vil, den läss. Namich, so hatt ein gottshuß oder grichts herr nit ein brucen wie der annder, ettlich nement den halben teil der varenden hab, ettlich, ettlich den dritt teil, vnnd einer nitt alls der annder etc. Hiervff jst ouch vnnser ordnung vnnd meinung, das fürhin kein läss sol geben noch gnomen werden.

Item, dess gleich, so jst ein bruch, glich wie der läss, daß man nimpt ein antragende hannd oder ein hagstoltz, oder wie das annders genempt werden mag. Also wann der eigenmönsch an lib erben abgätt, vnangsechen sin schwester, brüder vnnd nächsten frund, so vnderstatt sin halsherr die varenden hab gar zu(o) erben vnnd zu(o) nemen ettlich hhalb, eine nitt wie der annder. Hiervß jst ouch vnnser ordnung vnnd meinung, das söllichs fürhin nit mer brucht werden sol.

Item, dess fals halb söllent die gotzhüser vnnd annder die armen lütt gar bscheidenlich halltten, vnnd besunder wo huß arm lütt sind von den selben zumwenigosten, so sÿ mogen nemen vnnd gnad mitt inen teillen. Dann wo es vnns mer zu(o) tagen zu(o) klag kemen, wie vormals off geschechen jst, so werden wir witer darinn hanndlen, damitt dem armen man in ettlich weg gehollffen vnd von söllicher bswärd entladen werden.

Item, der vngnosamin halb, das jst, wenn ein eigner mönsch wibet oder mannet vsserthalb sins halls herrn eignen lutten, so vnderstatt der halsherr ime darvmb zestraffen etc. Jst vnnser ordnung vnnd meinung, das darinn niemant gestrafft werde, angsechen, d[a]ß die Ee ein sacrament jst, vnnd jederman in disem fal frÿ sol sin.

Item, vnd welscher eigen mönsch sich begertt, der eigenschaft von sinen herrn zu(o) erkouffen vnnd zu(o) ledigen, d[a]ß sol ime nitt abgschlagen sunnder vergonntt werden, vmb ein zimlich gelltt. Wo jm aber der herr zu(o) hertt damitt halltten, sol d[a]ß an jeden ortt vnnd end, wo d[a]ß jst, an der hochen oberkeitt stan, darinn zumittlen vnnd ze mässigen nach zimlich dingen.

Item, nach dem wir leÿen von den geistlichen fürsten, prelaten, gotzhüsern, klöstern, stifften vnnd anndern geistlichen lütten vil zitthar mercklich beschwärtt vnnd getruckt worden sind, mit kouffung, gelegnet vnnd zittlicher gu(o)tter zu(o) jren handen, darvmb, so setzent vnnd ordnen wir ouch jetzmal, das furhin kein gotzhuß, klöster noch anndre geistliche hüser, desglich annder geistlich herren, prelaten vnnd prsonen, kein glegen gu(o)tt, wie man d[a]ß nempt, nitt vssgenomen, zu(o) jren hannden kouffen söllent, Es sÿ dann sach, das jnen söllichs von der wellttlichen oberkeitt, dar inn ein jeder gessen vnnd das gotzhus gelegen jst, verwilget vnnd zu(o) glassen. Suns sol inen das nitt gestattet werden.

Item, dess glich, das die gotzhüser, klöster, Stifftungen vnnd annder geistlich hüser in vnnser eidtgnosschafft glegen kein summa gelltts weder an ewig vnd ablosig zinns anleggen, weder vsserthalb noch innerthalb der eidtgnosschafft an gnust, wissen vnnd willen der oberkeitt, dar inn d[a]ß selb gotzhuß oder stifftung gelegen jst.

Item, es sol ouch ein jettlich gotzhuß schludig sin, järlich rechnung zu(o) geben der oberkeitt, dar inn es glegen jst, vnnd all dess gotzhuß innemen, vss geben vnnd vermogen vnnd aller handlungen.

Item, wir setzent vnnd ornent ouch, welcher mönsch, er sig gsund, siech oder im todpett, ettwas durch gotts willen an die gottshusern, stifftungen, pfru(o)nden oder zu(o) der geistlichen hannden veordnen vnnd machen wöllent, das wir doch nitt werden, so sol ein jeder doch söllich gmacht von hannd frÿ geben vnnd ganntz nitt vff sine glegne gu(o)tter weder ewig noch ablosig zins noch güllt setzen, noch die gu(o)tter in einich weg beschweren. Vnd söllich hoptgu(o)tt, so einer also vermacht, sol zu(o) dess gotzhuß weltlichen pfleger handen überantwurtten, das vmb järlichen gülltt an zelegen, vnnd so dick es abgelösd, durch die weltlichen vogt vnnd pfleger wider vmb angelegt vnnd zum besten versechen werden sol.

Da bÿ so habent wir ouch angsechen vnnd wöllent, das niemant dem anndern das sin mitt gwalltt an recht vorhallt, sunder das jederman dem anndern geben, bezal vnnd halltte, das so er ime schuldig, Es sig zinß, renntt, gülltt, klein vnnd gross zeenden, schulden ouch andrer herlichkeitten vnd gerechtigkeitten, vnd wie das von alter har komen billich vnnd recht gesin jst. Ouch das alle die brieff sigel vnd verschribung in krefften blibent, vnnd was sie inhalltten, trülich gehalltten werden sol.

Vnnd zu(o) letst, jst hiemitt ouch vorbehalltten eine jeden ortt vnnser eidtgenoschafft vnd einer jeder oberkeitt, ob et war in siner oberkeitt mitt den geistlichen prelaten vnd personen, ouch mitt den gotshüsen, stifftungen, klöstern oder andern geistlichen hüsern etwas beschwärd, miss bruch vnnd überlasts hettent vnd erlutendt, sol vnnd mag jettliche welltliche oberkeitt darvmb ouch insechen vnnd thu(o)n vnd nach zimlichen billichen dingen mittlen und abstellen. Doch das söllichs mittel den vorgeschribnen articklen in allweg vnabbruchig vnnd nit widertt sÿent.

Item, es sol jeder pott dise copÿ vnnd artickell vff nächsten tag gen Lucernn mitt ime bringen.

Quelle des deutschen Originaltextes: Staatsarchiv Bern, A IV 23, S. 291–310, zur Verfügung gestellt von Peter Blickle (dem die Autoren danken), transkribiert von Carina L. Johnson, revidiert von Randolph C. Head basierend auf dem Text in Amtliche Sammlung der älteren eidgenössischen Abschiede, IV A, herausgegeben von Johannes Strickler. Brugg: Fisch, Wild und Comp., 1873, S. 569–80, dieser Abschnitt auf Seiten 572–78. Online verfügbar unter: https://babel.hathitrust.org/cgi/pt?id=uc1.c2664694.