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Aussteigen! Die Reise ist zu Ende!
Heide-Marie H.
Jg. 1946, Fotografin, verhaftet am 3.
Dezember 1978
Die DDR verlassen zu wollen, war ein innerer Prozess, der sich über Jahre erstreckte, bis es für mich völlig klar war: In einer Gesellschaft, in einem Staat, der so vehement nach außen abgeschlossen ist gegen den „Rest der Welt“ und der im Inneren keine Handlungs-, nicht einmal Denkfreiheit zulässt, will ich nicht leben; unter solchen gesellschaftlichen Verhältnissen würde ich mein Leben nicht weiter verbringen!
Wenn man zu dieser Einsicht gelangt, denkt man natürlich über die Möglichkeiten nach, die es gibt. Bis zur Rente zu warten geht nicht, und wenn man keinen Beruf hat, der einen nach außerhalb führt, dann bleibt nur die Flucht. Als ich etwa 30 Jahre alt war, hatte ich keine Zweifel mehr, dass ich auch den harten Weg der Flucht gehen würde. Ich hatte mit diesem Staat abgeschlossen, der mir keinerlei Qualitäten bot, auch wenn manche meiner Freunde und Bekannten die Hoffnung auf einen Wandel in der DDR nicht aufgeben wollten.
Bereits während meiner Studienzeit in Leipzig fand ich Zugang zu bestimmten Kreisen, zu Menschen, die sich im Verborgenen engagierten, um die Verhältnisse zu unterwandern. Wir besorgten uns Literatur; irgendwie beschafften wir uns das, was wir lesen wollten. Und die Messezeiten nutzten wir für den intensiven Austausch mit westdeutschen Studenten. Aus solchen Kontakten entwickelten sich enge Freundschaften, die zum Teil jahrelang hielten.
Mitte der 70er Jahre fühlten sich mein Freund und ich nicht mehr sicher. Ein westdeutscher Freund bot uns deshalb seine Hilfe an. Er wollte das Risiko auf sich nehmen und uns aus der DDR herausholen, er wollte uns mit seinem Auto über die Transitstrecke nach West-Berlin bzw. Westdeutschland bringen. Natürlich wusste er, wie gefährlich das auch für ihn war. Aber er hatte aufgrund einer Krankheit die Hoffnung, wenn es wirklich schiefginge, würde er nicht haftfähig sein und schnell wieder aus dem Gefängnis entlassen werden. Dieser Umstand war für mich auch der entscheidende Grund, seine Hilfe anzunehmen, weil ich dachte, wenn die Flucht misslingt, würde er vielleicht Glück haben und nicht meinetwegen eine lange Haftstrafe verbüßen müssen. Und so war es dann auch.
Versteckt im Kofferraum seines Autos brachte dieser Freund aus Westdeutschland zuerst meinen Freund erfolgreich über die Grenze. Am nächsten Tag, am 3. Dezember 1978, war ich an der Reihe. Ich stieg an einer genau verabredeten Stelle an der Transitstrecke in den Kofferraum seines Autos. Und in meinem Fall misslang die Flucht. Als das Auto um Mitternacht am Grenzübergang Drewitz eintraf, musste der Freund den Kofferraum öffnen, und ich wurde entdeckt. Es hieß dann: „Aussteigen! Die Reise ist zu Ende!“
Ich musste aus dem Kofferraum klettern. An Ort und Stelle wurden wir beide verhaftet. Es gab viel Geschrei und Blitzlichtgewitter. Sie nahmen sogar noch dort am Grenzübergang eine Leibesvisitation bei mir vor. Ich hatte aber den Eindruck, dass ich recht ruhig war. Nach einer gewissen Zeit musste ich dann in ein verdunkeltes Auto einsteigen, aus dem ich nicht hinaussehen konnte. Wohin mich das Auto brachte, wusste ich zu diesem Zeitpunkt nicht.
Nach etwa einer Stunde Fahrzeit fand ich mich in einer Gefängniszelle wieder. So eine Zelle hatte ich vorher noch nie gesehen. In meiner Erinnerung war sie etwa anderthalb Meter breit, vier Meter lang und ziemlich hoch. An der Stirnseite befanden sich anstelle eines Fensters Glasbausteine, und an der Wand war ein Lattenrost befestigt, der sich nach unten klappen ließ. Außerdem befanden sich noch ein kleines Tischchen mit einem Hocker, ein Waschbecken und eine Toilette in dieser Zelle.
Ich schreckte zusammen, als die Zellentür zum ersten Mal ins Schloss fiel, mit diesem eigentümlichen Geräusch, das sich mir in der Folgezeit so stark einprägen sollte, dass ich es nie vergessen werde. Ich schätze, da war es 2 Uhr nachts. Ich schlief auch irgendwann ein, aber ich hatte Alpträume; an die „Gespenster“ dieser Nacht kann ich mich noch heute ziemlich genau erinnern. Am nächsten Morgen wurde ich dann zum Verhör geholt. Wann, das habe ich erst bei der Einsicht in meine Stasi-Akten erfahren; es war um 5.30 Uhr. Ich besaß ja keine Uhr mehr, die hatten sie mir weggenommen. Es war etwas ganz Eigenartiges, plötzlich ohne Zeitvorstellung zu sein.
Diese erste Vernehmung dauerte bis in den späten Vormittag. Nach einer kurzen Unterbrechung folgte eine zweite Vernehmung, wieder über mehrere Stunden, und dann eine dritte bis in den späten Abend hinein. Diese Vernehmungen waren sehr anstrengend, denn ich bemühte mich bei allem, was ich sagte, meinem Freund einen Zeitvorsprung für seine Aussagen zu geben. Ich ging zu Recht davon aus, dass er nur einige Meter entfernt in einem anderen Zimmer saß und ebenfalls verhört wurde. Zeitweise hatte ich es mit mehreren Vernehmern zu tun, dann herrschte ein ständiges Kommen und Gehen. Manchmal kamen sie ziemlich aufgeregt an, und ich vermutete, dass sie direkt aus dem Raum kamen, wo mein Freund verhört wurde. Ihre Fragen waren zum Teil sehr übel. So verging der erste Tag.
Wenn ich zur Zelle gebracht oder von dort geholt wurde, die Zelle wurde übrigens Verwahrraum genannt, musste ich beim Aufschließen der Türen immer mit dem Gesicht zur Wand stehen und die Arme hinter dem Nacken verschränken. Diese Befehle, die von den Schließern gebrüllt wurden, sollten verhindern, dass ich mich umsah, um mich zu orientieren. Trotzdem wusste ich inzwischen, wo ich mich befand. Denn als ich zum ersten Mal in diesem Vernehmerzimmer saß und es draußen noch dunkel war, konnte ich an den Fenstern erkennen, dass ich mich in diesem äußerlich so schönen Gebäude meiner Heimatstadt Potsdam, in der Otto-Nuschke-Straße, befand. So hieß die Lindenstraße damals, und es konnte nur dieses Gebäude sein, von dem ich auch wusste, dass sich hinter der schönen Fassade ein Gefängnis verbarg. Das fand ich am nächsten Tag auch bestätigt, als ich den ersten Hofgang machen musste.
Für diesen Hofgang erhielt ich einen riesigen und schweren, dunkelblauen Uniformmantel und riesige, schwere Schuhe. Diese Sachen musste ich am Ausgang des Zellentraktes anziehen, dann wurde ich auf den Hof geführt in eine dieser Freiluftzellen, die von innen ganz grob verputzt und von oben vergittert waren. Wenn ich nach oben blickte, sah ich durch die Gitter sozusagen „bewaffnete Stiefel“, von denen ich mich unten beobachtet fühlte; das war ein sehr herber Eindruck. Ich hätte diesen Hofgang gerne verweigert, aber ich wurde dazu gezwungen.
Vom Potsdamer Stasi-Gefängnis ist mir auch noch etwas anderes überaus deutlich in Erinnerung: die Feststellung meiner Haftfähigkeit, die unmittelbar nach meiner Einlieferung vorgenommen wurde. Ich empfand einen ungeheuren Widerwillen, mich von einem Arzt körperlich untersuchen zu lassen, weil das eine doppelte Zwangslage bedeutete. Das erinnere ich als sehr hart.
Bei den Verhören in Potsdam ging es vor allem darum, den Sachverhalt der Flucht zu klären, ob es sich um eine professionelle Fluchthilfe handelte oder um eine privat organisierte. Es war für mich das Wichtigste, vor allem auch wegen meines Freundes, dass uns nicht professionelle Fluchthilfe unterstellt wurde, sonst hätten sie uns noch „Staatsfeindlichen Menschenhandel“ angehängt. Davor hatte ich die größte Angst.
[…]
Das Thema Essen spielte für mich im Potsdamer Stasi-Gefängnis keine Rolle. Am Anfang konnte ich überhaupt nichts zu mir nehmen, später dann etwas Brot. An das Plastikgeschirr kann ich mich noch gut erinnern. Auch die Gabeln und Löffel waren aus Plastik, Messer gab es nicht. Am Sonntag bekam ich zum Mittagessen Gulasch, Rotkohl und Kartoffeln, weil eben Sonntag war, na ja.
Insgesamt war ich länger als drei Monate in Untersuchungshaft, davon nur vier Tage in Potsdam, danach im Stasi-Gefängnis in Leipzig, wohin ich wegen meines dortigen Wohnsitzes „verlegt“ wurde. Als sie mich nach Leipzig brachten, wusste ich wieder nicht, wohin die Reise ging. Ich musste in ein verdunkeltes Fahrzeug einsteigen und innen in einem „Kabäuschen“ von vielleicht 80 mal 80 Zentimetern Grundfläche sitzen, in dem sich ein Luftloch befand. Zuerst versuchte ich zu rekonstruieren, fährt das Auto links herum oder rechts, aber das brachte nichts. Später erkannte ich, dass ich mich auf der Autobahn befand, ich spürte das leichte Holpern des Fahrzeugs über die Betonschwellen und vernahm auch diese typischen Holpergeräusche. Nach etwa zwei Stunden endete die Fahrt im Hof eines Gefängnisses. Man brachte mich ins Innere und führte mich zu einer Zelle. Als die aufgeschlossen wurde, sah ich eine junge Frau, die mich mit weit aufgerissenen Augen anstarrte. Ich musste zu ihr in die Zelle hinein gehen, dann wurde die Tür wieder verschlossen. Nun war ich plötzlich „zu zweit“.
In Leipzig fanden die Verhöre völlig unregelmäßig statt, manchmal mehrmals am Tag, dann tagelang nicht, und dann wieder Tag für Tag. Dabei ging es erneut um meine Gründe für die Flucht und um deren Hergang. Die Vernehmer wollten auch sehr viel darüber wissen, was ich denke.
Schlimm war während der gesamten Untersuchungshaft die permanente Beobachtung durch den Spion in der Zellentür. Auch nachts wurden wir beobachtet. Wenn ich nicht schlafen konnte und mich im Bett aufsetzte, öffneten sie die Klappe und schrieen, dass ich mich sofort wieder hinzulegen habe.
Nach der Verurteilung musste ich noch für einige Wochen in Untersuchungshaft bleiben und weitere Verhöre erdulden. Ich sollte nun Auskunft über meinen Freundeskreis geben, was ich verweigerte. Sie führten dann Kreuzverhöre mit mir durch, aber ich schwieg. Dabei versetzten sie mich in ziemlich große Angst, weil sie drohten, ich würde hier auf gar keinen Fall wieder heraus kommen und es wäre vorbei mit meiner Zukunft. Sie legten mir auch lange Listen mit Namen von Freunden vor, denen ich in den zurück liegenden beiden Jahren Briefe und Pakete geschickt hatte; sie hatten mich also bereits zwei Jahre lang beobachtet. Meine größte Angst, die mich nach der Verurteilung quälte, war: Was wussten sie über die Aktivitäten in meinem Freundeskreis?
An die Gerichtsverhandlung kann ich mich noch sehr gut erinnern. Kurz vor dem Termin sah ich zum ersten Mal einen Anwalt, den Anwalt Jarausch, der mir zugeteilt worden war. Zu welcher Kanzlei er gehörte, weiß ich bis heute nicht. Meine Familie hatte zwar den Anwalt Vogel bestellt, der hatte mich aber niemals aufgesucht, und ich selbst durfte keinen Kontakt zu ihm aufnehmen.
[…]
Als ich im Gerichtssaal eintraf, befanden sich dort ein Richter, zwei Schöffen, ein Protokollant und eine Staatsanwältin; die Öffentlichkeit war nicht zugelassen. Zuerst wurde die Anklageschrift verlesen. Danach legten sie mir Fotos vor, auf denen zu sehen war, wie ich am Grenzübergang Drewitz aus dem Kofferraum ausstieg. Als ich diese Fotos betrachtete, musste ich lachen, und um das nicht zu zeigen, hielt ich mir ein Taschentuch vor das Gesicht. Anschließend wurde lang und breit über meinen früheren „untadeligen“ Lebenswandel gesprochen; es wurde mir also positiv angerechnet, dass ich eine „vorbildliche“ Entwicklung hinter mir hatte. Das war alles so grotesk!
Ich wurde zu 22 Monaten Haft verurteilt wegen Republikflucht im schweren Fall, Paragraph 213. Die Anklageschrift und das Urteil durfte ich damals nur kurz einsehen. Bis ich diese Papiere ausgehändigt bekam, musste noch über ein Jahrzehnt vergehen.
[…]
Irgendwann kamen wir dann wieder irgendwo an. Es war Nacht, und es lag Schnee. Obwohl es schon Ende März war; erinnere ich mich an verschneite Tannen im Mondlicht und an lautes Bellen und Jaulen von Hunden. Es dauerte nicht lange, bis wir begriffen hatten, dass wir uns in Hoheneck befanden.
Das Frauengefängnis Hoheneck war eine alte, zu einem Gefängnis umfunktionierte Burg. Gleich nach unserer Ankunft nahm man uns die Privatkleidung weg. Wir erhielten Gefangenenkleidung, die aus einer dunkelblauen Hose, einer blaugrauen Hemdbluse und einem unförmigen, dicken Mantel bestand. Wie sich später herausstellte, waren das alles unbearbeitete Uniformteile. Wir bekamen auch ein schwarzes, dreieckiges Kopftuch, das wir tragen sollten. In diese Häftlingskleidung mussten wir unsere Namen einnähen.
Etwa eine Woche blieben wir „Neuankömmlinge“ in einem besonderen Gefängnisbereich, das war so eine Art Zwischentrakt. In dieser Zeit mussten wir den „Wachteln“, wie das Gefängnispersonal unter den Frauen genannt wurde, beim Wäscheaustragen helfen. Wir hatten große Wäschekörbe mit blau-weißkarierter Bettwäsche in die Zellen, die sogenannten Verwahrräume, zu tragen; das waren in den meisten Trakten große Säle für jeweils bis zu 20 Frauen. Während wir die Bettwäsche auf die einzelnen Betten verteilen mussten, durchsuchten die Wachteln die Betten nach den kleinen selbstgebastelten Kuscheltieren, die sich die Frauen heimlich genäht hatten. Und an uns war es dann, diese Kuscheltiere wäschekörbeweise wegzuschaffen. Dass den Frauen diese kleinen Trostspender regelmäßig weggenommen wurden, gehört zu meinen ersten Eindrücken von Hoheneck und ist mir besonders stark in Erinnerung geblieben.
Alle Gefangenen in Hoheneck mussten Zwangsarbeit verrichten. Dafür wurden die Frauen nicht in Betriebe gebracht, sondern bestimmte Betriebe hatten innerhalb des Gefängnisses ihre eigenen Produktionstrakte, wo verschiedene Waren, Bettwäsche, Hemden, Esda-Strümpfe und in einer Abteilung auch Waschmaschinenmotoren für das Waschmaschinenwerk in Schwarzenberg hergestellt wurden. Ich musste für einen sächsischen Textilbetrieb Hemden nähen, das war Fließbandarbeit im Akkord. Während wir arbeiteten, wurden wir einerseits vom Gefängnispersonal bewacht, aber auch von Arbeitern, die aus den Fabriken kamen. Wir mussten in Frühschicht, Spätschicht und Nachtschicht schuften und dabei die vorgegebene Norm erfüllen. Wer die Norm nicht erfüllte, dem wurde Arbeitsverweigerung unterstellt, und das war nach Meuterei sozusagen das Schlimmste, was man tun konnte. Für diesen Fall waren alle möglichen Strafen angedroht, auch Briefverweigerung oder Päckchenentzug.
Manches, was ich in Hoheneck erlebte und erfuhr, hatte ich bis dahin nicht für möglich gehalten. Es war für mich erschütternd zu sehen, dass von diesen 600 bis 800 eingesperrten Frauen der größte Teil junge Frauen waren, 30-Jährige, die mit Unterbrechungen schon zehn Jahre im Gefängnis saßen. Sie waren nach dem Paragraphen 249 verurteilt worden, wegen „asozialen Verhaltens“, oft wegen geringfügiger Delikte. Als billigste Arbeitskräfte wurden sie regelrecht im Gefängnis festgehalten. Die Schicksale dieser jungen Frauen spiegelten die gesellschaftliche Realität der DDR von einer Seite wider, die ich bis dahin noch nicht kannte.
Ich hatte gehofft, nach etwa zwei Dritteln meiner Haftzeit in den Westen entlassen zu werden, das war mir von meinen Verwandten nach den Aussagen des Rechtsanwalts Vogel signalisiert worden. Ich hatte deshalb im Gefängnis einen Ausreiseantrag gestellt. Aber im Herbst 1979 wurde eine Amnestie verkündet, und alle, die unter diese Amnestie fielen, wurden in die DDR entlassen, ich auch. Das war für mich sehr schlimm.
[…]
Dass ich wieder in der DDR leben musste, war für mich sehr hart. Meine Freunde reagierten darauf unterschiedlich. Einige hatten Angst davor, mit mir Kontakt zu haben. Es gab aber auch andere, die sich sehr bemühten, mir zu helfen. Ich selbst hatte große Hemmungen, jemanden zu besuchen. Ich hatte auch Verfolgungsangst. Offensichtlich hörten sie sogar das Telefon meiner Familie ab. Nach einiger Zeit übernahm Rechtsanwalt Vogel erneut meinen Fall.
Im Oktober 1980 war es endlich so weit, dass ich die Ausreisegenehmigung bekam und die DDR innerhalb von 24 Stunden verlassen musste. Ich fuhr mit dem Zug nach Hannover, wo mich meine Freunde abholten. In ein Auffanglager brauchte ich nicht zu gehen, weil ich bei Freunden in Bremen wohnen konnte. Dort fand ich schon nach kurzer Zeit eine Anstellung als Ausstellungsgestalterin in einem großen Museum; Ausstellungsgestaltung ist dann auch mein eigentliches Arbeitsgebiet geworden. Später habe ich noch einmal studiert, visuelle Kommunikation und experimentellen Film.
Ungefähr zum Zeitpunkt meiner Ausreise wurde meine Mutter invalidisiert, und so konnte sie mich bald besuchen. Das war für mich ein Segen, denn mir wurde es ja verwehrt, nach Hause zu fahren. Neun Jahre später ist dann diese Mauer gefallen, das ist für mich nach wie vor eines der schönsten Erlebnisse in meinem Leben.
Quelle: Gabriele Schnell, „Das ‚Lindenhotel‘: Berichte aus dem Potsdamer Geheimdienstgefängnis“. Dritte erweiterte Auflage. Berlin: Ch. Links Verlag, 2009, S. 132–39.