Quelle
Appell
Jährlich treiben in der Bundesrepublik rund 1 Million Frauen ab. Hunderte sterben, zehntausende bleiben krank und steril, weil der Eingriff von Laien vorgenommen wird. Von Fachärzten gemacht, ist die Schwangerschaftsunterbrechung ein einfacher Eingriff.
Frauen mit Geld können gefahrlos im In- und Ausland abtreiben. Frauen ohne Geld zwingt der Paragraph 218 auf die Küchentische der Kurpfuscher. Er stempelt sie zu Verbrecherinnen und droht ihnen mit Gefängnis bis zu 5 Jahren.
Trotzdem treiben Millionen Frauen ab – unter erniedrigenden und lebensgefährlichen Umständen.
Ich gehöre dazu. – Ich habe abgetrieben.
Ich bin gegen den Paragraphen 218 und für Wunschkinder.
Wir Frauen wollen keine Almosen vom Gesetzgeber und keine Reform auf Raten!
Wir fordern die ersatzlose Streichung des Paragraphen 218.
Wir fordern umfassende sexuelle Aufklärung für alle und freien Zugang zu Verhütungsmitteln!
Wir fordern das Recht auf die von den Krankenkassen getragene Schwangerschaftsunterbrechung!
Quelle: Appell: „Wir haben abgetrieben“, Formular für die Unterschriftensammlung. Original, Archiv FrauenMediaTurm Köln. Sign. FT.02.034. Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung von Archiv FrauenMediaTurm. Der Appell wurde auch abgedruckt als „Wir haben abgetrieben“, Manifest im Stern, 6. Juni 1971.